Der ungeliebten Mutter Liebe schenken

Hallo,
ich mache mir gerade viele Gedanken um meine Mutter und der Gedanke , dass sie in ihrem ganzen Leben nie richtig glücklich war macht mich so unendlich traurig und ich weiss nicht ob ich dauerhaft mit diesem Gedanken leben kann , also zum Beispiel über ihren Tod hinaus .

Meine Mutter hatte eine schwere Kindheit , eine schwere Ehe mit meinem Vater und auch jetzt wieder eine nicht ganz so einfache Beziehung mit einem Mann . Meine Mutter hat nie so etwas wie Liebe und Wertschätzung erfahren und wurde immer nieder gemacht bzw. für verrückt erklärt .Sie hat immer viel gearbeitet und hatte trotzdem nie Geld .

Gerne würde ich ihr Leben etwas einfacher gestalten um sie etwas glücklicher zu sehen , dass ist mir wirklich ein Anliegen …aber das würde meinen finanziellen Rahmen sprengen.
Letzendlich benötigt sie auch viel mehr meine Liebe (und die meiner Geschwister) und Aufmerksamkeit , aber auch die kann ihr nur bedingt geben . Meine Mutter ist zwar kein schlechter Mensch , aber auch ich musste mich aufgrund ihrer Psyche alleine gross ziehen und hatte es nicht immer einfach . Ich könnte niemals sowas sagen wie "hab dich lieb " .
Ich weiss wie sehr sie meine Nähe braucht , aber ich kann ihr einfach nicht mehr geben und habe Angst , dass ich mir irgendwann mal Vorwürfe machen werde , ich möchte doch nur das es ihr gut geht .
Wir verstehen uns gut , aber tatsächlich macht sie mich manchmal wahnsinnig und ich versuche trotzdem immer ganz lieb zu ihr zu sein und ihr beizustehen , das kostet aber ganz schön Kraft , weil es einfach gespielt ist .
Bin traurig , was meint ihr ?

ps : ich bin 31 und meine mutter 60

Liebe Lotte!

Was du schreibst kann ich unheimlich gut nachvollziehen, weil es mir ähnlich erging.

An den Punkt, an dem du jetzt bist, bin ich leider erst nach dem Tod meiner Mutter und nach ein paar Jahren Psychotherapie gelangt. Deshalb finde ich es toll und bewegend, dass dir das jetzt schon gelingt.

Ich kann mir vorstellen, wie schwer es ist, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, wenn die eingeschliffenen Verhaltensmuster es einem so schwer machen.

Hast du mal überlegt, ihr das alles in einem Brief zu schreiben?
Dann würde die direkte Konfrontation ausbleiben, auch die Möglichkeit, dass alte Verhaltensmuster dein Ansinnen kaputt machen. Aber sie wüsste dann, dass du sie trotz allem liebst. Vielleicht hat ihr das noch nie ein Mensch gesagt und vielleicht bewegt es etwas in ihr.

Ich wünsch dir Mut und Glück!

Gruß, noi

Liebe Lotte,

Wir verstehen uns gut , aber tatsächlich macht sie mich
manchmal wahnsinnig und ich versuche trotzdem immer ganz lieb
zu ihr zu sein und ihr beizustehen

Versuche genau das auch weiterhin, dann musst du dir später auch keine Vorwürfe machen: Du hast es offenbar geschafft, ein ganz gutes Verhältnis zu deiner Mutter aufzubauen, obwohl sie keine ganz einfache Person zu sein scheint. Dass du manchmal genervt bist, bedeutet nicht, dass du eine schlechte Tochter bist; dass du immer noch das Beste für deine Mutter willst und dich um die Beziehung zu ihr bemühst, OBWOHL du manchmal genervt bist, zeigt vielmehr, dass du eine GUTE Tochter bist.

weil es einfach gespielt ist .
Bin traurig , was meint ihr ?

Ich meine, dass diese beiden von mir zitierten Zeilen einander widersprechen: Was genau ist denn gespielt? Schön, du sagst deiner Mutter nicht ins Gesicht, dass ihre Art dich manchmal ärgert, aber deswegen ist doch deine Beziehung zu ihr nicht gespielt. Du machst dir Gedanken um ihr Wohlbefinden, du bemühst dich und bist traurig, weil du gern noch mehr tun würdest - das klingt im Gegenteil alles sehr echt.

Du schreibst, dass dich das alles viel Kraft kostet, und das ist auch verständlich. Aber du hast ja Geschwister - hast du mit ihnen schon einmal über die Situation gesprochen, und sehen sie das Ganze ähnlich? Vielleicht könnt ihr euch ausmachen, dass ihr abwechselnd eure Mutter regelmäßig besucht. Das allein zeigt ihr schon, dass sie euch etwas bedeutet; „hab dich lieb“ geht manchen Menschen ja ganz leicht von den Lippen, in manchen Beziehungen aber, wo Gefühle nie laut ausgesprochen wurden, passt es gar nicht so richtig. Da sind dann die Taten wichtiger.

Liebe Grüße und Kopf hoch!

Hi!

ich mache mir gerade viele Gedanken um meine Mutter und der
Gedanke , dass sie in ihrem ganzen Leben nie richtig glücklich
war macht mich so unendlich traurig und ich weiss nicht ob ich
dauerhaft mit diesem Gedanken leben kann , also zum Beispiel
über ihren Tod hinaus .

Mal hart gesagt: Dein Problem, nicht ihrs. Du schreibst viel „ich“, obwohl Du behauptest, es ginge Dir um Deine Mutter.

Wenn ich das so lese, solltest Du Dich erst einmal um Deine Altlasten kümmern, bevor Du Dich um Deine Mutter kümmerst. Das wird dann nämlich wahrscheinlich auch einfacher werden, wenn Du mit Dir im Reinen bist.

Wir verstehen uns gut , aber tatsächlich macht sie mich
manchmal wahnsinnig und ich versuche trotzdem immer ganz lieb
zu ihr zu sein und ihr beizustehen , das kostet aber ganz
schön Kraft , weil es einfach gespielt ist .

Und das ist doch respektlos, zu jemandem lieb zu sein, obwohl derjenige einen gerade wahnsinnig macht. Versuche es mal mit mehr Erhlichkeit statt vordergründig „lieb zu sein“. Eine ehrliche Rückmeldung ist zwar am Anfang manchmal schwer zu verkraften. Wenn Deine Mutter aber merkt, dass dahinter echte Anteilnahme steckt, hat sie mehr davon als vom Theaterspielen. Und auch Deine Einstellung wird sich u.U. ändern. Du musst Dich nicht ständig zwingen, nett zu sein, sondern kannst in aller Ehrlichkeit ganz anders auf sie zugehen.

Bin traurig , was meint ihr ?

Genau, aber da kann Deine Mutter nicht wirklich was dafür (und umgekehrt auch nicht). Zur Erklärung:
Deine Mutter hatte eine harte Zeit. Dafür kannst Du ja nichts, als Kind hast Du da keinen Einfluss darauf.
Nun bist Du traurig, inzwischen erwachsen. Deine Mutter ist aber nicht mehr dafür zuständig Deine Bedürfnisse zu erfüllen.

Begegenet Euch mal versuchsweise wie zwei mündige Erwachsene.

Auch das hier von mir ist nicht dazu gedacht, Dich runterzumachen, sondern meine offene und ehrliche Meinung zu Deinem Thema :smile:

Grüße
kernig

Hallo,

kümmer dich um dich. Was dir zu schaffen macht ist in erster Linie deine eigene Kindheit. Die musst du hinter dir lassen - vergib deiner Mutter, das musst du nicht wörtlich tun, und nimm sie wie sie ist. Du bist erwachsen. Man kann nicht sein Leben lang seinen Eltern entweder Vorwürfe machen oder bedauern, dass das Leben so lief wie es lief. Man muss sein eigenes Leben auf die Reihe kriegen.

Grüße

Hallo,

und vielleicht bewegt es etwas in ihr.

Du meintest sicherlich

und vielleicht bewegt es etwas in Dir.

Verzeihen
Selbstmitleid

und dergleichen Themen.

Ich wünsch dir Mut und Glück!

Mut sicherlich, Glück bedarf es hierzu aber nicht. Welches Glück sollte denn etwas ändern und in Bewegung bringen?

cumc