Der Weihnachts-Schnee-Mythos

Von klein auf lernen deutsche Kinder, dass der Weihnachtsmann mit dem Schlitten durch die tief verschneite Landschaft fährt. Zu Weihnachten liegt der Schnee schwer auf den Tannen, deckt alles zu, die Kinder bauen Schneemänner und spielen auf dem zugefrorenen See. Alles ist weiß, auch in fast allen Kinderbüchern, Gedichtbänden…Nur hat dies mit der Realität zumindest hier in Hamburg nicht das Geringste zu tun, seit vielen Jahren ist das Weihnachtswetter grau, feucht bei 5 - 10 Grad plus.
Gibt oder gab es in Süd- oder Ostdeutschland stärkere Annäherungen an diesen Mythos? Und warum wird so wirklichkeitsfremd bis heute an ihm festgehalten?

Die Deutschen glauben eben gerne an Märchen. ca 60 % glauben sogar an eine Religion, die mindestens ebensolche wirklichkeitsfremde Thesen aufstellen.

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Ja, natürlich.
Hier bei mir im bayerischen Oberland haben wir zwar keinen Weihnachtmann, aber meistens genug Schnee an Weihnachten. Zumindest in unmittelbarer Nähe die entsprechenden Höhenlagen dafür.

Ich kann mir vorstellen, dass (neben der Idealisierung/Romantisierung der „weißen Weihnacht“, die natürlich wesentlich ist) auch historische Gründe eine Rolle spielen.
Den Weihnachtsmann bzw. seine Vorgängerfigur, den Nikolaus, haben wir als Geschenkebringer m.W. seit ca. 500 Jahre. Die ersten 300 Jahre davon war in Mitteleuropa die sog. „Kleine Eiszeit“, d.h. eine Phase mit deutlich mehr Schnee und Eis in ganz Deutschland.

Gruß
F.

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Du musst auch bedenken, wie lange die Entstehung solcher Märchen/Sagen zurück liegt. Meine Eltern erzählten mir auch, dass zu ihrer Kindheit ab und zu mal Schnee zu Weihnachten lag. Das ist schon eine ganze Weile her und die Entstehung dieses Märchens liegt noch weiter zurück.

Bei uns kam annotuck wie auch heutzutage das Christkind, allerdings haben sich die Adressaten geändert, zu mir kommt das nicht mehr :wink:

Zum Thema Schneefall: letztes Jahr hat es in meinem Taldorf im Hochsauerland pünktlich zur Bescherung geschneit, der Schnee blieb allerdings nicht liegen. Haltbareren Schnee hat es hier Ende Januar / Anfang Februar. Das letzte mal weiße Weihnachten hatten wir 2007, kann ich so genau datieren, da mein Onkel Heiligabend verstarb, definitiv bis zur Wald-Trauerfeier am 02.01. eine geschlossene Schneedecke herrschte und ich ständig zwischen den Dörfern hin und her musste.

Als ich Kind war, also in den 80ern, lag um Weihnachten tatsächlich sehr oft Schnee in Berlin. Der Trick ist halt, dass Schnee nur kommt, wenn es um die 0 Grad ist. Da macht das bisserl globale Erwärmung schon viel aus.

Servus,

es gab sie überall, bis an die Nordsee- und Kanalküste, im Lauf der letzten „kleinen Eiszeit“ Mitte des 16. Jahrhunderts.

Zu dem typischen, bis heute fast regelmäßigen Temperatursturz mit Winterwettereinbruch etwa 10 Tage nach Wintersonnwende gab es sie zuletzt im Winter 1978 / 1979, als man von Jylland her kommend nur noch bis zur deutschen Grenze kam (weil die Dänen ihre ungefähr vierzig Jahre alten Schneepflüge schnell ausgemottet und eingesetzt hatten, sobald es zu schneien anfing), während in Deutschland dringende z.B. Krankentransporte in der Heide nur noch per Schützenpanzer durchgeführt werden konnten.

Ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen, und daher in bleibender Erinnerung, wenn es mal kommt, ist ein erster Schluck Winterwetter bereits kurz vor Wintersonnwende. Das ist dann die berühmte „Weiße Weihnacht“.

Wenn wir grade schon bei ungewöhnlichem Winterverlauf sind, der sich bleibend einprägt: Das letzte Mal, dass der Bodensee vollständig zufror, war 1963. Es gab damals eine gemeinsame Station von Grenzpolizei der Anrainerländer Österreich, Schweiz und Deutschland an der Stelle, an der die Grenzen sonst auf dem Wasser zusammentreffen (freilich nur für ein Zeitungsfoto). Seegfrörne ist im „langjährigen Mittel“ ein Mal pro Jahrhundert. Trotzdem träume nicht nur ich (war damals schon am Leben, aber noch zu klein zum mit aufs Eis gehen) davon, nochmal eine Seegfrörne zu erleben - auch wenn das denkbar unwahrscheinlich ist.

An Februarmorgen mit - 15 bis -20 Grad Frost und vielleicht zwanzig Zentimeter Schnee erinnere ich mich aus Oberschwaben noch während der gesamten 1970er Jahre (später deswegen nicht mehr, weil ich nicht mehr dort lebte).

Schöne Grüße

MM

Servus,

dass zwischen der ersten und der zweiten „Weile“ eine Zehnerpotenz Unterschied liegt, ist Dir aber schon klar, hoffe ich? Und was ein Märchen und eine Sage ist, könntest Du vielleicht nochmal nachschlagen.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

ist für D eine ziemlich neue Erfindung, der Santa wurde im Lauf der letzten fünfzig Jahre sukzessiv importiert, das Christkind hat er erst seit der Jahrtausendwende verdrängt, und seinen (beim Santa allerdings arg verzerrten) Vorgänger Nikolaus gibt es noch ziemlich verbreitet, wenn auch oft in einer rätselhaften Vermischung mit St. Martin und nicht mehr kalendergerecht, sondern bevorzugt auf Freitagabende gelegt.

Geraume Zeit vor dem Santa gab es eine Figur „Weihnachtsmann“, der allerdings mit sehr viel weniger Hollywood auskam. Dieser existierte, wenn ich recht weiß, vor allem im niederdeutschen Bereich - mir ist er erstmals in Erich Kästners „13 Monaten“ begegnet, und er kam mir ungefähr so exotisch vor wie ein Totempfahl.

Schöne Grüße

MM

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