Derer oder deren?

Liebe Deutsch-Gemeinde, ich stolpere gerade bei der Lektüre von „Griechische Mythologie“ (Robert von Ranke-Graves), S. 115, über: „die Titanen,…es waren IHRER vierundzwanzig an der Zahl“.
Eine Redewendung, die man leider nur noch selten hört/liest. Dabei kam mir die Frage „hoch“, was man eigentlich wann sagt: „Die Titanen, derer 24 zu Tische waren“ oder: „…deren 24…(zu Tische)…waren“?
Ich habe das Gefühl, beides ist „richtig“, aber „deren 24“ wiese daraufhin, daß ALLE (eben die 24)…Titanen zu Tische…waren.
Was meint Ihr dazu?
Ich bin leider nicht mit den Fachbegriffen der deutschen Grammatik vertraut und würde mich auch sehr froien und freuen über eine diesbezügliche Auskunft!
Herzlichen Dank für alle Beiträge!
Liebe Krüsse, Moinmoin, Manni

Pst: ich trolle mich eigentlich eher ungerne im Deutsch-Brett herum, aber halte doch obige Frage für wichtig genug, da sie mir wieder mal Grammatik und Stilistik zu verbinden scheint.
Und nun trolle ich mich…

hi,
empfehle dazu
http://faql.de/wortgebrauch.html#derer

sukkus:
deren und derer sind beides Pronomina im Genitiv Singular Femininum und im Genitiv Plural aller Genera.
[…]
Als Demonstrativpronomen ist derer somit vorausweisend und deren rückweisend. Als Relativpronomen, das ja aus dem rückweisenden Demonstrativpronomen entstanden ist, gibt es nur deren.

das seh ich auch so.

hth
m.

Hallo, Kurt!

Ich bin leider nicht mit den Fachbegriffen der deutschen
Grammatik vertraut

Deshalb noch eine Erklärung ohne Fachbegriffe:

„Die Titanen, derer 24 zu Tische waren“

„Die Titanen, deren 24 zu Tische waren“

In deinem Beispiel verweisen „derer“ oder „deren“ zurück auf „Die Titanen“; „derer“ und „deren“ werden also rückbezüglich verwendet.

Früher galt, dass nur „deren“, nicht aber „derer“ rückbezüglich verwendet werden dürfen. Diese Regel ist in Auflösung begriffen, d.h. beide Sätze sind nunmehr richtig. Jedoch würde ich nach wie vor die Variante mit „deren“ bevorzugen.

„Derer“ wird nämlich normalerweise im umgekehrten Fall verwendet, nämlich um voraus zuweisen:

„Das schlechte Gewissen derer (derjenigen), die X verbrochen haben.“

„Derer“ ist hier ein Vorverweis auf „die“. Grammatisch falsch wäre der Satz mit „deren“ oder „jener“:

* „Das schlechte Gewissen deren / jener, die X verbrochen haben.“

Gruß,
Benjamin

Grundsätzlich gibt es einen Bedeutungsunterschied bei derer und deren.

Man kann nämlich zunächst sagen:

  1. Die Opfer, derer (deren) der Pfarrer gedachte
  2. Die Opfer, deren Pfarrer ihrer gedachte

In 1. ist das, worauf sich das Relativpronomen bezieht,
Genitiv-Objekt,
In 2. jedoch Attribut.

Der Genitiv kann nämlich anders als die anderen Fälle auch attributiv verwendet werden.

Früher unterschied man wohl nicht zwischen diesen Varianten und sagte immer „deren“. Dafür unterschied man aber mit „derer“ und „deren“ eben die Richtung des Bezugs.

In 1. jedoch weicht „deren“ von der Endung her von den Genitivformen, die bei einem Hauptsatz verwendet würden, ab (gedachte ihrer, gedachte der Opfer), deshalb etablierte sich die Benutzung von „derer“, zumal ja dadurch auch keine Missverständnisse bezüglich der Bezugsrichtung auftreten.

Bei Wörtern wie Zahlenangaben u. ä. herrscht nun eine Art Zwischending vor:
Sie können zwar ein Genitiv-Attribut besitzen (24 der Titanen, viele der Kinder), andererseits erfährt das entsprechende Possessiv-Pronomen eine besondere Flexion, da „viele“, „24“ usw. ja keine Substantive sind und keinen Genus haben (z. B. viele Kinder -> ihrer viele = viele von ihnen). Diese Flexion ist aber wiederum genau die eines Genitiv-Objektes (Ich gedenke ihrer)! Folglich liegt es nahe, dass auch hierbei wie in 1. verfahren werden kann.
Facit: Das Abweichen von alten Regeln kann auch eine Verbesserung sein.

Wenn man jetzt aber sagt: „Die Titanen, deren 24 da waren“, so kann man dies durchaus auch als einen Satz vollständig in der Art von 2. interpretieren. Dann lautetet der Satz als Hauptsatz aufgelöst aber „Die 24 der Titanen waren da“ anstatt „24 der Titanen waren da“ und hat die Bedeutung, die du, kurt, erwähnt hast!

ti amo ò te quiero? free beer for a ‚too‘
Zunächst einmal herzlichen Dank für die
hilfreichen Beiträge!
Die Frage der „korrekten Grammatik“ ist
mir (wird mir grade klar) dabei echt nur
die EINE Seite des Problems. Die ANDERE
ist inhaltlich und oißert und innert sich
zum Beispiel an einem möglichen
Bedeutungsunterschied von:
„wir gedenken deneR, die…“ und:
„wir gedenken deneN, die…“
Ich habe das Gefühl, daß beide Versionen
„grammatisch korrekt“ sind, und wahrscheinlich
als „alternativ anwendbar“ gelten.
Jaja, denke ich, aber mit welcher Nuance an
Tonfall-Unterschied? Oder mehr?
Kommt wohl auch darauf an, was wir unter
„gedenken“ verstehen TUN.
Do we really?
Or only childerim childish Island-Apes?
Nun, das "geht einglich wohl in eine Konversation
über deutsche Grammatik rein. Aber aus dem
Plasudereibrett würden wir bestimmt rausgeworfen!
Hat jemand „Lust“ zur Konversation über Grammatik?
Liebe Krüsse, Moin, Manni

Pst: mir geistern dabei solche Namen wie
„Akkudatief“ und „Dagenitief“ u.ä. durch den Kopf.
Die Pommes und Matadores habens da scheints leichter
le, à lui, de lui. Te/ti (?) dico io (?) e dico a te (?)
Oder auch wie mein hispanophoner Freund Mario oft sagt:
„ich haue gleich meine Faust an Dich!“

bedenken - Konsiderationen
Ist vielleicht in „wir gedenken deren, die“ nur das/die, die der „DEREN“ verloren gegangen? Also eigentlich: „wir gedenken deren (zB Angehörigen, oder Schicksal), die…“
Aber ist das „grammatisch“ korrekt: „deren Schicksal, die…“? Kann sich (grammatisch) dies „die“ auf das „deren“ beziehen, gewisserweise über das Schicksal hinweg?
Andererseits, man sagt ja auch: „das da ist meins!“ (allerdings nicht „und das da ist unserS“, oder? Oder doch auch beides: „das da ist unser!“ UND AUCH: „das da ist Unseres!“ (im Sinne von „das unsere, DASjenige, das uns([er]es) ist!“
Mainerainersainer naigt daher öfter zu:
„das da ist des meinigen eines“ (oder `eineR´???)
Aber „deS meinigeN eineS“? Und wenn man nun nur EINS hat? Neenee, kein[e] „Eins“ in Deutsch!
Sollte sich (auch die) deutsche Grammatik schließlich als ziemlich onomatopoetoes herausstellen?
Lieber „des meinigen eines“ ODER „der meinigen einer“ als „des meinigen einer“ oder „der meinigen eines“…
Oder lieber genau anders herum?
Zumindest deutsche Schriftsteller legen fein ein.
Philologen sollten daher fein auslegen, findich.

Ich wünsche allen ein schönes Wochende!
Liebe Krüsse, Moin, Manni

Ist vielleicht in „wir gedenken deren, die“ nur das/die, die
der „DEREN“ verloren gegangen? Also eigentlich: „wir gedenken
deren (zB Angehörigen, oder Schicksal), die…“
Aber ist das „grammatisch“ korrekt: „deren Schicksal, die…“?
Kann sich (grammatisch) dies „die“ auf das „deren“ beziehen,
gewisserweise über das Schicksal hinweg?

Vorsicht, zwar kann derer heute auch zurück verweisen, aber deren kann glaub ich immer noch nicht nach vorne verweisen.

Es müsste dann „wir gedenken dereR, die“ heißen, und entsprechend
„wir gedenken dereR Schicksal“ etc.

„Wir [Verb] dereN Schicksal“ gibt es zwar auch, dann stünde aber „deren Schicksal“ im Dativ oder Akkusativ, „gedenken“ verlangt aber Genitiv.

Das mit dem „Über-ein-Wort-hinweg-beziehen“ ist zwar nicht so schön, aber meiner Meinung könnte es möglich sein, wenn das Relativpronomen eindeutig nicht dem überbrückten, letzten Wort zuzuordnen ist. Es gibt in der Literatursprache viele Beispiel solcher Überbrückungen, z. B. „Fernes Flötenlied, vertöne, das ein leises Sehen rührt“. Besser wäre aber

„wir gedenken des Schicksals derer, die“.

Das mit der Auslassung von „Schicksal“ oder Ähnlichem könnte meiner Meinung nach auch stimmen. Warum macht man dann eine so komplizierte Formulierung? Allerdings empfindet man es gewiss heute nicht mehr so.
Manche scheinbar willkürliche Regeln der Sprache sind auf ganz einfache Dinge zurückzuführen, so sind z. B. die Flexionsendungen von Verben u. a. eigentlich Formen der entsprechenden Personalpronomen, die sich im Laufe der Zeit veränderten. Deshalb lassen manche Sprachen auch Personalpronomen vor den Verben weg.
Wenn man das betrachtet, machen z. B. die schwierigen Grammatikformen von Latein und Französisch mehr Sinn und werden leichter, aber leider kennen viele Lehrer diese Zusammenhänge entweder selbst nicht genau oder halten sie für zu kompliziert, um sie Schülern zu erklären.

Andererseits, man sagt ja auch: „das da ist meins!“
(allerdings nicht „und das da ist unserS“, oder? Oder doch
auch beides: „das da ist unser!“ UND AUCH: „das da ist
Unseres!“ (im Sinne von „das unsere, DASjenige, das
uns([er]es) ist!“

Bei „das ist meins“, „das ist meine“, „das ist meiner“ oder auch „das ist unser(e)s“ stehen die Formen von „mein“ im Nominativ, das Verb ist hier „etwas sein“. „meiner“ ist keine Genitiv-Form, sondern wie „meine“ und „meines“ eine nach dem Geschlecht flektierte Form im Nominativ.

„Das ist mein“, „das ist unser“ sind möglicherweise alte Formen von obigem, die geschlechtsunspezifisch sind. Vergleiche Literatursprache: „ein herrlich Ding“ statt „ein herrliches Ding“.

Facit: „Sein“ verlangt keinen Genitiv, deshalb ist es nicht mit „gedenken“ vergleichbar.

Mainerainersainer naigt daher öfter zu:
„das da ist des meinigen eines“ (oder `eineR´???)
Aber „deS meinigeN eineS“? Und wenn man nun nur EINS hat?
Neenee, kein[e] „Eins“ in Deutsch!
Sollte sich (auch die) deutsche Grammatik schließlich als
ziemlich onomatopoetoes herausstellen?
Lieber „des meinigen eines“ ODER „der meinigen einer“ als „des
meinigen einer“ oder „der meinigen eines“…
Oder lieber genau anders herum?
Zumindest deutsche Schriftsteller legen fein ein.
Philologen sollten daher fein auslegen, findich.

Ich wünsche allen ein schönes Wochende!
Liebe Krüsse, Moin, Manni

Ebenso, auch wenn das meinige vorbei ist.

Miauem tengsknota
Zu doitsch: "ich haTTe Seh[e]nsucht.
Schreibt man aber polnisch´korrekt>: „mialem te,sknota“, mit
dem Komma drannam eeeh!

Lieber FC(kein)W(eh)!
So macht „Deutsch“ Spaß! Danke für Daine Erloiterungen!
Noch keine inhaltliche Befaßßung von mir, nur „erstmal“ etwas „Würze“ dazu:
„wir gedenken des Schicksals derer, die“.
Okay, da erkennt man die Gene tiefer. Und was wäre mit:
„wir gedenken des[en?] derer, die“? oder doch:
„wir gedenken des `des´ derer, die das nicht bedenken“?
Lieber Krüßße, Moinmoin, Manni

Kleiner Rätselfrage zu meinem „Anlativ“
(oder Kommdudatiefer"?):
Was könnte man wohl mit:
„Wir fahrem busem in nach Bremen“?
Wenn ich mich recht erinnere, heißt es auf Polnisch:
„Bilem 2 raz[em?] Katowice,“ (mit dem u-l und dem èm´-e,
Also doch wohl mehr ein latinopolakischer Lockatief?