Descartes: Stufen des Zweifels analytische Methode

Hallo,
ich habe in Ethik ein Vortag zu halten, mit der Thematik: „Cogito ergo sum“.

Nun stehe ich aber vor einem Problem.

1.)Ich soll die Stufen des Zweifels nennen. Ich habe bereits mehrere Seiten durchforstet und mir werden entweder 3, 4 oder 6 Stufen genannt. Was ist nun richtig? Wobei ich davon ausgehe, dass auf der Seite mit den 6 Stufen eher die 6 Meditationen gemeint sind.

2.)Von mir wird auch eine analytische Methode verlangt. Leider kann ich damit rein gar nichts anfangen. Was ist in etwa damit gemeint?

Um die Ausarbeitung kümmere ich mich selbst. Ich brauche lediglich nur ein paar Denkanstöße, weil ich scheinbar auf dem Schlauch stehe.

Schon mal im voraus danke.

Hi!

1.)Ich soll die Stufen des Zweifels nennen. Ich habe bereits
mehrere Seiten durchforstet und mir werden entweder 3, 4 oder
6 Stufen genannt. Was ist nun richtig? Wobei ich davon
ausgehe, dass auf der Seite mit den 6 Stufen eher die 6
Meditationen gemeint sind.

Meiner Meinung nach ist damit das gemeint, was hier: http://www.phil-o-sophie.ch/dokumente/descartescogit…
im 5. Abschnitt beschrieben wird, lässt sich nachlesen in den Meditationen (ich denke,in der ersten). Letzteres wäre insgesamt für dein Projekt auch nicht von Nachteil.

Welche Stufenbezeichnungen werden denn in deinen Quellen benutzt? Vielleicht können wir ja definitiv etwas ausschließen?!

2.)Von mir wird auch eine analytische Methode verlangt. Leider
kann ich damit rein gar nichts anfangen. Was ist in etwa damit
gemeint?

Da dürftest du hier erste Ansätze finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Discours_de_la_m%C3%A9t…
Sprich also: nicht DU sollst die analytische Methode anwenden, sondern wohl eher Descartes analytische Methode (die zu seiner Zeit methodisches Neuland war) vorstellen.

Schon mal im voraus danke.

Bitte, ich hoffe, es hilft.

Gruß
Dine

Hallo.

Gerhard Vollmers Analyse über die Ableitung Descartes würde dir da auch weiterhelfen, denke ich.

Gruß

Balázs

Hi,

1.)Ich soll die Stufen des Zweifels nennen. Ich habe bereits
mehrere Seiten durchforstet und mir werden entweder 3, 4 oder
6 Stufen genannt. Was ist nun richtig? Wobei ich davon
ausgehe, dass auf der Seite mit den 6 Stufen eher die 6
Meditationen gemeint sind.

In Bezug auf René Descartes, glaube ich auch, das die 6 Meditationen gemeint sind. Zumindest hängen sie alle mit René Descartes zusammen.

2.)Von mir wird auch eine analytische Methode verlangt. Leider
kann ich damit rein gar nichts anfangen. Was ist in etwa damit
gemeint?

Ich weiss zwar nicht wann du deinen Vortrag halten musst, aber " wer nicht fragt bleibt dumm!" ist nicht nur ein Ausschnitt des ehm. Intros einer sehr beliebten Kinderserie, sondern sollte als Grundgedanke jeden Wissens- und Weisheitsstrebenden zählen.

Ich kann dir nicht sagen, was dein Lehrer/in/Tutor/in von dir will. Also frag ihn/sie doch einfach, was genau darunter zu verstehen sein soll.

Lehrer etc. werden dafür bezahlt, das man sie Löcher in den Bauch fragen darf…wenn sie das nicht wollen, sollten diese Lehrer etc. mal in sich gehen und überlegen, ob es der richtige Beruf für sie ist.

Ansonsten wünsch ich dir viel Erfolg noch.

mfg,

Hanzo

Die drei Zweifelsstufen
Hi.

1.) Ich soll die Stufen des Zweifels nennen. Ich habe bereits
mehrere Seiten durchforstet und mir werden entweder 3, 4 oder
6 Stufen genannt. Was ist nun richtig? Wobei ich davon
ausgehe, dass auf der Seite mit den 6 Stufen eher die 6
Meditationen gemeint sind.

Natürlich sind 3 Stufen gemeint. Diese Stufen nennt Descartes in der Ersten Meditation. Sie beziehen sich auf den Zweifel an den Sinneswahrnehmungen, an der Realität von Sinneswahrnehmungen überhaupt und an der Menschenfreundlichkeit des Weltschöpfers.

Sinneswahrnehmungen können täuschen. Das motiviert Descartes, sie anzuzweifeln:

_Alles nämlich, was mir bisher am sichersten für wahr gegolten hat, habe ich von den Sinnen oder durch die Sinne empfangen; aber ich habe bemerkt, dass diese mitunter täuschen, und die Klugheit fordert, Denen niemals ganz zu trauen, die auch nur einmal uns getauscht habe_n.

Allerdings können nicht alle Sinneswahrnehmungen bezweifelt werden:

Allein wenn auch die Sinne in Bezug auf Kleines und Entferntes bisweilen uns täuschen, so ist doch vielleicht das meiste derart, dass man daran nicht zweifeln kann, obgleich es aus den Sinnen geschöpft.

Also ergibt sich, als nächster methodischer Schritt, der Zweifel an der generellen Realitäts"fähigkeit" von Sinneswahrnehmungen: Ist alle Wahrnehmung nur geträumt?

Dies klingt sehr schön; aber bin ich nicht ein Mensch, der des Nachts zu schlafen pflegt und Alles dies im Traume erfährt? Ja mitunter noch Unwahrscheinlicheres als das, was Jenen im Wachen begegnet? Wie oft kommt es nicht vor, dass der nächtliche Traum mir sagt, ich sei hier, mit dem Rock bekleidet, sitze am Kamin, während ich doch mit abgelegten Kleidern im Bette liege!

Aber auch hier entdeckt Descartes Aspekte, die nicht bezweifelt werden können:

Deshalb muss wenigstens das Allgemeine davon, die Augen, das Haupt, die Hände und der ganze Körper nicht als eingebildete, sondern als wirkliche Dinge bestellen. Denn selbst die Maler können, wenn sie Sirenen und Satyrisken in den ungewöhnlichsten Gestalten zu bilden suchen, diesen keine durchaus neue Natur beilegen, sondern sie mischen nur die Glieder verschiedener Geschöpfe. Ja selbst wenn sie etwas durchaus Neues, noch nie Gesehenes sich ausdenken, was mithin rein erdacht und unwahr ist, müssen doch wenigstens die Farben wirkliche sein, mit denen sie jenes darstellen.

Descartes sieht also zu viele Gemeinsamkeiten von Sinneswahrnehmung und Traum, als dass der Traum als einziger Wahrnehmungsmodus plausibel wäre. Über die Details seiner Argumentation kann man sicher streiten.

Bleibt nur noch der radikale Zweifel daran, dass überhaupt Wahr-Nehmung möglich ist. Damit gelangt Descartes zum „bösen Gott“, dem genius malignus.

Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen; ich will annehmen, dass der Himmel, die Luft, die Erde, die Farben, die Gestalten, die Tone und alles Aeusserliche nur das Spiel von Träumen ist, wodurch er meiner Leichtgläubigkeit Fallen stellt; ich werde von mir selbst annehmen, dass ich keine Hände habe, keine Augen, kein Fleisch, kein Blut, keine Sinne, sondern dass ich mir nur den Besitz derselben fälschlich einbilde;

An anderer Stelle gibt Descartes zu, dass natürlich auch dieser Genius in Zweifel gezogen werden kann, da weder er noch sein theoretischer Gegenpart, der gute Gott, beweisbar sind.

Jedenfalls führt die dritte Zweifelsstufe Descartes zu der Einsicht, dass nur eines nicht bezweifelbar ist: das Ego, welches in all diesen Zweifelsstufen präsent ist: Cogito ergo sum

Er schreibt in der Zweiten Meditation:

Aber unzweifelhaft bin ich auch dann, wenn er mich täuscht; und mag er mich täuschen, so viel er vermag, nimmer wird er es erreichen, dass ich nicht bin, so lange ich denke, dass ich Etwas bin. Alles in Allem reiflich erwogen, muss zuletzt der Satz anerkannt werden: „Ich bin, ich bestelle, so oft von mir Etwas ausgesagt oder vorgestellt wird.“

Chan

Hier sind Descartes´ Gedanken über die Regeln methodischer analytischer Erkenntnis.

_Aus dem „Discours de la méthode“ (1637), Abschnitt II:

Vier Regeln, der Analysis und Algebra entlehnt

Die erste war: niemals eine Sache als wahr anzunehmen, die ich nicht als solche sicher und einleuchtend erkennen (évidemment connaitre; certo et evidenter cognoscere) würde, das heißt sorgfältig die Übereilung und das Vorurteil zu vermeiden und in meinen Urteilen nur soviel zu begreifen, wie sich meinem Geist so klar und deutlich (clairement et distinctement; clare et distincte) darstellen würde, dass ich gar keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln.

Die zweite: jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen (diviser) als möglich und zur besseren Lösung wünschenswert wäre.

Die dritte: meine Gedanken zu ordnen; zu beginnen mit den einfachsten und faßlichsten Objekten und aufzusteigen allmählich und gleichsam stufenweise bis zur Erkenntnis der kompliziertesten, und selbst solche Dinge irgendwie für geordnet zu halten, von denen natürlicherweise nicht die einen den anderen vorausgehen.

Und die letzte: überall so vollständige Aufzählungen und so umfassende Übersichten zu machen, dass ich sicher wäre, nichts auszulassen._

Zu diesem Thema „Sinneswahrnehmungen“ und deren „Wahrheitsgehalt“ empfehle ich unbedingt Sextus Empiricus und ernst Mach zu lesen…

Resultat?

„Was wirklich wirklich ist, weiss mensch noch lange nicht“

MultiVista 2003