Descartes und/oder Cartesianismus

Descartes kreierte den berühmten Satz: „cogito, ergo sum.“ „Ich denke, also bin ich.“
Dieses „also“ kann man nun kräftig mißverstehen.

  1. „Weil ich denke, bin ich.“

  2. Ich bin ein Produkt meines Denkens.

  3. Ich bin nur ein Produkt meines Denkens.

  4. Ich bin nur ausgedacht.

  5. Solange ich denke, bin ich auch.

  6. Weil ich bin, denke ich…

  7. Mein Denken ist die Folge meines Seins.

  8. Mein Denken ist der Beweis meines Seins.

  9. Meine ich mit meinem Sein meinen Körper?

  10. Meine ich mit meinem Sein mein Selbstbewußtsein?

  11. Meine ich mit meinem Sein mein Denken?

  12. Ich denke, also denke ich, ich bin.

Und als sog. Cartesianismus ist dann (nach meinem Verständnis) dieses Denken inclusive allen Erkennens quasi der Beweis auch für die Existenz bzw. Wirklichkeit und Wahrheit alles Erkannten, bzw. des erkannten Objekts, wenn nämlich auch dieses „Weil“ ebenfalls umkippt zur Bedeutung, als sei auch das Objekt, z.B. ein Stein, die physische Welt, die Naturgesetze, die Evolution, das Gehirn usw., – und nicht ich als Subjekt - die Ursache meines Erkennens „Das ist ein Stein, das ist die physische Welt, das sind die Naturgesetze, das ist die Evolution, das ist mein Gehirn“.
Und damit steht die ganze Sache als naiver Empirismus unhaltbar auf dem Kopf.
Es müßte besser heißen:
„Weil ich bin, denke ich.“
Besser hätte Descartes jedenfalls formuliert : „sum ergo cogito.“ D.h.: nicht weil der Stein, die physische Welt, die Naturgesetze, die Evolution, das Gehirn usw. da ist, bzw. Wirklichkeit und Wahrheit ist, erkenne ich dies, sondern weil ich bin – und zwar unfehlbar feststehend als Voraussetzung (nach Prauss „Die Grenzen einer Absicht“, Seite 589ff
(http://www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/Intersubje…), erkenne ich einen Stein, die physische Welt, die Naturgesetze, die Evolution, das Gehirn usw., was allerdings auch ein Irrtum, eine Illusion oder Traum sein kann, also fehlbar ist.

Kann ich synthetisch einem Geschehen ansehen, ob darin auch eine Handlung stattfindet?

ganz herzlich
Friedhelm

Gruß Dir, Friedhelm!

Und als sog. Cartesianismus ist dann (nach meinem Verständnis)
dieses Denken inclusive allen Erkennens quasi der Beweis auch
für die Existenz bzw. Wirklichkeit und Wahrheit alles
Erkannten, bzw. des erkannten Objekts, wenn nämlich auch
dieses „Weil“ ebenfalls umkippt zur Bedeutung, als sei auch
das Objekt, z.B. ein Stein, die physische Welt, die
Naturgesetze, die Evolution, das Gehirn usw., – und nicht ich
als Subjekt - die Ursache meines Erkennens „Das ist ein Stein,
das ist die physische Welt, das sind die Naturgesetze, das ist
die Evolution, das ist mein Gehirn“.
Und damit steht die ganze Sache als naiver Empirismus
unhaltbar auf dem Kopf.
Es müßte besser heißen:
„Weil ich bin, denke ich.“

Das sehe ich nicht recht ein.
Meint Descartes etwas anderes als „Weil ich denke, WEISS ICH, dass ich bin“?
D. h. zwar muss grundsätzlich alles bezweifelt werden (de omnibus dubitandum est); aber gerade im (zweifelnden) Denken nehme ich mich wahr, also ist die Tatsache meiner Existenz dem Zweifel nicht unterworfen: Ich bin; das ist sicher, weil ich sonst nicht mich als Denkenden/Zweifelnden selbst wahrnehmen könnte.
Der Bewusstseinswelt (res cogitans) steht bei D. die Welt des seiner selbst nicht Bewussten (res extensa) gegenüber , die rein mechanistisch erklärbar ist.
Dieses Gegenüber von Mensch als Subjekt und Natur als (nicht nur erkennbares, sondern auch verfügbares!) Objekt sehe ich als verhängnisvoll für unsere Entwicklung an.
Missverstehe ich den Descartes?
Schöne Grüße!
Hannes
(Der Deutschlehrer sagt übrigens lieber: Corrigo, ergo sum.)

Descartes kreierte den berühmten Satz: „cogito, ergo sum.“
„Ich denke, also bin ich.“
Dieses „also“ kann man nun kräftig mißverstehen.

Lieber Friedhelm Schultz
Ich habe den Satz immer so verstanden, dass der Mensch in der Lage ist, sich seiner Existenz jederzeit durch Denken zu vergewissern.
Denn wenn ich nachdenke, so bin ich sicher zu existieren, weil ich denke.
Wenn ich in diesem Denken getäuscht werde, so ist etwas da, das im Denken getäuscht wird.
Und das bin ich.
Viele Grüße
Voltaire

Gruß Dir, Friedhelm!

Und als sog. Cartesianismus ist dann (nach meinem Verständnis)
dieses Denken inclusive allen Erkennens quasi der Beweis auch
für die Existenz bzw. Wirklichkeit und Wahrheit alles
Erkannten, bzw. des erkannten Objekts, wenn nämlich auch
dieses „Weil“ ebenfalls umkippt zur Bedeutung, als sei auch
das Objekt, z.B. ein Stein, die physische Welt, die
Naturgesetze, die Evolution, das Gehirn usw., – und nicht ich
als Subjekt - die Ursache meines Erkennens „Das ist ein Stein,
das ist die physische Welt, das sind die Naturgesetze, das ist
die Evolution, das ist mein Gehirn“.
Und damit steht die ganze Sache als naiver Empirismus
unhaltbar auf dem Kopf.
Es müßte besser heißen:
„Weil ich bin, denke ich.“

Das sehe ich nicht recht ein.
Meint Descartes etwas anderes als „Weil ich denke, WEISS ICH,
dass ich bin“?

Was er genau meint, dürfte nicht ganz klar sein. „Weil ich denke, denke ich, daß ich bin, was immer Sein auch bedeuten mag.“

D. h. zwar muss grundsätzlich alles bezweifelt werden (de
omnibus dubitandum est); aber gerade im (zweifelnden) Denken
nehme ich mich wahr, also ist die Tatsache meiner Existenz dem
Zweifel nicht unterworfen: Ich bin; das ist sicher, weil ich
sonst nicht mich als Denkenden/Zweifelnden selbst wahrnehmen
könnte.

Hallo Hannes,
Unter Cartesianismus verstehe ich einen mißverstandenen Descartes und nicht seine Philosophie, - nämlich dieses „Ich bin.“ bzw. das Sein verstanden als Körper oder als das körperliche, empirische Sein, das mein Denken hervorbringt.
Dies ist dann die Dingverfallenheit, die dem Gefälle ausgesetzt ist, alles Nichtdingliche, Nichtempirische, Nicht-Meßbare und derart Nicht-Beweisbare als Realität und Wirklichkeit zu ignorieren oder zu verneinen und damit zu einer verhängnisvollen epikureischen Weltsicht treibt.

Der Bewusstseinswelt (res cogitans) steht bei D. die Welt des
seiner selbst nicht Bewussten (res extensa) gegenüber , die
rein mechanistisch erklärbar ist.
Dieses Gegenüber von Mensch als Subjekt und Natur als (nicht
nur erkennbares, sondern auch verfügbares!) Objekt sehe ich
als verhängnisvoll für unsere Entwicklung an.

Du meinst, wer Leib und Seele unterscheidet, hat (versteht) beides nicht. Wer beides trennt, tötet.

Missverstehe ich den Descartes?

aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Geistes
"Argumente für den Dualismus [Bearbeiten]Ruht der Dualismus allein auf der intuitiven Kluft zwischen Mentalem und Physischem? Oder gibt es konkrete Argumente für den Dualismus? Das wohl bekannteste Argument entwickelte René Descartes in seinen Meditationen[1]. Es lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ich kann mir klar und deutlich vorstellen, dass Geist ohne Materie existiert. Was man sich klar und deutlich vorstellen kann, ist zumindest prinzipiell möglich. Also ist es zumindest prinzipiell möglich, dass Geist ohne Materie existiert. Wenn es prinzipiell möglich ist, dass Geist ohne Materie existiert, dann müssen Geist und Materie verschiedene Entitäten sein. Da also Geist und Materie verschiedene Entitäten sein müssen, ist der Dualismus folglich wahr.

Die Prämissen dieses Argumentes können bezweifelt werden: Warum sollte zum Beispiel etwas möglich sein, nur weil es klar und deutlich vorgestellt werden kann?"
Also ist Descartes - so verstanden - ganz sicher kein Cartesianer.

Beschreibe doch bitte deine Befürchtung.

ganz herzlich
Friedhelm

Hallo Voltaire,
Diese Correlation ist wohl auch kaum zu bestreiten und liegt bereits in dem Begriff „bewußt“ und „sein“, - und ist auch nicht das Problem. Es ging um das mögliche Mißverständnis, auf was sich denn nun dieses Sein bezieht bzw. was das ist, das Denken (Wissen) oder der Körper, der sich meßbar laut als „Ich“ bezeichnet und mit dem Finger auf sich selbst zeigt.
Ohne Zweifel kann das, was ich denke, durch teils sogar künstlich herstellbare Chemikalien (Hormone) aus dem Limbus aber auch durch Vorgänge im Kortex entscheidend beeinflußt, in die Irre geführt und sogar ausgeschaltet werden und zur Bewußtlosigkeit führen.

Genau das, was zu einer materiellen oder materialistischen Deutung des Seins verführen kann, stellt somit doch diese logische Schlußfolgerung „also bin ich“ in Frage, denn dieses „Also“ meint und besagt ja genau das, was ich denke, je nach dem, ob ich LSD geschluckt oder Kaffee getrunken, einer schönen Frau auf den Busen sehe oder nicht mehr weiß, was ich bin.

ganz herzlich
Friedhelm

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