Determinismus und Hoffnung/Kompatiblismus

Hallo

Etwas weiter unten fragt Walden:

Wenn denn nun die Welt determiniert wäre, dann läge der
Sinn lediglich im durchleben oder durchlaufen, weil man
sowieso keine andere Wahl hätte.
Siehst du das so?

Die Frage kann man umformulieren: Wenn alles determiniert ist, dann
ist das Universum und seine ganze Geschichte wie eine riesige
Maschine, die einmal aufgezogen wurde und nun auf festgelegte Weise
ablaeuft. Wir Menschen sind dann darin kleine Raedchen.
Welchen Sinn haben dann noch Hoffnungen?

Diese Auffassung ist unter der Bezeichnung Fatalismus bekannt und ich
bin mir nicht ganz sicher, ob sie eine notwendige Konsequenz aus der
Annahme des Determinismus ist. Ich verneine dies vorlaeufig mit
dieser Begruendung:
Dass die Welt determiniert ist, bedeutet nicht, dass alle Vorgaenge
in ihr kausal sind (Walden hat mich auf diesen Unterschied
hingewiesen). Es gibt Zufall und sogar Chaos.
Deshalb liegt die Zukunft jetzt noch nicht fest. Sie entwickelt sich
wie das Wetter: Dieses hat auch keinen freien Willen und doch ist es
prinzipiell unmoeglich es genau vorherzusagen.

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung fuer
vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre Auswirkung auf
unseren Charakter) determiniert, welche Hoffnungen wir haben und wie
stark sie sind. Diese Hoffnungen haben Einfluss auf unser Verhalten
und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige Geschehenisse. Somit macht
es fuer meine Zukunft sehr wohl einen Unterschied, ob ich hoffe oder
nicht. Und es zeigt sich auch, dass ein hoffnungsvoller Mensch mehr
Erfolg hat als ein hoffnungsloser.
Deshalb sind Hoffnungen nicht sinnlos. Freilich koennen wir nicht
frei entscheiden, ob wir hoffen oder nicht.

Ausserdem will ich noch eine Moeglichkeit nennen, Freiheit und
Determinismus zu versoehnen: den Kompatibilismus.
Er besagt, dass wir insofern frei sind, als dass wir tun koennen, was
wir wollen. Eine andere Art Freiheit koennen wir auch gar nicht
fuehlen. Eigentlich ist es immer diese Freiheit, die wir meinen, wenn
wir von uns behaupten frei und nicht determiniert zu sein. Sitzen wir
im Gefaengnis, sind wir Neurotiker und leiden wir unter
Zwangshandlungen, Suchtverhalten u.s.w., dann sind wir nicht mehr
frei, weil wir unserem Willen nicht mehr folgen koennen.
Der Kompatiblismus sagt also, dass wir zwar frei sind, unserem Willen
zu folgen, aber dass dieser selbst determniniert ist.

Any comments?

Gruss, Tychi

Hallo, Tychi,

Any comments?

ja, von mir wieder. :wink:

Dass die Welt determiniert ist, bedeutet nicht, dass alle
Vorgaenge
in ihr kausal sind (Walden hat mich auf diesen Unterschied
hingewiesen). Es gibt Zufall und sogar Chaos.
Deshalb liegt die Zukunft jetzt noch nicht fest.

Du hast recht, dass eine deterministische Auffassung nicht beinhalten muss, dass alles kausal determiniert ist. Doch scheinst du mir hier deiner Aussage von oben zu widersprechen, dass die Welt so etwas wie eine aufgezogene Maschine wäre, die jetzt „ablaufe“. Denn impliziert dieses Bild nicht, dass alles kausal determiniert und vorherbestimmt ist.

Sie entwickelt sich wie das Wetter: Dieses hat auch keinen freien Willen und
doch ist es prinzipiell unmoeglich es genau vorherzusagen.

Ich stimme zu, dass das Wetter keinen freien Willen hat und dass es sehr schwierig ist, es vorherzusagen. Dennoch belegt das nicht deine These, dass die Welt nicht vollständig kausal determiniert ist. Denn das Wetter nicht gut über längere Zeiträume vorhersagbar ist, liegt nicht daran, dass es nicht kausal vollständig determiniert ist. Das Wetter ist kausal vollständig determiniert, allerdings von sehr vielen Faktoren, die in komplexen Zusammenhängen zueinander stehen: So können kleinste Veränderungen in diesen Faktoren (der berühmte Schlag eines Schmetterlings in China) zu großen Veränderungen im Wetter führen (=Chaos). Und das macht die Prognose so schwierig.
Chaos ist kein Beleg gegen kausale Determiniertheit, sondern ein Beleg dafür.

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung
fuer vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre
Auswirkung auf unseren Charakter) determiniert, welche Hoffnungen wir haben
und wie stark sie sind. Diese Hoffnungen haben Einfluss auf unser
Verhalten und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige Geschehenisse.

Mir scheint, du legst deinen früheren materialistischen Standpunkt hiermit zur Seite?

Ausserdem will ich noch eine Moeglichkeit nennen, Freiheit und
Determinismus zu versoehnen: den Kompatibilismus.
Er besagt, dass wir insofern frei sind, als dass wir tun
koennen, was wir wollen. Eine andere Art Freiheit koennen wir auch gar
nicht fuehlen.

Freiheit als gefühlte Illusion - ein typisch deterministischer Standpunkt :wink:

Viele Grüsse

Albert

Hallo Tychi!

Ich verneine dies vorlaeufig mit
dieser Begruendung:
Dass die Welt determiniert ist, bedeutet nicht, dass alle Vorgaenge
in ihr kausal sind (Walden hat mich auf diesen Unterschied
hingewiesen). Es gibt Zufall und sogar Chaos.

Lass es mich anders sagen:

Wenn die Welt determiniert wäre, dann bedeutete das nicht automatisch,
dass alles kausal abläuft. Auch akausale Vorgänge könnten
determiniert sein:

http://content-kiosk.de/Deterministisches_Chaos

Deshalb liegt die Zukunft jetzt noch nicht fest. Sie entwickelt sich
wie das Wetter

Nein, hier hast du wohl ein Definitionsproblem, determiniert
bedeutet im strengen Sinne, dass „etwas“ vorherbestimmt ist.
Also a priori festgelegt. Von einem Gott, oder der Natur/Schöpfung
oder…wem oder was auch immer.

Dieses hat auch keinen freien Willen und doch ist es
prinzipiell unmoeglich es genau vorherzusagen.

Das kannst du so nicht verallgemeinern. Es gibt durchaus
determinierte Systeme die vorhersagbar sind. Etwa die
Naturgesetze. Wenn du vom Baum fällst, wirst du wohl
der Schwerkraft folgen und auf der Erde landen und nicht
in den Weiten des Universums verschwinden.
Und es gibt so genannte „Stochastische Systeme“,

http://www.lexikon-definition.de/Stochastische_Systeme

die eine Prognose möglich machen. Etwa statistische Methoden.
(Hochrechnungen etc.) usw. Ein weites Feld.

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung fuer
vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre Auswirkung auf
unseren Charakter) determiniert, welche Hoffnungen wir haben und wie
stark sie sind. Diese Hoffnungen haben Einfluss auf unser Verhalten
und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige Geschehnisse. Somit macht
es fuer meine Zukunft sehr wohl einen Unterschied, ob ich hoffe oder
nicht. Und es zeigt sich auch, dass ein hoffnungsvoller Mensch mehr
Erfolg hat als ein hoffnungsloser.
Deshalb sind Hoffnungen nicht sinnlos. Freilich koennen wir nicht
frei entscheiden, ob wir hoffen oder nicht.

Korrigiere den Begriff determiniert durch kausal, dann stimmt deine
Aussage. Suggestion, Motivation oder deren Gegensätze können uns
ändern, genau wie ein heftiges Erlebnis. Das betrifft aber ausschließlich das Bewusstsein. Was über eine eventuelle Teildeterminiertheit nichts auszusagen hat. Selbst wenn wir einen freien Willen des Bewusstseins hätten, würden wir damit z.B. die Determiniertheit des unfreiwilligen
eigenen Sterbens oder Geborenwerdens nicht überwinden.
Gewisse Neurologen wollen uns das Sklaventums des
eigenen Gehirns nachweisen. Andere sind wiederum konträrer
Ansicht z.B. hier:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3406528740/028…

Außerdem will ich noch eine Moeglichkeit nennen, Freiheit und
Determinismus zu versoehnen: den Kompatibilismus.

Denkst du da an Kant?

http://www2.hu-berlin.de/phil/kantkongress/5/santel…

Der Kompatiblismus sagt also, dass wir zwar frei sind, unserem Willen
zu folgen, aber dass dieser selbst determniniert ist.

Als handelnde Wesen, die sich selbst als interferierende Ursachen erfahren, sind wir in der Lage zufällige von kausalen Ereignissen zu differenzieren.
Deshalb geraten wir gerne in die Fänge der Scylla des freien Willens und seiner daraus resultierenden Verantwortung, Stichwort Anthropomorphismus und A.furcht, wenn wir der Charybdis der Determiniertheit entwischen wollen.
Was ich Friedhelm andeuten wollte:

Incedit in Scyllam, qui vult vitale

Ich denke, es ist ein neurologisch-evolutionärer Quantensprung notwendig, um der „Sache“ gerecht zu werden. Solange unser Gehirn
noch von Todesängsten und ähnlichen Unsicherheitsfaktoren beherrscht wird, wird es aus evolutionärer Sicht keinen Sinn machen einem
unreifen Wesen den Reifegrad der Freiheit zuteil werden zu lassen.
Deshalb scheint mir die jedenfalls temporäre Teildeterminiertheit
durchaus Sinn zu machen. Und jeder erfährt die Resultate seiner
Interferenzen ja am eigenen Leibe.
Es geht nicht immer um richtig oder falsch, sondern oft auch
um Sinn oder Unsinn einer Sache.

Sei mir gegrüßt
Walden

Hallo Albert

Du hast recht, dass eine deterministische Auffassung nicht
beinhalten muss, dass alles kausal determiniert ist. Doch
scheinst du mir hier deiner Aussage von oben zu widersprechen,
dass die Welt so etwas wie eine aufgezogene Maschine wäre, die
jetzt „ablaufe“. Denn impliziert dieses Bild nicht, dass alles
kausal determiniert und vorherbestimmt ist.

Natuerlich widerspreche ich dem Bild der Maschine. Das habe ich doch
aber auch geschrieben. Die Maschinen-Analogie habe nicht ich in die
Diskussion gebracht, sondern Walden, wenn er sie:Hallo, Tychi,

Any comments?

ja, von mir wieder. :wink:

Dass die Welt determiniert ist, bedeutet nicht, dass alle
Vorgaenge
in ihr kausal sind (Walden hat mich auf diesen Unterschied
hingewiesen). Es gibt Zufall und sogar Chaos.
Deshalb liegt die Zukunft jetzt noch nicht fest.

auch nicht so

formuliert hat.

Sie entwickelt sich wie das Wetter: Dieses hat auch keinen
freien Willen und
doch ist es prinzipiell unmoeglich es genau vorherzusagen.

Ich stimme zu, dass das Wetter keinen freien Willen hat und
dass es sehr schwierig ist, es vorherzusagen. Dennoch belegt
das nicht deine These, dass die Welt nicht vollständig kausal
determiniert ist. Denn das Wetter nicht gut über längere
Zeiträume vorhersagbar ist, liegt nicht daran, dass es nicht
kausal vollständig determiniert ist. Das Wetter ist kausal
vollständig determiniert, allerdings von sehr vielen Faktoren,
die in komplexen Zusammenhängen zueinander stehen: So können
kleinste Veränderungen in diesen Faktoren (der berühmte Schlag
eines Schmetterlings in China) zu großen Veränderungen im
Wetter führen (=Chaos). Und das macht die Prognose so
schwierig.
Chaos ist kein Beleg gegen kausale Determiniertheit, sondern
ein Beleg dafür.

Hier streiten sich die Gelehrten. Ein chaotisches System kann man
dann exakt vorhersagen (es folgt mathematischen Gleichungen), wenn
man seine Anfangsbedingungen genau kennt. Diese Anforderung ist aber
praktisch nicht erfuellbar. Die zwei Positionen sind:

  1. Die Anfangsbedingungen lassen sich prinzipiell genau festlegen,
    nur sind wir Menschen zu doof dafuer.
  2. Die Anfangsbedingen lassen sich prinzipiell nicht genau festlegen.

In beiden Faellen setzt uns die Heisenbergsche Unschaerferelation
Grenzen, die besagt, dass sich Ort und Impuls eines Mikroteilchens
(z.B. eines Atoms) nicht gleichzeitig genau festlegen lassen. Das
waere aber noetig, um die Anfangsbedingen zu kennen oder
einzustellen. Die beiden Positionen unterscheiden sich darin, dass
die einen sagen, die Welt sei bis ins kleinste kausal und es gebe
nichts Unbestimmtes und es gebe verborgene Parameter, die wir (noch)
nicht kennen. Beruehmter Vertreter dieser Ansicht war Albert
Einstein. Die anderen hingegen sagen, dass die Quantenmechanik die
Natur vollstaendig beschreibe und dass die Unschaerfe im Wesen der
Natur liege. Beruehmtester Advokat dieser Auffassung war Niels Bohr.
Es gab dann ein Experiment (zu den Bell’schen Ungleichungen), dessen
erste Interpretation die war, dass es keine verborgenen Parameter
geben koenne. Ob diese Schlussfolgerung korrekt ist und ob das
Experiment sich ueberhaupt eignet, die Frage nach verb. Par. zu
beantworten, ist, glaube ich, bis heute Diskussionsgegenstand.

Lange Rede kurzer Sinn: Es gibt viel Anlass, zu bezweifeln, dass
chaotische Systeme sich im Grunde kausal verhalten. Dies koennte man
nur belegen, indem man die Anfangsbedingungen genau festlegen kann.
Ich glaube Niels Bohr und sage, dass es auf der Mikroebene echten
Zufall gibt und dass dieser in makroskopischen chaotischen Systemen
mitwirkt.

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung
fuer vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre
Auswirkung auf unseren Charakter) determiniert, welche
Hoffnungen wir haben
und wie stark sie sind. Diese Hoffnungen haben Einfluss auf unser
Verhalten und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige Geschehenisse.

Mir scheint, du legst deinen früheren materialistischen
Standpunkt hiermit zur Seite?

Ich? Woran meinst du dies zu erkennen?

Ausserdem will ich noch eine Moeglichkeit nennen, Freiheit und
Determinismus zu versoehnen: den Kompatibilismus.
Er besagt, dass wir insofern frei sind, als dass wir tun
koennen, was wir wollen. Eine andere Art Freiheit
koennen wir auch gar
nicht fuehlen.

Freiheit als gefühlte Illusion - ein typisch deterministischer
Standpunkt :wink:

Ja. Heisst typisch falsch?

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,

Die Maschinen-Analogie habe nicht ich
in die Diskussion gebracht, sondern Walden,

Mir scheint wir müssen erst einmal klären ob wir vom
selben sprechen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus

D. heisst eindeutig, dass die Geschehnisse und Abläufe
vorherbestimmt sind. Wenn dem so wäre, dann läge
doch der Sinn unserer Existenz lediglich im durchleben
oder besser gesagt durchlaufen des unseren Willen
ignorierenden Systems.
Offensichtlich meinst du aber gar nicht Determinismus,
sondern Kausalität.
Wir reden wohl aneinander vorbei.

Gruss
Walden

Hallo, Tychi,

Natuerlich widerspreche ich dem Bild der Maschine. Das habe
ich doch aber auch geschrieben. Die Maschinen-Analogie habe nicht ich
in die Diskussion gebracht, sondern Walden,

entschuldige. Das muss ich verwechselt haben.

In beiden Faellen setzt uns die Heisenbergsche Unschaerferelation
Grenzen, die besagt, dass sich Ort und Impuls eines
Mikroteilchens (z.B. eines Atoms) nicht gleichzeitig genau festlegen lassen.

Abgesehen davon, dass sich die Unschärferelation nicht nur auf Ort und Impuls bezieht, sind hier IMO zwei Punkte zu trennen: die Frage der Vorhersagbarkeit und die Frage der Unschärferelation.

Ungenügende Vorhersagbarkeit per se muss nicht der kausalen Determiniertheit widersprechen (-> Chaostheorie).

Im Gegensatz dazu impliziert die Unschärferelation ungenügende Vorhersagbarkeit aufgrund von Indeterminiertheit, falls man sich - wie du hier

Ich glaube Niels Bohr und sage, dass es auf der Mikroebene
echten Zufall gibt und dass dieser in makroskopischen chaotischen
Systemen mitwirkt.

  • der Kopenhagener Deutung anschliesst.

Deshalb verstehe ich nicht recht, wieso du gegen die kausale Determiniertheit mit der Unschärferelation argumentiertst, denn dann argumentierst du auch gegen den Determinismus überhaupt (abgesehen vielleicht von einer „metaphysischen“ Variante des Determinismus, derzufolge Gott oder sonst ein außernatürliches Wesen in die Geschehnisse eingreift).

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung
fuer vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre
Auswirkung auf unseren Charakter) determiniert, welche
Hoffnungen wir haben
und wie stark sie sind. Diese Hoffnungen haben Einfluss auf unser
Verhalten und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige Geschehenisse.

Mir scheint, du legst deinen früheren materialistischen
Standpunkt hiermit zur Seite?

Ich? Woran meinst du dies zu erkennen?

Du lässt „unsere Vergangenheit“ unsere Hoffnungen determinieren, die dann wiederum Einfluss auf „unser Verhalten“ haben sollen. Das impliziert Wirkungen von Materie auf Psychisches und von Psychischem auf Materie. Ich kann dies schwer mit einem materialistischen Standpunkt in Einklang bringen.

Freiheit als gefühlte Illusion - ein typisch deterministischer
Standpunkt :wink:

Ja. Heisst typisch falsch?

Ich wollte weder sagen, dass die Ansicht richtig, noch sagen dass sie falsch ist. Sie ist halt typisch. :wink:

Viele Grüsse

Albert

Hallo,

Deshalb verstehe ich nicht recht, wieso du gegen die kausale
Determiniertheit mit der Unschärferelation argumentiertst,
denn dann argumentierst du auch gegen den Determinismus
überhaupt…

Albert bringt es auf den Punkt, genau das verstehe ich
auch nicht. Du verstrickst dich in Selbstwidersprüchen
lieber Tychi. Wobei mir deine „Gegenargumente“ gegen deine
eigentlichen Aussagen ausgereifter erscheinen.
Fast möchte ich behaupten, dass du weder deterministisch,
noch materialistisch gesinnt bist. Aber das wäre eigentlich
eine rechte Unverschämtheit, den anderen zu sagen,
was sie denken.
Und natürlich ist es ein weites Feld, das wir hier betreten
mit jeweils konträren Indizien bestückt.

Gruß
Walden

Hallo, Walden,

Fast möchte ich behaupten, dass du [= Tychi] weder deterministisch,
noch materialistisch gesinnt bist.

es scheint fast so. Aber Tychi schrieb ja in einem Thread weiter unten, dass er seine Ansichten meistens erst während des Schreibens entwickelt und dass diese nicht in Stein gemeisselt sind.

Viele Grüsse

Albert

auch an Albert

Hallo,

Deshalb verstehe ich nicht recht, wieso du gegen die kausale
Determiniertheit mit der Unschärferelation argumentiertst,
denn dann argumentierst du auch gegen den Determinismus
überhaupt…

Hallo ihr beiden

Ich sehe es doch so: Entweder alles ist determiniert oder es gibt als zunächst einziges nichtdeterminiertes Ding den freien menschlichen Willen. Alles determinierte kann kausal determiniert oder zufällig determiniert sein. Die Unschaerferelation spricht gegen den kausalen Anteil, nicht aber gegen den zufälligen.
Wenn etwas aufgrund eines Zufalls auf Mikroebene geschieht, dann ist es dennoch determiniert, wie das Wort aufgrund ja andeutet. Es gibt also eine Ursache, die aber selbst keine Ursache hat, auch nicht den freien Willen. Und weil die Ursachenkette so kurz ist, gehört es nicht in den Bereich „kausaler Determinismus“.

Gruss, Tychi

Hallo Albert

Deshalb verstehe ich nicht recht, wieso du gegen die kausale
Determiniertheit mit der Unschärferelation argumentiertst,
denn dann argumentierst du auch gegen den Determinismus
überhaupt (abgesehen vielleicht von einer „metaphysischen“
Variante des Determinismus, derzufolge Gott oder sonst ein
außernatürliches Wesen in die Geschehnisse eingreift).

Das habe ich Walden beantwortet, wenn auch nicht so ganz zu meiner eigenen Zufriedenheit. Es wäre übrigens auch ein Wunder, wenn ausgerechnet ich die jahrtausendalten Rätsel um Willensfreiheit und Bewusstsein als erster lösen könnte.

Was nun die Hoffnungen betrifft, halte ich folgende Auffassung
fuer vernuenftig: Unsere Vergangenheit (hauptsaechlich ihre
Auswirkung auf unseren Charakter) determiniert, welche
Hoffnungen wir haben
und wie stark sie sind. Diese Hoffnungen haben
Einfluss auf unser
Verhalten und dieses wiederum wirkt auf zukuenftige
Geschehenisse.

Mir scheint, du legst deinen früheren materialistischen
Standpunkt hiermit zur Seite?

Ich? Woran meinst du dies zu erkennen?

Du lässt „unsere Vergangenheit“ unsere Hoffnungen
determinieren, die dann wiederum Einfluss auf „unser
Verhalten“ haben sollen. Das impliziert Wirkungen von Materie
auf Psychisches und von Psychischem auf Materie. Ich kann dies
schwer mit einem materialistischen Standpunkt in Einklang
bringen.

Irgendwo früher habe ich geschrieben, dass das Bewusstsein nur Zuschauer sei (Analogie: Das Bewusstsein ist der Bildschirm, der die physikalischen Prozesse abbildet aber nicht beeinflussen kann. Hoffnungen sind Bewusstseinsinhalte.). In Wahrheit findet immer nur physikalische Wechselwirkung statt. Dass die Hoffnungen auf unser Verhalten wirken, ist somit nicht wörtlich zu nehmen, sondern es ist der alten Gewohnheit folgend im irreführenden Jargon der Willensfreiheitbefürworter geschrieben. :smile:

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,

Alles determinierte kann kausal
determiniert oder zufällig determiniert sein.

Selbst auf die Gefahr mich zu wiederholen, zufällig
determiniert wäre in etwa so, wie wenn du zufällig
pünktlich zur Arbeit gehst. Das ist einfach ein
Widerspruch in sich. Aber ich denke ich verstehe,
was du meinst. Eine kausale Ursache, die aber dem
Zufall eine Chance läßt. Try and error.
Wenn der Zufall es aber nun will, dass ein Wesen dabei
herauskommt, das die Geschichte durchschaut,
dann haben wir den Schlamassel. Wird der selbstgewonnene
freie Wille akzeptiert oder werden den unverschämten
Burschen deterministisch die Leviten gelesen?
Ist es überhaupt möglich einen freien Willen
zu determinieren? Allein schon die Möglichkeit
hebt ihn auf…
Und wäre nun wirklich alles determiniert, würden wir
dann die Fähigkeit haben das Ganze zu durchschauen?
Und aus fatalistischem Frust kollektiven Selbstmord
begehen! Wäre auch das dann determiniert?
Solche kleine Spielereien treiben mitunter
interessante Blüten.

Es gibt also eine Ursache, die
aber selbst keine Ursache hat, auch nicht den freien Willen.

Der erste unbewegte Beweger?

Gruß
Walden

Werter Tychi,

Ein chaotisches System kann
man
dann exakt vorhersagen (es folgt mathematischen Gleichungen),
wenn
man seine Anfangsbedingungen genau kennt. Diese Anforderung
ist aber
praktisch nicht erfuellbar. Die zwei Positionen sind:

  1. Die Anfangsbedingungen lassen sich prinzipiell genau
    festlegen,
    nur sind wir Menschen zu doof dafuer.
  2. Die Anfangsbedingen lassen sich prinzipiell nicht genau
    festlegen.

In beiden Faellen setzt uns die Heisenbergsche
Unschaerferelation
Grenzen, die besagt, dass sich Ort und Impuls eines
Mikroteilchens
(z.B. eines Atoms) nicht gleichzeitig genau festlegen lassen.
Das
waere aber noetig, um die Anfangsbedingen zu kennen oder
einzustellen.

Nein, das ist nur das Problem ontologischer Betrachtungsweisen. Im Gegenteil ist gerade die Unschärferelation hervorragend geeignet, den Determinismus nachzuweisen.

  1. Überlegung: wäre die welt nicht determiniert (nicht zwingend kausal), wäre sie zwingend rein zufällig. Das kann aber nicht sein, da wir dann nichts als Gesetz erfassen könnten oder zumindest jedem Gesetz einen Zufallsfaktor hinzurechnen müsten.
  2. Überlegung: wäre die Welt streng determiniert, gäbe es nichts, was sich als zufällig definieren liese und sie wäre rein notwendig.
    Fazit: wir landen hier wieder bei der Dialektik von Zufall und Notwendigkeit und haben damit auch schon die Lösung: sie ist dialektisch determiniert.

Fasse die Unschärferelation nicht ontologisch sondern in einer weitgehend unbekannten Deutung als Verhältnis zwischen Ort und Impuls und du gelangst zu einer äusserst eleganten Lösung des Determinismusproblems.

Literatur dazu gibt es leider nur annähernd von Herbert Hörz. Bei Hegel wirst du ggf. fündiger.

Die beiden Positionen unterscheiden sich darin,
dass
die einen sagen, die Welt sei bis ins kleinste kausal und es
gebe
nichts Unbestimmtes und es gebe verborgene Parameter, die wir
(noch)
nicht kennen. Beruehmter Vertreter dieser Ansicht war Albert
Einstein.

Einstein vertrat zeitlebens leider nur idealistische Positionen. Damit lässt sich das nicht lösen, ohne auf Widersprüche zu stossen.

Gruß!

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