Deutsche Rechtschreibung

Hallo,

ich verstehe nicht, wieso so viele Wörter in der deutschen Sprache nicht so geschrieben werden, wie man sie ausspricht.
Nehmen wir mal die beiden Wörter „Säule“ und „Keule“. Das „äu“ und „eu“ spricht man in beiden Fällen als „oi“ aus. Wieso schreibt man sie dann nicht einfach „Soile“ und „Koile“?

Oder das Wort „Typ“. Das „y“ spricht man wie ein „ü“ aus. Wäre da „Tüp“ nicht passender?

Das „S“ von „Stein“ spricht man so aus wie das „Sch“ von „Schnecke“. Für das „Sch“ wäre ein eigener Buchstabe gut. Zum Beispiel Kroatien benutzt dafür das „Š“.

„Lachs“ und „Kasachstan“ haben beide ein „chs“ im Wort. Da könnte man doch auf die Idee kommen, die Wörter so auchzusprechen, wie man diese drei Buchstaben im jeweils anderen Wort ausspricht.
„Lax“ statt „Lachs“ passt doch.

Das „ß“ in „Straße“ und „s“ in „Haus“ spricht man auch gleich aus. Man hätte es auch einfach „Strase“ schreiben können.
Obwohl ich das ß so gerne benutze. :smiley:
Das „S“ in „Sänfte“ wird auch wieder anders ausgesprochen.

Das sind jetzt ein paar Beispiele, die mir eingefallen sind.

Ich verstehe nicht, wieso das alles heute so geschrieben wird. Natürlich sehen Wörter wie „Soile“ sehr seltsam aus, aber wenn man sie so von Anfang an geschrieben hätte, dann fänden wir sie normal.

Weiß denn jemand, wie es dazu kam und warum man einige Buchstaben auf mehrere Arten aussprechen kann?

Und wo wir jetzt schon dabei sind:
Viele Sprachen haben doch Buchstaben, die im englischen Alphabet nicht vorhanden sind. Die deutsche Sprache hat genau das gleiche Alphabet wie die englische Sprache, obwohl auch noch die Buchstaben „Ä“, „Ö“, „Ü“ und „ß“ existieren. Sie befinden sich doch auf der Tastatur und werden auch im Alltag benutzt.

Gruß

Hallo,

das ist ein sehr komplexes Thema. Einen ersten Überblick und eine Einführung gibt Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Rechtschreibung. Mit Logik hat deutsche Rechtschreibung eher wenig zu tun, das ist klar. :smile:

Freundliche Grüße

Ines Balcik


Ines Balcik | Lektorin, Autorin
http://ib-klartext.de
mailto:[email protected]
Sprachblog: http://sprachblog.ib-klartext.de

Due hast in allem recht.
das liegt vermutlich an den verschiedenen, deutschen Diealekten, die man unter einen Hut bringen muss. Mehr kann ich dazu aquch nicht erklären. Nur ein Beispiel: Das Pferd. Das sprechen die meisten Deutschen wie „Ferd“ aus. Und eine solche Aussprache kann in Jaahrhunderten dazu führen, dass man der Pferd auch Ferd schreibt. Das kommt daher, dass eine Sprache lebt und sich immer verändert und den Gegebenheiten anpasss. Aber die Rechtschreibung hinkt eben hinterher.
Du musst es einfach hinnehmen, wie es ist. Ich weiß, dass Dir das nicht viel hilft.
Alles Gute
G.Rudolf - Lektor - [email protected]

Die Wörter werden so geschrieben weil es der Duden so vorschreibt.

Logik hat deutsche Rechtschreibung eher wenig zu tun, das ist
klar. :smile:

Und das ist eben ein Problem, wenn man eine Sprache lernen möchte. Es wird nur unnötig schwer gemacht.
Da bin ich froh, dass ich in der Schule nicht Französisch lernen musste. :smiley:

Ja, die Sprache verändert sich im Laufe der Zeit. Ich hoffe, dass man eines Tages alles so schreibt, wie man es ausspricht.
In meiner Muttersprache Kroatisch ist es auch so. Im Deutschen schreibt man „Design“, im Kroatischen schreibt man „dezajn“.
„Portmonee“(oder wie man das auch immer schreibt) benutze ich einach nicht. „Brieftasche“ ist doch viel einfacher.

„Bäume“ schreibt man nicht „Beume“ oder „Boime“, weil es vom Wort „Baum“ stammt. Für „Säule“ sehe ich aber keinen Grund, wieso man das „äu“ benutzt.

Aber du hast Recht. Man muss es hinnehmen, wie es ist, obwohl man es einfacher machen könnte.

Die Wörter werden so geschrieben weil es der Duden so
vorschreibt.

Und der könnte es uns doch auch einfacher machen. :smile:

Konjugiere mal das Wort „schreien“: schreien, schrie (Dehnungs-e), geschrien (jetzt müssten es eigentlich zwei ee werden: das Dehnungs-e und das e des Perfekts. Aber völlig unlogisch schreibt man hier trotzdem nur ein e, obgleich m,an „geschien“ spricht.
Aber wir sind halt kleine Leute und uns frag niemand.) Übrigens, ich habe 10 Jahre in Kroatien gelebt und spreche die Sprache noch ein wenig.
Grüße G.Rudolf

Hallo Marko,
manche Wörter in der deutschen Sprache kann man ableiten, sie orientieren sich an dem Wortstamm, aber viele, auch gleich gesprochene, tun das nicht.
So leitet sich z.B. läuten von laut ab, Leute schreibt man dagegen mit eu.
Ich selbst kann diese Unterschiede nur mit der in jedem Land gewachsenen Sprache erklären, die sich jeweils ganz speziell entwickelt hat, machmal mit Spracheinflüssen der Nachbarländer, manchmal ohne sie.
Für manche Wörter gibt es jedoch ganz überraschende Herleitungen, mit denen man niemals gerechnet hätte. Vielfach erklärt sich aus diesen Herleitungen auch die Schreibweise.
Wenn es Sie weitergehend interessiert: Es gibt vom Duden-Verlag ein Herleitungsbuch der deutschen Wörter. Ich besitze es und finde es sehr interessant.

Ja, das ist wirklich unlogisch. Wenn man es schon mit den anderen Wörtern macht, wieso dann nicht auf mit dem? Vielleicht würde eine Doppel-e nur irritierend sein.

Übrigens, ich habe 10 Jahre in Kroatien gelebt und spreche die
Sprache noch ein wenig.

Oh, interessant. Wenn du sie noch ein wenig sprechen kannst, dann kannst du sie auch schreiben, weil man eben alles so aufschreibt, wie man es ausspricht.
So ein System ist doch viel einfacher und macht wenig Arbeit.

Grüße aus Kroatien,
Marko

Hallo Hilla,

muss wohl wirklich an der Entwicklung und Herkunft der Wörter liegen.
Wenn man sich aber von Anfang an strikt daran gehalten hätte, alles so zu schreiben, wie man es ausspricht, dann hätte man heute das Problem mit der komplizierten Schreibweise nicht.
Man guckt sich Wörter von anderen Sprachen ab und kopiert sie 1:1. „Café“ soll also ein deutsches Wort sein, obwohl das „é“ kein deutscher Buchstabe ist? Irgendwann nimmt man russische Wörter und die kyrillischen Buchstaben auch gleich mit…

Danke für die Empfehlung. Ich schaue mir das Buch mal an. :wink:

Hallo Marko,
es stimmt schon, mir gefällt die Überfrachtung der deutschen Sprache mit den Unmengen von ausländischen Wörtern auch nicht. Für viele eingedeutschte Wörter gibt es eine genau so gute und treffende deutsche Bezeichnung, jedoch nicht für alles. Die englischsprachigen Wörter haben ihre Ursache in der Globalisierung, wobei ich bei „Facility Manager“ für „Hausmeister“ nur den Kopf schütteln kann. Aber das wertet den Beruf wohl auf, und viele Leute wären gern ein Manager.
Viele Grüße
Hilla

Hallo Marko,

leider bin ich kein Experte auf dem Gebiet. Aber ich versuche mal eine Laienantwort – kleinere oder größere Unrichtigkeiten sind dabei gut möglich.

Im deutschen Sprachraum wurde anfangs so geschrieben, wie gesprochen wurde. Das hatte aus verschiedenen Gründen (vor allem der vielen unterschiedlichen Dialekte wegen) eine Vielzahl von Schreibweisen zur Folge. Die damit einhergehenden Probleme liegen auf der Hand. Das größte unter ihnen: Viele Wörter waren für die meisten Leute nicht unmittelbar lesbar, sondern mussten erst erraten werden.

Unter den Versuchen, die Schreibweisen zu vereinheitlichen, gewann der von Johann Christoph Adelung besondere Bedeutung. Seine 1788 veröffentlichte „Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie“ war das damals einzige Buch, das nicht nur Regeln aufstellte, sondern auch eine Wörterliste enthielt, sodass man die Schreibweisen direkt nachschlagen konnte. Das war ungemein praktisch, und einflussreiche Schreiber wie Goethe, Schiller, Lessing und Wieland nutzten das Werk.

Adelung nun führte zwar als oberstes Prinzip an: Schreibe, wie man spricht (oder, dem Sinn nach: Schreibe entsprechend der „besten“ Aussprache des jeweiligen Worts). Er fügte aber noch weitere Prinzipien hinzu, nicht zuletzt deshalb, weil sich ja oft derselbe Laut mit verschiedenen Buchstabenkombinationen wiedergeben lässt. Diese Prinzipien waren: die Schreibung gemäß der Wortherkunft und die Schreibung gemäß dem allgemein verbreiteten Schreibgebrauch.

Alle späteren Regelung zur deutschen Rechtschreibung (also die, die Wirkung entfaltet haben), tasten diesen von Adelung überlieferten Bestand an Schreibweisen im Kern nicht an. Sie bemühen sich nur noch um Vereinheitlichungen, gelegentlich Vereinfachungen, und um Anpassungen an einen veränderten Schreibgebrauch.

Und genau das ist der Grund dafür, dass die Schreibweisen im Deutschen häufig uneinheitlich sind. Beispiel: Keule und Säule. Letzteres wurde halt meistens mit äu geschrieben, entsprechend hat es Adelung dann auch gemacht. Die Keule hätte Adelung eigentlich lieber ebenfalls mit äu geschrieben, weil er eine Verwandtschaft mit dem Wort „Kaul“ (Kugel) vermutete. Weil aber seinerzeit zumeist „Keule“ geschrieben wurde, nicht „Käule“, übernahm Adelung diese Schreibweise (vgl. http://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/lemma/b…).

Der Umstand, dass im Deutschen nicht jedem Laut genau ein Buchstabe oder eine Buchstabenkombination zuzuordnen ist, liegt, glaube ich, an dreierlei: Erstens passte das lateinische Alphabet nur ungenau zur deutschen Sprache, es wurden deshalb „Umschreibungen“ eingeführt, die sehr uneinheitlich gehandelt wurden. Zweitens hat sich die Aussprache vieler Wörter im Laufe der Zeit verändert, die Schreibweisen aber nicht im selben Maß. Und drittens stammen viele Wörter aus anderen Sprachen und werden teilweise noch so geschrieben, wie sie in ihrer Ursprungssprache geschrieben werden.

Wieso im englischen Sprachraum keine zusätzlichen Buchstaben zum lateinischen Alphabet entwickelt wurden, weiß ich nicht.

Das ß ist aus einer sogenannten Ligatur entstanden, die Buchstaben S und Z standen im Bleisatz zusammen auf einer einzigen Letter, sie waren so gestaltet, dass ihre Linien zusammenstießen. Näheres lässt sich sicher leicht ergoogeln.

Ich hoffe dir geholfen zu haben
und grüße freundlich
Rosmarino

Hallo,
oh,um all deine Fragen zu beantworten, müsste man ein Seminar in Linguistik, Sprachentwicklung und vergleichende Sprachbetrachtung belegen…
Aber nur ein paar Anmerkungen:
Der Plural von Baum ist Bäume (also bleibt das „au“ gewissermaßen erhalten), nicht „Boime“. Zu Säule und Keule kann ich nichts sagen…
Das „ß“ ist ein scharfes „S“, also Strase zu schreiben, wäre nicht korrekt, da es nicht weich gesprochen wird (vergleiche Hase).
Das „ST“ wird ja nur am Anfang eines Wortes wie „Sch“ ausgesprochen, am Ende halt nicht…
Wie gesagt, das ist ein weites Feld und nicht in ein paar Sätzen zu erklären.
Viel Erfolg bei deinen weiteren Forschungen, Gruß B.