Deutsche Tugenden

Wenn man davon ausgeht, daß jeder Nation bestimmte Charaktereigenschaften zugelegt werden, könnte man sich fragen, welche davon nun uns als Deutsche betreffen. Sind es nur die Preußischen Tugenden?

Die alten Lieder singen viel von der Treue, doch diese scheint nur unter monarchischen Gesellschaften zu sprießen, es sei denn sie wird wie z.B. unter Diktaturen vom Individuum verlangt und erzwungen.

Die Demokratie scheint stattdessen kaum Tugenden zu verlangen. Eher hat sie mit der Marktwirtschaft eine tugendlose oder pervertierte Tugend eingeführt, die sie zur Heiligen Kuh gemacht hat. Denn hier ist Tugend Erfolg und Genuß um jeden Preis, was leider zu einem sehr untugendhaften Egoismus geführt hat, - nämlich einen angelsächsischen oder aus Amerika importierten, der u.a. auch die Fettsucht gebracht hat.

Haben wir durch die verlorenen Kriege auch unsere urdeutschen Ideale verloren?

Wie stehts nun damit?

gruß
rolf

Wenn man davon ausgeht, daß jeder Nation bestimmte
Charaktereigenschaften zugelegt werden,

Kann man das?

Gruß
Frank

Wenn Du das bezweifelst, hast Du wenig Welterfahrung oder wenig Kenntnisse in die Kultur der Völker.

schade
rolf

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Ihr beiden,

ist eine interessante Themenstellung, wo ich nicht versäumt haben will, einen weiteren Denkansatz beizutragen.
„Charakter“ ist ja ein abstrakter (nicht wirklich definierbarer Begriff).
Der konkrete Unterschiede zwischen den „Nationen“ ist doch eigentlich nur die jeweilige „Gesetzeslage“.
Und wenn man dann schlußfolgert, daß es die „Gesetze“ sind, welche das Nationen-spezifische Verhalten der jeweiligen dortigen Menschen zwingend (unter Zwang) festlegen, dann ist doch das, was wir in weiterer Folge als „Charakter“ einer jeweiligen Gesellschaft („Nation“) erleben, nicht etwas, was ein Spezifikum der jeweiligen Menschen dort sein kann, sondern ein Spezifikum der „Gesetzeslage“.
Das würde dann aber zur Frage führen: Welcher „Wurm“ liegt eigentlich in den „Gesetzen“, daß es derartige „Charakterunterschiede“ mit jeweils auch unterschiedlicher Aggressionsbereitschaft gibt? Und aus welchen historischen Gründen?

Wie gesagt, wieder nur einmal ein weiterer Gedanke.

Grüße
Gert

Wenn man davon ausgeht, daß jeder Nation bestimmte
Charaktereigenschaften zugelegt werden,

Kann man das?

Gruß
Frank

Wenn Du das bezweifelst, hast Du wenig Welterfahrung oder
wenig Kenntnisse in die Kultur der Völker.

Der konkrete Unterschiede zwischen den „Nationen“ ist doch
eigentlich nur die jeweilige „Gesetzeslage“.

Das ist aber ein rein äußerlicher Aspekt.

Und wenn man dann schlußfolgert, daß es die „Gesetze“ sind,
welche das Nationen-spezifische Verhalten der jeweiligen
dortigen Menschen zwingend (unter Zwang) festlegen, dann ist
doch das, was wir in weiterer Folge als „Charakter“ einer
jeweiligen Gesellschaft („Nation“) erleben, nicht etwas, was
ein Spezifikum der jeweiligen Menschen dort sein kann, sondern
ein Spezifikum der „Gesetzeslage“.

Das „nationen-spezifische Verhalten“ wie Du es nennst, kann zwar durch die jeweilige Gesetzeslage begünstigt oder gefördert werden, ist aber im wesentlichen nicht davon abängig.

Nimm doch mal als Beispiel Nationen die Jahrzehnte lang unter einer fremden Herrschaft inc. deren Gesetzeslage gelebt haben (Indien, Irland). Haben die nun ihre nationale Eigenheit dadurch auch abgelegt? Natürlich nicht.

Also? Es scheint doch sowas, wie ein nationales Charakteristikum zu geben, wodurch sich wiederum eine Entwicklung spezifischer Tugenden ableiten läßt.

gruß
rolf

Hallo Thorshammer
Eine fraglos interessante Fragestellung :wink:, wobei ich auch die Schwierigkeit (zum Teil von den Anderen hier gleich bekundet) sehe. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, der Frage trotzdem nachzugehen.
Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren in Berlin eine große Ausstellung residierte: „Marianne und Germania“ oder so ähnlich hieß die. Da wurden an mannigfaltigen Beispielen die Tugenden und die Mentalitätsunterschiede von Frankreich und Deutschland, von Deutschen und Franzosen, dargestellt. So interessant das war, ärgerte mich da auch einiges. Ich konnte mich persönlich fast ausschließlich mit den französischen Merkmalen idetifiziren, obwohl ich doch Deutscher bin. Ich fragte mich: wieso? Nun, da wurde sehr vereinfacht: der Deutsche war der Biedermann (um nicht gleich zu sagen: der Spießer), der Franzose stand für Freiheit, Schwung und Esprit.
Es ist -wie so oft- ein eites Feld und vor allem ein sehr komplexes Gebiet, diese unerschiedlichen Mentalitäten und die Tugenden der einzelnen Völker.
Aber ich will nicht ausweichen und auch nicht nur theoretisieren. Ich möchte Dir aus meiner Sicht auch direkte Antworten geben, Thorshammer.
Also: Sicherlich wird nicht zu Unrecht dem Volk der Dichter und Denker, also den Deutschen, eine gewisse Tiefgründigkeit und ein Hang zum Philosophieren nachgesagt. Bedeutende Philosophen kamen aus Deutschland. Aber auch bedeutende Dichter, Erfinder, Theoretiker.
So wie man dem Italiener eine Begbung im DESIGN bscheinigen wird, wird man dem Franzosen eine gewisse FREIHEIT DES GEISTES zubilligen. Der Engländer soll über sehr viel HUMOR verfügen. Die Polen sind großenteils sehr MUSIKALISCH. Das sei zumindest mal ein Anfang hier… :wink:
Gruß,
Branden

So

interessant das war, ärgerte mich da auch einiges. Ich konnte
mich persönlich fast ausschließlich mit den französischen
Merkmalen idetifiziren, obwohl ich doch Deutscher bin. Ich
fragte mich: wieso? Nun, da wurde sehr vereinfacht: der
Deutsche war der Biedermann (um nicht gleich zu sagen: der
Spießer), der Franzose stand für Freiheit, Schwung und Esprit.
Es ist -wie so oft- ein eites Feld und vor allem ein sehr
komplexes Gebiet, diese unerschiedlichen Mentalitäten und die
Tugenden der einzelnen Völker.

Ja, ich finde es auch interessant, obwohl wie Du oben sagst, die Gefahr von Klischee-Vorstelllungen auch immer ein bißchen gegeben ist. Aber diesen Esprit der Franzosen, vermißt man wohl insbesonders bei den Deutschen. Uns zeichnet eher eine gewisse Schwerfälligkeit oder Bodenhaftigkeit aus.

Also: Sicherlich wird nicht zu Unrecht dem Volk der Dichter
und Denker, also den Deutschen, eine gewisse Tiefgründigkeit
und ein Hang zum Philosophieren nachgesagt. Bedeutende
Philosophen kamen aus Deutschland. Aber auch bedeutende
Dichter, Erfinder, Theoretiker.

Möchte hinzufügen …und Komponisten in der Musik.

So wie man dem Italiener eine Begbung im DESIGN bscheinigen
wird, wird man dem Franzosen eine gewisse FREIHEIT DES GEISTES
zubilligen. Der Engländer soll über sehr viel HUMOR verfügen.
Die Polen sind großenteils sehr MUSIKALISCH. Das sei
zumindest mal ein Anfang hier… :wink:
Gruß,
Branden

Simm ich Dir absolut zu. Der Osten bzw. Polen glänzt aber eher durch seine hervorragenden Interpreten klassischer Musik, aber das meintest Du sicher auch.

gruß
rolf

Hallo Rolf,

meine Meinung dazu.

Der konkrete Unterschiede zwischen den „Nationen“ ist doch
eigentlich nur die jeweilige „Gesetzeslage“.

Das ist aber ein rein äußerlicher Aspekt.

Ich meine, daß gerade das eben den „innere“ Aspekt jeder Gesellschaft („Nation“, wie auch immer) darstellt. Als die „äußeren“ würde ich die geografischen, landschaftlichen sowie die Unterschiede der körperlichen Merkmale erachten.
Diese Unterschiede sind m.E. aber nicht maßgeblich für einen „nationalen Charakter“. Denn wenn man z.B. einen Säugling aus China in z.B. Deutschland aufwachsen läßt, wird er später in seinen Verhaltensausdrucksformen der deutschen „Gesetzeslage“, also dem deutschen „Charakter“ entsprechen und nicht dem chinesischen.

Und wenn man dann schlußfolgert, daß es die „Gesetze“ sind,
welche das Nationen-spezifische Verhalten der jeweiligen
dortigen Menschen zwingend (unter Zwang) festlegen, dann ist
doch das, was wir in weiterer Folge als „Charakter“ einer
jeweiligen Gesellschaft („Nation“) erleben, nicht etwas, was
ein Spezifikum der jeweiligen Menschen dort sein kann, sondern
ein Spezifikum der „Gesetzeslage“.

Das „nationen-spezifische Verhalten“ wie Du es nennst, kann
zwar durch die jeweilige Gesetzeslage begünstigt oder
gefördert werden, ist aber im wesentlichen nicht davon
abängig.

Wenn man das, was ich vorhin eingewendet habe, her nimmt, ist es m.E. ausschließlich davon abhängig und von nichts anderem. Man darf diesen Gesichtspunkt in seiner Relevanz nur nicht dadurch einengen, daß man die jeweilig gegebene „nationale Gesetzeslage“ als etwas betrachtet, was erst durch unsere Generation so geschaffen wurde.
Wenn man das tut, verliert man aus den Augen, daß das jeweilige, ein „nationales“ Verhalten „prägende“ Element der heutigen „Gesetze“ bereits weit in der Vergangenheit festgelegt wurde, nur halt Generation für Generation auf diesem Fundament weiter gewurschtelt wurde.
Und „prägend“ wirkt dieser Umstand dann für die jeweilige „nationale“ Aggressionsbereitschaft. Der Raum ist hier zu klein, um dieses Faktum darzustellen. Aber denk´ nur einmal daran, wie sehr ein gewisser G.W. Bush erst aufgrund neuer „Gesetze“ nicht nur einen gesamten „nationalen Charakter“ sondern erst dadurch auch neue Aggressionen neu „geprägt“ hat.

Nimm doch mal als Beispiel Nationen die Jahrzehnte lang unter
einer fremden Herrschaft inc. deren Gesetzeslage gelebt haben
(Indien, Irland). Haben die nun ihre nationale Eigenheit
dadurch auch abgelegt? Natürlich nicht.

Also? Es scheint doch sowas, wie ein nationales
Charakteristikum zu geben, wodurch sich wiederum eine
Entwicklung spezifischer Tugenden ableiten läßt.

Das ist schon richtig. Nur kommen wir damit wieder in die Problematik der Definition abstrakter Begriffe. Denn was ist ein „nationales Charakteristikum“ oder eine „nationale Tugend“, unabhängig von den unterschiedlichen geografischen Gegebenheiten.
So etwas kann ja immer nur im Vergleich mit den unterschiedlichen menschlichen Verhaltensaspekten festgestellt werden. Und diese sind m.E. eben nicht „genetisch“ oder sonst wie bedingt, sondern, vorallem was die Aggressionsaspekte betrifft, „gesetzlich“ (s. mein Eingangsbeispiel).

Natürlich kann man den status quo im beschreibenden Sinne vergleichen und dann die Unterschiede wie auch immer begrifflich feststellen.
Wenn man allerdings Ursachensuche betreiben will, um einen gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustand mit den jeweiligen menschlichen Verhaltensintentionen (s. die täglichen Nachrichten) erklären zu wollen, muß man weit in der Vergangenheit beginnen.

Ich hoffe, ich habe Dich (Euch) nicht mit Text „erschlagen“.

Grüße
Gert

Hallo Rolf

Damit wir uns erst einmal einig sein koennen, wovon wir ueberhaupt
reden: Tugend war frueher das typische Vermoegen einer Sache, so z.B.
war es die Tugend des Holzes zu schwimmen und die des Pferdes schnell
zu laufen. Spaeter grenzte man den Begriff auf gemaess bestimmter
Wertvorstellungen wuenschenswerte Eigenschaften ein. Der Mensch
sollte z.B. zumindest den sieben Kardinaltugenden nacheifern.

Gemaess heutiger Wertvorstellungen ist jemand, der nach Erfolg strebt
und fleissig ist, tugendhaft, bzw. Ehrgeiz ist eine moderne Tugend.
Genussorientiertung halte ich fuer keine allgemein anerkannte Tugend,
eher Opferbereitschaft und Leidensfaehigkeit, Eigenschaften also, die
Erfolg und Ehrgeiz unterstuetzen.
Ob dieser Wertewandel aus Amerika kommt, weiss ich nicht. Ich weiss
aber, dass Arbeit erst neuerdings in der Menschheitsgeschichte, also
so seit 100 Jahren, positiv gesehen wird. Bis dahin galt als
niedrigstehend, wer arbeiten musste und Arbeit war ein Uebel.

Zu der Frage, ob ein Volk typische Eigenschaften haette, oder auch
Klischees: Wenn man den durchschnittlichen Deutschen mit dem
durchschnittlichen Franzosen vergleicht, dann wird man bei diesen
beiden gedachten Personen Unterschiede feststellen. Insofern gibt es
einen Volkscharakter. Jedoch kann der einzelne Deutsche beliebig weit
vom Durchschnittsdeutschen abweichen, deshalb liegt man meistens
daneben, wenn man die Klischees in jedem Deutschen verwirklicht
glaubt.

Na ja, ein etwas konfuser und nicht besonders tiefsinniger Beitrag,
aber vielleicht dient er ja jemandem als Denkanstoss.

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,

wir haben gerade gleichzeitig gepostet, aber ich finde eine Betrachtung ganz hervorragend, daher muß ich noch rasch heute was dazu sagen.

Zu der Frage, ob ein Volk typische Eigenschaften haette, oder
auch
Klischees: Wenn man den durchschnittlichen Deutschen mit dem
durchschnittlichen Franzosen vergleicht, dann wird man bei
diesen
beiden gedachten Personen Unterschiede feststellen. Insofern
gibt es
einen Volkscharakter. Jedoch kann der einzelne Deutsche
beliebig weit
vom Durchschnittsdeutschen abweichen, deshalb liegt man
meistens
daneben, wenn man die Klischees in jedem Deutschen
verwirklicht
glaubt.

Na ja, ein etwas konfuser und nicht besonders tiefsinniger
Beitrag,
aber vielleicht dient er ja jemandem als Denkanstoss.

Damit ist m.E. das Wesentlichste perfekt konkretisiert worden: daß man den Unterschied zwischen den „Nationen“ nicht im Vergleich zwischen den Menschen findet.
Meinen Respekt.

Grüße
Gert

Hallo Rolf

Damit wir uns erst einmal einig sein koennen, wovon wir
ueberhaupt
reden: Tugend war frueher das typische Vermoegen einer Sache,
so z.B.
war es die Tugend des Holzes zu schwimmen und die des Pferdes
schnell
zu laufen. Spaeter grenzte man den Begriff auf gemaess
bestimmter
Wertvorstellungen wuenschenswerte Eigenschaften ein. Der
Mensch
sollte z.B. zumindest den sieben Kardinaltugenden nacheifern.

Charaktereigenschaften allein, sind nicht unbedingt auch Tugenden. Das ist richtig. Diese sieben Kardinaltugenden hättest Du nennen können, sie würden dann aber für die ganze Menschheit gelten. Ich wollte aber eigentlich auf die typisch Deutschen hinaus - falls es sie gibt.

Gemaess heutiger Wertvorstellungen ist jemand, der nach Erfolg
strebt
und fleissig ist, tugendhaft, bzw. Ehrgeiz ist eine moderne
Tugend.

Das ist eine sehr enge Vorstellung. Tugend heißt, wenn ich richtig informiert bin, Mannhaftigkeit. Diese entwickelt man aber eher bei der Überwindung egoistischer Interessen und nicht bei der Durchsetzung solcher.

also, die
Erfolg und Ehrgeiz unterstuetzen.

Das ist eine Auffassung von Tugend, die rein egoistische Ziele unterstützt. Tugenden hat man aber immer beim Einsatz von unegoistischen Zielen entwickelt.

…unterschätze nicht den Idealismus in der Gesellschaft, der das Hervorbringen von Tugenden erst ermöglicht. Denn für was sollte man sonst tugendhaft sein, als für die Errichtung oder den Erhalt einer Idee?

Und Anbetracht des Verlustes der Glaubwürdigkeit öffentlicher Personen und Institutionen, ist diese Frage nach der Tugend doch immerhin von einigem Interesse, oder nicht?

gruß
rolf

Hey Tychi,(griech Glück ?)

Kardinaltugenden gibt es nur 4 !!

Bei Deinen sieben sind wohl die drei theologischen Tugenden Glaube (fides), Hoffnung (spes) und Liebe (caritas) dabei.

Die Kardinalstugenden sind diese hier : Klugheit (prudentia), Mäßigkeit (temperantia), Tapferkeit (fortitudo) und Gerechtigkeit (iustitia).

Angel

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands widerfuhr der Disziplin der Analyse des “deutschen Wesens” eine Renaissance. Unbeachtet dabei bleibt die Tatsache, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz von Nationalcharakter oder nationalen Wesen, gibt.

Eine deutsche und internationale Debatte um den deutschen Volkscharakter entbrannte im Spätjahr 1990 als während der ersten Golfkrise die deutsche Regierung unter Hinweis auf das Grundgesetz eine Beteiligung an einer internationalen Streitmacht verweigerte und eine in anderen Staaten spürbare Kriegseuphorie nicht aufkommen wollte, vielmehr eine Friedensbewegung entstand, die ihre Angst vor den Folgen dieses Krieges artikulierte. Das Wort „Angst“ war schon im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen Ende der siebziger Jahre als Bezeichnung für eine deutsche Haupteigenschaft in den angloamerikanischen Wortschatz eingegangen.

Anlässlich eines Deutschlandgesprächs englischer und amerikanischer Experten mit Margaret Thatcher im März 1990 wurden weniger schmeichelhafte Attribute als typischer Teil des deutschen Charakters erwähnt: Angst, Aggressivität, Überheblichkeit, Rücksichtslosigkeit, Selbstgefälligkeit, Minderwertigkeitskomplex, Sentimentalität.
Weiterhin wurde in laufe der Diskussion “mangelnde Sensibilität der Deutschen den Gefühlen anderen gegenüber (am deutlichsten in ihrem Verhalten in der Grenzfrage gegenüber Polen), ihre Selbstbezogenheit, einen starken Hang zu Selbstmitleid und das Verlangen, geliebt zu werden” festgestellt.

Zwei weitere Aspekte des deutschen Charakters wurden als Gründe dafür angeführt, dass man sich um die Zukunft zu sogen habe. Zum einen die Neigung der Deutschen, Dinge zu übertreiben, zum anderen ihre Neigung, ihre Fähigkeiten und ihre eigene Stärke zu überschätzen.

Im Großteil Einigkeit besteht bei dem deutsch - kritischen Stimmen, das bei den demokratischen Regierungen der Bundesrepublik (egal aus welchen politischen Lagern diese stammte) der letzten Jahrzehnte politische Kontinuität bestand. Eingeschränkt wird diese Erkenntnis durch die Befürchtung das Deutschland in Krisensituationen wie z.B. Wirtschaftskrisen diese demokratische Kontinuität verlieren würde.

Dennoch ist festzustellen, dass sich die deutsche Demokratie in den letzten vierzig Jahren behauptet hat. Sie durchlief Ölkrisen, Massenarbeitslosigkeit, die Studentenunruhen, den Terrorismus der Siebziger und frühen achtziger Jahre, „Asylantenschwemme“ und die Wiedervereinigung. Die politischen und gesellschaftlichen Institutionen erwiesen sich hierbei als stabil ebenso wie die „guten Gewohnheiten“ der deutschen Bevölkerung. Abgesehen von rechtsextremistischen Ausfällen wie Möllen, Solingen oder Rostock die zwar beschämend sind, aber nicht das eigentliche Bild der deutschen Gesellschaft widerspiegelt.

Mit freundlichen Grüßen
Michael culus

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands widerfuhr der Disziplin
der Analyse des “deutschen Wesens” eine Renaissance.
Unbeachtet dabei bleibt die Tatsache, dass es keinen
wissenschaftlichen Beweis für die Existenz von
Nationalcharakter oder nationalen Wesen, gibt.

Nun ja, vielleicht ist es auch eher eine Frage der Dichter und Denker.

Eine deutsche und internationale Debatte um den deutschen
Volkscharakter entbrannte im Spätjahr 1990 als während der
ersten Golfkrise die deutsche Regierung unter Hinweis auf das
Grundgesetz eine Beteiligung an einer internationalen
Streitmacht verweigerte und eine in anderen Staaten spürbare
Kriegseuphorie nicht aufkommen wollte, vielmehr eine
Friedensbewegung entstand, die ihre Angst vor den Folgen
dieses Krieges artikulierte. Das Wort „Angst“ war schon im
Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Stationierung neuer
Mittelstreckenraketen Ende der siebziger Jahre als Bezeichnung
für eine deutsche Haupteigenschaft in den angloamerikanischen
Wortschatz eingegangen.

Ich sehe da eher ein Mangel an Selbstvertrauen.

Anlässlich eines Deutschlandgesprächs englischer und
amerikanischer Experten mit Margaret Thatcher im März 1990
wurden weniger schmeichelhafte Attribute als typischer Teil
des deutschen Charakters erwähnt: Angst, Aggressivität,
Überheblichkeit, Rücksichtslosigkeit, Selbstgefälligkeit,
Minderwertigkeitskomplex, Sentimentalität.
Weiterhin wurde in laufe der Diskussion “mangelnde
Sensibilität der Deutschen den Gefühlen anderen gegenüber (am
deutlichsten in ihrem Verhalten in der Grenzfrage gegenüber
Polen), ihre Selbstbezogenheit, einen starken Hang zu
Selbstmitleid und das Verlangen, geliebt zu werden”
festgestellt.

Diese Urteile sind sehr zeitbezogen, sie erstrecken sich auf die politischen Vorgänge des letzten Jahrhunderts und das Feindbild der Siegermächte mag hier eine Rolle spielen.

Zwei weitere Aspekte des deutschen Charakters wurden als
Gründe dafür angeführt, dass man sich um die Zukunft zu sogen
habe. Zum einen die Neigung der Deutschen, Dinge zu
übertreiben, zum anderen ihre Neigung, ihre Fähigkeiten und
ihre eigene Stärke zu überschätzen.

Hmm…

Im Großteil Einigkeit besteht bei dem deutsch - kritischen
Stimmen, das bei den demokratischen Regierungen der
Bundesrepublik (egal aus welchen politischen Lagern diese
stammte) der letzten Jahrzehnte politische Kontinuität
bestand. Eingeschränkt wird diese Erkenntnis durch die
Befürchtung das Deutschland in Krisensituationen wie z.B.
Wirtschaftskrisen diese demokratische Kontinuität verlieren
würde.

Wie begründet man ein solches Urteil? Wirtschaftskrisen hatten wir genügend.

Dennoch ist festzustellen, dass sich die deutsche Demokratie
in den letzten vierzig Jahren behauptet hat. Sie durchlief
Ölkrisen, Massenarbeitslosigkeit, die Studentenunruhen, den
Terrorismus der Siebziger und frühen achtziger Jahre,
„Asylantenschwemme“ und die Wiedervereinigung. Die politischen
und gesellschaftlichen Institutionen erwiesen sich hierbei als
stabil ebenso wie die „guten Gewohnheiten“ der deutschen
Bevölkerung. Abgesehen von rechtsextremistischen Ausfällen wie
Möllen, Solingen oder Rostock die zwar beschämend sind, aber
nicht das eigentliche Bild der deutschen Gesellschaft
widerspiegelt.

Mit freundlichen Grüßen
Michael culus

Eben. Doch vielleicht halbherzig, mangels anderer Alternativen. Wir waren und sind doch immer noch nach dem Temperament Monarchen.

Danke für Deine sachlichen Beitrag.

gruß
rolf

Hey Tychi,(griech Glück ?)

Stimmt.

Kardinaltugenden gibt es nur 4 !!

Ja? Wieder etwas dazu gelernt, aber ich will es noch mal
nachschlagen.

Bei Deinen sieben sind wohl die drei theologischen Tugenden
Glaube (fides), Hoffnung (spes) und Liebe (caritas) dabei.

Die Kardinalstugenden sind diese hier : Klugheit (prudentia),
Mäßigkeit (temperantia), Tapferkeit (fortitudo) und
Gerechtigkeit (iustitia).

Danke, Tychi

Wenn Du das bezweifelst, hast Du wenig Welterfahrung oder
wenig Kenntnisse in die Kultur der Völker.

Es mag mit Sicherheit spezifische Eigenheiten der Völker geben. Aber rein einen Charakter wird man unmöglich ausmachen können. Es ist immerhin ein Sammelcharakter.

Gruß
Frank

Ich gebe Dir mal ein Beispiel:

Ein Engländer trinkt zum Frühstück grundsätzlich Tee, das könnte man eine spezifische Eigenheit nennen, die sich aus nationaler Gewohnheit ergibt.

Ein Engländer würde Angesichts einer gefährlichen Situation, niemals seinen Humor verlieren. Das wäre dann eine Charaktereigenschaft, die man allen Engländern im allgemeinen zuschreibt.

Natürlich ist das pauschal ausgedrückt, trifft aber im wesentlichen was ich meine.

gruß
rolf

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

Ich gebe Dir mal ein Beispiel:

Ein Engländer trinkt zum Frühstück grundsätzlich Tee, das
könnte man eine spezifische Eigenheit nennen, die sich aus
nationaler Gewohnheit ergibt.

Mache ich auch oft, weil der Kaffee hierzulande nur noch wie Sch… schmeckt.

Ein Engländer würde Angesichts einer gefährlichen Situation,
niemals seinen Humor verlieren. Das wäre dann eine
Charaktereigenschaft, die man allen Engländern im allgemeinen
zuschreibt.

Ist auch für Sachsen typisch, wenn schon. OK, sind ja auch (Angel-)Sachsen.

Natürlich ist das pauschal ausgedrückt, trifft aber im
wesentlichen was ich meine.

Eben, ich auch.
Du könntest vielleicht anführen, dass Afrikaner schwarz sind, aber nichtmal das stimmt mit Blick nach Frankreich oder USA.

Gruß
Frank

Hallo,

ich hab die anderen Antworten jetzt nicht gelesen, aber es gibt durchaus eine „professionelle“ Beschäftigung mit dieser Fragestellung im Rahmen der Soziologie und reflexiven Sozialpsychologie.

Ganz kurz zusammengefasst:
Bis ins frühe 17.Jh galten die Deutschen noch als exzessive Trunkenbolde, als maßlos und voll überbordender Lebensfreude.
Das erste Mal, dass ein dem heutigen ähnlicher Tugendkatalog auftauchte, war etwa im 18.Jh. Das fortschrittliche, aufklärerische Bürgertum betonte damals die individuelle, selbstverantwortliche Leistung. D.h., ursprünglich bestanden die „deutschen Tugenden“ nicht nur aus Ordnung, Fleiß, Reinlichkeit etc. und Sparsamkeit, sondern auch aus dem Postulat nach Gleichheit und Freiheit.
Im Gegensatz zu z.B. Frankreich kam es aber in D nicht zur bürgerlichen Revolution, sondern zum Rückzug des Bürgertums im Biedermeier. In diesem Kontext entwickelten und kultivierten sich die „bürgerlichen Werte“, der Citoyen wurde zum Burgeois, der Tugendkatalog um „revolutionäre Inhalte“ verkürzt und allein die wirtschaftlich sinnvollen Tugenden blieben.
Inwiefern und wenn ja wohin sich dieser Tugendkatalog heute gewandelt hat, ist sehr strittig, aber allgemein geht man von einer weiteren „Ökonomisierung des Wertegefüges“ aus.

Falls Du weiter- oder nachlesen möchtest:
Literatur dazu:
Münch, P. (Hrsgb.) (1984): Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit. Texte und Dokumente zur Entstehung der „bürgerlichen Tugenden“. München, dtv
Treiber, H./ Steinert, H. (1980): Die Fabrikation des zuverlässigen Menschen. Über die „Wahlverwandtschaft“ von Kloster- und Fabrikdisziplin. München. H.Moos
Thompson, E.P. (1973): Zeit, Arbeitsdisziplin und Industriekapitalismus. In: R. Braun (Hrsgb): Gesellschaft in der industriellen Revolution. Köln. Kiepenheuer und Witsch. S.81-111
Engelhardt, T. (19??): Stunde des Weckers. In: Aufriß - Schriftenreihe des Centrum Industriekultur. Jg.1, Heft 1, S.45-51

Hoffe, ich konnte Dir helfen!
LG,
Norah

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