Deutsches Wesen

Hallo.

Ein sehr bekanntes Klischee ist das des trägen Deutschen, der nie der Obrigkeit widerspricht, vor allem aber zu keiner Revolution fähig ist.

Ich frage mich allerdings, in welchen anderen Ländern es nenneswerte Revolutionen aus dem Volk heraus gegeben hat. Das Beispiel Frankreichs ist wohl das bekannteste.
Außerdem fällt mir nur noch Rußland ein, wobei in diesem Fall durch den 1. Weltkrieg schon wieder ein begünstigender äußerer Einfluß vorhanden war.
Andererseits gab es in Deutschland durchaus schon eine Art Revolution (Bauernkrieg), wenn diese auch ihr Ziel nicht erreichen konnte. Solche Fälle gab es meines Wissens auch in verschiedenen anderen Ländern. Insgesamt scheinen Revolutionen und das Stürzen von Regierungen aber eher die Ausnahme gewesen zu sein und meist nicht von langer Dauer.

Woher also dieses Bild des Deutschen? Stammt es aus dem Ausland oder würde es von Deutschen geformt? War es vielleicht nur ein Selbstvergleich mit Frankreich?

Grüße,

R.H.

Hi

Anderes Beispiel: China
Hier gab es über die Jahrhunderte immer wieder Rebellionen und Revolutionen, einige stürzten auch Regime, in neuerer Zeit weniger. Viele waren indirekt für den Untergang von Dynastien veranwortlich und die meisten waren relativ gesehen erfolgreich indem sie etwas in die Gänge brachten.

Das Bild des revolutionsfaulen Deutschen dürfte wohl von 1848 stammen, als die Revolution wegen Regens ausfiel.
(Natürlichauch wegen mangelnder Koordination, aber da es regnete blieben, so manche Geschichtsbücher, einige Leute wohl einfach daheim).

lg
Kate

Hallo

Außerdem fällt mir nur noch Rußland ein, wobei in diesem Fall
durch den 1. Weltkrieg schon wieder ein begünstigender äußerer
Einfluß vorhanden war.

das war ein von Deutschland mit über 150 Mio Goldmark bezahlter Staatstreich um im Osten den Krieg zu beeenden, um für den Westen Divisionen frei zu bekommen. Das Märchen von der Revolution wird nun seit 90 Jahren verbreitet.

Phönix Doku: Der Kommunismus - Die Geschichte einer Illusion u.a.

Manni3

Die Deutschen als rebellisches Volk
Hallo,

Ein sehr bekanntes Klischee ist das des trägen Deutschen, der
nie der Obrigkeit widerspricht, vor allem aber zu keiner
Revolution fähig ist.

Gegen dieses Klischee:
http://www.buchhandel.de/default.aspx?strframe=titel…

Woher also dieses Bild des Deutschen? Stammt es aus dem
Ausland oder würde es von Deutschen geformt?

Keine Ahnung.
Aber wenn ein Deutscher sagt: „Typisch deutsch!“,
dann meint er in der Regel etwas Negatives.
So auch in diesem Fall?

Nescio

Badische Revolution 14. Mai 1849
Hallo

Das Bild des revolutionsfaulen Deutschen dürfte wohl von 1848
stammen, als die Revolution wegen Regens ausfiel.
(Natürlichauch wegen mangelnder Koordination, aber da es
regnete blieben, so manche Geschichtsbücher, einige Leute wohl
einfach daheim).

Für Baden-Württemberg jedenfalls kann ich nicht bestätigen, dass die Deutschen keine erfolgreiche Revolution zustande brächten.
Wie schon in den Bauernkriegen entzündete sich der revolutionäre Funke der Freiheit im Südwesten Deutschlands. Die nach Flucht der großherzoglichen Regierung installierte badische Republik vom 14. Mai 1849 musste durch militärische Aggression Preußens und Hessens beseitigt werden und zehn Prozent der Bevölkerung flohen ins Ausland, um nicht massakriert zu werden, ein Umstand, den man in Baden bis heute keineswegs vergessen hat - aber anderenorts in Deutschland dafür offenbar um so erfolgreicher verdrängt.

Gruß
smalbop

Hi

Das kann durchaus sein. Ich weiß noch, dass wir die Badische Revolution im Umkreis des Vormärz und 1848 nur ganz am Rande mal erwähnt wurde „Die haben kurzzeitig eine Rebellenregierung gegründet und dann wurden sie niedergeschlagen.“

lg
Kate

Wie schon in den Bauernkriegen entzündete sich der
revolutionäre Funke der Freiheit im Südwesten Deutschlands.

Ehre, wem Ehre gebührt! Da wollen wir mal nicht verschweigen, dass die „Deutsche Revolution“ am 27.2.1848 in Offenburg/Baden begann mit der Formulierung jenes Programms, das man - also eigentlich fälschlicherweise! - als „Märzforderungen“ bezeichnet.
Am Tag darauf stellte von Gagern in der hessischen Kammer den Antrag
auf die Einberufung einer Nationalversammlung und auf „Erneuerung des Bundesoberhauptes“.
Schönen Gruß!
Hannes

Vorteil von Revolutionen?
Hallo an alle,

abgesehen davon, dass ich die Ausgangsthese, Deutsche seien keine Revolutionäre, für falsch halte, möchte ich auch mal in die Diskussion werfen, was eigentlich so toll an Revolutionen ist. Ohne den 1. Weltkrieg wäre Deutschland fast unmerklich eine parlamentarische Monarchie (=Demokratie) geworden, und wir würden uns heute über die halb-zivilisierten Franzosen lustig machen, die dafür immer so viel Aufruhr und Blutvergießen braucben.

Gruß,
Andreas

Ohne den 1. Weltkrieg wäre Deutschland fast unmerklich
eine parlamentarische Monarchie (=Demokratie) geworden.

Schon,

Andreas,

aber was wäre in den Einzelstaaten? Würden wir dort wirklich alle „unsern Dreck alleene“ machen, ohne Revolution gegen das „angestammte Herrscherhaus“?
Ob die Monarchen wirklich einverstanden gewesen wären mit sowas wie dem Artikel 16 der Weimarer Verf., dass alle deutschen Länder Freistaaten, also Republiken, sind?
Gruß!
Hannes

So lange ist es nicht her, denn 1989 gab es eine Revolution, welche unblutig endete. Damit haben die Bürger gesiegt und die Regierung praktisch gestürzt.

Hallo,

die Revolution von 1918 war in der Tat keine, auf die man stolz sein könnte.

Grüß,
Markus

So lange ist es nicht her, denn 1989 gab es eine Revolution,
welche unblutig endete. Damit haben die Bürger gesiegt und die
Regierung praktisch gestürzt.

War das wirklich der Fall, oder hing letztlich doch alles nur an der Sowjetunion?

Moin Moin!

Ein anekdotischer Beitrag:
Lenin soll gesagt haben: „Wenn die Deutschen eine Revolution machen und dabei einen Bahnhof stürmen müssen, so lösen sie zuerst eine Bahnsteigkarte.“

Ich weiß: Ist zwar kein sehr sachdienlicher Hinweis, aber vielleicht doch ganz amüsant…

Gruß!
anima mundi