Hi!
Wenn ich so die Artikel durchblättere, dann fällt mir auf,
dass sehr viel Resignation, Ratlosigkeit und vielleicht auch
Hilflosigkeit bei den Themen: „Deutschland“- „EU“ - „deutsche
Politik“ oder „deutsche Wirtschaft“ mitschwingt. Damit gerät
schon mal beim Einen oder Andern die gute Fassung etwas aus
den Fugen.
Weshalb? Es ist zunächst einmal eine simple Wahrheit, dass Deutschland mit den Einnahemen der Zukunft wirtschaftet, d.h. die aktuellen Probleme in die Verantwortung kommender Generationen verschiebt.
Da aber auch immer mehr Bürger in ihrem privaten Bereich so handeln und sich um ihre Schulden nichts scheren (s. steigende Anazahl der Privatinsovenzen und überschuldeten Haushalte), passt das ja bestens ins Bild.
Diesen Pessimismus kann ich (von aussen - als südlicher
Nachbar) nicht teilen. Aus meiner Sicht haben die Deutschen
nach dem Krieg eine enorme Leistung erbracht! Deutschland hat
nicht nur die Erzfeindschaft mit seinen Nachbarn zu Grabe
getragen, sondern hat im Aufschwung nach dem Krieg eine
Wirtschaft aufgebaut, auf die alle (mit Recht) stolz sein
können.
Genau diese Errungenschaften werden durch unsere mittlerweile überbordenden Wasserköpfe, durch schlechte Wirtschafts-, Steuer, Sozial- und Standortpolitik sowie durch überholte Klassenkämpfe gerade ausverkauft.
Wenn ich das Erreichte so generell mit meinem
Heimatland vergleiche, fallen mir doch spontan einige Dinge
ein, die nicht ganz vergessen werden dürfen:
- Vor gut 50 Jahren war Ihr Land durch den Krieg
(fast)vollständig zerstört. Ihr habt’s geschafft dieses Land
wieder zu einem starken wirtschaftlichen und politischen
Gewicht werden zu lassen.
Das war in der Tat eine große Leistung, welche m.E. bis ca. 1988 erbracht wprden ist. Danach wurde seitens der politischen Klasse hauptsächlich Raubbau mit dem Land betrieben.
Nicht zu vergessen, dass Frankreich
und Deutschland die treibenden Kräfte zur Montanunion - EWG -
EG und EU geworden sind.
Die EU-Mitgliedscxhaft ist für Deutschland, v.a. seit der Osterweiterung, eine massive wirtschaftliche Gefahr und ein riesiger Kostenfaktor. Wenn wir in den nächsten Jahren unsere Beiträge nicht mindestens halbieren, kann man das keinem mündigen Bürger mehr erklären.
Kleine Nebenfrage: Was hat eigentlich
die Schweiz (als vom Krieg verschontes Land) zur europäischen
Einigung bzw. zum Frieden auf dem Kontinent beigetragen?
(vielleicht das Bankgeheimnis?)
Die Schweiz hat sich unter dem Deckmantel der Neutralität ebenfalls massiv schuldig gemacht an den verbrechen des 20. Jahrhunderts. Man denke nur an den Empfang des Nazigeldes mit offenen Armen, an die Abweisung flüchtender Juden an den Grenzen sowie an den betrug an den nachbarstaaten durch Aufnahme von hinterzogenen oder sonstwie geraubten Geldern.
Vor 150 Jahren hätte man den Laden wohl einfach kassiert und wenn die Staatssäckel der großen EU-Staaten in den nächsten 20 Jahren vollends leer sein werden, wird man den Druck auf Länder wie die Schweiz natürlich massiv erhöhen.
- Die Wirtschaftsflaute ist auf der ganzen Welt deutlich zu
spüren - und da sind weder China noch andere aufstrebende
Länder (heute noch) kein Massstab! - (Zum Vergleich: Die
Schweiz findet sich in letzter Zeit regelmässig am hintern
Ende punkto Wirtschaftswachstum im OECD-Raum - dafür haben wir
weniger Arbeitslose - aber auch bei uns sinken die Löhne
schneller als man gucken kann!)
Die weltweite Wirtschaftsflaute kann keine Entschuldigung dafür sein, in D die notwendigen Systemreformen aus wahl- und parteipolitischen Gründen nicht durchzuführen.
Das grösste Problem Deutschlands ist nicht das ausbleibende Wirtschaftswachstum, sondern der nicht mehr bezahlbare Aufbau der sozialen Sicherungssysteme und das bürger- sowie auch wirtschaftsfeindliche Steuersystem.
Und hierfür gibt es keine Entschuldigung.
- Die Wiedervereinigung hat bis heute (trotz aller
verständlichen Euphorie) enorm viel Kraft (Emotionen und
Finanzen) gekostet und dies wird sich voraussichtlich auch in
absehbarer Zeit nicht ändern. Einen solchen Kraftakt zu
verdauen braucht Zeit - und die wünsche ich dem Land! Welches
Land hat ein vergleichbares Projekt vorzuweisen?
Keines. Das Fehlen einer Benchmark-Lösung kann jedoch keine Entschuldigung dafür sein, weitere Milliardensummen in diesem Molloch zu versenken, anstatt nun die wenigen verbleibenden Mittel gezielt in Zukunftsprojekte zu investieren, bei welchen auch ein positiver ROI zu erwarten ist.
Ich meine damit nicht, dass alles zum Besten steht, aber so
düster, wie manche Voten für mich klingen, ist’s sicher nicht.
Es ist noch viel schlimmer. Alles andere ist Schönfärberei.
Allein die Pensionen und Renten der heute 40-jährigen werden in 30 Jahren die dann berufstätigen in unzumutbarer Weise belasten.
Dieselben Probleme beschäftigen die meisten Staaten und müssen
zwingend gelöst werden! (Wirtschaftswachstum,
Arbeitslosigkeit, Sozialreformen, Staatsdefizit u.s.w.).
Die Fehler anderer können keine Rechtfertigung für die eigenen sein.
Was mich aber am meisten beeindruckt, ist dass Deutschland und
Frankreich sich weder von Bush noch von Blair auf ein
Kriegsabenteuer eingelassen haben obwohl auch da einige
(vergiftete?) Rosinen zu picken gewesen wären.
Das wird uns noch teuer zu stehen kommen. Allerdings ist hier wenigstens einmal eine konsequente Haltung unserer Regierung zu beobachten gewesen, was ich achte.
Ich wünsche unserem nördlichen Nachbarn viel Geduld und Kraft
die Chancen zu packen und die Schwierigkeiten zu meistern.
Dankesehr.
Grüße,
Mathias