Meine Frage bezieht sich nur auf den Begriff des historischen
„Weg[s] nach Westen“, der ja auch schon vor 1945 bzw. vor 1933
diskutiert wurde. Besonders um den Begriffsgebrauch in der
Weimarer Republik gehts mir.
Was meint/e dieser geopolitische Begriff „Westen“ denn
überhaupt? USA, Frankreich, Liberalismus, Kapitalismus,
Parteiendemokratie? Fortschritt? Zentralismus?
In der Weimarer Zeit von den genannten Begriffen wohl am ehesten „Parteiendemokratie“, wobei die ja in weiten Schichten der Bevölkerung nicht so recht Wurzeln fasste. Ich glaube daher, es steckte noch etwas anderes dahinter. Man hatte aufgrund des um ein Haar ganz anders verlaufenen 1. Weltkriegs ein feines Gespür dafür, einer Anlehnung an die Westmächte im Grunde nicht zu bedürfen, sondern allenfalls eines Stillhaltens derselben für ein ganz anderes Projekt. Fortschritt und Kapitalismus hatte man weiß Gott zur Genüge selbst. Zentralismus war bis 1871 und eigentlich bis Hitler nie auch nur ein Thema in Deutschland und sicher auch nie ein politischer Wille der Mehrheit.
Und noch unklarer für mich: was war/ist der Gegenbegriff dazu?
Osten? Sozialismus? oder Deutschtum? Vielstaaterei?
Anti-Egalitarismus?
Der Gegenentwurf dazu war am ehesten „Osten“. Auch in Bezug darauf war den Deutschen durchaus klar, dass sie zwar letztlich den Krieg im Westen verloren hatten, nachdem die USA für das besiegte Russland in die Bresche gesprungen waren. Aber den Krieg im Osten gegen dieses Russland hatten sie gewonnen, und das mir nicht einmal der Hälfte ihrer Armee. Hier schien der natürliche Schwerpunkt künftiger Expansion zu liegen, unterfüttert von dem Umstand, dass man sowohl mit Polen eine Rechnung offen zu haben glaubte als auch Russland jetzt der kommunistische Hort des Bösen war und jeder Krieg ein heiliger Krieg zur Rettung Europas sein konnte.
Vermutlich waren solche (als zivilisatorisches Sendungsbewusstsein) verbrämten hegemonialen Gedankengänge im vordemokratischen Nord- und Ostdeutschland schon historisch („Ostlandreiter“) weiter verbreitet als im kleinstaaterischen West- und Süddeutschland, die eher auf den Ausgleich mit Frankreich warteten, nachdem sie in praktisch allen vorangegangenen Kriegen zum Schlachtfeld geworden waren, und an Siedlungstätigkeit im gewaltsam erweiterten Osten dagegen weniger interessiert waren. Der Südi Hitler schlug da mit seinem Lebensraum-Konzept aus der Art.
Ich weiß, dass dies eine sehr unspezifische, ja fast naive,
Frage ist. Ich ersuche daher nur ein paar Anregungen.
Als Anregung ist es auch nur gemeint.
smalbop