Auch das sind wieder nur Schlagworte, die keinen Rückschluss darauf zulassen, was genau damit gemeint ist. Welche praktischen Folgen haben denn diese Krisen konkret und wie könnte ein größerer Goldvorrat in diesen Situationen von Nutzen sein?
Was genau importiert oder exportiert denn der Staat? Um Dich nicht komplett auflaufen zu lassen: es sind vor allem (d.h. praktisch ausschließlich) Unternehmen, die grenzüberschreitend handeln - also importieren und exportieren.
Der Staat spielt in dem Kontext allenfalls als Verwaltungsstelle eine Rolle, die statistische Daten und Zölle erhebt bzw. entgegennimmt. Den Unternehmen nützt es nun gar nichts, dass der Staat auf einem Goldvorrat im Wert von (aktuell) rd. 350 Mrd. Euro sitzt. Wie sollen denn die Unternehmen an dieses Gold kommen und was soll es überhaupt nützen? Verschiffen wir dann für eine Ladung Textilien aus China 20 Kilogramm Gold per Schiff nach China? Was ist nach drei Monaten, wenn das Gold komplett für unsere Importe draufgegangen ist?
Und das ist ja nur ein sehr kleiner Ausschnitt des Wirtschaftsgeschehens und gibt auch keine Auskunft darüber, was genau Du Dir unter einer
vorstellst. Bevor eine Währung (in dem Fall der Euro) so wenig Wert beigemessen wird, dass Drittländer, die ja ebenfalls über Währungen verfügen, die von einer großen
ja auch betroffen wären, passieren ja ganz andere Dinge.
Der Goldschatz war früher wichtig, um im Kriegsfall Waffen und Soldaten bezahlen zu können. Eine Zeitlang haben manche Länder darauf gesetzt, die Währung entweder gleich aus Gold und Silber bestehen zu lassen (also die Münzen) oder aber, den Wert ihrer Währung mit Gold zu unterlegen, d.h. man hatte bspw. in den USA lange Zeit den Anspruch darauf, sich gegen Vorlage von Banknoten den entsprechenden Wert in Gold auszahlen zu lassen.
Von beidem ist man aber aus einem ganz banalen Grund weitgehend abgekommen: eine solche metallbasierte Währung ist aufgrund des nur begrenzt verfügbaren Metalls ein großes Hindernis für Wirtschaftswachstum, weswegen man im 17./18. Jahrhundert davon abgekommen ist bzw. den Goldstandard bspw. in den USA vor rd. 90 Jahren abschaffte und schließlich etwas später auch die Goldparität.
In der Folge waren Goldreserven eher eine symbolische Veranstaltung, weswegen der Anteil an Gold an Währungsreserven in den letzten Jahrzehnten massiv zusammengeschnurrt ist. Dass Deutschland im Verhältnis zu Einwohnerzahl bzw. Wirtschaftsleistung die größten Goldreserven unterhält, hat wahrscheinlich historische (drei Währungsreformen in den letzten rd. 100 Jahren), aber eben keine praktischen Gründe.
Aber wie gesagt: wenn Du konkrete Szenarien benennst, dann kann man sich gerne über den praktischen Wert von Goldreserven unterhalten und in der Folge dann auch darüber, ob es wirklich einen Unterschied macht, ob rd. ein Drittel davon in den USA liegt oder ob das Zeug komplett irgendwo in Frankfurt oder in der Eifel in einem Bunker liegt.
Ich möchte in dem Kontext noch auf etwas hinweisen, das wahrscheinlich den wenigsten heute noch bekannt bzw. präsent ist, weil ein Großteil der Bevölkerung inzwischen zu jung ist bzw. die Situation im Kalten Krieg einfach verdrängt hat: die sogenannte Fulda Gap. Diese ist einer der Gründe, warum man das deutsche Gold eben nicht zu 100% in Frankfurt lagerte, sondern zu einem Großteil auf Paris, London und New York verlagerte.
Nun haben wir heute zwar den Vorteil, dass zwischen Russland und Frankfurt inzwischen die wahrscheinlich stärkste Armee Europas steht und das auch noch auf unser Seite. Dennoch ist die Gefahr, dass es zu einem Angriff auf deutsches Territorium kommt, heute so groß ist wie seit fast 40 Jahren nicht mehr und an der Topologie unseres Landes hat sich seitdem auch nicht viel geändert.