Deutschlands Manager - ein Problem?

Hi!

Im Zusammenhang mit der aktuellen Dividenden-Saison (heute ist HV der Deutschen Bank) befassten sich mehrere Artikel mit der Situation in der Führungsebene deutscher Unternehmen. Allem Anschein nach sieht es da nicht sonderlich gut aus.

Die „Financial Times Deutschland“ und der „Spiegel“ zitieren aus dem „CEO Succession Report“ der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Die Manager-Fluktuation in der Top-Ebene hätte deutlich zugenommen. Hedgefonds und Private-Equity-Firmen nehmen verstärkt Einfluss auf die Personalpolitik im Vorstandsbereich. So gelten deutsche Unternehmensführer international als „Underperformer“. In den letzten zehn Jahren hätten noch nie so viele Top-Manager ihren Job verloren. Gushorst, der Deutschland-Chef von Booz Allen Hamilton, bescheinigt „Panik und Hektik in den Aufsichtsetagen“.

Die Untersuchung für das „International Executive Panel“, von der Personalberatung Egon Zehnder International durchgeführt, zeichnet ein noch düsteres Bild der deutschen Führungskräfte. Nirgends reagieren die Topleute derart restriktiv wie in Deutschland. Während Amerikander, Franzosen und Briten auf Innovation und Expansion setzen, gilt in Deutschland die Faustregel „Kürzen, Sparen, Feuern“. Zwar reden deutsche Wirtschaftsbosse von Innovationen, verhalten sich aber genau entgegengesetzt. Geführt wird hart und visionslos, mit klaren und restriktiven Kommandostrukturen. Soziale Kompetenzen wie Teamführung, Mitarbeiterentwicklung und Motivation gelten wenig. Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre und Investoren werden den kurzfristig erzielbaren Zahlen untergeordnet - ganz im Gegensatz zu ihren französischen, britischen oder amerikanischen Kollegen.

Die Studie führt dieses Managerverhalten zum Teil auf die Steuer- und Abgabenpolitik von Kohl und Schröder zurück, aber der typisch deutsche Managerstil ist mitverantwortlich für die deutsche Misere. Mit „Zucht und Ordnung“ kommt man in einer Weltwirtschaft nicht weit.

Zitat von Zehnder-Chef Wieczorek: „Unsere Hochschulen bilden hoch qualifizierte Fachleute aus. Was aber Leadership bedeutet, das lernt man eher auf amerikanischen, französischen und britischen Eliteschulen.“

Quellen:
http://www.ftd.de/km/ka/7145.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,356346,00.html
http://de.biz.yahoo.com/050518/330/4jojx.html

Offenbar gibt es hier ein Verbesserungspotential, von dem bisher kaum die Rede ist. Haben wir also doch ein „Manager-Problem“ in D?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich!

…in der Führungsebene deutscher Unternehmen.
…Die Manager-Fluktuation in :der Top-Ebene hätte deutlich :zugenommen.
Hedgefonds und Private-Equity-Firmen
nehmen verstärkt Einfluss auf :die Personalpolitik im
Vorstandsbereich.
So gelten deutsche :Unternehmensführer
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düsteres Bild der deutschen Führungskräfte.
Zwar reden deutsche
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Zitat von Zehnder-Chef :Wieczorek: „Unsere :Hochschulen bilden hoch :qualifizierte Fachleute aus. :Was aber Leadership bedeutet, :das lernt man eher auf :amerikanischen, französischen
und britischen Eliteschulen.“
Haben wir also doch ein
„Manager-Problem“ in D?

Nach Wegräumen verbaler Holzwolle bleibt die oben zitierte Ansammlung nichtssagender Gemeinplätze übrig.

Die Mehrheit aller Unternehmen in D sind Familienunternehmen, überwiegend inhabergeführt. Die können wohl kaum gemeint sein, wenn etwa von Fluktuation in der Führungsetage die Rede ist. Der Artikel kann bestenfalls eine Minderheit meinen und erweckt trotzdem den Anschein, von der deutschen Wirtschaft schlechthin zu berichten.

Vermutlich brauchte ein Schreiberling noch ein paar Groschen Zeilenhonorar, um über den Monat zu kommen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Heinrich,

den Aussagen von Wolfgang kann ich mich nur anschließen. Die Artikel bemühen Einzelfälle, die an sich schon uninteressant sind und in der Summe nicht spannender werden. Woher weiß den der tolle Berater, daß ein Manager nicht im Einvernehmen gegangen ist, sondern tatsächlich im Streit? Bei Herrn Urban ist es offensichtlich, aber was ist mit den anderen Fällen, von denen im Zweifel niemand was mitbekommen hat?

Und überhaupt: Der Berater scheint ja selber einige Defizite im BWL-Bereich zu haben. Er spricht von „Aufsichtsetagen“, wo er vermutlich „Vorstandsetagen“ meint und berät selber die Unternehmen und Manager berät, die er nun kritisiert. Wenn die Beraterbande nicht wie besinnungslos durchs Land tingeln würde, um jedem, der nicht schnell genug aus dem Weg kommt, den gleichen hektischen Aktionismus verkaufen würde, wie zuvor schon 37 Konkurrenten, dann gäbe es das ein oder andere Problemkind in Deutschland nicht.

Oder anders: Der Lehrer schlägt nun seine Schüler, die das gemacht haben, was er ihnen gesagt hat. Hinzu kommt, daß die meisten Berater noch nie außerhalb der Beratung gearbeitet haben. Das ist ungefähr so, als würde man einen Restaurantkritiker ohne Kochausbildung an den Herd lassen.

Nicht zuletzt gibt es in Deutschland das Problem, daß ab einer gewissen Hierarchiestufe einer anstellen kann, was er will, und er trotzdem demnächst den nächsten Job erhält. Aber dazu hab ich ja neulich schon einiges geschrieben.

Gruß,
Christian

Hi,

du bringst - wissentlich oder unwissentlich - in Deinem Zitat die Misere schon auf den Punkt.

Während Amerikander, Franzosen und Briten auf
Innovation und Expansion setzen, gilt in Deutschland die
Faustregel „Kürzen, Sparen, Feuern“.

Genau, aber dies liegt an der Tatsache, dass die von Dir bezeichneten Ländern viel früher als in Deutschland bemerkt haben, dass der Vollkasko-Staatsversorgung-Unfug unbezahlbar ist. Besonders England und die USA haben zu einer Zeit, als bei uns „die Rende sischer ist“ bereits die ökonomische Reißleine gezogen und die die Macht der Klassenkampfprotagonisten der Gewerkschaften gebremst.

Hierzulande werden erste zaghafte Ansätze dieser Art - mit der deutsch-gründlichen Verzögerung von rd. 20 Jahren - im Keim mit dem Argument erstickt, dann würde es den Massen schlechter gehen. Unfug auch hier, denn die Beschäftigungszahlen - insbesondere in England!! - zeigen, dass Innovation Beschäftigung schafft!!!, nicht in Frage stellt. (siehe ein Thread tiefer, dort schaffen keine ideologisierten Staatsverwaltungsapparate die Stellen, sondern hochinnovative Risikounternehmen mit innovativen und marktgerechten Produkten)

Zwar reden deutsche
Wirtschaftsbosse von Innovationen, verhalten sich aber genau
entgegengesetzt.

gebremst durch die Gewerkschaftsvertreter in den AR?

„Unsere Hochschulen bilden
hoch qualifizierte Fachleute aus.
Was aber Leadership
bedeutet, das lernt man eher auf amerikanischen, französischen
und britischen Eliteschulen.“

Du schreibst es selbst!!!

„deutsche Hochschulen“ vs. „internationale Eliteschulen“

DAS diesen Kampf die deutsche Schule nicht gewinnen kann versteht sich in der Terminologie von selbst.

In Deutschland wird Masse statt Klasse unterrichtet - ich war selbst (Berufsschul-)Lehrer - während auf den Elite-Unis in den erfolgversprechenden Studiengängen idR nur die Jahrgangsbesten überhaupt zugelassen werden.

Grüße
Heinrich

Grüße
Ralf