Hallo!
Nenn mir ein Beispiel für einen deutschsprachigen Film, in dem
der positive Hauptcharakter nicht von einem
Deutschen/Österreicher/Schweizer/Luxemburger gespielt wird?
Winnetou?
Du weißt genau wie ich es meinte: Ein ausländischer Hauptdarsteller, der selbst spricht, vielleicht mit Akzent. So etwas gibt es im Deutschen Kino nicht. Warum sollte man es also dem Amerikanischen vorwerfen? (Zumal es so etwas in Amerika sehr wohl gibt …)
Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, dass
in Amerika sehr viele ausländische Filme mit amerikanischen
Schauspielern neu gedreht werden. Das ist umgekehrt in
Deutschland nicht der Fall, oder?
Ich möchte hier Wikipedia zitieren (ausdrücklich nicht als objektive Quelle, sondern als eine Meinung, die zeigt, dass meine Meinung doch auch noch von anderen geteilt wird):
„Heute wird die Neuverfilmung besonders mit dem modernen Hollywood-Film in Verbindung gebracht, obwohl die Neuverfilmung auch in anderen Filmländern und während der gesamten Geschichte des Films häufig praktiziert wurde und wird. Dies hat vor allem mit der dominanten Stellung des amerikanischen Kinos zu tun. Die Tradition Neuverfilmung nicht-englischsprachiger Filme oft kurz nach Veröffentlichung des erfolgreichen Originals als „amerikanisierte“ Version herauszubringen, wird mit Ablehnung amerikanischer Zuschauer gegenüber Synchronisation und Untertitel begründet.“
Es ist so einfach, alles auf den angeblichen Nationalismus und
die angeblich so mangelhafte Bildung der Amerikaner zu
schieben. Die Wirklichkeit ist aber oft deutlich
komplizierter.
Wer hat hier irgendetwas von Bildung geschrieben?
Du nicht, aber es ist das Argument, das in Diskussionen dieser
Art ständig als nächstes kommt. Ich würde den
Durchschnittsamerikaner jetzt auch nicht als ausgewiesenen
Kenner der spätmittelatlerlichen Kulturgeschichte
Südwestandalusiens ansehen - aber wir Europäer sitzen da
meiner Meinung nach völlig zu Unrecht auf einem sehr hohen
Ross.
Du unterstellst mir also präventiv etwas, um deinen Standpunkt
zu vertreten?
Hallo? Ich habe Dir in den zitierten Zeilen gar nichts unterstellt. Auf Nachfrage Deinerseits habe ich ausdrücklich gesagt, dass ich nicht Dich damit meinte.
Du willst mir also allen ernstes erzählen, dass der
durchschnittliche Amerikaner nicht überdurchschnittlich
patriotisch ist? Das würde allem wiedersprechen was ich
gesehen, gelesen und erlebt habe.
Woran machst Du denn fest, was „durchschnittlicher Patriotismus“ ist? Wenn man den Amerikanischen Patriotismus mit europäischen (oder noch „schlimmer“: mit deutschen) Maßstäben misst, dann vergleicht man Äpfeln mit Birnen. Aber sei’s drum: Wir sind uns sicher einig, dass der Patriotismus in der amerikanischen Gesellschaft einen großen Stellenwert hat und dass sich das auch im amerikanischen Kino niederschlägt. Aber erstens ist „Patriotismus“ etwas anderes als „Nationalismus und Vorurteile“. Und zweitens geht es darum, dass Du dem Durchschnittsamerikaner eben diesen Nationalismus und diese Vorurteile unterstellst, um etwas zu begründen, wofür es eine viel natürliche Erklärung (nämlich die Ablehnung von Untertiteln und Synchronfassungen) gibt. Außerdem hält der Vorwurf des vermeintlichen amerikanischen Nationalismus im amerikanischen Kino einem Vergleich mit dem europäischen Kino - wie gezeigt - nicht stand.
Dass man hier nicht auf jede Ausnahme eingehen kann ist klar.
Dass man deswegen aber auch nicht gleich pauschalisieren muss,
sollte ebenfalls klar sein.
Dass du den Deutschen in deinem ersten Posting kollektiv
Vorurteile gegenüber den Amerikanern unterstellt hast geht
aber in Ordnung?
Findest Du nicht, dass es da Unterschiede gibt? Du unterstellst den Amerikanern „sehr“ nationalistisch zu sein und Vorurteile gegen „so gut wie jede“ Nationalität zu haben, während ich nur konstatiere, dass es bei den Deutschen „ein“ Vorurteil gibt?
Wenn man keine Doktorarbeit zu einem Thema verfassen will muss
man eben pauschalisieren.
Nö, muss man überhaupt nicht! Es war vollkommen überflüssig, den Amerikanern Nationalismus und Vorurteile vorzuwerfen.
Sonst kannst du hier jedes einzelne
Posting in diesem Forum nach Lust und Laune zerpflücken.
Das mache ich auch mit jedem, an dem ich was auszusetzen habe. Dafür sind doch Foren da, oder nicht?
Außerdem produziert Hollywood auch für den Massenmarkt und
geht daher auch auf pauschale Bedürfnisse ein.
Das ist das eine Hollywood. Man sollte darüber aber nicht das andere Hollywood vergessen, das durch seinen aufgeklärten Liberalismus immer auch ein Gegengewicht zum amerikanischen Konservatismus war.
Michael