Ich möchte mir meinen schwäbischen Dialekt abgewöhnen wie mache ich das um richtiges Hochdeutsch reden zu können.?
Servus,
mach es wie viele Generationen von Schwaben vor Dir: Geh in die Kirche - in der Evangelischen Landeskirche Württemberg wird Deutsch gelesen, gesungen und gepredigt, seit es sie gibt.
Sprachschulung nach Feierabend kannst Du in jeder gscheiten Volkshochschule bekommen, wenn diese sich nicht bloß mit Esoterikschwindel, sondern z.B. auch Theater abgibt.
Einzelheiten wie das stimmhafte S im Anlaut und die Färbung der Vokale A und E wirst Du weder hier noch da lernen können - das tut aber auch nicht not, es gibt niemanden in D, der muttersprachlich Standarddeutsch spricht, und je mehr deutsche Dialekte Du aus der Nähe kennen lernst, desto mehr „Hochdeutsch Sprechenden“ wirst Du ihre regionale Herkunft auf den Kopf zusagen können.
Bonus Track: Einige Zeit nach dessen Wahl zum Bundespräsidenten traf Thaddäus Troll seinen alten Freund Theodor Heuss wieder und stellte ihn zur Rede, weil der in einem Interview mit einem Journalisten aus dem Nordwesten Deutschlands angeblich gesagt hatte, er fühle sich als Bundespräsident „wie der Gottesgiebel der Nation“. Der Bundestheo stellte das richtig: „Ha woisch, der hot mi halt et verschdande. Wienerme gfrogt hot, wia ma sich so fühlt als Bundespräsident, hannem gsait ‚I komm mir halt vor als wäre dr Kotzkibel der Nation‘“
Mir kenned nämlich alles, au Hochdeutsch - graad zom Possa!
In diesem Sinne
Dä Blumepeder
Ich möchte mir meinen schwäbischen Dialekt abgewöhnen wie
mache ich das um richtiges Hochdeutsch reden zu können.?
Wozu willst Du Dir den schwäbischen Dialekt abgewöhnen?
Lerne einfach „Hochdeutsch als Fremdsprache“, dann kannst Du beides und je nach Ort und Umfeld wählst Du die „richtige“ Sprache aus.
Der größte Vorteil ist, daß Du den Wortschatz schon weitgehend drauf hast und nicht alle Vokabeln lernen mußt.
Dennoch hat Dein Vorhaben verschiedene Knackpunkte:
Vermeidung des schwäbischen Sprachklangs
Nach meiner subjektiven Erfahrung ist das nur möglich, wenn jemand ein angeborenes Talent für andere Sprachklänge/Akzente hat.
Vermeidung schwäbischer Grammatik
Mit Fleiß und Disziplin und genügend Lerneifer läßt sich das auf jeden Fall bewerkstelligen.
Die klassischen „Verräter“ sind:
-
Verwendung von „wie“ statt richtig „als“
-
Verwendung von „die wo /der wo“ in Sätzen wie „Die Frau, die wo eine rote Jacke anhat“ oder „Der Mann, der wo in dem schwarzen Auto sitzt“.
-
Verwendung von „für was“ statt richtig „wozu“ in Sätzen wie „Für was brauchst Du ein neues Hemd?“
-
Verwendung anderer Artikel (der/die/das) bei z.B. Butter, Teller, Kamin.
-
Verwendung anderer Präpositionen, z.B. „auf“ statt richtig „zur“ in Sätzen wie „Ich gehe auf die Post“.
Außer dem o.g. gibt es noch die typischen Aussprache-Fehler beim stimmhaften s und bei bestimmten Konsonanten-Paaren (kl, kr, pl, pr).
Da kenn’ ich mich aber nicht aus, das müssen Dir die Linguisten-Spezies hier erklären.
Auch die Silbenbetonung ist bei manchen Wörtern anders, z.B. bei Kaffee, Motor und Büro.
Auf jeden Fall brauchst Du ein Korrektiv, das gut Hochdeutsch spricht, mit dem Du viele Stunden gemeinsam redend verbringst. Das Korrektiv muß Deine „Fehler“ permament und vor allem sofort und unmittelbar verbessern und zwar so oft und solange, bis Du diese „Fehler“ nicht mehr machst.
Irgendwo (Pforzheim?) gibt es eine private Institution, die sich genau darauf spezialisiert hat: Schwäbischen Menschen Hochdeutsch beizubringen.
Das war einmal Thema im SWR-„Nachtcafé“.
Für mich ist das beste Beispiel für akzentfreie „Zweisprachigkeit“ die aus TÜ stammende Schauspielerin Maren Kroymann.
Kommentare, Ergänzungen und Verbesserungen von anderen „Zweispachigen“ sind erwünscht!
Gruß G.
Servus,
Mir kenned nämlich alles, au Hochdeutsch -
sapperlot, wia isch denn au des bloß meglich?
Telepathie?
graad zom Possa!
Seit wann schreibt mr des mit ama hochdeitsche P?
http://www.amazon.de/Grad-zom-Bossa-Schw%C3%A4bische…
Mit schwäbischem Gruß!
G.
Servus Gudrun,
diese Schreibweise habe ich von Wendelin Überzwerch alias Karl Wilhelm Fuß übernommen. Aus seinem Gedichtlein „Grad zom Possa!“ eine Strophe:
„Dr Dokter sait, I sei nervees,
Mit Vierzge seis halt nemme dees,
Ond ganz solid sei sodd I jetz -
Ha no, I pfeif auf so a Gschwätz
Ond weider wird halt 's Leaba g’nossa:
Graad zom Possa!“
Das harte „P“ im Anlaut mag aus dem Oberschwäbischen kommen - Überzwerch ist zu Memmingen geboren und zu Wilhelmsdorf hinausgetragen worden.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Servus,
hier - im ernsteren Teil des Threads - noch eine Ergänzung: Obwohl die Konstruktion „zu + Infinitiv“ im Schwäbischen eigentlich nicht vorkommt (abgesehen von „Mundartdichtung“, die in der Regel aus vergewaltigtem Standarddeutsch hergestellt wird), wird sie nicht bloß von Schwaben, sondern generell von Süddeutschen im Standarddeutschen exzessiv verwendet und ist dadurch ein Erkennungszeichen, das ein Schwabe, der sich um Standarddeutsch bemüht, tunlichst umschiffen sollte.
(Da überleg ich mir grad, welchen Druck man auf der Blase haben muss, damit man z.B. einen Bolle umschiffen kann…)
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Servus,
hier - im ernsteren Teil des Threads - noch eine Ergänzung:
Obwohl die Konstruktion „zu + Infinitiv“ im Schwäbischen
eigentlich nicht vorkommt (abgesehen von „Mundartdichtung“,
die in der Regel aus vergewaltigtem Standarddeutsch
hergestellt wird), wird sie nicht bloß von Schwaben, sondern
generell von Süddeutschen im Standarddeutschen exzessiv
verwendet und ist dadurch ein Erkennungszeichen, das ein
Schwabe, der sich um Standarddeutsch bemüht, tunlichst
umschiffen sollte.
achja, richtig. An den ganzen Gruscht mit „zu“ habe ich noch garnicht gedacht.
Alsda wäre auch noch die Konstruktion „zom“ + trennbares Verb, aus der im Standarddeutschen ein „um …zu…“ wird.
(Da überleg ich mir grad, welchen Druck man auf der Blase
haben muss, damit man z.B. einen Bolle umschiffen kann…)
Ist das nicht eh’ ein Männerthema, wo(sic!) ich mich überhaupt nicht auskennen muß?
Was ist denn jetzt ein „Bolle“?
Poller oder großes rundes Etwas oder Bobbl (vom Bollenhut)?
Gruß G.
Servus,
diese Schreibweise habe ich von Wendelin Überzwerch alias Karl
Wilhelm Fuß übernommen. Aus seinem Gedichtlein „Grad zom
Possa!“ eine Strophe:„Dr Dokter sait, I sei nervees,
Mit Vierzge seis halt nemme dees,
Ond ganz solid sei sodd I jetz -
Ha no, I pfeif auf so a Gschwätz
Ond weider wird halt 's Leaba g’nossa:
Graad zom Possa!“Das harte „P“ im Anlaut mag aus dem Oberschwäbischen kommen -
Überzwerch ist zu Memmingen geboren und zu Wilhelmsdorf
hinausgetragen worden.
danke, hatte ich mit P noch nie gesehen/gehört, der Name Wendelin Überzwerch ist mir aber - aus grauer Vorzeit - ein Begriff.
Gruß G
http://www.amazon.de/Wir-k%C3%B6nnen-alles-Hochdeuts…
http://de.wikipedia.org/wiki/Ariane_Willikonsky
(unten ist der Link zum Institut)
Servus,
Was ist denn jetzt ein „Bolle“?
das ist ein Polizist. Den man ja auch umfahren muss, wenn er verkehrsregelnderweise auf der Kreuzung steht. Da habe ich mir halt gedacht, dass es sicherlich auch Situationen gibt, wo man ihn vorschriftsmäßig umschiffen muss.
Schöne Grüße
BP
Moin,
Ich möchte mir meinen schwäbischen Dialekt abgewöhnen wie
mache ich das um richtiges Hochdeutsch reden zu können.?
schämst Du Dich Deines Dialektes, oder versprichst Du Dir irgendwelche Vorteile vom Sprechen des Hochdeutschs?
wie auch immer.
Les überregionale Zeitungen wie die FAZ, Spiegel, Zeit, dort wird (meist) makelloses ‚Hochdeutsch‘ geschrieben, dort kriegst Du also Wortschatz und Gramatik her.
Um den Klang dieser Sprache zu erfahren, höre Dir die Tagesschau oder das Heute Journal an.
Dann üb, sowohl die Grammatik, wie auch die Aussprache.
Erhalte aber bitte Deine Muttersprache, denn sie ist ein Teil von Dir und verwende Hochdeutsch in den Situationen, in dem es angebracht ist.
Ich käme mir etwas seltsam vor, wenn ich in unserer Werkstatt Hochdeutsch spräche, genauso wie ich es unangebracht halte, mit Kunden/Kollegen/Freunden, die nicht aus meiner Gegend stammen im Dialekt zu sprechen.
Es sind zwei Sprachen, die vergleichbar einzusetzen sind wie andere Fremdsprachen.
Gandalf
der zwar so hochdeutsch sprechen kann, daß man nicht hören kann, wo er herkommt, das aber ungern und selten tut; ein bischen Melodie muss sein.
Moin Gandalf,
Les überregionale Zeitungen wie die FAZ, Spiegel, Zeit, dort
wird (meist) makelloses ‚Hochdeutsch‘ geschrieben,
was denkst Du, in welcher Sprache die südwestdeutschen Zeitungen geschrieben sind?
Trotzdem sprechen die Leute anders.
dort
kriegst Du also Wortschatz und Gramatik her.
Seit wann lernt man Grammatik durch Lesen? Das funktioniert bei keiner Fremdsprache.
Um den Klang dieser Sprache zu erfahren, höre Dir die
Tagesschau oder das Heute Journal an.
Auch im Südwesten hören die Leute jeden Tag „Hochdeutsch“ im Fernsehen.
Trotzdem sprechen sie anders.
Es sind zwei Sprachen, die vergleichbar einzusetzen sind wie
andere Fremdsprachen.
Da sind wir einer Meinung.
Gruß G.
Tach,
was denkst Du, in welcher Sprache die südwestdeutschen
Zeitungen geschrieben sind?
Trotzdem sprechen die Leute anders.
je nuh, aber man kann sie als Richtschnur nutzen, wenn man es möchte.
Seit wann lernt man Grammatik durch Lesen? Das funktioniert
bei keiner Fremdsprache.
Wenn man sich ‚Unarten‘ seines Dialekt abgewöhnen will, sehe ich das sehr wohl als Möglichkeit.
Um den Klang dieser Sprache zu erfahren, höre Dir die
Tagesschau oder das Heute Journal an.Auch im Südwesten hören die Leute jeden Tag „Hochdeutsch“ im
Fernsehen.
Trotzdem sprechen sie anders.
Siehe oben.
Wenn man es hören will, weil man etwas ändern möchte, sollte es schon gehen.
Es sind zwei Sprachen, die vergleichbar einzusetzen sind wie
andere Fremdsprachen.Da sind wir einer Meinung.
Puh! Immerhin
Gandalf
Grüß dich, Fahrion,
nur als Nebenbemerkung: Sprachwissenschaftlich gesehen sprechen wir beide, du als Schwabe/Alemanne und ich als Baier, „Hochdeutsch“ (will sagen etwas aus der Zusammenfassung „Oberdeutsch“ und „Mitteldeutsch“). Was du angeblich als Einziges anstrebst (ganz glaube ich das nicht), müsste eigentlich „Lutherisch“ heißen.
Gruß
Sepp
Grüß dich Sepp.
naja „Lutherisch“ bedeutet in meiner Heimat, geboren und aufgewachsen in 83246, etwas abfällig: a Protestantische® bzw. Evangelische®
I woaß ned wias bei enk is, aba lutherisch red’n? I kenn’s net.
Pfiat di,
Nastaly
Hallo,
Vermeidung des schwäbischen Sprachklangs
Nach meiner subjektiven Erfahrung ist das nur möglich, wenn
jemand ein angeborenes Talent für andere Sprachklänge/Akzente
hat.:
ja, das dürfte wohl das größte Problem bei der Sache sein.
Weil, kaum macht oiner im Fernseh s´Maul auf und redet hochdeutsch, so hört man doch sofort den Schwaben heraus.
Für mich ist das beste Beispiel für akzentfreie
„Zweisprachigkeit“ die aus TÜ stammende Schauspielerin Maren
Kroymann.:
oder Entertainer Harald Schmidt.
Gruß
Lawrence
Hallo,
Vermeidung des schwäbischen Sprachklangs
Nach meiner subjektiven Erfahrung ist das nur möglich, wenn
jemand ein angeborenes Talent für andere Sprachklänge/Akzente
hat.:ja, das dürfte wohl das größte Problem bei der Sache sein.
Weil, kaum macht oiner im Fernseh s´Maul auf und redet
hochdeutsch, so hört man doch sofort den Schwaben heraus.
Ja, so isses.
Ich kenne auch noch folgendes Phänomen:
Schwabe spricht Englisch —> nein, ich meine nicht den Oetti! grusel
und Französisch ohne jeglichen Schwäbischklang, kriegt das aber in „Hochdeutsch“ nicht hin.
Für mich ist das beste Beispiel für akzentfreie
„Zweisprachigkeit“ die aus TÜ stammende Schauspielerin Maren
Kroymann.:oder Entertainer Harald Schmidt.
Der auch!
Gruß G
Hallo,
Schwabe spricht Englisch —> nein, ich meine nicht den
Oetti! grusel
und Französisch ohne jeglichen Schwäbischklang, kriegt das
aber in „Hochdeutsch“ nicht hin.:
ich finde französisch sprechende Schwaben um einiges authentischer als französisch sprechende „Restdeutsche“, weil der Schwabe es von Haus aus gewöhnt ist, mit Nasalen zu arbeiten, während der Hochdeutsche diese erst erlernen muss.
Gruß
Lawrence