Diantre

Hallo, Frankophone!

Welchen deutschen Ausrufen des Unwillens oder Erstaunens entsprechen die französischen:
„Diantre!“
„Fi donc!“
„Parbleu!“
am ehesten?
Und kennt jemand die Etymologie dieser Wörter?

Gruß Fritz

Métro, boulot, dodo
Hallo, Fritz!
Ich kann dir leider nur sagen, was Emil Gamillscheg dazu sagt (andere frz. habich nicht), aber das wirst du wohl schon wissen (?), und zwar:

diantre´: "willkürlich gebildete Deckform für diable" (also "nichts weiteres" als Teufel (nochmal)!´

Eigentlich unvorstellbar: „willkürlich gebildet“, denn mAn gibt es in der Geschichte der Sprache nichts rein willkürliches Gebildetes. Der l-r Wandel ist aber häufig (diab l e - diant r e), und auch das nasal eingeschobene n. Weißt du sicherlich selber.

Spaßig bemerkt: Wärs ein deutsches „Wortspiel“, dann wärs logischer´: die able´ - die andre´, oder, "noch deutscher": die abola´ - `die androla´

fi donc´: fi´: „pfui“, 12.,13.Jh, ist Schallwort
(und fi´ wird zurückgeführt auf fic´ = „Feige“, aus lat. `ficus´= Feige

„pfui, doch!“, also. Wobei pfui´ und fi´ nur als lautmalerisch entstandenes Wort für (angeekeltes) Ausspucken dargestellt wird. (auch in dtschen Etym. Wb)

parbleu: „bei Gott“ 19. Jh., ist Deckwort für
par dieu´; vgl: palsambleu (=par le sang de dieu´), corbleu (=corps dieu= Körper Gottes), morbleu (=mort dieu = Tod Gottes)

„Deckwort“ heißt ja: man nimmt das
eigentlich gemeinte´ nicht in den Mund, wie z.B. im deutschen Gottseibeiuns´ für Teufel´, um den Teufel nicht herbeizurufen´,
oder in amerik. darn´, um damned´ nicht in den Mund zu nehmen. DAS SOLL aber nicht heißen, daß man "Gott nicht in den Mund nehmen will, das Wesen das man mit `Gott´ verbirgt also nicht herbeirufen will.

WIE SCHON GESAGT: Ich nehme an (wie ich dich kenne), das ist nichts neues für dich.
Es handelt sich also um solcherlei Wortschöpfungen wie im Deutschen „Scheibenkleister“ (weil man Scheiße nicht in den Mund nehmen will). Inzwischen aber haben sich die Geschmäcker glücklicherweise allmählich geändert.

moin,
manni

PS: Kennst du das frz. Wort in meinem Titel, "métro, boulot, dodo"? Hatte ich doch nbeten nachdenken müssen, als ichs das erstemal hörte. Vor allem, weil dodo´ kein wirkliches frz. Wort ist.

Halloo, Manfred,

du bist also doch noch da! Schön!

Danke für deine Erklärungen. Sie bestätigen weithin meine Vermutungen. Nur bei parbleu lag sie falsch, die Vermutung.

Von den von dir gennanten Wörtern weiß ich nur, dass „metro“ offensichtlich aus dem Russischen - Moskau hatte die erste Metropolitane Bahn - übernommen wurde. Stimmt das?

Die anderen beiden waren mir unvertraut. Ich habe sie nachgeschlagen. Zu „dodo“ ist mir eingefallen, dass es die - in der Kindersprache häufig anzutreffende - Verdopplung der ersten Silbe des Verbs „dormire“ sein könnte.

Tell me more! Tell me all!

Gruß Fritz

Métro, boulot, dodo
Hallo, Fritz,

das ist von dir doch wirklich eine schöne Begrüßung
und eine richtig nette Schöniquette´ gewesen, finde ich. So, we´re all real(ly) welcome! Ich finde inzwischen, die "Netiquette" sollte erweitert werden durch: "Alle, auch und v.a. die Moderatoren, sollten vor Erledigung´ einer Anfrage zunächst erst einmal versuchen, die eigentliche Frage(stellung) zu verstehen. Es geht hier nicht darum, den Fragesteller zu `erledigen´, sondern auch darum, die Tiefe der Fragestellung erst einmal zu ergründen, damit alle Befaßten reicher aus der Diskussion hervorgehen.

Du schreibst:
„Sie bestätigen weithin meine Vermutungen. Nur bei parbleu lag sie falsch, die Vermutung.“

DAS WUNDERT MICH, denn die Erklärungen sind alle von Gamillscheg („Frz. Etymologie“). Allerdings, da das bleu´ in parbleu´ ja nur das dieu´ ersetzen soll, frage ich mich selbst, warum der Volksmund nicht deux´ gewählt hat.
Möglicherweise hat `bleu´, wie ja im Englischen auch (blue = traurig) auch im Frz eine übertragene bedeutung?
Oder hier spielt die im Italienischen ja noch viel deutlichere
Beziehung zwischen l und i (ital.: „mi piace“, frz.: „cela me plaît“) eine v.a. lautmalerische Rolle.

DAS Thema `parbleu´ interessiert mich nun selber umso mehr, und ich bin gespannt, was die Eingeborenen dazu sagen werden!

„Von den von dir genannten Wörtern weiß ich nur, dass „metro“
offensichtlich aus dem Russischen - Moskau hatte die erste
Metropolitane Bahn - übernommen wurde. Stimmt das?“

MÖGLICH. Als Eigenname. Den die Russen ja dann selber aus dem „Westen“ nehmend gewählt hatten. Das metro´ ist allerdings international (denk an die New Yorker Oper, und die UBahn auch in Rom). Gamillscheg führt das aufs Lateinische metro´ zurück, das wohl mit Mitte´ und auch Meter´ verwandt ist. Ich habe leider weder Großes noch Kleines, höchstens ein negatives Latinum.
Ich persönlich weiß aber nicht, wer zuerst eine UBahn hatte, und wer sie dann als erster „Metro“ genannt hat. Die Amis glaubich nannten ihre von Anfang an „Sub“ (aus „Subterranian“ = Unterirdisch).

"Die anderen beiden waren mir unvertraut. Ich habe sie
nachgeschlagen. Zu „dodo“ ist mir eingefallen, dass es die -
in der Kindersprache häufig anzutreffende - Verdopplung der
ersten Silbe des Verbs „dormire“ sein könnte.:

DA SEHICH ROSINENPUPER ABER im Französischen (und auch im Spanischen) ein e zuville!
Hast du übrigens ne Idee, warum die SPANIER comer´ sagen (also: "komm her!"), die Spaghettis aber mangiare´ (also eher: „man dscha nich!“)?

GENAU: „Métro, Boulot, Dodo“ wird gesagt um den täglichen Trott darzustellen. „Straßenbahn, Anschaffen gehen, Schlafen“
Eine ähnliche Konstruktion wie „schaffe, schaffe, Häuslebaue“, aber nur ähnlich. Das Vegetieren des nichtkreativen Bürgers besteht eben hs aus „zur Arbeit fahren, Arbeiten, ausschlafen“.
Nascha, vielleicht kommt beim einen oder der anderen noch ein „Ooh, ooh“ im Bett oder sonstwo dazu.
Und die Glotze wird schanu gar nich erwähnt; isser vielleicht in die Welt gekommen, der Spruch, vor Erfindung vom Fernsehen?

Proapo „sonstwo“: vielleicht kennst du das slawische Wort „panstwo“ für`„Staat“?
Wir haben hier dieser Tage ja ne ziemliche spannende Abstimmung in unserm „Sonstwo“ gehabt, oder?

Mann, Manfred!

du gibst wieder mehr, als ich nahm und annahm.

Gamillscheg („Frz. Etymologie“).

Der steht mir nicht zur Verfügung. In den romanischen Sprachen bin ich stark unterbelichtet.

GENAU: „Métro, Boulot, Dodo“ wird gesagt um den täglichen
Trott darzustellen. „Straßenbahn, Anschaffen gehen, Schlafen“
Eine ähnliche Konstruktion wie „schaffe, schaffe, Häuslebaue“,
aber nur ähnlich. Das Vegetieren des nichtkreativen Bürgers
besteht eben hs aus „zur Arbeit fahren, Arbeiten,
ausschlafen“.

Das hatte ich bisher so noch nicht verstanden!

Zu den anderen Punkten, weiß ich fast nichts zu sagen.

Deine Formulierung zur Nettikette klingt ein wenig nach einer „Lex Jungjohanni“.:wink:
Ich würde noch hinzufügen, dass der Poster/Frager den Usern und MODs eine Chance geben sollte, ihn zu verstehen. Nochmals:wink:

Beste Grüße Fritz

Hallo!

Hier auch ein Wort von mir :smile:

Bin beim bisher Gesagten mit praktisch allem einverstanden. Zwei Präzisierungen sind jedoch angezeigt:

Zu „fi donc!“: fi kommt aus dem Lateinischen „fimus“ und wurde zu franz. „fumier“ = Misthaufen (daher PFUI!)

Mein Petit Robert sagt dazu:
Vieux ou plaisanterie. Interjection exprimant la désapprobation, le dédain, le mépris, le dégoût.

Zur Metro:

„Von den von dir genannten Wörtern weiß ich nur, dass „metro“
offensichtlich aus dem Russischen - Moskau hatte die erste
Metropolitane Bahn - übernommen wurde. Stimmt das?“

Stimmt nicht! Moskau hatte nicht die erste Untergrundbahn.
1863 London
1892 Chicago
1895 New-York
1900 Paris
Die „Compagnie du Train Métropolitain Parisien (CMP)“ hatte die U-Bahn in Paris erbauen lassen.

Das Wort Métro leitet sich aus dem griechischen Metropolis ab (Zusammensetzung aus Meter = Mutter und Polis = Stadt).

Métropole ist somit Synonym zu Stadt. Die Metro in Moskau wurde von französischen Ingenieuren gebaut. Damit erklärt sich auch der Name, der wahrscheinlich übernommen wurde.

Gruss
Renato

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Hallo, Interssierte!

Das Wort Métro leitet sich aus dem griechischen Metropolis ab
(Zusammensetzung aus Meter = Mutter und Polis = Stadt).
Métropole ist somit Synonym zu Stadt. Die Metro in Moskau
wurde von französischen Ingenieuren gebaut. Damit erklärt sich
auch der Name, der wahrscheinlich übernommen wurde.

Dazu sagt mein großes Lexikon:

Métro
[die], Abkürzung für französisch chemin de fer métropolitain, die Untergrundbahn von Paris; erste Linie 1900 eröffnet, Streckenlänge gegenwärtig rund 278 km. Auch Bezeichnung für U-Bahnen in Rußland.

Gruß Fritz

Hallo Renato, Fritz und Manfred!

Métropole ist somit Synonym zu Stadt. Die Metro in Moskau
wurde von französischen Ingenieuren gebaut. Damit erklärt sich
auch der Name, der wahrscheinlich übernommen wurde.

Genau. Was dabei interessant ist, ist die Tatsache, daß die Russen sowohl Kurz- als auch Langform mit der exakten französischen Betonung (auf der letzten Silbe) übernommen haben:

métro –> метро (metró)
(train) métropolitain –> метрополитен (metropolitén)

Gruß,
Stefan

Ergänzung zu Métro, boulot, dodo
Hallo Fritz und Manfred,

GENAU: „Métro, Boulot, Dodo“ wird gesagt um den täglichen
Trott darzustellen. „Straßenbahn, Anschaffen gehen, Schlafen“
Und die Glotze wird schanu gar nich erwähnt; isser vielleicht
in die Welt gekommen, der Spruch, vor Erfindung vom Fernsehen?

Isser nicht. Der Spruch wurde eigentlich ursprünglich ziemlich spezifisch geprägt: zur Kennzeichnung der Pariser banlieues (Vororte), die hauptsächlich „Schlafstädte“ waren: Betonburgen ohne nennenswerte Infrastruktur oder andere Kurzweil (außer halt der Flimmerkiste). Die Leute lebten also nur nach dem Rhythmus: Métro (nach Paris), boulot (in Paris), (noch mal métro zurück), dodo - also Matrazenhorchdienst. Da er so eingängig war, verbreitete er sich recht schnell.

Gruß Kubi