Diashow zum Holocaust - musikalische Untermahlung

Hallo,

ich habe eine Diashow zum Thema Holocaust / Judenverfolgung / Konzentrationslager etc. angefertigt.
Diese beinhaltet teilweise sehr ergreifende und erschreckende Bilder von Leichenbergen in KZ’s usw, die ich nun Musikalisch Untermahlen möchte.

Fallen euch dazu passende Titel ein?

Mir käme jetzt z.B. die Filmusik zum Film „Schindler Liste“ in den Sinn. Für diejenigen, die dieses Lied nicht kennen, hier könnt ihr es euch anhören:
url=[http://www.youtube.com/watch?v=v1FKO8D7f6c]YouTube - Schindlers Liste Soundtrack[/url]

Passt dieser Titel? in mir ruft er ziemlich bedrückende Gefühle hervor. Habt ihr noch weitere Titel, die evtl. passen würden?

LG
HendrikMue

PS: Findet ihr es evtl. zu „krass“ soetwas in einer 9.Klasse aufzuführen?

Hi

Mal ein paar Punkte:

a) Ich finde es total geschmacklos so etwas mit IRGENDEINER Mucke zu untermalen. Warum willst du sowas tun?
Glaubst du, du bist Hollywood?
Oder glaubst du, deine Schüler sind so innerlich tot, dass sie ohne tiefgreifende Musik gar nichts mehr fühlen?

Leichenberge gehören nicht musikalisch untermalt, die wirken auch so, es sind LEICHEN und es waren einmal Menschen. Wenn du willst, dass es bei den Schülern knallt, dann stelle ihnen vorher 1-2 Leute mit Biographie kurz vor, die sich auf einem solchen Berg finden/befunden haben könnten.

b) Wir durften nicht einmal in der 10. Klasse Schindlers Liste überhaupt gucken, weil einige von uns noch 15 waren und der Film erst ab 16 freigegeben

c) dafür hat unser Deutschlehrer uns einen Dokumentarfilm gezeigt wo u.a. ein Fötus aufgeschnitten und zerlegt wurde. Mir wird jetzt schon schlecht wenn ich daran denke und da stelle ich mir wieder die frage: Für wie emotional tot halten Lehrer ihre Schüler eigentlich?

Den Schrecken der Zeit darstellen, ja. Krasse Bilder zeigen, auch ja. Aber nicht übertreiben.

Man sollte aus dem Schicksal so vieler Menschen weder eine Horrorshow noch ein Kasperletheater machen.

lg
Kate

Guten Abend!

Der Titel „Diashow zum Holocaust - musikalische Untermahlung (sic)“ klingt unglaublich zynisch, insofern kann ich Kates Empfehlung, auf solcherlei zu verzichten, nachvollziehen :wink:

Auf der anderen Seite waren die KZs voller Musik. Warum sollte man nun nachträglich einen Stummfilm daraus machen? Das ist auch keine Lösung.

Ich würde empfehlen, die musikalische Untermahlung halt einfach sinnvoll zu gestalten. Warum nicht mit Musik von Gustav Mahler (Wortspiel auf Untermahlung)?
Seine Nichte war Dirigentin des Frauenorchesters in Auschwitz-Birkenau.

Warum nicht untermalen mit einigen der „Originalstücke“? Hier im Detail nachzulesen:
http://www.perlentaucher.de/buch/6678.html

Ich persönlich würde übrigens, so aus dem Bauch heraus entschieden, mit einer Endlosschleife von Leonard Cohens „Dance me to the end of love“ untermalen. Quasi eine Meta-Untermalung, da der Song als Kommentar zur KZ-Musik zu deuten ist.

Passt dieser Titel? in mir ruft er ziemlich bedrückende
Gefühle hervor.

Einen Titel zu wählen, nur weil er „bedrückende Gefühle“ hervorruft. Naja. Dann kannst auch gleich die Hells Bells von AC/DC läuten lassen.

PS: Findet ihr es evtl. zu „krass“ soetwas in einer 9.Klasse
aufzuführen?

Zu krass nicht, aber zu plump effekthaschend für meinen Geschmack.

E.T.

Hallo,

a) Ich finde es total geschmacklos so etwas mit IRGENDEINER
Mucke zu untermalen. Warum willst du sowas tun?

Dem kann ich nur zustimmen!

Leichenberge gehören nicht musikalisch untermalt, die wirken
auch so, es sind LEICHEN und es waren einmal Menschen. Wenn du
willst, dass es bei den Schülern knallt, dann stelle ihnen
vorher 1-2 Leute mit Biographie kurz vor, die sich auf einem
solchen Berg finden/befunden haben könnten.

Auch das halte ich für eine gute Idee. Ist halt nur die Frage, wie man das in eine Diashow einbauen kann.

Den Schrecken der Zeit darstellen, ja. Krasse Bilder zeigen,
auch ja. Aber nicht übertreiben.

Ich halte es auch für gefährlich, zu versuchen, die Zuschauer „mit Gewalt“ emotional anzusprechen. Da erinnere ich mich an den Dokumentarfilm, der in der Gedenkstätte Auschwitz gezeigt wurde. Da fiel u.a. der Satz „Who wants to wear the clothes of murdered babies? Who wants to …?“ Den Rest weiß ich nicht mehr, weil ich den Rest des Kommentars dann ignoriert habe, so gut es mir möglich war. Gehört werde ich es wohl haben, aber gemerkt habe ich es mir nicht. Ich kann selber denken und brauche da niemanden, der diese Arbeit für mich erledigt.

Willst du einen ähnliche Reaktion bei deinen Zuhörern? Nein? Dann verzichte darauf, ihnen zu sagen (oder durch Musik zu suggerieren), was sie fühlen sollen.

Schöne Grüße

Petra

Wenn du
willst, dass es bei den Schülern knallt, dann stelle ihnen
vorher 1-2 Leute mit Biographie kurz vor, die sich auf einem
solchen Berg finden/befunden haben könnten.

Hallo Kate,
wie meinst du denn „befunden haben könnten“?

Hallo auch,
also ich kann mich der Meinung von Kate in keinster Weise anschließen. Es gibt durchaus Musik, die sich mit dem Leiden in KZs beschäftigt. Hier sein auf diesen Link hingewiesen: http://www.youtube.com/watch?v=cJFf_NWq470 Gerade der Kletzmer hat eine Varianten, die sich mit dem Leiden der Menschen beschäftigen und ist mit Sicherheit mehr als nur Untermalung. Diese Musik macht das Leid hörbar.
Bye
Leo

Servus,

ob nun die Untermalung angemessen ist oder nicht magst du bitte selbst befinden … bei meinem Besuch im KZ Dachau wäre mir sämtliche Musik
im Hals stecken geblieben, da gehörte einfach Stille hin .

Aber egal, das war nicht deine Frage.
Zwei Vorschläge :

  • Genesis CH 1 V 32 - ALAN PARSONS PROJECT
  • Only Time - ENYA

Gruß,
SomeOne

Hallo!

Du hast Deine Frage im Geschichts-Brett gepostet. Von daher gehe ich davon aus, dass es sich um eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust geht (das geht aus Deinem Posting nicht hervor). In diesem Zusammenhang finde ich es wichtig, dass man zum Geschehen nicht gleich auch noch die Interpretation bzw. Wertung mitliefert. Genau das ist es, was mich an Knopps Geschichtssendungen so stört: Manchmal werde ich dann regelrecht aggressiv, weil mir jemand durch die musikalische Untermalung eines Geschichtsereignis vorschreiben will, was ich dabei zu fühlen habe. Wenn es ganz schlimm kommt, löst das regelrechte Trotzreaktionen aus: „Na, komm, Guido: So schlimm war Stalingrad nun auch wieder nicht …“

Wenn es um die Geschichte geht, dann plädiere ich für Stille.

Wenn es um die Gefühle der Zeitzeugen geht, dann lass die Zeitzeugen sprechen. (Wenn deren Sprache Musik ist, dann - aber nur dann! - fände ich auch Musik in dem Vortrag okay).

Wenn es Dir um eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema geht, will ich Dir keine Ratschläge geben. Ich selbst sah mal so eine Bildershow, die untermalt war von einer Stimme, die dieses Gedicht rezitiert hat: http://www.celan-projekt.de/todesfuge-deutsch.html. Im Hintergrund hörte man - ganz fern - jemanden ein Requiem singen, dessen Text nur aus den Namen von Konzentrationslagern bestand. Da lief mir ein ziemlich kalter Schauer über den Rücken.

Aber im Gegensatz zu Deinem Projekt ist hier die Musik nicht Untermalung der Bilder, sondern die Bilder, das Gedicht und die Musik bildeten eine Einheit und alles wirkte aufeinander. Den Text halte ich für Schüler der 9. Klasse übrigens zu anspruchsvoll.

Michael

Ob nun Unterlegung mit Musik oder nicht, musst du selbst entscheiden. Aber bevor nun Pop-Gedudel, egal von wem, in dem Zusammenhang mutet alles wie Gedudel an, verwendest, höre dir die 3. Symphonie von Henryk Gorecki an; darin wird im 2. Satz wenigstens ein gewisser Bezug zur Thematik hergestellt.

http://de.wikipedia.org/wiki/3._Sinfonie_%28G%C3%B3r…

Gruß
Horst

Hi

Es gibt ja einige Matieralen über Menschen, die in den KZ’s umgekommen sind, man weiß auch manchmal was genau passiert ist (Gaskammer, erschossen etc.). Aber es lässt sich schwerer sagen „Rosa Goldblum liegt auf diesem Dia dort drüben an dere linkhinteren Ecke des Leichenbergs“. D.h. es geht darum die Illusion eines „kennens“ (durch die Vorstellung) zu erwecken und dann zu zeigen, dass durch die Politik damals jene Person auf greuliche Weise umkam, aber genau mit dem Zeigstock zeigen kann (und muss) man das nicht.

lg
Kate

Bei dem Thema finde ich ruhe auch besser. Trag es einfach sachlich vor.

Ghettoaufstand - musikalische Verarbeitung
Hallo an die Teilnehmer dieser gehaltvollen Diskussion,

viele wissen vielleicht nicht, dass der Protagonist der Zwölftonmusik Arnold Schöneberg den Aufstand im Warschauer Ghetto musikalisch verarbeitet hat. Das ist zwar keine „Holokaustmusik“, aber beantwortet wenigstens die Frage, was Musik darf!

Keine Musik zum Mal-eben-reinhören!

Zur Einführung und Erklärung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_%C3%9Cberlebender_a…

Viele Grüße,
Andreas

Hallo,

Keine Musik zum Mal-eben-reinhören

… und auch keine Hintergrundmusik. Dasselbe gilt auch für Krzysztof Pendereckis ‚Auschwitz-Oratorium‘ Dies Irae.

Ich finde es wirklich übel, dass diese eklige Knopp’sche Histotainment-Suppe mittlerweile schon bis in die Klassenzimmer schwappt, wo die Schüler glauben, solche Pseudo-Dokus nachbasteln zu müssen. Sie können selbstredend nichts dafür - sie bekommen es ja im Fernsehen vorgemacht. Wobei man einräumen muss, dass selbst dieser Müll sogar noch zum besseren Teil des Programms gehört.

Man sollte Histotainment nicht mit Geschichte verwechseln. Schon gar nicht bei so einem Thema. Es bleibt zu hoffen, dass wenigstens der Geschichtslehrer den Unterschied noch kennt.

Angewiderte Grüße,
Ralf

3 Like

Hallo,

vielleicht wäre ja Brundibar, etwas für Dein Vorhaben.

Die Nonne, die die Kinderoper rekonstruiert hat, war übrigens meine Musiklehrerin, und an meiner Schule fand die Uraufführung nach der Wiederentdeckung statt.

Grüße

=^…^=

Servus,

wenns denn Musik sein soll, könnte als Kontrast die bravbiedere Lügenmusik der Epoche ganz gut passen:

Häufig wiederholt die Fanfare der Deutschen Wochenschau, dazwischen Teile des Badenweiler Marsches, zeitgenössische (oder auch neue, es gibt mehr als genug davon) Soldatenchöre mit „Oh, Du schöner Westerwald“, „Es ist so schön, Soldat zu sein“, „In einem Polenstädtchen“, „Wir fahren gegen Engelland“, Hans Albers „Fliegerlied“ etc.

Schöne Grüße

MM

Kerle, was biste mal wieder fies :wink:

Hallo Hendrik,

auch ich finde kein Musikstück dem Motiv wirklich angemessen.

Stille. Oder wenn, dann ein langdauernder Septakkord.

Gruß
Hardey

Hallo,
Ich schließe mich auch der Meinung, dass so etwas:

  1. Für achtklässler noch nicht geeignet ist
  2. Absolut keine Musik vorkommen soll.

Zu 1: Die Bilder sind schon schwer genug zu bearbeiten, vorallem in so einem alter, als dass man sich auch noch mit Musik auseinander setzen muss. Also zu Deiner Frage: Ja, für 8-Klässlers wäre mir das viel zu krass.

Zu 2: Wie jemand schon sagte, die Bilder reichen vollkommen aus. Ich erinnere mich an mein Besuch ans KZ-Dachau. Schon ohne Musik war es schon sehr schwer zu verdauen. Mit Musik wäre es für mich nicht zu ertragen gewesen.

Neulich war ich in Prag in einer Synagoge. Diese ist innen weiß, völlig unmöbliert. Und auf die weiße Wände stehen die Namen und Geburts- und Sterbedatum (soweit bekannt) aller Mesnchen die aus Böhmen kommen. Das schon ist wirklich sehr bedrückend. Aber aus versteckte Lautsprecher kam dauernd ein jiddisches Klagelied (oder waren es mehrere?): Kurz ich habe es darin keine 5 Minuten ausgehalten und musste unbedingt raus.

Aber wenn es unbedingt Musik sein soll, warum nicht die, die diese Mörder selbst dauernd gespielt haben, um die Schmerzensschreie zu übertönen?: Wagner. Richard Wagner.

Bitte mach das ohne Musik. Ganz. Denke an die „Sound of silence“ ich bin mir sicher, Deine 14-Jährigen werde es Dir danken.

Schöne Grüße,
Helena