Dichte aber schmale Kletterpflanzen gesucht

Hallo Garten-Experten,

unsere Nachbarn haben sich eine Terrasse so aberwitzig nah an unseren Machendraht-Zaun gebaut (obwohl sie einen viel größeren Garten haben als wir), dass sie nun praktisch mit in unserer Zeitung lesen können, wenn wir draußen sitzen. Da wir aber im Gegensatz zu ihnen mehr Privatatmosphäre schätzen, überlege ich nun, wie ich die Situation verbessern könnte. Möglichst so, dass nicht nur wir, sondern auch die ansonsten recht netten Nachbarn zufrieden damit sind. Eine Holz-Trennwand als Sichtschutz wäre zwar uns am liebsten, würde sie aber garantiert brüskieren. Weniger brutal wäre es dagegen, wenn ich einfach am Zaun einige luftige Kletterelemente befestige und dort Rankpflanzen hochklimmen zu lassen. Dassieht nich tganz so abgeschottet aus und bietet auch Sichtschutz.

Frage: Welche Kletterpflanzen eignen sich wohl am besten dafür? In dem Beet habe ich im Frühjahr eine „Dufthecke“ angelegt, bestehend aus Duftschneeball, Flieder, Bartblume, Ginster und gefülltem Jasmin. Die Sträucher sind allerdings noch sehr niedrig (ca. 60 cm hoch). Bis sie größer und dichter wachsen, wäre dahinter noch etwas Platz für eine grüne oder blühende „Wand“. Erst dachte ich an Clematis, aber die welken ja meist schon wieder im August dahin. Zu dick wuchern wie Knöterich dürfen die Rankpflanzen jedoch auch nicht, sonst reicht der Abstand zu den Sträuchern nicht aus. Für Kletterrosen ist die Lage vermutlich nicht sonnig genug (Südost-Seite mit Morgensonne, nachmittags weitgehend Schatten). Habt vielleicht jemand von euch noch andere Ideen für meine lebendige Sichtschutzwand in dieser Problem-Ecke? Ich freue mich über jede Anregung,

Nina

Hallo Nina,

die meisten Kletter- und Schlingpflanzen sind ja sehr starkwüchsig und von
Efeu und Konsorten würde ich dir abraten. Die sind zwar blickdicht aber im
Anblick doch sehr trist.

Was mir auf die Schnelle einfällt ist das Geißblatt - Lonicera. Dieses
blüht sehr hübsch, etliche Arten duften, eine davon ist wintergrün (L.
henrii). Vom Standort her wären sie geeignet und können bei Bedarf auch
geschnitten werden. Eine Alternative wären, bis die Sträucher groß genug
sind, auch einjährige Schlinger wie Kapuzinerkresse, Ipomoea, Thunbergia.

Dass Clematis im August „welkt“ stimmt ja so nicht, einige Arten blühen
bis in den Herbst; sie sind aber etwas anspruchsvoll in Bezug auf den
Standort.

Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich nochmal.

Gruß
Horst

Hallo Horst,

tausend Dank für deine Ruckzuck-Antwort. Geißblatt ist ein super Tipp, zumal es auch noch duftet und damit perfekt in meine Duftecke passt. Die Idee mit einjährigen Kletterpflanzen ist aber auch gut. Die werde ich an jenen Stellen umsetzen, die später durch die hoch wachsenden Sträucher verdeckt werden. Und in die Zwischenräume pflanze ich Geißblatt. Klasse! Nochmals ganz herzlichen Dank! Ich seh’s direkt schon in voller Pracht vor mir!

Liebe Grüße

Nina

hallo sumfnixe,

wir haben, ähnlich wie es lantanos vorschlägt, überall an solchen „neuralischen“ stellen clematis, geißblatt oder sogar knöterich („architektentrost“) gepflanzt. es wächst wie bekloppt, ist farbenprächtig und zudem mögen bienen und schmetterlinge das auch sehr.

von der clematis gibt es so viele verschiedene sorten, die zu unterschiedlichen zeiten blühen, so daß man damit allein schon einen tollen blütenzaun hinbekommt. stimme deine pflanzen aufeinander ab, dann sollte es eine pracht werden.

wenn du knöterich nicht willst (aber auch den kann man beschneiden), sähe doch erstmal winden oder feuerbohnen aus, um den zaun schnell zu begrünen und beblühen, ehe die clematis vollen einsatz zeigen.

schöne grüße
ann

hallo Nina,
ich würde Geißblatt empfehlen, gerade weil Du anscheinend ja auch auf Duft aus bist, und zwar das weiße und das übliche gelb-rote. Das weiße blüht etwas früher, das gelb-rote (heckrottii?)danach und sehr lang, da habt Ihr länger etwas von diesem betörenden Duft. Allerdings wirft es im Herbst die Blätter ab. Ob es immergrüne rankende Geißblattarten gibt, die auch noch duften, das weiß ich nicht. Es duften eh nicht alle Sorten, man muß danach fragen.
Unter den noch am ehesten schattenverträglichen Rosen finden sich v.a. historische Rosen - die Bourbonen, die sogar reine Südlagen ablehnen. Es sind besondere und wunderbare Rosen (unter ihnen die berühmte Souvenir de la Malmaison), nicht alle frosthart, ich habe hier ein paar frosthärtere rausgesucht. Ob es unter ihnen Rankrosen gibt, weiß ich nicht, nur ein Climbing sport von Souvenir de la Malmaison ist mir bekannt, der bis zu 3 m lange Triebe hat, aber Frosthärte? und wo man ihn bekäme? Traumrose, lohnte sich, nach ihr zu suchen in ihrer Kletterform (PPP Pflanzenindex im Internet?).
Sonst z.B.: Bourbon Queen hat bis zu 3 m lange Triebe und ist weitgehend frosthart, rosa, Blüte halbgefüllt, 7 cm Durchmesser, stark duftend, gezüchtet 1835; wahrscheinlich ziemlich gut frosthart auch Louise Odier , 1851 gezüchtet, hellrosarot, sehr dicht gefüllt, öfterblühend, von kräftigem Wuchs mit Höhe 1.80. Oder Commandant Beaurepaire 1874, hellrosa Blüte, gut gefüllt, purpurrot gestreift, weiß marmoriert, sehr gut duftend, etwas nachblühend nach der Hauptblütezeit, 1.50 m hoch wachsend.
Ich würde mir übrigens ein Herz fassen und den Nachbarn sagen, daß ein klein bißchen Zurückgezogenheit gerade im Garten mir besonders wichtig wäre. Und dann mutig ein zuverlässiges Rankgerüst aufstellen.
Gruß, I.

Hallo Nina,

vieleicht etwas spaet fuer dieses Jahr, aber ewt. fuer naechstes Jahr:
Horngurke.

Diese Teile sind der ideale Sichtschutz und wachsen rasend schnell. Wenn man die ab Februar vorzieht, erreichen die u.U. bis Ende Mai ein Hoehe von 2m. Und die Bluehten haben einen fantastischen Duft, sind gut im Kuebel zu halten und einjaehrig. Horngurken gibt es im Obsthandel zu kaufen und in einer Frucht sind reichlich Samen drin.

Tschau
Peter

Hallo Ann, Irmtraut und Peter,

wow, so viele nette Antworten auf meine Frage - ich freue mich riesig und danke euch ganz herzlich! Besonders dir, Irmtraut. Du hast dir soviel Mühe gemacht und sogar Sortennamen herausgesucht, klasse! Deine Anregung zu historischen Rosen gefällt mir auch sehr, sehr gut, zumal ich im Garten (ich habe ihn erst vor drei Jahren angelegt) noch einige Stellen habe, die ich noch dichter bepflanzen kann. Werde mich nachher gleich mal über die einzelnen Sorten noch genauer infomieren.
Anns blühende Hecke stelle ich mir ebenfalls sehr hübsch vor. So ähnlich wird unsere sicher auch. Dass ich Geißblatt pflanze - wie von Latanos empfohlen - steht schon fest. Ob ich dazwischen Clematis, Rosen oder beides setze, bzw. einjährige Kletterer muss ich noch überlegen. Werde mich noch paar Tage in meine künftige Sichtschutzwand hineinträumen, bis ich mich endgültig entschließe. Im Moment ist es bei uns ohnehin viel zu warm, um was einzupflanzen.
Peters Idee mit der Horngurke will ich aber auch unbedingt ausprobieren, schon allein aus Neugier, weil ich sehen möchte, wie aus den Kernen dieser stacheligen Melonenfrucht Pflanzen rauswuchern. (Bisher kannte ich Horngurken überhaupt nicht.) Hab mir dafür allerdings einen anderen Platz ausgesucht, wo sie sich nach Herzenslust ausdehnen können.
Auf jeden Fall habt ihr mir mit euren Tipps wunderbar weiter geholfen. Schön, dass man hier im Forum so viele hilfsbereite Ratgeber trifft. Danke - danke - danke und viele liebe Grüße an alle Gartenfreunde aus meinem grünen Privatparadies,

Nina

Es gibt durchaus (Kletter-)Rosen, die mit wenig Sonne, wie von Dir beschrieben, auskommen:
Golden showers, klettert langsam aber stetig, geht auch ganz ohne direkte Sonne.
New dawn, der Klassiker, klettert enorm, müsste an dem von Dir beschriebenen Gerüst ab und zu sogar gestutzt werden.
The pilgrim, auch ein KLassiker für absonnige Lagen.
Mayflower, sehr hübsch.
Und noch einige mehr.
Die genannten sind allesamt gut winterhart.
Man köännte in die Rosen zusätzlich noch Clematen reinleiten, auch Lonicera, Geissblatt geht damit zusammen.
Ich persönlich finde Bambus ist der beste Nachbarverstecker, aber der passt hier nicht so gut wegen der anderen Pflanzungen.
Warum Du nicht einfach Bescheid sagst, dass Du bei aller Liebe Deine Grfenzen auch liebst ist ein anderes Thema.
Viele Grüße,
Anja

Hallo Anja,

vielen Dank für deine Rosen-Tipps. Nun kann ich aber wirklich aus der Fülle der Vorschläge schöpfen und mir eine toll blühende Sichtschutzhecke zusammen komponieren.

Zum Thema „Klartext reden mit den Nachbarn“ will ich noch anmerken, dass ich normalerweise keine Probleme habe, meine Wünsche offen zu artikulieren. Aber gerade dieses Paar neben uns ist an sich ganz besonders herzlich und freut sich dermaßen über seinen neuen Sitzplatz, dass es mit 200prozentiger Sichtheit ziemlich geknickt wäre, wenn wir sie nur als lästige Zaungäste empfänden. Häufig unterhalten wir uns ja auch gerne mit ihnen, aber eben nicht auch dann, wenn wir im Garten relaxen wollen. Das würde aber sicher passieren, wäre immer freie Sicht zwischen uns.
Jeder Mensch hat nun mal ein anderes Bedürfnis nach Nähe und Freiraum. Während mein Mann und ich lieber etwas mehr Abstand möchten, sind unsere Nachbarn in diesem Punkt ganz anders gestrickt. Sie würden uns am liebsten ständig zu sich einladen (worauf wir tunlichst nicht eingehen). Aber sie wollen uns bestimmt nicht bewusst nerven, sondern mögen uns einfach. Es ist jedoch ziemlich schwierig, so jemanden mit kühler Abwehrhaltung vor den Kopf zu stoßen, denn sie würden das so auffassen, wenn wir deutlicher würden. Ich glaube aber kaum, dass sie uns böse sind, wenn wir ihnen einfach eine Blütenmeer vor ihre neue Terrasse pflanzen. Das kann ich ihnen als nette Geste unsererseits verkaufen. Da die beiden im allgemeinen sehr gutmütige Typen sind, die sich allerdings nur wohl fühlen, wenn sie mit allen Nachbarn rundherum gut auskommen, will ich ihnen und uns den bisherigen Frieden möglichst erhalten. Ich denke, wenn ich unseren Sichtschutz zum neuen Highlight für beide Parteien erkläre, sind wir alle vier zufrieden und niemand fühlt sich vom anderen gemaßregelt.
Klar könnte ich auch klipp und klar sagen, dass wir öfter unsere Ruhe wollen, aber wenn’s auch ohne kränkende Kritik geht - umso besser. Sollte unser Sichtschutz nicht bewirken, was ich hoffe, und die Nachbarn dennoch bei jeder Gelegenheit rüberquasseln, werden wir wohl oder übel schon noch kundtun müssen, dass wir im Garten etwas mehr Stille lieben.
Ich will nur - bevor ich den Holzhammer schwinge - erst mal die sanftere Methode anwenden, denn so überschwänglich freundliche und gesellig veranlagte Nachbarn sind ja nicht nur nervig, sondern haben auch viele liebenswerten Seiten. Sie sind stets hilfsbereit, immer gut gelaunt und auch uns gegenüber sehr tolerant.
Soweit also meine Ansicht zu diesem Punkt. Nun pflanze ich erst mal einen munter wuchernden Naturzaun. Dann werden wir ja erleben, ob damit das Problem behoben ist. Ich denke aber schon.

Liebe Grüße und nochmal danke an alle, die mir geantwortet haben! Wünsche allen ein schönes Sommerwochenende,

Nina