Die Basler Fasnacht

Hallo!

Ist „Fastnacht“ oder „Fasnacht“ richtig? Hat „Fas“ mit „fasten“ zu tun? Oder hat „fas“ eine andere etymologische Wurzel?

Danke

Die Basler Fasnacht, nicht nur von den in ihr Aktiven auch als die drey scheenschte Dääg (die drei schönsten Tage) bezeichnet, ist die grösste Fasnacht der Schweiz. Sie beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4.00 Uhr morgens mit dem Morgestraich, dauert exakt 72 Stunden und endet also am Donnerstagmorgen wiederum um 4.00 Uhr mit dem Ändstraich. In dieser Zeit wird die Basler Innenstadt von den Fasnächtlern beherrscht, die in ihren Cliquen durch die Strassen, Kneipen und Geschäfte ziehen. Im Dezember 2017 wurde die Basler Fasnacht in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1][2]

Hallo Nadja,

du guckst doch gerne in den Duden, warum diesmal nicht? :wink:
Fast­nacht, süddeutsch, westösterreichisch, schweizerisch Fas­nacht
Substantiv, feminin - die letzten sechs Tage umfassender Zeitraum der
Fastnachtszeit vor der mit dem Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit

Also ja, das hat mit Fasten zu tun.

Gruß
Christa

Hallo Christa,

ich las den Artikel in der Wikipedia

Es waren einige Ausdrücke, die für mich neu waren, wie zum Beispiel Morgenstraich
Dieses Wort habe ich in meinem alten Duden nicht gefunden. Automatisch bin ich davon ausgegangen, dass ich „Fasnacht“ auch nicht finde oder es eventuell ein Tippfehler sein könnte: eine inakkurate Schlussfolgerung leider. Ich suchte eigentlich den etymologischen Hintergrund des Wortes „Fas“.

Grüße

Hallo Nadja,

auch zu deinem alten Duden hatten wir dir gesagt, dass du einfach unter duden.de jederzeit die aktuelle Version zur Verfügung hast. :smirk:

Fasnacht ist wohl eine Dialektform von Fastnacht, und das wiederum kommt von fasten.

Auch Morgestraich ist einfach die schweizerische Form von Morgenstreich.

Auch
Gruß
Christa

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Hallo Nadja,

dieser ist recht interessant, weil das -st- in fastan, foestan und ähnlichen bereits gotisch, altnordisch usw. ein -t- bei sich trägt. In süddeutschen Formen Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching vermutet der Kluge/Götze eine mögliche Angleichung von früheren Formen, die mit mittelhochdeutsch viseln, vaseln = gedeihen, fruchtbar sein zusammenhängen und im Rahmen einer mehr oder weniger oberflächlichen Christianisierung an fasten angeglichen worden sein können. Dass die Fasnet sich nach dem Mondkalender (und nicht nach dem Sonnenjahr) richtet, spricht schon dafür, dass es da etwas Keltisches vorher gab. Der alemannische Siedlungsraum, wo auch Basel liegt, wurde über hundert Jahre nach dem fränkischen Reich christianisiert.

Etwas ist davon übrigens noch in Oberschwaben, Schwarzwald und Allgäu erhalten: Am ersten Sonntag in der Fasatenzeit, genannt „Funkensonntag“, aber auch „die alte Fasnet“, werden abends große, akkurat hoch aufgeschichtete Haufen aus Holz, Reisig, Ästen, alten Holzmöbeln usw. zum Winteraustreiben abgebrannt - an einer Stange in der Mitte des Haufens ist eine Strohpuppe als „Winter“ angebracht, die im Funkenfeuer verbrannt wird. Im Schwarzwald gibt es dabei eine besondere Sitte: Da werden runde, mit Stroh umhüllte Holzscheiben mit einem exzentrisch angebrachten Zapfen im Funkenfeuer zum Glühen gebracht und dann mit einem Schwung mit einer langen Stange an dem Zapfen gepackt und in hohem Bogen ins Tal geschleudert. Wenn man diesen Schwung geschickt ausführt, dreht sich die glühende Scheibe und fliegt als funkensprühendes Sonnenrad durch den Nachthimmel. In der Dorfwirtschaft wird am frühen Abend, bevor man den Funken anzündet, um Ringe aus einem Hefe-Eierteig, die Funkenringe, gewürfelt. Auch diese haben eine Sonnen- und mit den Eiern zur Unzeit Ende Winter eine Fruchtbarkeits-Symbolik.

Dieses bloß zur Illustration dafür, dass der Kluge/Götze mit seiner Vermutung, dass in der Fasnacht noch etwas anderes steckt als der Vorabend der Fastenzeit, wohl gar nicht so Unrecht hat.

Der alemannische Straich = Schlag, Hieb ist übrigens nicht bei weitem nicht das einzige mittelhochdeutsche Wort, das im Alemannischen überlebt hat. Wenn Du in dieser Gegend, auch z.B. in Freiburg, Konstanz oder Bregenz, jemandem ohne besondere Schulbildung, der davon nie etwas gehört hat, einen Text des Nibelungenlieds in die Hand drückst, kann er es Dir vom Blatt vorlesen, weil er heute noch ganz ähnlich spricht wie das im 13. Jahrhundert in großen Teilen des heutigen deutschen Gebiets üblich war.

Schöne Grüße

MM

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Erratum

Fasatenzeit Fastenzeit

Hi MM,

danke dir für die über den Kluge hinausgehenden illustren Informationen.

Kann es damit auch zusammenhängen, daß die „drey scheenschte Dääg“ der Basler Fasnacht ja nach Aschermittwoch stattfinden, und anderes Brauchtum, das du erwähnst, ja ebenfalls, wogegen Fasnacht, Fastnacht, Fastelovend usw. ja den Vorabend des Aschermittwoch (= Beginn der - christlichen - Fastenzeit) bezeichnet? Und mit Karneval und seiner längeren intrinsischen Zeitspanne in diversen Gegenden ist ja eh noch je ganz anderes Brauchtum verbunden.

Vielleicht noch für @Nadja die Ergänzung:
„Kluge/Götze“ = F. Kluge und A. Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.

Gruß
Metapher

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In Basel Fasnacht.
Mehr zu anderen Orten siehe zb wikipedia Karneval, Fastnacht und Fasching dort Begriffsherkunft und -verbreitung
Der Zeitpunkt „nach Aschermittwoch“ ergibt sich aus der Zaehlung der 40 Tage Fastenzeit bis Ostern.

Servus,

mehr als „ja, es kann“ lässt sich da wohl wegen der starken ideologischen Belastung alles „Volksgutes“ und wegen der ziemlich undisziplinierten Dokumentierung von solchen Dingen kaum sagen. Die Verschiebung um eine Woche ab Rosenmontag entsprechen (sehr grob) auch den zehn beim Übergang zum gregorianischen Kalender übersprungenen Tagen, aber bereits nach so kurzer Zeit ist es kaum möglich, ‚sauber‘ festzustellen, ob die Basler Fasnacht eine Art iulianisch-orthodoxer Termin ist.

Vor Ort, im Markgräflerland, geht die Legende, die reformierten Basler hätten den ‚alten‘ Fasnachtstermin beim Übergang zum gregorianischen Kalender beibehalten, um die katholischen Herrschaften der Umgebung zu ärgern, indem man den Leuten aus der Nachbarschaft am ersten Fastensonntagabend ein bacchanalisches Amüsement bot. Das ist aber unsinnig, weil Baden-Durlach zur fraglichen Zeit keineswegs erzkatholisch war.

ich schätze schon, dass die „verschobene“ Basler Fasnacht zusammen mit dem oberschwäbisch-alemannischen Funkensonntag, dem Munderkinger „Brunnenspringen“ am Aschermittwoch und wahrscheinlich auch dem Riedlinger „Mohrenwaschen“, das wohl eher um des lieben Friedens willen auf den seltsamen Termin Mittwoch vor Gumpigem Donnerstag verrutscht ist, genauso zum keltischen Festzyklus gehören wie der 11.11., dessen berittener Zinte Mätes mit Feuer, Laternen und Brezeln ‚irgendwie‘ auch eher oberflächlich getauft wirkt.

Der Munderkinger Brunnen sowieso - wo man ritualisiert etwas mit Wasser feiert, sind Kelten nicht so sehr fern. Auch wenn man es ordentlich am Fasnetsdienstag macht wie die Schramberger beim „Bach na fahra“ in großen hölzernen Wäschezubern auf der Schiltach oder nach römischem Kalender zu den Kalenden des März, wo in Teilen des Engadins zu Chalandamarz die Brunnen zum Frühjahr mit einem Umzug von Buben und jungen Männern mit Kuhglocken und Rätschen aufgeweckt werden. (Ja, inzwischen dürfen da auch Mädchen mit, wie bei den schwäbisch-alemannischen Hexengruppen auch, die bis in die 1970er Jahre jungen Männern vorbehalten waren - aber auch diese im Engadiner Blaukittel, der eigentlich eine Männertracht ist).

Aber das ist jetzt wieder vom Hölzchen zum Stöckchen gekommen, es ischt Hai 'honda jetzt.

Schöne Grüße

MM

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  • mit Ausnahme allerdings einer Sache, die ich nicht verstehe: Weshalb die Etymologie einen Zusammenhang mit der lateinischen „Fest-Nacht“ ablehnt. Fasnacht wird fast nur in der römischen Besatzungszone gefeiert, und andere tun das ja (unabhängig von bestimmten Terminen) auch:
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… und auch http://www.atlas-alltagssprache.de/runde-2/f03/

Gruß
Kreszenz

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