Hallo Nadja,
dieser ist recht interessant, weil das -st- in fastan, foestan und ähnlichen bereits gotisch, altnordisch usw. ein -t- bei sich trägt. In süddeutschen Formen Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching vermutet der Kluge/Götze eine mögliche Angleichung von früheren Formen, die mit mittelhochdeutsch viseln, vaseln = gedeihen, fruchtbar sein zusammenhängen und im Rahmen einer mehr oder weniger oberflächlichen Christianisierung an fasten angeglichen worden sein können. Dass die Fasnet sich nach dem Mondkalender (und nicht nach dem Sonnenjahr) richtet, spricht schon dafür, dass es da etwas Keltisches vorher gab. Der alemannische Siedlungsraum, wo auch Basel liegt, wurde über hundert Jahre nach dem fränkischen Reich christianisiert.
Etwas ist davon übrigens noch in Oberschwaben, Schwarzwald und Allgäu erhalten: Am ersten Sonntag in der Fasatenzeit, genannt „Funkensonntag“, aber auch „die alte Fasnet“, werden abends große, akkurat hoch aufgeschichtete Haufen aus Holz, Reisig, Ästen, alten Holzmöbeln usw. zum Winteraustreiben abgebrannt - an einer Stange in der Mitte des Haufens ist eine Strohpuppe als „Winter“ angebracht, die im Funkenfeuer verbrannt wird. Im Schwarzwald gibt es dabei eine besondere Sitte: Da werden runde, mit Stroh umhüllte Holzscheiben mit einem exzentrisch angebrachten Zapfen im Funkenfeuer zum Glühen gebracht und dann mit einem Schwung mit einer langen Stange an dem Zapfen gepackt und in hohem Bogen ins Tal geschleudert. Wenn man diesen Schwung geschickt ausführt, dreht sich die glühende Scheibe und fliegt als funkensprühendes Sonnenrad durch den Nachthimmel. In der Dorfwirtschaft wird am frühen Abend, bevor man den Funken anzündet, um Ringe aus einem Hefe-Eierteig, die Funkenringe, gewürfelt. Auch diese haben eine Sonnen- und mit den Eiern zur Unzeit Ende Winter eine Fruchtbarkeits-Symbolik.
Dieses bloß zur Illustration dafür, dass der Kluge/Götze mit seiner Vermutung, dass in der Fasnacht noch etwas anderes steckt als der Vorabend der Fastenzeit, wohl gar nicht so Unrecht hat.
Der alemannische Straich = Schlag, Hieb ist übrigens nicht bei weitem nicht das einzige mittelhochdeutsche Wort, das im Alemannischen überlebt hat. Wenn Du in dieser Gegend, auch z.B. in Freiburg, Konstanz oder Bregenz, jemandem ohne besondere Schulbildung, der davon nie etwas gehört hat, einen Text des Nibelungenlieds in die Hand drückst, kann er es Dir vom Blatt vorlesen, weil er heute noch ganz ähnlich spricht wie das im 13. Jahrhundert in großen Teilen des heutigen deutschen Gebiets üblich war.
Schöne Grüße
MM