Die Belohnung - wofür?

Ist es der soziale Neid, wenn in letzten Jahren das folgende Thema so hochgespielt wird? Oder ist es weitere Verwilderung des Kapitalismus?

In der „Süddeutschen“ von heute wird über die öffentliche Empörung gesprochen:

"Mindestens einhundertzehn Millionen Mark sollen die vier Manager, der Vorsitzende des Betriebsrates und der Gewerkschaftsführer bekommen haben, als Mannesmann vor zwei Jahren an den britischen Konzern Vodafone verkauft wurde – für eine Tat, die nicht einmal von ferne wie Arbeit aussieht und von der auch keiner der Beteiligten behaupten würde, sie habe ihn oder irgendeinen anderen Profiteur besonders viel Mühe gekostet.

Nun insistiert zwar die Staatsanwaltschaft darauf, dass es im kommenden Verfahren wegen Untreue in einem besonders schweren Fall nicht um die Höhe dieser so genannten Abfindungen gehe, sondern um das Verfahren. Doch in der Öffentlichkeit geht beides sofort durcheinander: Das gemeine Volk der Lohnarbeiter und Taschengeldempfänger empfindet solche Summen, insbesondere in Fällen offensichtlichen Nichtstuns, als eine grobe Zumutung an das Rechtsgefühl.

Tatsächlich kann bei solchen Summen nicht mehr davon die Rede sein, ihnen liege ein noch irgendwie messbares Verhältnis zwischen Leistung und Lohn zugrunde. Alle Kriterien der Bewertung sind außer Kraft gesetzt, wenn sich der Preis der Arbeit überhaupt nicht mehr an dieser selbst, sondern am Umsatz – manchmal auch: am Gewinn – orientiert, den der eine oder andere Beschluss solcher Entscheidungsträger zur Folge haben mag. Anstatt solche Menschen wie andere Arbeitnehmer zu behandeln, tritt man ihnen entgegen, als wären sie geniale Virtuosen: Denn auch diese werden nicht dafür bezahlt, dass sie etwas Bestimmtes tun, sondern dafür, dass sie etwas tun, das scheinbar nur sie tun können. An der Summe also erweist sich, ob jemand noch als Arbeitnehmer gilt oder schon als Hochleistungsentscheider. Deshalb sind die letzten, höchsten Stufen in der Karriere eines Managers mit so exorbitanten, ja unfassbaren Einkommenssprüngen verbunden.

Denn tatsächlich liegt in den Händen dieser Menschen, so skrupellos manche von ihnen sein mögen, das Schicksal Tausender, ja Hunderttausender. Geld ist dafür ein schlechtes Äquivalent. Etwas anderes als Geld aber kann man ihnen nicht geben, denn ihre ganze Welt besteht nur aus Geld, und einen besseren Lohn gibt es für sie nicht. Was schäbig genug ist. Vor diesem Hintergrund erst offenbart der unangemessen hohe Lohn seinen wahren Charakter: Nur Geld zu geben, hat etwas Beschämendes, nur Geld zu bekommen, nicht minder."

Der Autor schlägt aber nicht anderes vor. Womit sollte man denn sonst diese Manager belohnen?

Hallo peet

Der Autor schlägt aber nicht anderes vor. Womit sollte man
denn sonst diese Manager belohnen?

tja, warum nicht mit Geld?

Nein, im Prinzip bin ich (auch in meiner Funktion als Unternehmer) natürlich dafür, jeden nach seinem Anteil am Gewinn zu bezahlen. Wenn z.B. eine Verona Feldbusch alleine durch ihre Person den Umsatz/Gewinn an Spinat aus welchen Gründen auch immer um 30% (das war glaub ich der Wert) erhöht, dann finde ich es gerecht, wenn sie einen adäquaten Anteil daran erhält, auch wenn die Summe im Vergleich zu der tatsächlichen „Leistung“ scheinbar obszön ist.
Als Unternehmer fälle ich im Prinzip eben immer die Entscheidung: Was kostet mich der Spass und was kommt dabei rüber. Und wenn sich eine Invstition in Millionenhöhe in eine Person für mich lohnt, na gut, warum sollte ich dann darauf verzichten?

Problematisch finde ich im Mannesmann-Fall viel eher, dass es eben nicht eine Entscheidung eines Mehrheitseigeners war (was dieser mit seinem eigenen Geldbeutel und seinem Gewissen ausmachen müßte), sondern eine IMHO großangelegte Verschwendung von Geldern von Minderheitsbeteiligten (nämlich dem gemeinen Kleinaktionär), skrupellos durchgeführt von einem Haufen Angestellter (Vorstand), „unabhängiger“ „Kontrolleuere“ und Funktionäre (AR, darunter Gewerkschaftsbonzen). Diese haben fremdes Geld (das der Fa. Mannesmann und deren Gesellschafter) dazu benützt, Gesellschafterpolitik zu betreiben (mal für die Übernahme, mal gegen die Übernahme), um sich zum Schluss auch noch massiv persönlich zu bereichern.

Das ist wirklich obszön!

Ich habe letzthin eine Studie gelesen über die Auswüchse der Managementalimentationen. Bei der Untersuchung kam ganz klar heraus, dass Firmen in Familienhand deutlich sparsamer ihre Manager alimentieren (und die sind dabei nicht weniger erfolgreich). Sparsam bedeutet hierbei eben auch, sehr viel leistungsbezogener zu zahlen. Wenn ich z.B. die „Leistungsanteils“-Vereinbarungen des DC-Vorstands sehe, die ja wohl nicht einmal mit dem Index mitgehen müssen, um Aktionoptionen abzusahnen (na gut, war auch schon mal mehr wert), dann frage ich mich schon, welcher Unternehmer so einen Schwachfug als Zielvorgabe seinem Management gäbe…

Das zeugt für mich davon, dass tatsächlich durch die „mafiosen“ Verflechtungen im Top-Management von öffentlich gehandelten Unternehmen (jeder kontrolliert den anderen und damit keiner niemanden und alle wollen Geld verdienen) unglaubliche Summen verschwendet werden, da der einzelne Gesellschafter gar nicht mitbekommt, wieviel seines egenen Geldes sein Vorstand kostet.

Kurz: Natürlich sollen Top-Manager top verdienen. Aber bitte nicht fix, sondern nach herausfordernden Zielvorgaben, bei deren Verfehlen es ihnen halt genauso geht, wie dem Infineon-Vorstand im letzten Jahr. War halt nichts mit dem Gehalt, dumm gelaufen…

Grüße
Jürgen

Erklärung
Hallo,

nur um mal die gegenerische Argumentation darzustellen: Das Unternehmen Mannesmann gehört seinen Aktionären. Durch den Kursanstieg hat sich der Wert des Unternehmens und damit das Vermögen seiner Aktionäre um 77 Mrd. Euro erhöht. Die Vermögensminderung (und damit Wertminderung) um die diversen Prämien, die sich übrigens auf 140 Leute verteilten, dürfte den Aktionären, denen ja - wie wir eben lernten - der Laden gehört, vor diesem Hintergrund kaum wehgetan haben.

Gruß
Christian

Hallo,

  1. haben die die Aktionäre es letztendlich beschlossen, und nicht herr esser und sein betriebsrat

  2. waren es abfindungen, da sie ja im endeffekt entlassen wurden. die relativität zu ihren bisherigen gehältern müßte allerdings gewahrt bleiben, was ich aber nicht weiss.

grüße

matthias