Einen schönen guten Tag,
den Eindruck, dass unsere Sprache vernachlässigt wird, teile ich. Und ich ärgere mich täglich drüber. Die Sache mit dem „Wo“ ist ja nur ein Aspekt. Deppenapostroph, Sinn machen, in 2012 … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und ich nehme mal an, die Gründe dafür, dass es so (gekommen) ist, sind ebenso vielfältig wie die Beispiele.
Übergehen wir mal die Sache mit den Anglizismen und dem Bemühen, im Deutschen die englische Sprache nachzuahmen, das wurde ja schon oft genug diskutiert. Die Wo-Konstruktion geht meiner Meinung nach auf Leute wie Jürgen Klinsmann zurück. Jedenfalls war es bei ihm - schon als er noch aktiv gespielt hat - immer auffällig, dass er nicht nur einen schwäbischen Akzent hat, sondern eben auch eine schwäbische Grammatik. Ich habe es damals so wahrgenommen, dass erst drüber gelächelt wurde, dann hat man es imitiert. Erst als Satire, aber da Klinsi ja fast durchgängig ein Sympathieträger war, hat es sich eben auch über das Kabarett hinaus verbreitet.
Nein, ich möchte nicht sagen, dass ein Fußballer schuld ist am Niedergang der deutschen Sprache. (Gottchen, wie dramatisch, aber ich lösche es mal nicht.) Es sollte nur ein Beispiel sein, wie sich etwas verselbstständigen kann. Das Schlimme ist, dass so etwas irgendwann als Norm hingenommen wird, wenn es nur genug Leute falsch sagen oder schreiben. Das gilt auch für den Duden. Wenn man mal drin blättert, findet man eine Menge Redewendungen, die dem Deutschschüler noch vor 20 Jahren fünfmal gefaltet um die Ohren gehauen worden wären. Und zwar mit Recht.
Und noch etwas fällt mir dazu ein, obwohl ich ungern politisiere. Aber gerade auch die angeblich Schlauesten unserer Gesellschaft finden es nicht besonders schick, sich des deutsch Seins zu besinnen. Es geht noch nicht mal darum, stolz drauf zu sein. Aber man wird von vielen - wahrscheinlich unwillkürlich - in die rechte Ecke geschoben, sobald man Mobiltelefon sagt statt Handy, elektronische Post statt E-Mail und Sinn haben statt Sinn machen. Weil sich die wenigsten in der rechten Ecke wohlfühlen, opfern sie die deutsche Sprache der politischen Korrektheit.
Das mag sich sehr zugespitzt lesen, ist es auch. Aber ein Körnchen Wahrheit kann sich jeder rauspicken.
Liebe Grüße, die Sara