Die dunklen Seiten der Belegschaft

Hallo Allerseits,

SJ hat mich in einem Artikel auf die dunklen Seiten der Belegschaft aufmerksam gemacht.
/t/die-dunkle-seite-des-managements/7038098/10

Nun ist es so, dass in den Medien ein einseitiges Bild existiert. Da gibt es Firmen, die ihre Mitarbeiter brutal ausbeuten, sich nicht an Arbeitsgesetze oder Verträge halten.

Was sehr selten zu sehen ist, ist, wie Arbeitnehmer mit ihren Arbeitgeber übel umgehen.

Bitte erzählt mal aus dem Nähkästchen. Was sind übliche Methoden. Wie häufig oder selten kommt so etwas vor.

Gruß
Carlos

Eine halb-lustige Anekdote
Es gab da einmal einen Bekannten,

der hatte in einem großen Konzern eine Rolle im technischen Design.
Angeblich musste er regelmäßig „aus koordinativen Gründen“ einige Wochen nach Brasilien zur Tochtergesellschaft.
Also so 5-6 mal pro Jahr 3-4 Wochen.

Irgendwann stellte man fest, dass scheinbar niemand seine (verpflichtende) Reiseberichterstattung genau durchlas, denn er schrieb seit Jahren(!) den gleichen Bericht immer und immer wieder.
Diese Berichte gingen in ein IT-System zum Controlling, und es fiel nur deswegen auf, weil man dort eine Duplikat-Erkennung zum Einsatz gebracht hatte (die eigentlich nur den Controllern helfen sollte, automatisiert zu erkennen, ob im Unternehmen verschiedene Einheiten gleiche Aufgaben hatten)

Daraufhin wurde er abgemahnt.
Aber er kriegte schnell raus, wodurch er aufgeflogen ist.
Also nahm er fortan einfach einen Artikel aus der aktuellen Tageszeitung und fügte diesen ihn in die Reiseberichterstattung ein.
Auch das ging jahrelang gut.

Das flog aber auch irgendwann auf.
Weil ein anderer Kollege das auch machte und beide zufälligerweise den selben Artikel kopiert hatten…

… die beiden „arbeiten“ jetzt übrigens woanders.

Gruß,
Michael

Hi!

Das, was man am Stammtisch vermutlich als unfair oder problematisch wertet, ist, dass die Arbeitgeberseite sich in der Regel an die gesetzlichen Vorgaben hält und damit „auch noch Recht bekommt“.
Dass nicht wenige Medien sich darauf stürzen, ist wohl etwas, was sich gut verkauft, die BILD praktiziert diesen „Stammtischjournalismus“ schon solange ich denken kann.

Was ich täglich erlebe, ist die Tatsache, dass Leute, deren befristeter Vertrag nicht verlängert wird oder Leute, denen gekündigt wird, schlagartig schwer krank werden.
Gefühlte 80% (tatsächlich trifft 50% wohl eher zu) werden nach der Benachrichtigung bis zum Austrittsdatum krank.

Ähnlich nett ist es, wenn die Leute ganz einfach nciht mehr erscheinen und auf Rückfrage dann mitteilen, dass sie natürlich nach der Kündigung nicht mehr auftauchen - ok, dann kostet es wenigstens nichts …

Sehr beliebt ist auch die Methode, sich mit allen möglichen Dingen einzudecken, die irgendwie privat brauchbar sind.
5€-Computermäuse und Toilettenpapier werden ebenso geklaut wie die schon obligatorischen Kugelschreiber, USB-Sticks, etc.
Man ist dann ein echter Arschlocharbeitgeber, wenn man diese Leute für solche Lapalien fristlos kündigt (und vor Gericht auch noch Recht bekommt!) - dass man den Laden in den Ruin steuert, wenn das alle 4000 Beschäftigten machen würden, scheint den Leuten abgesehen vom Vertrauensverlust völlig unverständlich zu sein.

Zum Glück wurde heute bestätigt, dass ein AG achon ab dem ersten tag einer AU eine Bescheinigung verlangen darf, denn auch das eigenmächtig verlängerte Wochenende ist alles andere als ungewöhnlich.

Zugegeben: Ich arbeite in einer Branche, die für geringe Anforderungen und niedrige Entlohnung bekannt ist, vielleicht häuft es sich deshalb.
Tatsächlich werden abhängig von der Stelle im Unternehmen tatsächlich vollkommen unterschiedliche Verträge genutzt.

Gruß
Guido

Auch ein hübsches Beispiel
Hi!

/t/kuendigung-in-probezeit–6/7042060

So etwas kostet mindestens Zeit …

Gruß
Guido

Das fehlende Verständnis…
Hallöchen,

Was ich täglich erlebe, ist die Tatsache, dass Leute, deren befristeter Vertrag nicht verlängert wird oder Leute, denen gekündigt wird, schlagartig schwer krank werden.
Gefühlte 80% (tatsächlich trifft 50% wohl eher zu) werden nach der Benachrichtigung bis zum Austrittsdatum krank.

Auch wenn das für den Arbeitgeber absolut unverständlich erscheint …
Ich sehe diese Situation häufiger mal aus einer dualen Perspektive.
Erstens, weil ich selbst leitend tätig bin.
Und zweitens, weil ich als Berater selbst für Kunden in befristeten Verhältnissen tätig bin.
Und weil diese Sachverhalte direkt zusammenkommen.

So kam es neulich vor, dass ein Kollege abgebaut wurde, der seit Jahren(!) unter Starkstrom stand, 12-Stunden-7-Tage-Wochen inbegriffen. [bei Externen fragt ja niemand nach Arbeitsrecht, wem’s nicht paßt, der kann ja gehen]
Kaum wurde ihm mitgeteilt, dass das Projekt nicht verlängert wird, war er erst mal krank. Am nächsten Morgen ist er nicht mehr erschienen.
Und ja, er war auch tatsächlich ernsthaft krank, schon seit Längerem.
Er hat sich vorher nur nicht getraut, der Arbeit fern zu bleiben: aus Angst um seinen Job.

Ein anderer Kollege hatte sogar das Glück, dass er nicht abgebaut, sondern verlagert wurde, um in einem anderen Projekt anzufangen. Doch bevor er das Projekt antreten konnte, ging er in die BU. Grund: Nervenzusammenbruch. Weil er mit sich selbst nicht mehr klar kam, da er in dem neuen Projekt plötzlich mal Freizeit hatte…

Es gab sogar einen Fall, wo ein freiberuflich tätiger Bekannter kurz vor Beendigung seines Projektes monatelang ins Koma(!) fiel, weil er sich jahrelang auf der (oft viel zu langen, viel zu anstrengenden) Arbeit verausgabt hatte.

Also: nicht immer ist es der Arbeit_nehmer_, der sich hier was raus nimmt.
Oft ist es sogar der Arbeit_geber_, der diesen Zustand eindeutig durch sein eigenes Verhalten verschuldet hat, der dann dem Arbeitnehmer noch Vorhaltungen macht für sein eigenes Unvermögen, ein menschenwürdiges Arbeitsumfeld zu schaffen.

Und am Besten sind die Konzerne, die das dann auch noch mit offenem Unverständnis gegenüber den Arbeitnehmer quittieren.
Da würde ich wirklich empfehlen, mal darüber nachzudenken, was hier schief gelaufen ist - und was notwendig wäre, damit ein derartiges Vorkommnis sich künftig nicht wiederholt.

Kann es nicht tatsächlich sein, dass Arbeitnehmer erst nach der Kündigung zum ersten Mal genügend Freiheit verspüren, eine tatsächlich vorliegende Erkrankung auch mal auszukurieren?
Wäre das nicht eher Grund, ein systematisches Fehlverhalten des Unternehmens im Umgang mit Mitarbeitern unter die Lupe zu nehmen, anstatt eine Einladung, um pauschal mit dem Finger auf die Ex-Belegschaft zu zeigen?

Gruß,
Michael

2 Like

Hi!

Auch wenn das für den Arbeitgeber absolut unverständlich
erscheint …
Ich sehe diese Situation häufiger mal aus einer dualen
Perspektive.

Du, ich auch - mir bleibt nämlich mal so gar nichts anderes übrig.
Wenn wir kündigen, machen wir das in der Regel während der Probezeit, und da muss dann auch schon ein Verhalten an der Tage gelegt werden, was einen Menschen mit normalem Menschenverstand nur den Kopf schütteln lässt.

Bei auslaufenden Verträgen ist es ganz einfach so, dass man
-entweder wirklich das Pech hat, in einem der Projekte beschäftigt zu sein, welches durch unsere Kunden nicht weiter berücksichtigt wird
oder
-mehr durch Abwesenheit und/oder Unvermögen als durch Leistung (und ich rede ganz sicher nicht von überzogenen Forderungen) aufgefallen ist

Wir beuten nicht aus, wir halten uns weitgehend an gesetzliche Vorgaben, wir vergüten auch darüber hinaus - das Einzige, was man uns vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass wir für angelernte Hilfsarbeiten auch nur eine entsprechend niedrige Vergütung zahlen.

Leute, die krank sind, werden nicht „entsorgt“, Leute, die jedoch pro Jahr 120 bezahlte (!) Kranktage haben, werden freigesetzt.

Also: nicht immer ist es der Arbeit_nehmer_, der sich hier was
raus nimmt.

Hier wurde ja ausdrücklich darum gebeten, aus dem Nähkästchen zu plaudern :smile:

Gruß
Guido

1 Like

Hallo,

Was sehr selten zu sehen ist, ist, wie Arbeitnehmer mit ihren
Arbeitgeber übel umgehen.

Bitte erzählt mal aus dem Nähkästchen. Was sind übliche
Methoden. Wie häufig oder selten kommt so etwas vor.

aus dem persönlichen Nähkästchen: Der Betriebsrat empfiehlt gekündigten Mitarbeitern einen Arzt aufzusuchen und sich unter einem Vorwand bis zum letzten Tag arbeitsunfähig zu melden.

Habe ich so wörtlich mitbekommen, weil der BR es nicht einmal für nötig erachtet hat, so etwas hinter verschlossenen Türen zu empfehlen.

Gruß

S.J.

Tach!

SJ hat mich in einem Artikel auf die dunklen Seiten der
Belegschaft aufmerksam gemacht.
/t/die-dunkle-seite-des-managements/7038098/10

Nun ist es so, dass in den Medien ein einseitiges Bild
existiert. Da gibt es Firmen, die ihre Mitarbeiter brutal
ausbeuten, sich nicht an Arbeitsgesetze oder Verträge halten.

Was sehr selten zu sehen ist, ist, wie Arbeitnehmer mit ihren
Arbeitgeber übel umgehen.

Es dürfte von der Mehrheit der Klientel hier nicht erwnscht sein, entsprechend Tacheles zu schreiben…

Bitte erzählt mal aus dem Nähkästchen. Was sind übliche
Methoden. Wie häufig oder selten kommt so etwas vor.

Das Thema Krankfeiern während der Kündigungsfrist ist wohl mittlerweile üblich, v.a. nach AG-seitiger Kündigung. Das ist letztendlich auch verständlich. Meist existiert ja ohnehin noch Resturlaub und es entsteht dem AG kein nennenswerter Verlust.

Was ich für bedenklich halte, ist der häufige Aufschrei gegen das bereits angesprochene Thema Verlangen eines Attestes gleich am ersten Krankheitstages.
Ich habe das nie anders erlebt. Wo ist das Problem?
Zumal die meisten Ärzte ausgesprochen unkritisch krankschreiben.

Nun zum Nähkästchen:

  • der Außendienstler, der erfundene Kundentermine im Kalender hat und privaten Aktivitäten nachgeht.

  • der Servicetechniker, der am Wochenende seinen Dienstwagen vermitetet.

  • Mitarbeiter, die hunderte Euros Kosten für Privatgespräche mit dem Diensthandy verursachen.

  • Mitarbeiter, die am Ende der Probezeit irgendwann mal gemerkt haben, dass sie wohl nicht übernommen werden und dann erstmal, mitsamt Auto, PC, Handy und Demomaschinen im Gesamtwert von über 100.000 Eur wochenlang abtauchen.

  • Mitarbeiter, die nach der Kündigung beim Wettbewerb arbeiten und dort eine detaillierte Kundendatenbank abgeben.

  • extrem nachlässige Behandlung von Arbeitsmitteln, insbesondere Werkzeug und Dienstautos, die den AG auf Dauer einen haufen Geld kosten.

  • bittere Beschwerden über den eigenen AG beim Kunden.

  • Buchung von Geschäftsreisen an interessante Orte für einen längeren Zeitraum als nötig und somit Privaturlaub auf Firmenkosten.

  • Puffbesuche auf Spesen.

  • Spesenbetrug über die Abrechnung von Artikeln für den privaten Bedarf über die Reisekosten. Insbes. beliebt bei Kundengeschenken.

  • und nicht zuletzt: Spekulation mit hunderten von Millionen Euro an Kundengeldern und deren Verlust. Die durch vergleichsweise wenige unseriöse Banker verursachte aktuelle DFInanzkrise stellt dann auch Stiftediebe und Dienstwagenvermieter weit in den Schatten.

Gruß,
M.

AU ab erstem Tag - etwas off topic
Hi!

Das Thema Krankfeiern während der Kündigungsfrist ist wohl
mittlerweile üblich, v.a. nach AG-seitiger Kündigung. Das ist
letztendlich auch verständlich. Meist existiert ja ohnehin
noch Resturlaub und es entsteht dem AG kein nennenswerter
Verlust.

Ähm - wenn man krank ist, kann man keinen Urlaub nehmen, somit ist der Resturlaub zusätzlich zur Krankheit abzugelten.

Was ich für bedenklich halte, ist der häufige Aufschrei gegen
das bereits angesprochene Thema Verlangen eines Attestes
gleich am ersten Krankheitstages.
Ich habe das nie anders erlebt. Wo ist das Problem?

Ich schilder Dir mal das Problem aus ganz persönlicher Sicht:
Wenn ich mich bei einem grippalen Infekt (oder Magen-Darm-Infekt, Migräne, etc.) entsprechend mies fühle, bleibe ich mit dem Hintern zu Hause im Bett, und nach einem oder spätestens zwei Tagen fühle ich mich idR. wieder fit genug für die Arbeit.
Allein die Tatsache, dass bei leichten Erkrankungen der Weg zum Arzt mit dortiger Wartezeit imo wesentlich ungesünder ist, als das Verbleiben im Bett, macht die ganze Aktion zu einer unsinnigen.

Was aber wesentlich schwerer wiegt: Mein Arzt ist ein eher verantwortungsvoller. Wenn ich dort am Montag mit einem grippalen Infekt auftauche, erstellt er mir eine AU bis mindestens einschließlich
Mittwoch.
Wie ich schon sagte, ist mein Arzt ein eher verantwortungsvoller, weshalb er sich bei der Dauer der AU nicht hineinreden lässt und auch an den Patienten appeliert, die Empfehlung zu befolgen.

Aus AG-Sicht ist es unter Umständen günstiger, eben nicht auf die AU ab dem ersten Tag zu bestehen …

Der ganze Rest ist in ähnlicher Form ja schon mal irgendwie aufgetaucht, aber das hier

  • der Servicetechniker, der am Wochenende seinen Dienstwagen
    vermitetet.

hat schon was :smile:

Gruß
Guido

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Herzllichen Dank für eure spannenden Beiträge owT

Hallo Mathias,

Es dürfte von der Mehrheit der Klientel hier nicht erwünscht
sein, entsprechend Tacheles zu schreiben…

Ich möchte dir nur in einm Punkt widersprechen.
Dies ist kein Politikbrett und auch nicht das Arbeitsrechtbrett. Diejenigen, die regelmäßig oder auch nur häufiger in diesem Brett auftauchen setzten sich eben aktiv mit dem Thema Job und Karriere auseinander. Sie stehen zumeist der Arbeitgeberseite verständnisvoller gegenüber, als die durchschnittliche Bevölkerung.

Gruß
Carlos

Es fehlt ein ganz entscheidender Faktor…
(Hallo)

… und zwar die Klage- und Abfindungswut der Arbeitnehmer, auch angetrieben durch Anwälte und Gewerkschaftssekretäre. Dabei ist es leider eben auch völlig egal, ob der AN moralisch oder logisch im Recht ist oder nicht. Viele AN sind da inzwischen völlig schmerzfrei.

Da wäre zum Beispiel der Dieb, der in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt wurde, als er beim Klauen gefilmt wurde und zum Abschied dann noch eine erkleckliche Abfindung bekommt, weil er nach dem gewonnnen Prozess feststellt, daß sein Vertrauensverhältnis zum AG nun zerstört ist.

Oder der Dauerzuspätkommer, dessen Kündigung einer gerichtlichen Betrachtung nicht stand hält, weil in den Abmahnungen versäumt wurde, die haargenaue Zeit des Zuspätkommens festzuhalten (wie soll er auch wissen, was „letzte Woche 4 mal zu spät“ bedeuten könnte oder warum sollte er überhaupt wissen, daß man pünktlich zu sein hat?).

Oder (auch das habe ich schon erlebt, einer meiner Klassiker!) der Arbeitgeber, der nach einer betriebsbedingte Entlassung eine Abfindung zahlen mußte, weil der Umsatzeinbruch höher war, als die Menge des abgebauten Personals. Der AG hatte schlichtweg zuwenig Leute entlassen und damit befand der Arbeitsrichter die betriebsbedingte Kündigung als unlogisch und damit sozial unwirksam…

Die Welt ist ein Tollhaus…

Es ist heute oft kein Zuckerschlecken mehr, AG zu sein.

Soll ich jetzt noch die AGG-Diskussion anleiern, wo der AG schon nicht mehr selber entscheiden darf, wie sein Personal sich zusammensetzt und welche Grundregeln er im eigenen Unternehmen aufstellt?

Lieber nicht…

Ruhig, LeoLo, ganz ruhig…

Durchatmen…

Ommmmm…!

Ommmmm…!

*wiederlangsamdenblutdrucksenkend*

Gruß,
LeoLo

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