Investment-Banking & Moralität
Hallöchen,
1.) Die gefeuerten Bankangestellten, waren keine Vorstandmitglieder mit Vertrag, der vorzeitig aufgelöst wird. Nix goldener Handschlag und nicht jeder, der in einer Bank arbeitet, verdient außergewöhnlich gut.
Nein, waren sie nicht. Aber sie waren allesamt im Investment-Banking tätig.
Wer diese Tätigkeit durchführt, weiß im Normalfall, dass vieles, was dort abgeht, moralisch bestenfalls fragwürdig ist und die Meisten tun dies nur, weil sie für diese Tätigkeit ein Gehalt (inkl. erfolgsabhängiger Boni) kriegen, welches in anderen Feldern nicht erreichbar ist.
Nicht selten höre ich irgendwelche BWL-Studenten Sachen reden wie „Ich geh’ ins Investmentbanking, verdiene da meine 2-3 Millionen und setz’ mich mit 25 zur Ruhe“.
Sorry, wer das als Karriereziel definiert, darf sich nicht wundern, wenn der Traum in Scherben zerbricht.
Und wer das Geld anderer Leute benutzt, um seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften (der Begriff „verdienen“ erscheint mir da unangemessen), darf von den Ausgenutzten auch wenig Sympathie erwarten.
Dann wäre da noch, dass es auch vollkommen legitim ist, wenn eine Bank, die tatsächlich (man hört ja Tagesschau) damit rechnen muss, dass gehende Mitarbeiter noch fix paar Geschäftsgeheimnisse mitnehmen, diesen Leuten genau diese Chance proaktiv nimmt…
Entgegen dem Interview, wo der Interviewte anklingen ließ, dass man mit einem derartigen Vorgehen das Image der Firma schädige, ist es eher so, dass die Kunden dieser Bank vermutlich eher schätzen, wenn „Datenklau aus Rache/Gier“ direkt rigoros unterbunden wird, als dass man eine potentiell zu schwache Kuschelhaltung gegenüber als Risiko einzustufenden Beschäftigten an den Tag legt.
Wären es meine Transaktionsdaten, wäre mir auch lieber, wenn der entlassene Banker vor verschlossener Türe steht, als dass sie morgen im Internet stehen - auch wenn ich nichts Strafbares zu verbergen habe.
Vielleicht sehen andere Leute das ja anders.
2.) Das Problem ist allgemeiner Natur. In dem verlinkten Radiobeitrag wird erläutert, wie Kündigungen wo anders aussehehn. Da wird dann der Arbeitnehmer dazu bebracht einen nicht sonderlich vorteilhaften Auflösungsvertrag zu unterzeichnen. Dazu braucht es gewisse Fertigkeiten, eben die dunkle Seite des Management.
Und das ist vermutlich noch weniger ethisch als vor verschlossener Türe zu stehen. Oder?
Aber: Was ist daran genau die „dunkle Seite“?
Besteht nicht das gesamte Gesellschaftsleben nicht heutzutage primär aus Personen, die in einer gegebenen Situation den für sich vorteilhaftesten Zustand erreichen wollen?
Warum sollte die juristische Person „Firma X“ sich hier anders verhalten, als ein Kunde an der Ladentheke, der gerade das von ihm selbst zerstörte Produkt reklamiert?
Wo ist die Grenze zwischen „moralisch vertretbar“ oder nicht?
Jeder, der hier jetzt die dicke „sozial verantwortlich“ Keule rauspackt: Bezahlt Ihr Eurem Handwerker, der nicht tut was Ihr erwartet, noch 30% aufs vereinbarte Entgelt drauf, weil das sozial für ihn besser ist, als ihn hochkant rauszuschmeißen?
Gruß,
Michael