Die dunkle Seite des Managements

Hallo Allerseits,

vor kurzem habe ich einen interessanten Beitrag gehört, der die Entlassung der USB-Mitarbeiter als Aufhänger nahm, um sich mit Theorie und Praxis der Kündigung zu neschäftigen.

http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/derTag/d…
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?..

Die zitierten Anleitungen klingen sowohl menschenverachtend als auch recht wirksam.
Nun frage ich mich, wie weit solche Vorgehensweisen in Deutschland verbreitet sind, 0,1%, 1%, 10%?
Sind bestimmte Branchen besondes anfällig und wenn ja, welche?

Gruß
Carlos

Auch hallo

die Entlassung der USB-Mitarbeiter als Aufhänger nahm, um sich
mit Theorie und Praxis der Kündigung zu neschäftigen.

Dazu: http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/ruede-entlas…
Man sollte allerdings beachten, dass es ‚drüben‘ eine andere Einstellung zum Arbeitsrecht inkl. Aufwand und Konsequenzen gibt.

mfg M.L.

Hallo M.L.,

dass ein Arbeitnehmer nach seiner Entlassung frei gestellt wird, die Kennkarte und der Account gesperrt werden, sind ja auch hierzulande nicht unüblich, wobei Mindeststandards des menschlichen Umgangs dabei eingehalten werden sollten. Von seiten der UBS war ja auch eine gewisse Vorsicht angebracht, geht es doch um sehr große Gelder und Kundendaten.

Andererseits wirken sich solche Aktionen verherrend auf das Arbeitsklima und die Loyalität der Mitarbeiter aus.
Insbsondere von US-Großbanken wie G.P. Morgan hört auch auch immer wieder vom ruppigen Umgang mit Mitarbeitern.

Wenn mal wieder ein USB-Stick mit Steuersünder angeboten wird, liegt es wohl nicht daran, dass haufenweise Kriminelle in internationalen Großbanken arbeiten (oder doch :wink: ).

Gruß
Carlos

Das Mitleid hält sich in Grenzen
Hallo,

Die zitierten Anleitungen klingen sowohl menschenverachtend
als auch recht wirksam.

ehrlich gesagt hält sich mein Mitleid mit den gefeuerten Investmentbankern deutlich in Grenzen.

Zum einen, weil diese sich mit menschenverachtendem Gezocke jahrelang die Taschen dick gefüllt haben und dabei keinerlei Rücksicht auf das Zerstören von ganzen Existenzen genommen haben, zum anderen, da diese trotz derartigem Rausschmiss mit einem goldenen Handschlag rechnen dürfen und mit dem bisher verdienten und der Abfindung über Beträge verfügen dürften, bei denen jeder normal sterbliche Arbeitnehmer sowieso sofort freiwillig aufhören würde zu arbeiten.

S.J.

Hallo S.,

ehrlich gesagt hält sich mein Mitleid mit den gefeuerten
Investmentbankern deutlich in Grenzen.

Mit dieser Reaktion stehst du nicht alleine da.
Dennoch möchte zwei Punkte dazu anmerken.

1.) Die gefeuerten Bankangestellten, waren keine Vorstandmitglieder mit Vertrag, der vorzeitig aufgelöst wird. Nix goldener Handschlag und nicht jeder, der in einer Bank arbeitet, verdient außergewöhnlich gut.

2.) Das Problem ist allgemeiner Natur. In dem verlinkten Radiobeitrag wird erläutert, wie Kündigungen wo anders aussehehn. Da wird dann der Arbeitnehmer dazu bebracht einen nicht sonderlich vorteilhaften Auflösungsvertrag zu unterzeichnen. Dazu braucht es gewisse Fertigkeiten, eben die dunkle Seite des Management.

Gruß
Carlos

Guten Abend, Carlos!

dass ein Arbeitnehmer nach seiner Entlassung frei gestellt
wird, die Kennkarte und der Account gesperrt werden, sind ja
auch hierzulande nicht unüblich…

So ist es und mir fällt an etlichen Stellen keine andere praktikable Methode ein, mit der sich verhindern ließe, dass gekündigte Mitarbeiter Schaden anrichten, Daten kopieren u. v. m. Selbst wenn sie vorsätzlich keinen Schaden anrichten, sind Betroffene mindestens demotiviert und können mit dieser Haltung infizierend wirken.

Stilfragen stellen sich aus betrieblicher Sicht gegenüber den verbliebenen Mitarbeiten. Dort kann man keine Unsicherheit gebrauchen, muss deshalb kommunizieren, dass es sich um eine damit abgeschlossene Maßnahme handelte.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

im Falle von UBS ist die Vorgehensweise rationell. Wenn man 5000 Mitarbeiter auf einen Schlag entlassen will und verhindern will, dass weitere Kundenkritische Daten mitgenommen werden, geht es nicht anders.

Ich kenne es auch anders.
Da findet zuerst das Gespräch mit dem Mitarbeiter statt. Je nach Situation können Beschäftigungsgesellschaften zum Tragen kommen, ein Coaching angeboten werden oder ernsthaft geprüft werden, ob ein Job irgendwo anders in der Firma möglich ist. Der Mitarbeiter wird nicht von einem Sicherheitsdienst rausbegleitet, stattdessen erhält er die Möglichkeit sich von seinen Kollegen zu verabschieden.

In dieser Hinsicht fand ich den Film „Up in the air“ bemerkenswert, wo gezeigt wird, dass auch eine Entlassungt professionell durchgeführt werden kann um psychischen Schaden zu verringern.
http://www.cinema.de/kino/news-und-specials/news/up-…

Stilfragen stellen sich aus betrieblicher Sicht gegenüber den
verbliebenen Mitarbeiten. Dort kann man keine Unsicherheit
gebrauchen, muss deshalb kommunizieren, dass es sich um eine
damit abgeschlossene Maßnahme handelte.

Das funktioniert nicht mehr. Die Wirkung solcher Entlassungen kann man mit dem stalinistischen Terror vergleichen. Jeder wusste dass es die Abholungen gab, aber niemand wusste, wann und ob er nicht der Nächste ist.
Die verbleibenden Mitarbeiter haben gesehen, dass die Entlassungen nicht angekündigt und für den einzelnen Mitarbeiter überrachend waren. Sie haben gesehen, wie ihre Kollegen vom Sicherheitsdienst begleitet wurden um ihre persönlichen Sachen zu holen und dann abgeführt zu werden.

Wenn nun die oberste Heeresleitung verkündet, dass die Entlassungen abgeschlossen sind, hat man die Sicherheit, dass der eigene Arbeitsplatz für die nächsten Jahre sicher ist? Wenigstens die nächsten Monate?

Gruß
Carlos

Hallo,

1.) Die gefeuerten Bankangestellten, waren keine
Vorstandmitglieder mit Vertrag, der vorzeitig aufgelöst wird.
Nix goldener Handschlag und nicht jeder, der in einer Bank
arbeitet, verdient außergewöhnlich gut.

wer auf diese Art gefeuert wird, bekommt idR. außergerichtlich oder gerichtlich eine komfortable Abfindung.

2.) Das Problem ist allgemeiner Natur. In dem verlinkten
Radiobeitrag wird erläutert, wie Kündigungen wo anders
aussehehn. Da wird dann der Arbeitnehmer dazu bebracht einen
nicht sonderlich vorteilhaften Auflösungsvertrag zu
unterzeichnen. Dazu braucht es gewisse Fertigkeiten, eben die
dunkle Seite des Management.

Nun ja. Da gibt es auch die „dunkle Seite der Belegschaft“, die durch wochen- und monatelanges krank machen und andere Aktionen eine Kündigung provoziert. Das wird nirgendwo so wie von Dir grundsätzlich angeprangert.

Insofern gibt es auf beiden Seiten die „üblichen Methoden“ wobei der AN für gewöhnlich besser aus der Sache herauskommt.

Gruß

S.J.

nun aber mal sachte!
Hallo,

Das funktioniert nicht mehr. Die Wirkung solcher Entlassungen
kann man mit dem stalinistischen Terror vergleichen.

nun aber mal sachte!

http://de.wikipedia.org/wiki/Stalinsche_S%C3%A4uberu…

Zitat: "…die durch massive Verfolgung und Tötung von aus stalinistischer Sicht politisch „unzuverlässigen“ und oppositionellen Personen gekennzeichnet war. Die Gesamtzahl der Opfer aus dieser Zeit ist nicht bekannt und schwer zu verifizieren, Schätzungen von Historikern reichen von mindestens etwa 3 Millionen Toten bis hin zu weit über 20 Millionen.

Das willst Du doch nicht wirklich ernsthaft auf eine Stufe bringen?

Kopfschüttelnd

S.J.

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Die dunklen Seiten der Belegschaft
Hallo S.J.,

wer auf diese Art gefeuert wird, bekommt idR. außergerichtlich
oder gerichtlich eine komfortable Abfindung.

Gilt das auch im konkreten Fall für die englischen Angestellten einer Schweizer Bank im Falle einer betriebsbedingten Kündigung. Ich kenne mich da überhaupt nicht aus.

Nun ja. Da gibt es auch die „dunkle Seite der Belegschaft“,
die durch wochen- und monatelanges krank machen und andere
Aktionen eine Kündigung provoziert. Das wird nirgendwo so wie
von Dir grundsätzlich angeprangert.

Stimmt die gibt es.
Ich kannte mal eine Kollegin, die definitiv ziemlich häufig krank gefeiert hat,… aber sicherlich nicht mit dem Ziel eine Kündigung zu provozieren.
Hier im Forum sind auch schon Anfragen aufgetaucht im dem Sinne, wie man eine Kündigung provozieren kann, damit mit keine 3 Monate Arbeitslosengeld verliert. Und die Anfrager haben auch regelmäßig zu recht ihre Watschen abgeholt.

Das anzuprangern sollte DEIN SJob sein. Ich kann das nicht so gut, weil ich darüber nicht mehr weiss, als oben steht.


wobei der AN für gewöhnlich besser aus der Sache herauskommt.

Der Arbeitnehmer steht arbeitslos dar und hat die Kröten für ein paar Monate. Zudem hat er von der letzten Arbeitsstelle ein miserables Zeugnis. Wenn er nicht innerhalb eines Jahres einen gleich guten Job findet, hat er Verloren.
Der Arbeitgeber ist außer seiner Sicht ein faules Ei los geworden.
Also inwiefern kommt der AN besser raus?

Nun sehe ich öffentlich-rechtliches Fernsehen und Radio und lese gelegentlichl einen Artikel in einer Zeitung oder einem Magazin.
Aus diesen Medien ergibt sich ein Bild, dass das Ungleichgewicht der Machtverteilung in Arbeitsverhältnissen gelegentlich ausgenutzt wird.

Ich vermisse hier bisher die Berichte von Arbeitgebern, die von ihren Arbeitnehmern zu psysischen Wracks gemacht wurden oder deren Betrieb durch solche Mitarbeiter in den Ruin getrieben wurden.

Vielleicht mag es an der tendenziösen Berichterstattung liegen oder ich lese die falschen Magazine.

Gruß
Carlos

P.S.: Ich hab’s. Ich stelle eine Frage in die Runde

Sie haben gesehen, wie ihre
Kollegen vom Sicherheitsdienst begleitet wurden um ihre
persönlichen Sachen zu holen und dann abgeführt zu werden.

ein unter gewissen voraussetzungen durchaus übliches procedere.

ich selbst wollte 2004 eines morgens den pc hochfahren: passwort gesperrt. ich musste sofort zum geschäftsführer. 5 minuten gespräch, dann „kündigung im ggs. einvernehmen“ mit sofortiger freistellung. bin dann nach drausen begleitet worden, und das war’s.

wobei der AN für gewöhnlich besser aus der Sache herauskommt.

(…)

Der Arbeitgeber ist außer seiner Sicht ein faules Ei los
geworden.
Also inwiefern kommt der AN besser raus?

der AN kann ohne weiteres einen schaden verursachen, der möglicherweise nicht bezifferbar ist, aber schnell in einer grössenordnung liegen kann, die mehrere jahresgehälter des AN beträgt. das müssen dann andere AN ausbaden.
nicht zu vergessen die deutschen arbeitsgerichte, die beim geringsten zweifel für den AN entscheiden.

gemessen am finanziellen schaden kommt der AN eigentlich immer besser weg als der AG.

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Hallo PM,

nur eine Frage.

Gab es eine Abfindung, die größer war als drei Monatsgehälter?

Gruß
Carlos

Hallo,

nur eine Frage.

Gab es eine Abfindung, die größer war als drei Monatsgehälter?

was soll diese Frage, wenn nicht einmal klar ist, was der Grund für die Trennung war?

Wenn der Mitarbeiter goldene Löffel geklaut hat, wird er mit einem Auflösungsvertrag gut gefahren sein.

Wenn es betriebsbedingte Gründe gab, wird idR. kein Anspruch auf eine Abfindung bestehen.

Wenn der AG den MA völlig willkürlich und entgegen jeder sozialen Auswahl gefeuert hat, wird ggf. ein Anspruch bestehen.

Scheinbar ist es in Deiner Gedankenwelt nicht möglich, dass sich ein AN legitim und rechtlich einwandfrei von einem AN trennt. Wie er das dann tut, ist eine Frage des Stils, begründet aber nicht grundsätzlich eine Abfindung von drei Gehältern.

Scheinbar scheinst Du da grundsätzlich etwas weltfremde Vorstellungen zu haben. Ich kann derartige Rausschmisse auch nicht gutheißen, aber wenn der AG einen legitimen Grund hat, den AN zu kündigen, ist es lediglich eine Stilfrage, wie er das praktiziert. Schlechter Stil begründet aber keine Abfindung.

S.J.

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Hallo SJ,

Wenn es betriebsbedingte Gründe gab, wird idR. kein Anspruch
auf eine Abfindung bestehen.

Du verwirrst mich. Oben schriebst du:
„wer auf diese Art gefeuert wird, bekommt idR. außergerichtlich oder gerichtlich eine komfortable Abfindung.“

Scheinbar ist es in Deiner Gedankenwelt nicht möglich, dass
sich ein AN legitim und rechtlich einwandfrei von einem AN
trennt. Wie er das dann tut, ist eine Frage des Stils,
begründet aber nicht grundsätzlich eine Abfindung von drei
Gehältern.

Hier liegt ein Mißverständnis vor. Ich war Derjenige der die obige Aussage hinterfragte:

„Gilt das auch im konkreten Fall für die englischen Angestellten einer Schweizer Bank im Falle einer betriebsbedingten Kündigung. Ich kenne mich da überhaupt nicht aus.“

Gruß
Carlos

Investment-Banking & Moralität
Hallöchen,

1.) Die gefeuerten Bankangestellten, waren keine Vorstandmitglieder mit Vertrag, der vorzeitig aufgelöst wird. Nix goldener Handschlag und nicht jeder, der in einer Bank arbeitet, verdient außergewöhnlich gut.

Nein, waren sie nicht. Aber sie waren allesamt im Investment-Banking tätig.
Wer diese Tätigkeit durchführt, weiß im Normalfall, dass vieles, was dort abgeht, moralisch bestenfalls fragwürdig ist und die Meisten tun dies nur, weil sie für diese Tätigkeit ein Gehalt (inkl. erfolgsabhängiger Boni) kriegen, welches in anderen Feldern nicht erreichbar ist.
Nicht selten höre ich irgendwelche BWL-Studenten Sachen reden wie „Ich geh’ ins Investmentbanking, verdiene da meine 2-3 Millionen und setz’ mich mit 25 zur Ruhe“.
Sorry, wer das als Karriereziel definiert, darf sich nicht wundern, wenn der Traum in Scherben zerbricht.
Und wer das Geld anderer Leute benutzt, um seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften (der Begriff „verdienen“ erscheint mir da unangemessen), darf von den Ausgenutzten auch wenig Sympathie erwarten.

Dann wäre da noch, dass es auch vollkommen legitim ist, wenn eine Bank, die tatsächlich (man hört ja Tagesschau) damit rechnen muss, dass gehende Mitarbeiter noch fix paar Geschäftsgeheimnisse mitnehmen, diesen Leuten genau diese Chance proaktiv nimmt…

Entgegen dem Interview, wo der Interviewte anklingen ließ, dass man mit einem derartigen Vorgehen das Image der Firma schädige, ist es eher so, dass die Kunden dieser Bank vermutlich eher schätzen, wenn „Datenklau aus Rache/Gier“ direkt rigoros unterbunden wird, als dass man eine potentiell zu schwache Kuschelhaltung gegenüber als Risiko einzustufenden Beschäftigten an den Tag legt.

Wären es meine Transaktionsdaten, wäre mir auch lieber, wenn der entlassene Banker vor verschlossener Türe steht, als dass sie morgen im Internet stehen - auch wenn ich nichts Strafbares zu verbergen habe.
Vielleicht sehen andere Leute das ja anders.

2.) Das Problem ist allgemeiner Natur. In dem verlinkten Radiobeitrag wird erläutert, wie Kündigungen wo anders aussehehn. Da wird dann der Arbeitnehmer dazu bebracht einen nicht sonderlich vorteilhaften Auflösungsvertrag zu unterzeichnen. Dazu braucht es gewisse Fertigkeiten, eben die dunkle Seite des Management.

Und das ist vermutlich noch weniger ethisch als vor verschlossener Türe zu stehen. Oder?

Aber: Was ist daran genau die „dunkle Seite“?
Besteht nicht das gesamte Gesellschaftsleben nicht heutzutage primär aus Personen, die in einer gegebenen Situation den für sich vorteilhaftesten Zustand erreichen wollen?
Warum sollte die juristische Person „Firma X“ sich hier anders verhalten, als ein Kunde an der Ladentheke, der gerade das von ihm selbst zerstörte Produkt reklamiert?

Wo ist die Grenze zwischen „moralisch vertretbar“ oder nicht?
Jeder, der hier jetzt die dicke „sozial verantwortlich“ Keule rauspackt: Bezahlt Ihr Eurem Handwerker, der nicht tut was Ihr erwartet, noch 30% aufs vereinbarte Entgelt drauf, weil das sozial für ihn besser ist, als ihn hochkant rauszuschmeißen?

Gruß,
Michael

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