Also, los gehts:
Antoine Watteau, 1648 - 1721
malte die Einschiffung nach Kythera drei Mal. Das berühmteste ist das 1718 oder 19 entstandene Bild, das heute im Schloss Charlottenburg hängt - und im Internet unter der bereits genannten Adresse aufrufbar ist.
Mit einem Vorgängerbild davon ist W. in die Königliche Akademie der Künste in Paris aufgenommen worden.
Das Bild hat die Ausmaße 129 x 194 und gehört zu dem von W. begründeten Genre der Bezeichnung „Galantes Fest“. Also in Entsprechung von Genres wie Historienbild oder Stillleben gab es in Frankreich zu der Zeit das Genre „Galantes Fest“. Und es war auch gelebte Zeit, nämlich die Zeit der höfischen, vornehmen Feiern mit galanten Umgangsformen.
Typisch für das Genre „Galantes Fest“ und im Kythera-Bild ebenfalls zum Ausdruck kommend ist die Abbildung schöner Menschen, die zwanglos plaudern, tanzen, flirten, musizieren. Die Umgebung ist dem harmonischen Geschehen angepasst. Alle Realität und Sorgen scheinen ausgesperrt.
Die Bekleidung der auf dem Bild gezeigten Personen ist zeitgemäß. Das Ziel, die Insel Kythera, liegt südlich des Peloponnes und soll der Ort gewesen sein, an welchem die Venus an Land gekommen ist.
Das ist dann auch eine Aussage des Bildes, es geht um das Ausleben und Genießen der zwanglosen Liebe. Hierbei werden im Bild alle „Stationen“ der Annäherung von Mann und Frau dargestellt - (natürlich nur im zeitgenössisch zulässigen Rahmen). W. Figuren sind dabei sehr konform, es gibt bei den glattgepuderten Gesichtern kaum unterschiedliche Charakterzüge. Aber in dem Bild geht es schließlich schwerpunktmäßig um eine kollektive Phantasie von der Leichtigkeit der Liebe und des Seins.
Irritierend in der Kunstdebatte ist die Anwesenheit der Venus als Statue rechts im Bild. Sie hält die Pfeile für die kleinen Amor (was ist die Mehrzahl von Amor? Amors? Amore?) bereit. Deshalb war schon einmal die Ansicht vertreten, dass die Herrschaften auf dem Bild vielleicht gar nicht nach Kythera reisen, sondern von Kythera kommen. Die Diskussion spielt aber keine Rolle. Letztendlich könnte die Figur ja auch bloß der Hinweis auf dem Bild sein, wohin die Reise geht.
Ob W. selbst jemals an einem galanten Fest teilgenommen hat, ist nicht überliefert. Friedrich II kaufte das Bild zwischen 1752 und 1765.
1983 wollte der neue Besitzer des Bildes, Prinz Louis Ferdinand von Preußen das Bild verkaufen. Damit es nicht ins Ausland kam, wurde darum gerungen, Geld für das Bild aufzubringen. 5 Millionen zahlte Bonn, 5 Millionen Berlin und 5 Millionen brachten spendable Bürger auf.
Ich hoffe, das reicht. Gruß, bebro
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