Was bedeutet „Entropie“ in diesem Kontext?
Das Wort habe ich nachgeschlagen, aber es macht trotzdem keinen Sinn.
Und für den
Lauf der Zeit war es schnurzegal, ob ich
den nächsten Zug erwischen würde, ob ich
die E-Mail an diesem Tag beantwortete
oder nächste Woche oder vielleicht gar
nicht – die Zeit hatte sich schließlich als
Konstrukt meines Gehirns erwiesen, das lediglich
danach strebte, Ordnung und Struktur
in die Entropie des Ganzen zu bringen.
En·tro·pie
/Entropié/
Substantiv, feminin [die]
physikalische Größe, die die Verlaufsrichtung eines Wärmeprozesses kennzeichnet
Informationstechnik
Maß für die Informationsdichte, den Informationsgehalt eines Zeichensystems
„die Nachricht besitzt eine niedrige, hohe Entropie“
Unordnung wäre die bessere Umschreibung. Entropie nimmt - ohne Energiezufuhr - stetig zu. Ein Glas kann herunterfallen und zerbersten, aber niemals aus Scherben heraus entstehen und als Ganzes auf dem Tisch materialisieren. Gebirge erodieren, Kinderzimmer vermüllen und Sterne explodieren. Entropie ist ein Naturgesetz. Ohne Energiezufuhr nimmt die Ordnung nicht zu, sondern ab.
„Entropie“ ist hier nicht ganz richtig verwendet. Aber der Autor ist offenbar kein Naturwissenschaftler, deshalb ist es nicht ganz so schlimm
In einem geschlossenen (= sich selbst überlassenen) System (ein Kinderzimmer z.B. @C_Punkt hat es ja schon richtig erklärt) nimmt die „Unordnung“ mit der Zeit immer mehr zu. Die Unkenntnis (von außen) über die Zustände der inneren Einzelteile wird immer größer. Entropie ist dann ein Maß für diese Unkenntnis. Also nicht „Entropie = Unordnung“ sondern sowas wie „Entropie = Maß für Unordnung“. Dieses Maß kann aber nur zunehmen, nicht abnehmen.
Der Autor hätte also besser geschrieben:
„… danach strebte, die Entropie des Ganzen zu verringern“.