Die Funktion von "weil" in diesem Satz?

Hallo!
ich habe immer gedacht, dass „weil“ eine kausale Konjunktion ist. In diesem Satz ist aber „weil“ anscheinend anders verwendet. Hat diese Verwendung einen Namen?

Grüße

Als halbwegs gescheiter,
weil geimpfter
Mensch konnte man auch in
den vergangenen Monaten
ja so gut wie alles machen,
was das Leben bereichert:

Servus,

auch hier wird sie kausal verwendet:

Jemand ist halbwegs gescheit, weil er geimpft ist.

Schöne Grüße

MM

2 Like

Hallo Aprilfisch,

aber müsste man bei der Verwendung der Konjunktion „weil“ das Verb nicht am Ende des Satzes haben. Hier gibt es aber kein Verb.

Grüße

Das ist hier einfach ein verkürzter Gliedsatz. Imho fehlt aber ein Komma nach ‚geimpfter‘:

Als halbwegs gescheiter,
weil geimpfter, Mensch konnte man auch in
den vergangenen Monaten
ja so gut wie alles machen,
was das Leben bereichert:

2 Like

Hallo Nadja,

ja - der Relativsatz „jemand, der halbwegs gescheit ist“ ist da unter Nutzung der Bedeutung des Verbs sein vom Attribut verschluckt worden.

Ich denke schon (Wachtmeister Studer würde sagen ‚Deich wou!‘, das ist auch eine Art Deutsch), aber ich glaube, dass diesen Namen @Metapher besser kennt. Was mir dazu in den Sinn kommt, ist sicher zu allgemein.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo Aprilfisch!

@Metapher würde wahrscheinlich das Ganze unter „elliptischen Phänomenen“ der deutschen Sprache subskribieren/subsumieren :wink:

Grüße

2 Like

läuft das bei mir, aber er hat sicher etwas Präziseres auf Lager…

1 Like

viele griechische und lateinische Ausdrücke :thinking: @Metapher

1 Like

Das überlassen wir aber lieber ihm: Quod licet Iovi, non licet bovi. :wink:

3 Like
  • um nicht zu sagen

Andra moi ẹnnepe , Mousa, polytropon etc. :innocent:

1 Like

Das sagte meine Mutter früher immer zu mir. :joy: Jetzt kriegt’s meine Tochter zu hören. :rofl:

1 Like

Natürlich. Und das ist auch hier so.

Der Satz enthält ja eine recht interessante Konstruktion:
Der komplett nackte Hauptsatz lautet:
„man konnte machen“
Dann bekommt das Subjekt „man“ mit der Satzteilkonjunktion „als“ ein Attribut: „als Mensch“.
Dann bekommt dieses als-Attribut ein adjektivisches Attribut „gescheiter“, modifiziert durch das Adverb „halbwegs“ (hier in der Funktion einer Gradpartikel).

Und dann bekommt dieses Adjektiv-Attribut „gescheiter“ eine → Parenthese.: „als geimpfter“. Diese Parenthese muss übrigens, wie @Penegrin bereits sagt, in Kommata „eingerahmt“ sein. Alternativ in Klammern oder in Bindestriche.
„…als … gescheiter - weil geimpfter - Mensch …“
„…als … gescheiter (weil geimpfter) Mensch …“

Und diese Parenthese ist nun ein elliptischer Kausalsatz. Er könnte etwa so komplett formuliert werden:
„(weil er ein geimpfter ist)“.

„geimpfter“ ist hier ebenfalls in attributiver Position zum Nomen „Mensch“. Daher ja auch flektiert! Die Parenthese könnte auch anders positioniert werden, so daß das Adjektiv „geimpft“ prädikativ (und daher unflektiert) erscheint:

„Als, weil geimpft, halbwegs gescheiter Mensch …“
oder
„Als halbwegs, weil geimpft, gescheiter Mensch …“

Die „Auflösung“ der Ellipse wäre in diesen Stellungen daher
nicht „weil er ein geimpfter ist“,
sondern „weil er geimpft ist

Solch eine Verkürzung in kausalen Parenthesen ist im deutschen nicht unüblich. Entweder wird sie auf ein Adjektiv reduziert (wie in deinem Beispiel) oder auf ein präpositionales Abverbial:
z.B. „Im überfüllten Bus.hatte die Frau, zumal mit Kinderwagen, Probleme, Platz zu finden“
oder auf ein als-Attribut::
z.B. „Im überfüllten Bus.hatte die Frau, zumal als Mutter mit Kind, Probleme, Platz zu finden“

Schönen Gruß
Metapher

4 Like