Die Geschichte des Messbechers?

Wissenschaft Geschichte
#1

Hallo!

Ich habe in der Küche meiner Eltern ein paar Dekostücke gefunden. Messbecher von Kombrinck oder Luchs zum Beispiel. Der von Kombrinck ist noch mit alter deutscher Schrift beschrieben. Falls sich jemand fragt, was ich meinen könnte: Auf http://de.wikipedia.org/wiki/Messbecher ist ein Foto, das aus besagter Küche stammen könnte…

Was mich interessieren würde: Von wann sind diese Becher, zumindest ungefähr? Auch mit Google konnte ich nicht viel dazu finden…
Gab es Vorläufer? Wenn ja, wie sahen diese aus? Vielleicht kennt ja jemand die ältesten bekannten? Womöglich von den alten Ägyptern oder so?

Würde mich freuen (und auch irgendwo überraschen), wenn da jemand was zu weiss! Danke im vorraus,

Lars

#2

Guten Abend,

Messbecher dürfte es spätestens seit der Zeit geben, als man mit dem Handel untereinander begonnen hat. „Ich gebe Dir diese Menge Milch, dafür bekomme ich von Dir diese Menge Metall“. Das Metall kann man wunderbar mit einer Waage abmessen, bei der Milch wird es schon schwieriger. Da muss ich nämlich einen Behälter nehmen, in den ich die Milch gieße. Dabei wird relativ schnell klar, dass ein bestimmtes Volumen eines bestimmten Stoffes ein spezifisches Gewicht hat. Dann aber kann man sich das Wiegen auch sparen und einfach nur das Gefäß zum Abmessen nutzen. Wie das Gefäß aussieht? Je nach Zweckmäßigkeit kann man sich da ja so ziemlich alles vorstellen. Der Bauer nimmt ein Holzmaß, der König einen Goldbecher?

Ich habe aber trotzdem mal in das Lexikon der alten Welt (LAW) geschaut und Dir da die Hohlmaße von Ägyptern und Mesopotamen rausgepinnt:

Ägypten
Für Korn benutzte man als Maß die Oipe, von der 4 auf einen Sack gingen.
1 Sack = 4 Oipe = 76,56 l
1 Oipe = 40 hn
1 hn = 0,478 l

Mesopotamien
Das Einheitsholmaß war das sila. Es wird der Silbervase des Entemena van Lagas, die 10 sila fasst, auf ca. 0,41 l berechnet (unsicher). […] In assyr. Zeit rechnet man nach imeru (Eselslast), 100 sila = 1 imeru = 40,4 l

Ah, bei Wiki kann man doch noch ein bisschen was finden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewi…

Sicherlich gibt es von den ganzen Gefäßen, mit denen das bemessen wurde auch Funde und Fotos… Müsste ich aber auch erst recherchieren :smile: Vielleicht helfen Dir die Namen der Einheiten bei der Suche weiter :smile:

Viele Grüße
Christian

#3

Hallo !

Als Meßbecher in der Küche bzw Kochstelle diente ein Holzlöffel oder die hohle Hand.

In der Landwirtschaft und auch im Handel gab es schon seit vorchristlicher Zeit den Scheffel. Eine der ersten volumenmäßig festgelegten Menge überhaupt.
Der Scheffel hatte aber überall ein anderes Volumen. Deshalb ist es sinnlos, hier ein genaues Volumenmaß aufzuschreiben. Es geht von 50 Ltr bis weit über 100.
Der Scheffel ist heute noch gleichzeitig ein Flächenmaß. Ein Scheffel Saat ist soviel Ackerland, wie man mit einem Scheffel Saat aussähen kann. Die älteren Bauern benutzen diese Bezeichnung heute noch.
Als Ackermaß eine ursprünglich mit 1 Scheffel Roggen zu besäende Fläche.
In Mecklenburg = 1300,75 qm.

Aber, wie schon geschrieben, die Menge war überall anders.

#4

Hallo Lars,

das Bild, welches Du verlinkt hast, zeigt einen Messbecher, der dem Dekor und den verwendeten Schriftarten nach meines Erachtens von etwa 1925 stammt.

Mit dieser ziemlich vagen und auch nicht durch ein Übermaß an Sachkenntnis getrübten Schätzung empfehle ich Dir das Sammlerbrett.

Schöne Grüße

MM

#5

Gab es Vorläufer? Wenn ja, wie sahen diese aus? Vielleicht
kennt ja jemand die ältesten bekannten? Womöglich von den
alten Ägyptern oder so?

Hallo Lars,

ich erinnere mich, in dem ausgegrabenen Pompeji auf dem Forum ein gemauertes Gefäß mit einem Eichstrich oben am Rand gesehen zu haben.
Nach dessen Inhalt mussten die Händler ihre Messgefäße eichen lassen. Dafür war die Marktpolizei (aediles) zuständig.
Das Gefäß war unten gerundet und hatte dort eine verstöpselbare Öffnung, so dass sein Inhalt (höchstwahrscheinlich Wasser) in ein darunter gehaltenes anderes Gefäß fließen konnte. Auf diese Weise war der Eichvorgang leicht zu bewerkstelligen.

Gruß
H.

#6

Vielen Dank für alle diese Antworten! Hätte ich nicht gedacht, dass ich gleich so viele bekomme… :wink: Schade ist, dass diese Kombrinck-Messbecher anscheinend eher unbekannt sind. Aber die Informationen über die alten Mess- und Eichgefässe finde ich sehr interessant - danke nochmal!