Liebe Mitdiskutanten, auch aus dem anderen Lager!
In letzter Zeit ist ja hier das Bild der zugereisten Chaoten aus Deutschland entstanden, was meiner Meinung nach auch mit der einseitigen Berichterstattung in den einschlägigen Medien (Krone) zusammenhängen mag.
Um einmal die andere Seite zu lesen, möchte ich Euch diesen Bericht vorlegen, der in der österreichischen Newsgroup at.gesellschaft.politik gepostet wurde (nicht vom Verfasser):
Gedaechnisprotokoll::uebergriffe der fpolizei
Im folgenden will ich die Ereignisse aus meiner Sicht
beschreiben. Den anderen beteiligten Personen ist jedoch in
Prinzip das selbe widerfahren. Die PDS-Hochschulgruppe
Tübingen beteiligte sich an der
Großdemonstration gegen die FPÖ/ÖVP-Regierung am 19.02.2000
in Wien mit zwei PKW und insgesamt 10 Personen. Vor dem
Start der Demonstration um 14.00 am Westbahnhof gingen um
ca. 13.30 vier von uns zu unserem Auto welches in der Nähe
des Westbahnhofes vor dem Haus Löhrgasse 5 geparkt war, um
etwas zu essen und noch ein paar Sachen für die Demo zu
holen. Als wir uns ca. um 13.40 wieder auf den Weg zurück
zum Westbahnhof machten, waren wir nur wenige Meter weit
gekommen, als neben uns ein
Mannschaftswagen der Bundespolizei mit angeschaltetem
Blaulicht hielt. Die Nummer des Wagens lautete BP 800.
Heraus sprangen sechs oder sieben Polizisten in schwarzen
Uniformen,
Hartschalen-Panzerung und schwarzen Barretts. Wir erfuhren
im nachhinein, daß es sich um eine sogenannte
„COBRA“-Einheit handelte. Wir wurden gepackt und an die Wand
gestellt, unsere Beine wurden mit brutaler Gewalt
auseinandergetreten. Ein Polizist nahm einen Umhängebeutel,
den ich mir durch meine Gürtelschlaufen gezogen hatte und
riß ihn so ab, daß alle Gürtelschlaufen dabei zerstört
wurden. Ich beschwerte mich und meinte, daß der Beutel auch
einen Verschluß gehabt habe. Daraufhin brüllte er mich an,
daß ich ruhig sein solle, packte meinen Kopf an den Haare
und schlug ihn gegen die Steinmauer.
Spätestens jetzt war mir klar, daß es sich hierbei nicht um
eine Routinekontrolle handelte. Jetzt fing er an, alle
Taschen meiner Hose, auf- bzw. abzureißen unabhängig davon,
ob diese einen Inhalt hatten oder nicht. Wo es ihm nicht
sofort gelang, probierte er solange herum, bis er sie
zerstört hatte. Nun öffneten die Polizisten die Tür eines
nahegelegenen Hausdurchgangs und drängten uns hinein mit der
Bemerkung, dort drinnen könnten sie uns besser behandeln.
Als wir drinnen war, verschlossen sie die Tür so daß niemand
von außen sehen konnte. Die folgenden Ereignisse dauerten
ca. 20 Minuten. Während der ganzen Zeit wurden wir immer
wieder geschlagen, an den Haaren gezogen,
zwischen die Beine getreten und unsere Finger überdehnt. Wir
mussten die ganze Zeit mit gespreizten Armen und Beinen an
der Wand stehen. Wer nicht auf die Wand schaute, wurde
geschlagen. Nun ging einer der Polizisten herum und brüllte
uns an, was wir denn hier wollen würden. Einer von uns
antwortete, wir wollten gegen die Regierungsbeteiligung der
FPÖ demonstrieren. Daraufhin packte einer der Polizisten
mich, zog meinen Kopf an den Haaren nach hinten und brüllte
mich an: Er wisse genau, wir seien Anarchisten aus dem
Ausland, wir wollten sie verleumden, sie seien
keine Nazis, das wäre eine Lüge, wir würden Lügen
verbreiten. Wir wären keine Österreicher, dies sei nicht
unser Land und wir hätten hier nichts zu suchen. Wir sollten
hier auf der Stelle verschwinden.
Nun wollten die Polizisten wissen, woher wir kämen, ob wir
über das Internet organisiert seien, ob wir Kontakte zu
anderen Gruppen hätten, ob wir alleine gekommen seien, wo
wir übernachten würden, usw. Wer nicht sofort antwortete
wurde geschlagen. Aus unseren Sachen die mittlerweile auf
dem ganzen Boden zerstreut waren, suchten sie alle Schlüssel
heraus und wollten wissen, welcher wem gehört, anscheinend
um herauszufinden, ob wir alleine wären. Sie durchwühlten
auch unsere Unterlagen mit der Bemerkung „Die wissen alles
aus dem Internet, die haben alles“. Sie nahmen alle
Unterlagen, aus denen Telefonnummern etc. ersichtlich waren,
mit. Sie nahmen das Handy von einem von uns und fanden die
Nummer des Infotelefons gespeichert, sie fragten was dies fü
r eine Nummer sei und wofür wir die brauchten. Dann
bearbeiteten sie den Besitzer des Handys mit der Frage, was
das Codewort sei, das man da sagen müsse. Daraufhin nahmen
sie die SIM-Karten aus allen Handys und zerkratzten sie an
der Wand. Zusätzlich wurden die Handys auf den Boden
geworfen und darauf herumgetreten, bis die Schale zertrü
mmert war. Auch meine Uhr wurde vom Handgelenk abgerissen
und zerstört. Die Weste eines meiner Freunde wurde komplett
in Fetzen gerissen. Nun brüllten sie jeden von uns einzeln
an, was wir nun machen würden, bis er antwortete:
Heimfahren.
Sie wollten ausserdem wissen, über welchen Grenzübergang
wir gekommen seien, und welche anderen Gruppen aus
Deutschland noch da seien und ob wir „Wessis“ oder „Ossis“
seien, wahrscheinlich weil im Personalausweis von einem von
uns Magdeburg
als Hauptwohnsitz angegeben war. Nun gaben sie ausserdem
unsere Personalien per Funk vor der Tür durch und durchwü
hlten unser Auto komplett, wobei sie noch einige Gegenstände
mitnahmen. Dann wurde ein Fotograf in Zivil hereingerufen,
der von uns Portraitaufnahmen machte. Uns wurde gesagt, die
Bilder würden an das BKA weitergegeben. Einer von uns wurde
unter höhnischem Gelächter der Polizisten dazu gezwungen, in
die Kamera zu lächeln. Nun mussten wir uns wieder
nebeneinander an die Wand stellen und unsere Schuhe
ausziehen. Diese wurden mitgenommen. Daraufhin erklärte
einer der Polizisten: Jeder Polizist könne uns daran
erkennen, daß wir keine Schuhe hätten, wir sollten nicht
wagen auf die Demo zu gehen, wenn wir dies doch tun würden,
gelten wir automatisch als verhaftet und wir könnten uns
ausdenken, was dann mit uns passiert. Ausserdem hätten wir
in Zukunft in Österreich nichts mehr zu suchen. Unsere
Schuhe könnten wir uns an der letzten Tankstelle vor der
Autobahn abholen. (Dort kamen sie natürlich nie an).
Daraufhin verließen die Polizisten den Hausflur, schlossen
die Tür und fuhren davon. Wir verließen daraufhin die
Innenstadt schnellstmöglich, an einer Telefonzelle wandten
wir uns an das Rechtshilfetelefon.
Dies riet uns, auf keinen Fall Kontakt mit der Polizei
aufzunehmen oder dieser unseren Standort zu verraten.
Ausserdem sollten wir nicht nach
Deutschland zurückkehren, sondern uns erst einmal in Wien
verbergen, da man uns wahrscheinlich an den Grenzübergängen
schon erwarte. Daraufhin wandten wir uns an die deutsche
Botschaft. Der Mitarbeiter
dort meinte, nun ja, dies seien eben die österreichischen
Gesetze und wir sollten uns doch am Montag nochmals melden,
wenn die Botschaft
wieder geöffnet sei. Zu unserem Glück trafen wir per Zufall
an der Tankstelle den Vater eine Journalistin, der den
Kontakt zu ihr herstellte. Sie versorgte uns
freundlicherweise wenigstens mit Socken und gab uns ihre
Karte mit, mit der Bemerkung, Kontakte zur Presse würden die
Polizei
normalerweise einschüchtern, so daß wir es wagen könnten,
die Grenze zu übertreten. Es ist davon auszugehen, daß auch
noch andere TeilnehmerInnen der Demonstration diese
Vorgehensweise erlebt haben und dies einen kleinen
Vorgeschmack auf zukünftige „freiheitliche“ Verhältnisse in
Österreich bieten soll. Bürgerliche Rechte werden da wohl
nicht mehr
das Papier wert sein, auf dem sie geschrieben stehen. Die
Linke in Österreich verdient die Solidarität gegen die
faschistoide FPÖ-Regierung deshalb in höchstem Ausmaße. Der
Sachschaden an unserem Eigentum beläuft sich auf über 1000
DM, wir erwägen Anzeige zu erstatten und eine Zivilklage auf
Schadensersatz einzureichen.
Ich behaupte NICHT, dass ich das verifizieren kann, und ich glaube auch nicht, dass es genau so geschehen ist. Dennoch denke ich, dass es für manche interessant sein könnte, auch einmal die andere Seite zu sehen.
Wer sich weiter informieren möchte, dem lege ich ans Herz:
http://www.gegenschwarzblau.net (mittlerweile eingestellt, bietet aber dennoch einige interessante Links)
Und für die, die des Usenets mächtig sind 
at.gesellschaft.politik
Michael
