Die Hochzeit des Figaro

Liebe Musikexperten!

Die Arie des Figaro „Non piu andrai“ (Nun vergiss leises Flehen) soll auf einem Klavierstück von Antonio Salieri basieren, das dieser Mozart als Willkommensgruß bei dessen Vorstellung am Hofe in Wien dargebracht hat.
Wer weiß den Namen dieses Klavierstückes?
Wer kennt diese Geschichte, oder ist diese nur ein Gerücht?

Vielen Dank und Grüße
Irene

Amadeus
Hallo Irene,

diese Geschichte scheint auf Peter Shaffer’s Theaterstück „Amadeus“ zurückzugehen, wo Salieri einen kleinen Willkommensmarsch für Mozart komponiert, den Mozart dann prompt umarbeitete (und damit Salieri vor dem Kaiser bloßstellte).
Shaffer druckt im Anhang seines Stück die Noten des Marsches ab (es wird nicht ganz klar, ob das Stück original von Salieri stammt oder extra für „Amadeus“ komponiert wurde). Dass der Marsch Mozart als Vorlage für die Arie gedient hat, ist jedenfalls eine Fiktion Shaffers und nicht bewiesen.

http://www.mindspring.com/~jamesthomas/March.htm

Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Vielen herzlichen Dank für deine Antwort und den sehr interessanten link.
Ich habe vor kurzem Peter Shaffers „Amadeus“ gesehen und gestern „Die Hochzeit des Figaro“ und habe versucht, selbst zu recherchieren, was es mit diesem Willkommensmarsch auf sich hat, es ist mir aber nicht gelungen.
Ich hatte gehofft, dass sich hier ein Experte findet - und meine Hoffnung hat sich erfüllt!

Also nochmals, Danke!
Grüße
Irene

Hallo nochmal,

Nachtrag:

(es wird nicht ganz klar, ob das Stück original von Salieri
stammt oder extra für „Amadeus“ komponiert wurde).

Das meiste von „Salieris“ Musik in „Amadeus“ sind Originalkompositionen des Organisten Simon Preston. Vermutlich also auch der bewußte Marsch.

I „wrote“ the music for Salieri. (David Shaffer) wrote a clever story about the rivalry between Mozart, whose musical gift came from God, and Salieri, who really tried very hard but could never get close. I had to take what Mozart wrote, and then take away the good bits that made it „good“, and turn it into something ordinary which Salieri might have written. In the movie, there is a scene where Salieri writes a little march to welcome Mozart - you remember, the scene where the emperor plays the tune, and Mozart already has it all in his mind and then transforms it, improves it and makes it his own - and eventually incorporating the music into his opera (The Marriage of Figaro - BC) as Non più andrai.
Quelle: http://inkpot.com/concert/mpo020119.html

Grüße
Wolfgang

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Gleich noch einmal Danke owT
.

Hier mit Noten
Hallo Irene,
auf Pierre Shaffers Amadeus haben die anderen ja schon hingewiesen. In der Reclam-Ausgabe des Stücks (Reclam UB, Fremdsprachentexte, ISBN 3-15-009219-1 Buch anschauen) gibt es sogar die Noten dazu, und zwar zuerst Salieris Fassung, dann zwei Korrekturen von „Mozart“ und die Mozart-Fassung (Seite 169 f)

Gruß
Thomas

Hallo Thomas,
das ist „cool“! Danke! Ich werde mir das besorgen!

Liebe Grüße
Irene

Wirklich Salieri?
Hallo Thomas,

auf Pierre Shaffers Amadeus

… er heißt Peter Shaffer …

haben die anderen

brauchst mich nicht im pluralis majestatis anzureden *grins*

Noten dazu, und zwar zuerst Salieris Fassung,

Die Frage ist nur: ist die Fassung tatsächlich von Salieri? Die Reclam-Ausgabe schweigt sich dazu aus.
Alles was ich über den „Amadeus“ finde, sagt mir dass die Salieri-Musik für das Stück extra komponiert wurde, also nicht original Salieri ist.

Simon Preston hat die Salieri-Musik für die Film-Fassung geschrieben, aber in dem schon zitierten Interview sagt er über das Theaterstück:
I remember I went for the first (theatrical) production, and an English composer did the music. It was absolutely diabolical, you couldn’t wait to run out of the theatre ! (Quelle: http://inkpot.com/concert/mpo020119.html)

Demnach müsste es in dem Thaterstück „Amadeus“ und in der Filmfassung zwei verschiedene Märsche geben, die beide nicht original von Salieri sind. Oder sehe ich das falsch?

Grüße
Wolfgang

1 Like

Natürlich nicht…
Hallo Wolfgang,
natürlich nicht Salieri, ich dachte das sei aus Deiner Zuschrift klar. „Mozart“ hatte ich ja in „“ gesetzt, das hätte ich auch für „Salieri“ tun sollen.
Der „Pierre“ ist mir durchgerutscht, kann ja mal passieren :wink:

Gruß
Thomas

Hallo Irene,

Es gibt weder einen Beweis dafür, dass Mozart bei Salieri „abgekupfert“ hat, noch stimmt es, dass beide Feinde gewesen sein sollen. Diese Fabel beruht auf einem russischen Theaterstück und hat mir der Realität NIX gemeinsam. Beide waren Konkurrenten als Komponisten in Wien. Mozart hat mit Da Ponte von Mitte Oktober 1785 bis Ende Nov 85 den Figaro im sogenannten „Figaro-Haus“ (heute Wiener Mozart- Museum Domgasse 5) komponiert. Aus verschiedenen Gründen (die zu erklären hier zu umständlich ist) kam es erst am 1.Mai 1786 an der damaligen Hofoper zur Uraufführung unter grossem Jubel für Mozart. Die „Story“ basiert auf dem Roman „Un folle journee - der tolle Tag“ von Beaumarchais (auch der eine überaus interessante Persönlichkeit).
Und noch eins: Es gibt eine Reihe sehr guter und kompetenter Literatur zu Mozart, aber bitte lass den Unfug von Amadeus-Film, der verbildet nur.

lg
Pepe Da Ponte

Hallo Pepe!

Es stimmt grundsätzlich, was du zu Mozart/Salieri-Legende sagst. Nur ein paar Korrekturen, wenn du erlaubst.

Es gibt weder einen Beweis dafür, dass Mozart bei Salieri
„abgekupfert“ hat, noch stimmt es, dass beide Feinde gewesen
sein sollen. Diese Fabel beruht auf einem russischen
Theaterstück und hat mir der Realität NIX gemeinsam.

Puschkin hat nur das aufgegriffen, was in Zeitungen seit 1823 zu lesen war. Er hat es nicht selbst erfunden.

Und noch eins: Es gibt eine Reihe sehr guter und kompetenter
Literatur zu Mozart, aber bitte lass den Unfug von
Amadeus-Film, der verbildet nur.

Der Film ist gut, und eine gute Einführung in die Musik und Zeit Mozarts. Wenn wir wissen, daß es dahinten eine Legende steckt, dann kann der Film nicht schaden.

Gruß

Lieber Peet

Die Legende von Mozarts angeblicher Vergiftung durch Salierei soll (!!!) auf den Fieberphantasien von Antonio Salieri (18.08.1750 - 07.05.1925) beruhen, die dieser nach seinem Schlaganfall in den Todestagen und -stunden im Wiener AKH (gegründet 1784) von sich gegeben haben soll (schon wieder soll). Es wundert mich, dass das 2 Jahre vor seinem Tod schon in (welchen) Zeitungen stehen konnte.
Nachprüfbar wäre das durch Einschau der entsprechenden Akten im Wiener Haus- Hof- und Staatsarchiv (in den Kartons 38-41) und in der Handschriften- sowie der Zeitungssammlung der österreichischen Nationalbibliothek (befindlich ind den Räumen der Wiener Hofburg).
Alexander Puschkin soll sich angeblich ab ca 1850 mit diesem Thema beschäftigt haben (man weiss nix genaues dazu - bitte klär mich auf, woher die Jahreszahl 1825 stammt???

mfg
Pepe

sorry, ich hab 1823 gemeint

pepe

Hallo Pepe,

die Gerüchte von der Selbstbezichtigung Salieris kamen schon November 1823 an Beethoven. 1825 steht dazu in seinen weiteren Gesprächsheften: „Es stand in allen Journalen“.

Puschkin hat 1826 seine kleine Tragödie konzipiert und 1830 geschrieben.

Gruß

Hallo Peet,

Stimmt was Sie schreiben. Ihre Informationen stehen fast gleichlautend im Buch von Volkmar Braunbehrens: Salieri- ein Musiker im Schatten Mozarts (1989 , Piper- München ISBN 3-492-03194-3 Buch anschauen) und zwar im Kapitel „Wispern und Raunen“ ab Seite 11.

mfg
Pepe