Die Macht der Kirche im Mittelalter

Einen schönen Sonntag allen!

vielleicht kann mir jemand diese Frage beantworten oder die Zusammenhänge erhellen: worin bestand im Mittelalter (besonders im Frühmittelalter bzw. auch noch die Spätantike) die Macht der Kirche? Wenn es Unstimmigkeiten zwischen weltlichen Herrschern und kirchlichen gab, wie konnte sich die Kirche durchsetzen? Macht hat derjenige, der sich notfalls mit Gewalt durchsetzen kann. Aber woher hatte die Kirche dann Heere?

Schöne Grüße

Laura

Hallo

Die Macht der Kirche rührte aus dem Glauben her. Die Vorstellung von Höllenqualen und ewiger Verdammnis war bei den Menschen sehr konkret, dafür sorgten die Prediger schon. Kaum ein Söldner hätte daher die Hand gegen einen gottgeweihten Priester erhoben. Das wäre aber auch nicht nötig gewesen, denn kirchliche und weltliche Obrigkeit verstanden und ergänzten sich im allgemeinen ganz gut, hingen sie doch beide davon ab, dass die arbeitende Bevölkerung nicht aufmuckte.

Gruß
smalbop

Hallo Laura,

Das Heer der Kirche war die Möglichkeit jeden Menschen also auch alle Herrscher zu Exkomunzieren (ist hoffendlich richtig geschreiben) also von edr Kirche aus zuschließen. Das hieß für den jenigen ewige Höllenqualen und keine Erlösung nach dem Tot. Da der Himmel und die Hölle für die Menschen sehr Real waren, fürchteten sie das mehr als jedes Herr. Auch mussten Könige und Kaiser von der Kirche bestätigt werden. Das war ein zusätzliches Druckmittel der Kirche.

Gruß
Goruk

Es gibt ja diverse Beispiele für den Machtkampf zwischen Kirche und anderen Machthabern. Versuch es erstmal damit:

http://de.wikipedia.org/wiki/Investiturstreit

Hallo,

die Hauptmacht der Kirche bestand in der fehlenden Bildung des gemeinen Volkes…
Dazu kam noch die Verquickung von Weltlichen und Kirchlichen Interessen,da vielfach Familien sowohl weltliche als auch kirchliche
Herrscher stellten.

Hallo Laura,

die bisherigen Antworten helfen Dir für Deine Frage nicht, da sie allenfalls für Hoch- und Spätmittelalter Relevant besitzen.

Deine Frage ist nämlich gut :wink: Soll heißen, keine einfache Antwort möglich.

In diesem Zeitraum musste sich das Christentum und auch die römische Kirche erst noch etablieren - gegen Heiden und gegen Arianer z.B., und in der Tat stellt sich die Frage, warum sie sich durchgesetzt haben.

Als Ausgangshypothese würde ich nehmen, dass die weltliche Macht bis ins Hochmittelalter dominierte, was sich an den Personalentscheidungen festmachen ließ - bis zum Investiturstreit. Erst die Entscheidung des mächtigsten westlichen Herrschers, des Frankenkönigs, für die römische Kirche brachte der den Durchbruch.

Kannst Du die Umstände Deiner Frage näher erläutern?

Gruß,
Andreas

Hallo,

erstmal danke für alle Antworten!

@Andreas: danke auch für deine ausführliche Antwort. Hmm ja, also wie bin ich auf die Frage gekommen. Irgendwoher musste die Kirche Macht herhaben und diese notfalls durchsetzen können, mit Gewalt vielleicht. Aber wer unterstützte die Kirche und warum?
Dann bin ich auf diese Seite noch kürzlich gestoßen:

http://members.aon.at/zeitlupe/zensur3.html

Die Kirche musste sich um Unterstützung von weltlichen Mächten bemühen.

Was hatte der Kaiser von der Kirche? Ist ja ein geben und nehmen. Das Volk konnte vielleicht so unter Kontrolle gehalten werden??

Lg

Laura

Hallo Laura,

Was hatte der Kaiser von der Kirche? Ist ja ein geben und
nehmen. Das Volk konnte vielleicht so unter Kontrolle gehalten
werden??

richtig. Da geht es um religiöse Legitimation von Herrschaft. Das war ein System, von dem beide Seiten sehr gut profitierten und in dem die Grenzen rein faktisch bald verschwammen. D.h. geistliche Würdenträger wurden Teil des weltlichen Herrschaftsapparates; sie legitimierten nicht nur die weltliche Herrschaft sondern übten sie zunehmend auch aus. Dazu gehörte natürlich auch die Verfügungsgewalt über Truppen - genauer: die lehnsrechtliche Verpflichtung, Truppen zu stellen. Der Papst als nicht lehnsrechtlich gebundener Territorialfürst (Kirchenstaat) hatte ohnehin kein Problem damit, auch Truppen auszuheben und zu unterhalten. Meistens bediente er sich allerdings im Ernstfall weltlicher Verbündeter. Das kam billiger.

Ebenso wie die weltlichen Fürsten wurden auch die Kirchenfürsten im Laufe des Mittelalters zunehmend unabhängiger von der königlichen Zentralgewalt bzw. diese zunehmend abhängiger von den Fürsten - die geistlichen mit eingeschlossen. Die Kirche wurde vom Juniorpartner zum Konkurrenten der Staatsgewalt und stellte schließlich auch konsequent offen die Machtfrage.

Im Hochmittelalter hatten die salischen und staufischen Dynastien (und der Welfe Otto IV.) dann Gelegenheit festzustellen, dass religiöse Legitimation eine recht zweischneidige Sache sein kann - sie kann eben auch demonstrativ verweigert bzw. entzogen werden, wenn dem Herrscher im Konfliktfall die Mittel fehlen, sie zu erzwingen.

Freundliche Grüße,
Ralf

‚Deutschland‘ / Europa
Hallo Laura,

noch etwas fiel mir gerade bei all diesen Antworten auf: sie beziehen sich alle auf die spezifisch „deutsche“ Situation mit der Reichskirche und den Fürstbischöfen als Reichsfürsten. Das ist etwas, was die anderen katholischen und christlichen Länder so nicht kennen.

Die Frage nach dem Niedehalten des Volkes halte ich überdies für anachronistisch. All das war damals keine Frage, Revolutionen im modernen Sinn sind eine neuzeitliche Erscheinung.

Interessant ist an den Antworten auch die Verengung auf eine rein (macht-)politische Antwort. Auch das ist teilanachronistisch. Dass es womöglich theologisch-religiöse Gründe für den Siegeszug des Christentums seit der Antike gab, kommt heutigen, diesseits orientierten Menschen nicht in den Sinn.

Gruß,
Andreas