Die neuentdeckte Zielgruppe 50+

Liebe Forumsmitglieder,

allmählich und immer massiver werden die Senioren ja als interessante Zielgruppe z.B. für Luxuskonsumgüter und Lifestyleprodukte entdeckt, auch hier im Internet schießen die Seniorenforen :smile: wie Pilze aus dem Boden.

Wie findet ihr das eigentlich?

Freut ihr euch, dass ihr jetzt neben Baldrianwerbung auch solche für Inline-Skates und Notebooks im Briefkasten findet? Dass ihr von Werbung und Gesellschaft nun mehr wahr- und ernstgenommen werdet? Dass es immer mehr Angebote gibt, an denen ihr teilnehmen könnt und wo keine Heizdecken verkauft werden?

Oder regt euch das auf, dass man euch nur deshalb entdeckt hat, weil ihr ja offensichtlich zahlungskräftig (Renten sind ja noch relativ sicher) seid?

Über zahlreiche Antworten freut sich
Trilli

Hallo Trilli
So lang ich denken kann gehörte ich zu irgend einer Zielgruppe. Man wollte stets nicht unbedingt mein Bestes, aber etwas, das ich auch ganz gern habe: Mein Geld. Ich hoffe, dass ich inzwischen einigermaßen immun gegenüber derartigen Begehrlichkeiten bin, schlicht: Es ist mir wurscht!
Gruß, Werner

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die vergreiste Republik
Hallo Trilli,

Zielgruppen zu definieren, war schon immer ein schwieriges Unterfangen der Werbebranche, nachdem sie von der Industrie oder dem Handel den Auftrag für die begleitende Vertriebswerbung für ein Produkt erhalten hat.

Was soll man schon machen, wenn die Bevölkerungspyramide nicht mehr normal verteilt ist, sondern sich eher um 180° gedreht hat? Zwangsläufig werden die Altersgrenzen verschoben, die Alten sind auf einmal wieder jung, haben Schwung (so hätten wir’s doch auch gerne: und Honig um den Bart schmieren hat selbst dem Fuchs in der Fabel mit der Krähe geholfen, an den Käse zu kommen) und sollen gefälligst Produkte kaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen.

Nur wenige Hersteller haben begriffen, daß altersentsprechende Produkte sich auch ohne viel Werbeklamauk vermarkten lassen, wie z.B. ein Taschenrechner mit größerem (statt verräterischem riesengroßen) Display, um nicht sofort die Lesebrille aufsetzen zu müssen und so sich dem Gegenüber als angehender Grufti zu outen.

Was nun Luxus und Lifestile angeht, so sind die Alten damit nicht so leicht zu veräppeln, wie die Jungen. Die Erfahrung des Alters läßt solche vordergründige Werbung schnell als zu durchsichtig erscheinen. Da bleibt die Kasse eher zu, und das ist auch gut so: auch der jungendlichste Fummel verdeckt keine Falten im Gesicht und die Rolex paßt nun mal eher zu den Luden ins Rotlichtmilieu. Ganz anders, wenn man sich nach der Pensionierung noch mal einen Jugendtraum erfüllt: die Harley. Die paßt schon eher.

Nicht daß wir unbedingt jeden Euro für die (künftigen) Enkelchen aufheben wollten, wie es frühere Generationen schon zur Genüge praktiziert haben und dadurch das Ableben der Erblasser herbeigesehnt wurde. Nein, die heutigen Alten sind schon bereit, Ihr Geld selber auszugeben. Aber nicht für irgendeinen Scheißdreck, den die Welt nicht braucht, sondern für neue sinnvolle Produkte und Projekte (z.B. altersgerechte Wohnmöglichkeiten mitten unter der normalen Bevölkerung - also gerade nicht im Altersheim - im sonnigen Süden, die eben nicht eine Rückkehr in den eisigen Norden aus Altersgründen notwendig machen = betreutes Wohnen. Da hocken dann die lieben Kinderchen, die sich jahrelang kostenlos in der sonnigen Villa der Eltern Urlaub für Urlaub haben bewirten lassen, und lauern auf das Erbe. Schnell mit den Alten ins Altersheim nach deutschen Seelenstandard, damit es nicht zu lange dauert).

Freut ihr euch, dass ihr jetzt neben Baldrianwerbung auch
solche für Inline-Skates und Notebooks im Briefkasten findet?
Dass ihr von Werbung und Gesellschaft nun mehr wahr- und
ernstgenommen werdet? Dass es immer mehr Angebote gibt, an
denen ihr teilnehmen könnt und wo keine Heizdecken verkauft
werden?

Oh-je, was für gräßliche Klischees! Wenn Du das Ernstnehmen nennst, dann nenne ich es eher einen krampfhaften Versuch, durch Ausweiten der Zielgruppe Ladenhüter an den Mann zu bringen. Schon Deine Formulierung ist ja arg gönnerhaft: Mehr Angebote, an denen wir teilnehmen können… da lachen doch die Hühner. Für Geld kann man an allem teilnehmen, für Geld kann man auch Zuneigung, Sex, Trauer, Anerkennung, ja selbst seine eigene Wiederauferstehung nach dem Tod kaufen, indem man sich auf -273° einfrieren läßt und hofft eines Tages auch die Technik zu beherrschen, um die Todgefroreren auch wieder zum Leben zu erwecken, wenn die Gentechnik ihre Heilung von derzeit unheilbarer Krankheit verspricht.

Oder regt euch das auf, dass man euch nur deshalb entdeckt
hat, weil ihr ja offensichtlich zahlungskräftig (Renten sind
ja noch relativ sicher) seid?

Zahlungskräftig sind die Jungen noch eher, weil sie viel kauffreudiger sind als die Alten. Nur die Jungen sterben aus, die europäischen Republiken vergreisen und die Politiker trauen sich nicht, aus Zuwanderern Einwanderer zu machen, deren Kinder dann auch die Renten der heutigen Jungen bezahlen könnten. Aber das ist ein anderes Thema.

Gruß Richard

jede Menge Diskussionsmaterial!
Hallo Richard,

vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Und lehrreich ist sie noch dazu, denn ich bin noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass die ältere Generation nicht nur im Herzen, sondern auch im Geldbeutel weiser geworden ist:smile:

Falls irgendwas in meinem Text gönnerhaft klingt, dann möchte ich mich dafür entschuldigen, das war nicht meine Absicht. Im Grunde ist es so: ich denke schon seit ewigen Zeiten, dass Menschen ab 60 in der westlich orientierten Gesellschaft unterschätzt werden. Und dass sich das ändern sollte, einmal aus Anstandsgründen (mir fällt jetzt kein anderes Wort ein) und weil jede Gesellschaft dadurch reicher (jetzt nicht im Euro-Sinn) würde. Aber eben auch, weil wir alle mal alt werden.

Was ist das für eine Perspektive, mit 50 ins jobkritische Alter zu kommen und ab 65/70 nur noch am Rande geduldet zu werden. Spätestens im Altersheim werden einem dann keine Lebenspläne oder Entwicklungen mehr zugetraut. Vielleicht ist das auch das Klischeehochdrei, ich weiss nicht. Ich kenne nicht viele alte Menschen, die anders leben. Meine Mutter ist jetzt 60 und ich denke, sie ist jemand, der nicht diesem Klischee entspricht. Aber sonst?

Ja und jetzt hat „meine“ Branche (und dahinter natürlich die Wirtschaft) die Alten als Zielgruppe entdeckt und mir stehen die Haare zu Berge. Vermehrt tauchen nun faltige Gesichter in den Medien auf (was ich eigentlich gut finde), aber das, was ich wohl blauäugig erhofft habe, dass dann die Alten eine größere Lobby bekommen, weil sie mehr wahrgenommen werden, das geschieht nicht.
Außerdem, vom strategischen Gesichtspunkt ist das auch meistens eine Katastrophe es gibt selten ein Konzept dahinter, bisher gut laufende Kampagnen werden einfach umgestrickt.

du schreibst:

Zwangsläufig werden die Altersgrenzen verschoben, die
Alten sind auf einmal wieder jung, haben Schwung

das ist etwas, was ich gut finde, denn wenn den Alten Schwung zugetraut wird, dann trauen sie sich das vielleicht auch selber zu. Aber da sind wir dann wieder bei meiner mangelnden Erfahrung mit „euch“. Von mir selber kenne ich das schon: wenn mir Sachen zugetraut werden, dann fühle ich mich der Aufgabe mehr gewachsen.

Nur wenige Hersteller haben begriffen, daß altersentsprechende
Produkte sich auch ohne viel Werbeklamauk vermarkten lassen,
wie z.B. ein Taschenrechner mit größerem (statt verräterischem
riesengroßen) Display, um nicht sofort die Lesebrille
aufsetzen zu müssen und so sich dem Gegenüber als angehender
Grufti zu outen.

Witzig, das. Ich wüsste gar nicht (s.o.), wen ich bei einer Produktentwicklung fragen könnte, denn den Meinungsforschern traue ich eigentlich nicht. Gibt es noch mehr Sachen, die Du gut findest?

(z.B. altersgerechte
Wohnmöglichkeiten mitten unter der normalen Bevölkerung - also
gerade nicht im Altersheim - im sonnigen Süden, die eben nicht
eine Rückkehr in den eisigen Norden aus Altersgründen
notwendig machen = betreutes Wohnen.

Gibt es das? Wo denn?

Zahlungskräftig sind die Jungen noch eher, weil sie viel
kauffreudiger sind als die Alten.

Manche Jungen geben wahrscheinlich nur deshalb Geld aus, weil sie ja nicht viel mehr tun können, wenn sie 40-50-60 Stunden die Woche arbeiten. Mir ging das jedenfalls schon so: für Hobbies und persönliche Weiterentwicklung war keine Zeit, da hab ich mir zum Trost schöne Kleider gekauft.

Nur die Jungen sterben aus,
die europäischen Republiken vergreisen und die Politiker
trauen sich nicht, aus Zuwanderern Einwanderer zu machen,
deren Kinder dann auch die Renten der heutigen Jungen bezahlen
könnten. Aber das ist ein anderes Thema.

Mit Rente rechne ich sowieso nicht mehr (ich bin jetzt 35). Bis ich soweit bin (wenn ich es schaffe), muss ich wahrscheinlich sowieso bis 70 arbeiten und vielleicht auch danach noch irgendwie dazuverdienen. Vielleicht hab ich auch Glück und verdiene genug Geld bis dahin.
Aber wie Du schreibst, das ist ein anderes Thema.

Grüße
Trilli

Liebe Forumsmitglieder,

allmählich und immer massiver werden die Senioren ja als
interessante Zielgruppe z.B. für Luxuskonsumgüter und
Lifestyleprodukte entdeckt, auch hier im Internet schießen die
Seniorenforen :smile: wie Pilze aus dem Boden.

Schau mal ins Archiv von w-w-w. Da sind sicher einige postings von mir, die sich mit dem gleichen Thema befassen. Mich nervt es nämlich schon lange, daß die Kukies - denglich - out of range sind; andererseits, sollen wir unseren Zaster unseren, ich nenne sie mal so, Enkeln anvertrauen, weil wir nicht wissen, wie damit vernünftigt umzugehen ist.

Hallo Klaus,

nun verrate mir mal - zumal im Archiv nur die Titelsuche möglich ist - die Titelworte, nach denen zu suchen wäre. Noch besser wäre gleich die komplette URL.- Ach so ja: was heißt eigentlich „denglich“? Falls das „denglisch“ heißen soll, um das „denglische“ Out of Range anzukündigen, brauchst Du diese Frage nicht zu kommentieren (weil verstanden).

Gruß Richard

Mich nervt
es nämlich schon lange, daß die Kukies - denglich - out of
range sind; andererseits, sollen wir unseren Zaster unseren,
ich nenne sie mal so, Enkeln anvertrauen, weil wir nicht
wissen, wie damit vernünftigt umzugehen ist.

Hallo Klaus,

nun verrate mir mal - zumal im Archiv nur die Titelsuche
möglich ist - die Titelworte, nach denen zu suchen wäre. Noch
besser wäre gleich die komplette URL.- Ach so ja: was heißt
eigentlich „denglich“? Falls das „denglisch“ heißen soll, um
das „denglische“ Out of Range anzukündigen, brauchst Du
diese Frage nicht zu kommentieren (weil verstanden).

Gruß Richard

das kommt davon, wenn der drefehtei zuschlägt - natürlich denglisch war gemeint. drefehtei? Dreckfehlateifi = Druckfehlerteufel.

Nun denn, vor einiger Zeit hat die Fachzeitung http://www.wuv.de (Werbung und Verkaufen) eine Studie über die Kukies veröffentlicht. Darüber habe ich gelästert. Dann habe ich mal einige Links zum Thema gebracht, die in der Linkliste hier miteingebunden sind. Schau da mal durch.

Mich nervt
es nämlich schon lange, daß die Kukies - denglich - out of
range sind; andererseits, sollen wir unseren Zaster unseren,
ich nenne sie mal so, Enkeln anvertrauen, weil wir nicht
wissen, wie damit vernünftigt umzugehen ist.