Hallo liebes Forum,
ich habe mich schon immer gefragt wieso manche Menschen so präsent wirken, so als ob sie eine Art Magnet wären.
Nun, ich habe einen Artikel gelesen in dem stand, dass man die eigene Präsenz durch 1) erhöhte Körperspannung und 2) durch Konzentration im Augenblick steigern kann.
Die Konzentr. Auf das Jetzt könnte man ja durch Meditation erreichen. Aber wie sieht das mit der Körperspannung aus? Die Autorin sprach davon, dass vor allem bewusste Bewegungen diese erhöhen würden. Also das wir uns zwar ständig im Alltag irgendwie bewegen, aber nur selten bewusst.
Hat jemand eine Idee welche Dinge da vor allem am nützlichsten wären? Müssen es Dinge sein die sehr funktionell sind, d.h. im Alltag brauchbar? Ich persönlich würde anfangen Formen zu laufen, wie man sie in Kampfkünsten kennt. Das wäre eigentlich das einzige was mir einfiele, um mich bewusst zu bewegen. Es sind aber sehr ungewönhliche Beweungen, weshalb ich nicht weiß ob das hilfreich ist.
Worum geht es Dir?
Nun, ich habe ein echtes Problem, das Ziel Deiner Frage zu erkennen. Ist eine gesteigerte Präsenz Deiner Person für Dich so wichtig? Und wenn ja, warum?
Ich habe nur - hm, sagen wir mal - negative Erfahrungen gemacht. Jahrelang habe ich damit gehadert, dass Leute, die nach mir auf einer Beratung erschienen, alle begrüßt haben, aber nicht mich. Es kratzte mächtig an meinem Selbstwertgefühl bis ein Freund mir mal sagte: Ist es Dir denn nie aufgefallen, dass diese Leute in der Beratung mit Dir normal umgingen; Du, Deine Meinung war ihnen wichtig. Du bist für diese Leute so präsent, dass sie beim Eintritt in den Raum davon überzeugt sind, Dich an diesem Tag schon gesehen, gegrüßt zu haben. Warum also sollen sie es noch mal tun?
Ich leite ein Team von Spezialisten und sehe meinen Job darin, die Zusammenarbeit derer zu moderieren. Vor Jahren fiel mir auf, wie sehr so manche Gegebenheiten mit mir verknüpft sind. Also fragte ich mal eine Mitarbeiterin, was denn so „toll“ an mir sei, dass es scheinbar nicht ohne mich geht. Sie meinte nur lakonisch: „Vielleicht fühlen wir uns sicherer, wenn Du da bist!?“ Da hab ich lange dran gekaut.
Ich habe nie an meiner Präsenz „geschraubt“, im Gegentum, sie ist mir lästig. Ich gebe meinen Mitarbeiter/innen Verantwortung, ich erwarte von ihnen, dass sie sie wahrnehmen und ich halte als Erster meinen Hintern hin, wenn was schiefgeht. So manches kann ich fachlich nicht mehr verfolgen, dies kann nur mein Team. Ich vertrete es nach „Außen“ …
Oft frage ich mich, ob ich nicht einer subtil angelegten Macht fröne. Und immer wieder komme ich zu dem Schluss: Nein! Denn Macht macht angreifbar, egal, wie ich sie anlege und organisiere. Nun will ich nicht die jüngsten Beispiele aus Politik und Wirtschaft bemühen … und außerdem: Dies ist nicht meine Wesensart.
Du siehst also, ich habe mit Deiner Anfrage ein Problem(chen). Ich kann einfach nicht erkennen, worum es Dir wirklich geht. Manchmal scheint Präsenz Ausdruck einer persönlichen Authentizität, manchmal rührt sie aus einer gedachten, gewollten oder angeeigneten Machtposition heraus.
Ich wünsche Dir auf Deiner Suche Erfolg und ich werde die Diskussion hier sehr neugierig verfolgen …
Danke für deine Antwort.
Ich weiß jetzt nicht ob du das vielleicht verwechselt hast. Eventuell geht deine Definition in Richtung „Status“. Eben weil du der Teamleiter bist, bist du ohnehin so wichtig, dass man denkt man hätte dir schon die Hand gegeben. Das könnte trotzdem ein Teil von meiner Def. sein.
Was ich meine ist : Wenn eine Person sich durch ihre bloße Existenz ( z.b. einen Raum zu betreten) einfach Respekt verschafft, und sich alle anderen Personen nach ihr richten. Man spricht ja hier von Charisma und ob es dasselbe ist weiß ich nicht. Politiker, wichtige Menschen in der Geschichten ,Helden ( leider auch schlimme Menschen) Stars in der Vergangenheit sowie heute haben alle so eine Ausstrahlung, sodass jede Bewegung und jede Handlung von ihnen irgendwie intensiver wahrgenommen wird. Hebt so ein charismatischer Mensch z.b. die Hand sieht es irgendwie anders aus. Man kann es gar nicht beschreiben aber es sieht durchaus „machtvoller“ aus. Deshalb ergibt es für mich auch Sinn, dass man dies durch sehr bewusste Bewegungen erlernt.
PS: darf man hier eigentlich links posten?
Hallo,
ich nehme schon an, dass man sich so etwas ein Stück weit antrainieren kann, aber egal, wie man trainiert, wird man wohl nie an die Naturtalente rankommen. Ich schätze, alleine die Tatsache, dass man sich wünscht, auf diese Weise wahrgenommen zu werden, stellt ein Hindernis dar. Die charismatischen Menschen, die ich kenne, eint, dass es ihnen egal zu sein scheint, was andere von ihnen denken. Ich kenne z.B. eine Frau, die so was von offensichtlich ehrlich für das, was sie tut, brennt, und so hardcore aufrecht ihren Weg geht, dass man nicht anders kann, als davon angesteckt zu sein. Die hat übrigens keine besondere Körperhaltung.
Viele Grüße
Ein schöner Text hier ist Heinrich von Kleist „Über das Marionettentheater“ -
man kann, wie in der Rhetorik sich bestimmte Verhaltensweisen und Redeweisen aneignen und trainieren - das aber ist nicht authentisch.
Daher war die Frage nach dem, was du willst, sehr entscheidend - denn wenn man weiß, was man will und wer man ist, dann ist man das eben - immer und überall. Und dies spürt man an der Haltung, an der Art zu sehen, an der Weise zu reden usw. dann ist man eben präsent. Sogar im Schlaf.
Es hat also nichts mit Bewusstsein zu tun, sondern damit, dass man in der Situation, in der Funktion, ganz aufgeht. Und auch nicht mehr darauf achtet, wie man war - wie war ich? ist eine dämliche Frage.
Mein Tipp - suche doch lieber zuerst, was du wirklich willst und dann ergibt sich die Präsenz ganz von selbst.
Also was glaub ich ziemlich wichtig ist, ist die Haltung. Und da kann man viel Rückentraining machen. Was auch super für den Rücken ist, ist klettern. Eine aufrechte Haltung, Kopf nach oben. Das macht einen selbstbewußten Eindruck. Zudem spielen Mimik und Gestik eine wichtige Rolle. Das sind die non verbalen Signale, die unterschwellig deinen Gegenüber beeinflussen. Das kann man aber aber auch vor dem Spiegel üben. Am besten sich selbst mal aufnehmen auf Video und analysieren.
Erst einmal Danke für deine Antwort.
Dieses „genau zu wissen was man will“ setzt doch schon mal ein hohes Maß an Selbstbewusstsein voraus. Jedoch will ich ja dort hinkommen, dass wäre ja so wenn ich zu einem Anfänger sage " sei so gut wie ein Profi". Das geht ja nicht. Ich habe den Eindruck man dreht sich hier im Kreis. Außerdem ist die Annahme, dass manche einfach „naturtalente“ sind für mich nicht wirklich glaubhaft. Was könnte denn genetisch vorgegeben sein? Dass manche es einfacher haben , hatten, oder haben werden ist mir klar. Dazu reicht wahrscheinlich zum großen Teil schon mal die richtige Erziehung, das richtige soziale Umfeld etc. So wie du es sagst, klingt das so als ob es an sich egal wäre was man macht oder wofür man sich interessiert, solange das Interesse/ die Leidenschaft authentisch ist? Also jemand der darin aufgeht spannende Bücher zu lesen hat die gleichen Chancen präsent zu wirken wie ein Hochleistungssportler? Sehe ich das richtig?
Hm, nun muss ich doch noch was anmerken
Das liest sich gut! Aber hast Du auch ein Mittel, wie ich mit dem schärfsten Verräter meines Auftretens - meinem Körper - fertig werde?
Wenn ich jemanden abschätze, was er ist, wie er es meint, was von ihm für mich ausgeht, dann schaue ich nicht auf große Gesten, auf einen durchgedrückten Rücken, auf eine klare Haltung. Ich schaue auf die kleinen Dinge: Was sagen mir seine Augenwinkel, was bedeutet ein leichtes Zucken der Lider, warum massiert er seinen Nacken, warum spreizt er seine Beine so ab, warum presst er für einen winzigen Moment die Lippen zusammen und auch: Wohin schaut er, wenn er mich scheinbar ruhig und autoritär von etwas überzeugen will - nach links oder rechts oben, warum hält die eine Hand die andere fest usw.?
Sicher, man kann einen Unbedarften mit Gesten, Haltung, klaren, lauten und deutlichen Worten beeindrucken. Nicht aber jene, die einfach mal schauen, was der Körper wirklich dazu sagt. Denn genau diese nonverbalen Körpersignale sind es, die die wahre Sache zeigen. Und soweit ich informiert bin, sind diese Signale frei vom Wollen des Bewusstseins, sie kommen von einer tieferen Ebene.
Nehmt mal eine Katze: Fauchen, seitwärts stellen, Buckel machen und Fell aufplustern: Heißt, hey, ich bin stärker als Du. Oder zumindestens: Nun ja, so einfach hast Du es nicht mit mir, also lass es.
Bitte, sucht Anerkennung, Durchsetzung oder was auch immer durch Authentizität, durch Ehrlichkeit, durch argumentative Überzeugung. Und zum Abschluss was zum Schmunzeln: Wem es nicht gelingt, durch Argumente zu überzeugen, der sollte wenigstens Verwirrung stiften.
Ich wünsche es Keinem, dass er ist ist, der plötzlich verwirrt ist. Denn wenn ein Kundiger plötzlich mal „zulangt“, kann es peinlich werden …
Hallo,
Was könnte denn genetisch vorgegeben sein?
Genetisch vermutlich tatsächlich nicht allzuviel. Wohl aber Erfahrungen aus der prä-, peri- und postnatalen Phase. Selbstsicherheit hat sehr viel mit frühkindlichem Erleben und sicheren Bindungen zu tun. Der „Glanz im Auge der Mutter“, wie Kohut treffend formuliert, ist das, was entscheidend dafür verantwortlich ist, wie ein Mensch seiner Umwelt gegenübertritt.
… klingt das so als ob es an sich egal wäre was man macht oder wofür man sich interessiert, solange das Interesse/ die Leidenschaft authentisch ist?
Zum Teil ist das tatsächlich so. Manche Theaterschauspieler sind ein Beispiel hierfür. In ihrer Rolle üben sie eine beinahe hypnotische Wirkung auf das Publikum aus, doch trifft man sie anschließend abgeschminkt in der Kneipe wieder, erkennt man sie nicht mal wieder. Und wenn sie nicht zu den sich ständig selbst inszenierenden Narzissten gehören, sind sie auch im Gespräch nicht besonders auffällig/ präsent/ magisch…
Das bedeutet: Von dem überzeugt sein, was man präsentiert, ist eine wesentliche Hilfe. Sich dessen bewusst sein, dass man etwas präsentiert, um es an den Mann/ die Frau zu bringen, halte ich für mindestens ebenso wichtig. Es bedeutet nämlich, dass man sich ein- (und zu-)gesteht, dass man etwas verkauft. Das tut man, indem man sich entsprechend in Szene setzt.
An diesem Punkt scheitern viele, weil ihnen das „minderwertig“ erscheint. Je seriöser ihr Anliegen/ der Inhalt ihrer Rede…, desto schwerer tun sich viele damit, dieses entsprechend zu verpacken. Die heimliche Angst dahinter ist, unseriös zu wirken oder sich zu sehr zu exponieren.
Wenn man sich davon frei macht und sich zum Ziel setzt, das, was man sagen möchte, möglichst unterhaltsam ans Publikum zu bringen, schafft man mit etwas Übung auch einen Rahmen, der dieses ermöglicht, ohne lächerlich oder anbiedernd zu werden. Unabdingbar hierbei ist eine brillante Vorbereitung. Man muss wissen, worüber man spricht und was man damit will. In den meisten Fällen sind es gerade die, die scheinbar mit spielerischer Leichtigkeit als Redner agieren, die eine Menge Arbeit in die Vorarbeit investiert haben.
Man kann das trainieren. Manche inneren Grenzen (siehe den Anfang meines Posts) wird man dennoch nicht überwinden. Und dass manche Menschen einfach ein begnadetes Talent haben, muss man diesen auch einfach neidlos zugestehen .
Schöne Grüße,
Jule
Danke für deine Fragen
Erst einmal Danke für deine Antwort.
Dieses „genau zu wissen was man will“ setzt doch schon mal ein
hohes Maß an Selbstbewusstsein voraus.
Ich sage da lieber Selbsterkenntnis. Und sicher liegt da auch Selbstbewusstsein mit dabei, aber nicht so, wie man das üblicherweise meint - als „im Scheinwerferlicht die Muskel zeigen“.
Jedoch will ich ja dort
hinkommen, dass wäre ja so wenn ich zu einem Anfänger sage "
sei so gut wie ein Profi". Das geht ja nicht. Ich habe den
Eindruck man dreht sich hier im Kreis. Außerdem ist die
Annahme, dass manche einfach „naturtalente“ sind für mich
nicht wirklich glaubhaft.
Da ist es doch, was du willst - du willst kein Anfänger sein, sondern ein Profi.
Nun ist das aber schon mal ein Problem - denn je nach Situation ist man in den wenigen bis wenigsten Fällen Profi und in den allermeisten Fällen Anfänger.
Als Anfänger aber - muss ich mir und anderen nichts beweisen - sondern ich kann von den anderen lernen. Das macht die anderen glücklich und sie haben das Gefühl von Anerkennung und fühlen sich in meiner Gesellschaft gut.
Was könnte denn genetisch vorgegeben
sein? Dass manche es einfacher haben , hatten, oder haben
werden ist mir klar. Dazu reicht wahrscheinlich zum großen
Teil schon mal die richtige Erziehung, das richtige soziale
Umfeld etc.
Nun - Selbstbewusstsein muss in jeder Lebenslage möglich sein - und das ist es ja, weil jeder Lebenssituation auch zur Selbsterkenntnis bei trägt. Aber eben nur, wenn ich offen bin.
So wie du es sagst, klingt das so als ob es an
sich egal wäre was man macht oder wofür man sich interessiert,
solange das Interesse/ die Leidenschaft authentisch ist? Also
jemand der darin aufgeht spannende Bücher zu lesen hat die
gleichen Chancen präsent zu wirken wie ein
Hochleistungssportler? Sehe ich das richtig?
Ja - es sind nur unterschiedliche Ausrichtungen - wenn ich in dem Beruf, in der Tätigkeit aufgehe und sie gerne und auch leidenschaftlich ausübe, dann vergleiche ich mich nicht und auch das ist ein Moment von Präsenz - sich nicht vergleichen.
Nun muss man aber auch von dem, was man tut, irgendwie sich ernähren. Und da liegt bereits ein echtes Problem - das zu finden, was einem Freude macht und auch noch davon zu leben. Da muss man dann sehen, wo man Kompromisse machen kann - und es gibt eben auch nicht immer schöne Sachen, auch nicht bei einem authentischen Leben. Darum geht es aber auch irgendwie nicht.
Grade an den weniger schönen Erlebnissen, kann man viel von sich erfahren.
Es gibt Begabungen, die früh gefördert werden sollten. Sport, Musik, Tanz, -
Es gibt aber auch Beispiele von später Geförderten, die auch „Profi“ wurden. Es gibt so eine Regel - die 10 000 Stunden Regel - die besagt, dass man sich erst 10 000 Stunden intensiv in eine Sache hinein gekniet haben muss, damit man einmal wirklich zu den Erfolgreichen gehören könnte. Da ist was dran, insofern als man diese Zeit tatsächlich braucht, um die Materie zu verstehen, mit der man zu tun hat. Und wenn man diese Stunden umrechnet, dann heißt das, man muss sich täglich 4 Stunden mit der Sache befassen und das sind dann eben 2500 Tage - eben 7 bis 8 Jahre. Das dürfte hinkommen.
Do
Danke, das du darauf eingehst.
Das bedeutet: Von dem überzeugt sein, was man präsentiert, ist
eine wesentliche Hilfe.
[…]
An diesem Punkt scheitern viele, weil ihnen das „minderwertig“
erscheint.
Wobei hier der eigentliche Knackpunkt liegt - es gibt da ein Wertproblem zwischen der Sache, die sie „verkaufen“ und ihnen selbst. Entweder halten sie von der Sache nicht zu viel, oder von sich selbst und wenn das nicht in einklang gebracht wird, merkt man eine Unsicherheit.
Do
Hallo,
ich stimme Dir zu, möchte aber ergänzen, dass gerade die Körperhaltung auch wieder auf einen selbst zurückwirkt. Ein guter Stand, das Gefühl, den Boden gut unter den Füßen zu haben, den Rücken stark machen - das kann die Selbstsicherheit stärken, und dann sendet man möglicherweise auch eher die unscheinbareren Signale für Selbstsicherheit aus, die Du ansprichst.
Wobei der Knackpunkt wohl ist, dass man nicht in erster Linie (ängstlich) darauf schaut, was man aussendet, sondern dass man in sich selbst in der Situation stimmig und überzeugend ist - und wie man das hinkriegt.
Jule
Nun, ja …
… aber schau, Jule,
wenn ich im Innersten weiß, dass das, was ich rüberbringen will, nicht stimmig ist mit dem, was wirklich Phase ist, dann spielt mir mein corpus delicatus so manchen Streich. Er ist geschwätzig und kann sich nicht zurückhalten.
Du machst mich nachdenklich! Der Ansatz der Diskussion war, wie steigere ich meine persönliche Präsenz?. Die Frage, die sich mir dabei stellte: Was ist gemeint? Will ich etwas vermitteln, um meiner selbst willen?
Denke ich über das nach, was Du schreibst: Ok, wenn ich hundertpro von dem überzeugt bin, was ich rüberbringen will, dann müsste sich mein Körper kooperativ verhalten. Glaube ich, weiß es aber nicht. Leider!
Ich danke Dir für diesen Denkanstoß! Der wird mich jetzt eine Weile beschäftigen …
Dieter
Das merkt man vor allem an der Stimme. Sie dringt dann auch nicht durch.
Der Körper verhält sich so, wie er das eben macht - und er liefert daher eine Information über meine Unstimmigkeit. Also eben, dass ich nicht 100 pro überzeugt bin - sondern es da eben einen leisen Zweifel gibt. Und der Körper macht es mir dann einfach auch bewusst.
Also muss ich mit dem Körper kooperieren - nicht umgekehrt. Denn ich habe keine Macht über meinen Körper. Die Sprache des Körpers lässt sich dann auch in symbolischen Redewendungen zeigen.
Also es gibt drei Teile - das zu Präsentierende (das ist das Geistige) , der Körper und die Stimme. Und Präsenz ist dann eigentlich nichts anderes als die Verkörperung des zu Präsentierenden. Da der Körper nicht lügen kann, verweigert er letztlich die Präsenz, wenn etwas nicht der Wahrheit entspricht. Und die Wirkung ist dann eben nicht authentisch.
Do
Hallo nochmal,
… aber schau, Jule,
wenn ich im Innersten weiß, dass das, was ich rüberbringen
will, nicht stimmig ist mit dem, was wirklich Phase ist, dann
spielt mir mein corpus delicatus so manchen Streich. Er ist
geschwätzig und kann sich nicht zurückhalten.
Ja, aber Situationen sind ja vielfältig. Es kann ja sein, dass ich etwas rüberbringen möchte, wovon ich im Grunde überzeugt bin, dass sich in der Situation aber in den Vordergrund drängt, dass ich mich in Menschenmengen nicht wohlfühle oder jemand da sitzt, vor dem ich mich nicht blamieren möchte oder weiß der Kuckuck was.
Dann habe ich zwei Botschaften: 1) Das, was ich sagen möchte und 2) „Ich bin lieber still!“ Ich denke, Präsenz hat u.a. viel zu tun mit dem Thema Schüchternheit.
Um 1) zur Geltung zu bringen, muss ich mich selbst (!) davon überzeugen, dass 2) gerade gar nicht wichtig ist. Und dazu kann es helfen, mir einen guten Stand zu suchen und mich in eine selbstbewusste Haltung zu begeben: sicher aufzutreten, um auf mich selbst Einfluss zu nehmen. Das ist dann ein Wechselspiel zwischen Körper und Selbstverständnis. Wenn ich merke, dass meine Stimme in der Aufregung hochrutscht, nehme ich sie runter, vermittle mir etwas mehr Sicherheit, merke dann, dass ich wieder sicherer klinge und werde dadurch sicherer.
Wenn ich mir einen guten Stand suche, merke ich, dass ich nicht umfallen kann und dass sich der Boden nicht unter mir auftut, sondern mich trägt - und gewinne Sicherheit.
Ich kann mir so ein bisschen den Boden dafür bereiten, das, was ich sagen möchte und wovon ich überzeugt bin, auch gut zu sagen.
Und auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sind so überzeugt von sich, dass sie das Blaue vom Himmel erzählen können und eine Wirkung haben.
Du machst mich nachdenklich! Der Ansatz der Diskussion war,
wie steigere ich meine persönliche Präsenz?. Die Frage, die
sich mir dabei stellte: Was ist gemeint? Will ich etwas
vermitteln, um meiner selbst willen?Denke ich über das nach, was Du schreibst: Ok, wenn ich
hundertpro von dem überzeugt bin, was ich rüberbringen will,
dann müsste sich mein Körper kooperativ verhalten.
Naja, wenn ihm nicht was anderes in die Quere kommt (wie zum Beispiel: „Ich wäre am liebsten gar nicht hier!“ oder „Ich bin gar nicht wichtig.“). Ich muss also auch überzeugt sein, dass ich das gerade jetzt rüberbringen will. Und kann.
Ich denke, die Präsenz hat viel zu tun mit dem Zutrauen zu sich selbst, aber auch mit der Lust, anderen gegenüber aufzutreten und in Interaktion zu gehen.
Ich habe vor längerer Zeit mal ein Seminar mit einer Schauspielerin mitgemacht, und was sie uns vermittelte, war tatsächlich vor allem, ernst zu nehmen, was man tut.
Viele Grüße,
Jule
Nun,die bisherigen Posts kommen für mich so herüber als ob diese machtvolle Präsenz nicht stetig existiert, sondern nur während ich in einer geliebten Sache aufgehe und authentisch bin. Ist diese dauerthafte Präsenz also eventuell gar nicht möglich?
Ich frage mich trotzdem wieso Sport dann dazu dient die Präsenz zu steigern. Es scheint so als ob Sport nicht unbedingt Spaß machen muss, denn es wird ohnehin die Körperspannung steigern( richtig?) und somit zu einer erhöhten Präsenz führen. Dieses Beispiel würde doch dann zu den bisherigen Posts im Widerspruch stehen?
Also falls dieses Mittel ,sich eine Leidenschaft zu suchen und sich intensiv damit zu beschäftigen (was dem Sport-Beispiel widerspricht) wirklich helfen würde, könnte man dann irgendwann stetig eine erhöhte Präsenz aussenden?
Diese 10.000 Stunden-Regel. Angenommen dieser Umfang wurde erreicht, was kann ich dann erwarten? Dass ich eine starke Präsenz habe, wenn ich meine -lang ausgeübte- Tätigkeit ausübe? Oder ist meine Präsenz dann so stark, dass sie auch in anderen Beschäftigungen wirkt? ( vgl 1.Absatz).