Die Philosophie der AfD

Haha!
:wink:

Die nennen ihre Dummheit (a-logos) und Beziehungsunfähigkeit (a-libido) einfach „tymos“ und wollen sie kultivieren.

Oder: die nennen Schwachsinn einfach „notwendige Illusion“ und wollen ihm weiterhin huldigen.

Macht der selbsternannte Parteiphilosophie seine AfD mit Absicht zum Gespött oder ist das seiner Dummheit geschuldet, also dem Thymos?

fragt sich
Fymos

Hast du dich während der Pädophilen-Debatte bei den Grünen auch so aufgeregt?

beruhigend wär’s zu denken, dass ihm der thymos den logos erst benebelt und dann auf der tausendjährigen müllkippe entsorgt hat, ich fürchte aber, er weiss ganz genau, welche klientel für seine pseudophilosophie anfällig ist und welche funktion sein geschwafel in der vermittlung zwischen siegheilpöbel und konservativem (bildungs)bürgertum übernehmen könnte.

Thýmos = Hämorrhoide

Nun ja, Thymos ist eigentlich ganz das Gegenteil von „Dummheit“.
Man hätte meinen können: Da Jongen über 10 Jahre Assi bei Sloterdijk war, wundert einen ja eh nix. Aber selbst der hat sich ja jetzt deutlich von ihm distanziert.

Aber nun zur Vokabelkenntnis von Jongen:

θύμος, Thýmos (und auch Sloterdijk betonte es bereits so, nämlich falsch) =

  1. die auch heute noch so bezeichnete Drüse
  2. Bezeichnung für ein Furunkel am Arsch

Was vermeintlich gemeint war, heißt:

θυμός, Thymós =

  1. heftige Emotion (jeder Art), Leidenschaft, Sehnsucht, Begeisterung (davon auch der En-thusiasmus)
  2. Seele (als Quelle bzw Sitz von ebendiesen)

„Wut, Zorn“ dagegen ist nicht thymós, sondern „thýmoma“ oder „thýmosis“. Aber das würde diese affig-furunkulöse Fremdwortmanie (auch schon seines Doktorvaters) überfordern.

Gruß
Metapher

Ich reg mich doch nicht auf, sondern mach mich über Herrn Jongen lustig. Vielleicht sogar über den ganzen eigenwilligen Sloterdijkeschen Jargon, den vermutlich auch Sloterdijk selbst nicht ohne Humor nimmt.

Gruß
F.

Das stimmt, das weiß er genau.
Ich kann mir vorstellen, dieses „Alternative Manifest“ durchaus einmal zu lesen, wenns erschienen ist. Gerade, wie er einen Nietzsche zum Gewährsmann der AfD machen will, möchte ich gerne sehen. Das Dionysische wahrscheinlich.

Gruß
F.

Was mir gefällt, und nur aus politischer Sicht, ist die Erklärung, weshalb eine AFD Erfolge verbuchen kann. Sie grenzt sich gnadenlos von der Blutleere, der „Rationalität“, der Unglaubwürdigkeit der etablierten Parteien ab. In der Art, in einem Maße, eine gesellschaftliche Revolution und Entscheidung heraus zu fordern.

Man muss sicherlich nicht in jedem Punkt oder Konsequenz einig sein, und eine AFD wird sie auch nur begrenzt durchsetzen können, aber sie korrigiert die etablierte Politik in erheblichem Maße, wenn man die letzten Monate verfolgt. Was vor 5-6 Monaten als rechtsextrem eingestuft wurde, entspricht den heutigen Forderungen von weiten Kreisen der Union, der SPD.

Franz

Mein Begriff „Dummheit“ bezog sich auf die Ablehnung des logos.
Auch da ist er natürlich nicht passend, sondern polemisch, das weiß ich.

Das finde ich eine unglaublich schöne Dekonstruktion in nuce.
Thýmos (sic!) = Arsch furunkel Drüse
Hast du in Paris promoviert? :wink:

Gruß
F.

1 Like

Das ist richtig, wobei es da bei Jongen nicht nur um die Abgrenzung von den etablierten Parteien geht, sondern um die Abgrenzung vom dem, was man die „die Moderne“ nennen könnte.

Ich denke, dass Jongen bewusst die AfD zurückbinden will auf das Projekt der „Konservativen Revolution“ der 20er Jahre (also nicht auf die Nazis, sondern VOR die Nazis, während z.B. Höcke schon deutlich IN die Nazi-Zeit reingreift, wenn er etwa wiederholt auf die „1000 Jahre“ anspielt, die heute beim besten WIllen nicht mehr anders denn als Nazi-Jargon verstanden werden können; da muss man kein Antifant sein, um das so zu sehen).
In dem Zusammenhang ist interessant, dass diese Platonische Differenzierung von Thymos und Nous schon bei Oswald Spengler im „Untergang des Abendlands“ auftaucht, auf das sich wiederum PegidA begrifflich bezieht, auf welche wiederum die AfD inhaltlich bezogen ist … So greift ein Begriffsrad ins andere.

Gruß
F.

Ja, echt faszinierend! „Warum sollen deutsche Steuerzahler ausländischen Kriminellen die Haftzeit bezahlen?“ Dafür wäre ein AfD Politiker noch vor 8 Wochen geteert, gefedert und an den Pranger gestellt worden. In 2016 kommen solche Aussagen von … na?

Der ist gut! :grinning:

Wie meinst du das?

aufdemSchlauchsteh

Das sollte heißen: Du gäbest einen erstklassigen französischen Dekonstruktivisten ab (der du natürlich nicht sein wolltest, weshalb ich mich das nur mit :wink: zu schreiben traute)

Gruß
F.

Thymos, gemeint als Empörung, Zorn, Wut, soll Aggressionen wecken in der politischen Philosophie für die AfD. Was hat das mit der Debatte zu tun, über Rationalität und Irrationalität und Nietzsche?

Damit man sich von den verwendeten Begriffe auch einmal distanziert bzw. die Begriffe „Rationalität und Irrationalität“ nicht nur klischeehaft im politischen Kampf gebraucht, kann man mal darüber reflektieren, wie man Rationalität und Irrationalität auch mal ohne die politische Sprache verstehen kann.

Was wäre über Rationalität und Irrationalität nach Nietzsche zu sagen? Ich versuche, das Phänomen der politischen Kämpfe so zu formulieren, dass ihm kein Philosoph, egal welcher Art, widersprechen kann, so hoffe ich. Einschließlich der Relativisten und Skeptikern, die man mit bloßer Logik nicht überzeugt.

Bevor ich zum Kern meiner Argumentation komme, will ich auf einen Begriff in der politischen Philosophie des Aristoteles hinweisen: Zoon politikon. Darunter verstehe ich, dass jeder Mensch ein Politiker in eigener Sache ist, wenn er seine Bedürfnisse innerhalb einer sozialen Gemeinschaft zu befriedigen sucht. Hierin, so behaupte ich, ist ein Professor, der was über Erkenntnistheorie lehrt, zwar in der sozial besseren Position als andere, aber in ihrer existenziellen Rationalität wollen alle Menschen dasselbe, auch wenn ihre Sprache ganz verschiedene Sprachstile und Strategien aufweist: alle wollen überleben.

Und da kaum ein Mensch alleine überleben könnte in einer Welt, deren gesellschaftliche Grundlage die Kommunikation heute mehr denn je zuvor ist, gibt es unterschiedliche Interessen, mit einer unterschiedlich benutzten Sprache. Die „ultrarechte“ Sprache der AfD wird ja deshalb von politisch Andersdenkenden so massiv bekämpft, weil sie eine andere (anti-demokratische?) Gesinnung ausdrückt, wie sie nach der Aufklärung sich bis heute im „alten Europa“ durchsetzen konnte. Aber doch auch nur, weil die Amis mit in den Krieg eingriffen.

Sprache ist die Oberfläche der Politik, welche die Absicht verfolgt, die „Instinkte“ (Nietzsche) des Überlebens und des gesellschaftlichen Einflusses zu verfolgen, wobei die Therapie nach der australischen Philosophin Vanessa Lemm, Professorin für Philosophie an der Universität von Sydney, darin liegt (als Nietzsche-Interpretin), sich selbst als animalisches Wesen zu erkennen, das die Rationalität der Macht benötigt, um zu überleben.

Zitate nach der australischen Gegenwartsphilosophin Vanessa Lemm:

„Für Nietzsche hängt die Zukunft der Menschheit in entscheidender Weise von der Fähigkeit des Menschen ab, sich selbst noch einmal mit dem Traumleben des Tieres zu verbinden, da nur letzteres dem Menschen die Freiheit und Kreativität der Interpretation zurückgeben kann, die ihm im Zivilisations- und Sozialisationsprozess abhanden gekommen ist. In diesem Sinne ist Nietzsches Ansatz mit demjenigen Freuds vergleichbar, da beide nicht nur bestreiten, dass die Vernünftigkeit (Rationalität) im Zentrum des psychischen Lebens liegt, sondern auch im Traumzustand die Auflösung von Zivilisation und Bewusstsein sehen und darüber hinaus diese Auflösung als wesentlich für die zukünftige Steigerung des menschlichen Lebens und der menschlichen Kultur betrachten.“ (Vanessa Lemm verweist auf Freuds Werk „Das Unbehagen in der Kultur“ - mein Zitat bezieht sich auf das Werk „Nietzsches Philosophie des Tieres - Kultur, Politik und die Animalität des Menschen“, Zürich 2012).

Ich widerspreche dieser Nietzsche-Interpretation von Vanessa Lemm, denn ich bin überzeugt, dass die Zeit nie zurück fließt, sondern immer nur vorwärts fließt. Evolution geht also meines Erachtens nicht zum Tier zurück, sondern in der Realität vorwärts zum „Übermensch“. Diese kulturelle Zukunftsvision nach Nietzsche ist aber mit der AfD ganz sicher nicht zu verwirklichen.

Hingegen bin ich immer letztlich mein eigener Politiker, der in seinem eigenem Interesse handelt, unabhängig von dem üblichen Politik-Hickhack.
Existo