Die Produktion wandert ab!

Hallo,

Die Automatisierung der Produktion ist hinsichtlich ihrer Produktivität ausgereizt, folglich wird jetzt der nächste Kostenblock Lohn angegangen. Die Produktion wandert ab.
Wer glaubt, irgendwelche „Made in Germany“ Stempel, Demonstrationen, Streiks oder andere Zwergenaufstände würden daran etwas ändern, ist genauso naiv wie der, der sich auf „bei Lohnsenkung bleiben wir in Deutschland“ einlässt (So wenig geht gar nicht). Die Produktion wird gehen.

Also aussichtslos?
Mittelfristig nicht unbedingt.
Unser mittelfristiger Trumpf ist, wir sind auch Markt. Wenn also wir immer weniger kaufen können und die Länder die neuerdings Produktions-Löhne verdienen noch nicht genug haben, siehts gar nicht so toll aus für die Produzierenden und ihre Umsatzpläne. Folglich wird kein Produzent allzu plötzlich verschwinden.
Diese Übergangszeit bis zur Produktionsabwanderung müssen wir nützen um unseren Vorsprung in anderen Branchen und Märkten auszubauen.

Wer das begreift und zur Zeit gerade bei einem Automobilhersteller oder einem Zulieferer oder in irgend einer anderen Produktion arbeitet oder beteiligt ist, tut gut daran, sich ganz persönlich mental und per Weiterbildung darauf vorzubereiten. Denn wenn es erstmal soweit ist wie bei Opel, ist es viel zu spät.

Wir befinden uns mitten in einem wirtschaftshistorischen Veränderungsprozess, über den unsere Ur(ur)enkel einmal in ihren Geschichtsbüchern lesen werden. Dieser Prozess ist übrigens schon lange überfällig und wurde künstlich durch den kalten Krieg gehemmt.

Bitte bedenkt, jede Veränderung birgt auch neue Chancen und wer, wenn nicht wir, hat das Zeug dazu, wieder einen neuen Weg aus dem Nichts zu erschaffen. Wir haben schon bewiesen, dass wir es drauf haben, wir haben die Mentalität, die Stärke und den Willen dazu.
Alles was wir tun müssen, ist, aufhören, die Schuld bei jemand anderem als sich selbst zu suchen.

(Etwas viel Pathos, aber es liegt mir am Herzen)

Gruss D.K.

Hallo D.K.,

Die Automatisierung der Produktion ist hinsichtlich ihrer
Produktivität ausgereizt,

Wie kommst Du zu dieser etwas abstrusen Aussage?
In die Gesamtkosten eines Produktes gehen viele Kostenarten hinein.
Einer davon sind Anlageninvestitionen. Ein anderer sind Lohnkosten. Es gibt bei vielen Produkten einen rel. direkten Zusammenhang zwischen steigenden Investkosten und sinkenden Lohnkosten. Ausgereizt ist gar nichts…

folglich wird jetzt der nächste
Kostenblock Lohn angegangen.

Das ist kein sequentieller Prozess, das ist ein paralleler Prozess. Jeder Unternehmer muss ständig rationalisieren, weil der Endkunde (also auch Du) sinkende Preise für das gleiche Produkt erwartet.
Dies macht er an allen Stellschrauben, die er hat. Nur sind Lohnkosten rel. flexibel beeinflussbar. Das war schon immer so, das wird auch immer so sein…

Die Produktion wandert ab.

Und fängt sich damit höhere Transportkosten und Bestandskosten ein…

Wer glaubt, irgendwelche „Made in Germany“ Stempel,
Demonstrationen, Streiks oder andere Zwergenaufstände würden
daran etwas ändern, ist genauso naiv wie der, der sich auf
„bei Lohnsenkung bleiben wir in Deutschland“ einlässt (So
wenig geht gar nicht). Die Produktion wird gehen.

Die Produktion von Massenprodukten mit hohem Wettbewerbsdruck auf jeden Fall. Und das ist auch nicht falsch. Falsch ist, dass wir unsere Kernkompetenz, nämlich technisch anspruchsvolle und innovative Produkte, sträflich vernachlässigen…

Diese Übergangszeit bis zur Produktionsabwanderung müssen wir
nützen um unseren Vorsprung in anderen Branchen und Märkten
auszubauen.

Unter anderem sicher. Es würde aber auch erst einmal reichen, unsere Kernkompetenzen zu pflegen. Ausbildung, Innovation etc. sind hier die Themen.

Wer das begreift und zur Zeit gerade bei einem
Automobilhersteller oder einem Zulieferer oder in irgend einer
anderen Produktion arbeitet oder beteiligt ist, tut gut daran,
sich ganz persönlich mental und per Weiterbildung darauf
vorzubereiten. Denn wenn es erstmal soweit ist wie bei Opel,
ist es viel zu spät.

Glaube mir, den meisten dort ist das bewußt, denn sie stehen seit Jahren(!) in dieser Diskussion. Wem es jetzt erst auffällt, der ist für mich naiv… (ich z.B. arbeite bereits nahezu Vollzeit in Tschechien, weil dort billiger produziert werden kann als in D)

Wir befinden uns mitten in einem wirtschaftshistorischen
Veränderungsprozess, über den unsere Ur(ur)enkel einmal in
ihren Geschichtsbüchern lesen werden. Dieser Prozess ist
übrigens schon lange überfällig und wurde künstlich durch den
kalten Krieg gehemmt.

Ja, wir sind im Umbruch der Industriegesellschaft zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Das ist sicher ein ebensolcher Umbruch, wie der vom Agrarstaat zum Industristaat.

Bitte bedenkt, jede Veränderung birgt auch neue Chancen und
wer, wenn nicht wir, hat das Zeug dazu, wieder einen neuen Weg
aus dem Nichts zu erschaffen. Wir haben schon bewiesen, dass
wir es drauf haben, wir haben die Mentalität, die Stärke und
den Willen dazu.
Alles was wir tun müssen, ist, aufhören, die Schuld bei jemand
anderem als sich selbst zu suchen.

Das Problem ist, dass die immer existenten Unbeweglichen auf der Strecke bleiben werden. Das war so, das ist so und das wird weiter so sein. Und mit diesem Problem müssen wir alle mindestens 1 Generation, - vermutlich eher 2 oder 3 - leben.

Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen,

eine Maschine wird in der Regel dort eingesetzt wo ein Unternehmen davon ausgeht, dass über einen ROI-Zeitraum hinaus entsprechend produziert werden kann. Diesen Bereich hat m.E. die Grossindustrie weitgehend umgesetzt. Menschen werden immer genau dort eingesetzt wo flexibel gehandelt oder jederzeit eine Umstellung des Gesamtkonzepts möglich sein muss.
Ich gebe dir in soweit recht, dass die theoretischen Grenzen der Automatisierung nicht erreicht sind, m.E. aber die motivierten Grenzen.

Ein weiteres Indiz sind sehr stark aufkommende Qualitätsmanagement Massnahmen.
Dabei geht es weniger um wirkliche Qualität, als um die Schaffung eines unternehmensspezifischen, durchgängigen Prozess, der ermöglicht, dass man einen Unternehmensteil „packen“ kann, ihn an irgendeinen Platz der Welt schiebt und er auch dort funktionieren wird.

Transport und Bestandskosten sind für weltweit agierende Unternehmen vollkommen uninteressant, da sie sowieso anfallen, egal wo das Unternehmen produziert. Aber sie tragen zumindest zu der beschriebenen Verzögerung der Abwanderung bei.

Unsere Kernkompetenz, anspruchsvolle und innovative Produkte, woher sollen die denn kommen? Und wo werden die dann produziert?
Oh, es wäre sehr begrüssenswert Bildung, Ausbildung und Innovation zu fördern und wenn wir uns beeilen, sprich, jetzt politische Entscheidungen in dieser Richtung treffen, das wäre geradezu eine Art Rettungsanker in zwei, drei Jahrzehnten.
Aber ich wehre mich vehement dagegen, die Verantwortung den Menschen wegzunehmen und sie der Politik unterzuschieben.
Auf jeden Einzelnen kommts an.
Jede individuelle Entscheidung sich selbst weiterzubringen wird in der Summe dazu beitragen, dass wir unsere Kernkompetenzen Anspruch, Qualität, Innovation und Erfindergeist wieder erobern.

Gruss D.K.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo D.K.,

eine Maschine wird in der Regel dort eingesetzt wo ein
Unternehmen davon ausgeht, dass über einen ROI-Zeitraum hinaus
entsprechend produziert werden kann. Diesen Bereich hat m.E.
die Grossindustrie weitgehend umgesetzt. Menschen werden immer
genau dort eingesetzt wo flexibel gehandelt oder jederzeit
eine Umstellung des Gesamtkonzepts möglich sein muss.
Ich gebe dir in soweit recht, dass die theoretischen Grenzen
der Automatisierung nicht erreicht sind, m.E. aber die
motivierten Grenzen.

Nein, Automatisierung ist kein Selbstzweck. Entscheidungen über den Automatisierungsgrad werden aufgrund vieler Parameter getroffen. Einer ist z.B. auch die Flexibilität und Einfachheit der Anlage, was häufig gegen eine Automatisierung spricht. Aber mit einem hast Du recht: Der ROI des Gesamtinvests muss bei jeder Entscheidung innerhalb einer rel. kurzen Zeit erreicht werden… Immer…

Ein weiteres Indiz sind sehr stark aufkommende
Qualitätsmanagement Massnahmen.
Dabei geht es weniger um wirkliche Qualität, als um die
Schaffung eines unternehmensspezifischen, durchgängigen
Prozess, der ermöglicht, dass man einen Unternehmensteil
„packen“ kann, ihn an irgendeinen Platz der Welt schiebt und
er auch dort funktionieren wird.

Natürlich, wobei hier eher Themen wie Standardisierung von Anlagenkonzepten, Vorzugslieferanten im Vordergrund stehen. Allerdings ist dies nur natürlich innerhalb von Produktlebenszyklusplanungen. Ein einstmals innovatives (und hochpreisiges) Produkte wird irgendwann ein Massenprodukt mit heftiger Konkurrenz. Bleibt man an einem Standort, dann ist der Lebenszyklus des Produktes schneller vorbei, als wenn man sich vorbehält, das Produkt in billigeren Regionen weiterzufertigen. Die Frage ist doch: Habe ich in diesem Moment bereits ein neues, innovatives Produkt in der Serienreife, das das alte Produkt ablösen kann?

Transport und Bestandskosten sind für weltweit agierende
Unternehmen vollkommen uninteressant, da sie sowieso anfallen,
egal wo das Unternehmen produziert. Aber sie tragen zumindest
zu der beschriebenen Verzögerung der Abwanderung bei.

Das ist Blödsinn. Unternehmen globalisieren, weil die Kunden globaler werden. VW will in China Autos verkaufen. VW baut in China Autos, Zulieferer fertigen in China ihre Teile… Das ist zunächst für Deutschland marktneutral, da die Kosten einer Zulieferung aus China noch immer höher sind, als die Produktion hier vor Ort (In die Kosten gehen natürlich Q-Kosten, Kommunikationskosten etc. ein). Weiterhin wird China so boomen, dass die Kapazitäten dort gar nicht schnell genug erweitert werden können, weswegen weiter aus Europa zugeliefert werden wird.
Kritischer sind sicher die Osteuropäischen Standorte zu betrachten. Aber auch hier ist rel. bald ein Grenzmaß an Erträglichkeit der Nebenkosten gegeben. Nebenbei: Transporte sind viel zu billig, was man an den LKW-Kolonnen in D deutlich sehen kann…

Unsere Kernkompetenz, anspruchsvolle und innovative Produkte,
woher sollen die denn kommen? Und wo werden die dann
produziert?

Hier, weil wir im Vergleich zum Ausland weiterhin entscheidende Standortvorteile haben. Nur sollten wir uns nicht darauf ausruhen oder schlimmer noch, diese gefährden.

Oh, es wäre sehr begrüssenswert Bildung, Ausbildung und
Innovation zu fördern und wenn wir uns beeilen, sprich, jetzt
politische Entscheidungen in dieser Richtung treffen, das wäre
geradezu eine Art Rettungsanker in zwei, drei Jahrzehnten.
Aber ich wehre mich vehement dagegen, die Verantwortung den
Menschen wegzunehmen und sie der Politik unterzuschieben.

Natürlich, da sind wir uns einig. Politik kann bestenfalls „steuern“, aber keinesfalls „machen“…

Auf jeden Einzelnen kommts an.
Jede individuelle Entscheidung sich selbst weiterzubringen
wird in der Summe dazu beitragen, dass wir unsere
Kernkompetenzen Anspruch, Qualität, Innovation und
Erfindergeist wieder erobern.

Logisch, was ich aber ablehne, ist Schwarzseherei, als sei Deutschland am untergehen. Wir haben großes Potential aber halt auch einige Probleme. Laßt uns diese endlich angehen und los gehts… Wir brauchen uns gegenüber Tschechien, Polen etc. auch weiterhin nicht zu verstecken:wink:

Tschaka
Jürgen

Jeder Unternehmer muss ständig rationalisieren, weil
der Endkunde (also auch Du) sinkende Preise für das gleiche
Produkt erwartet.

Welches Produkt wird denn immer billiger frage ich dich?
Lebensmittel werden ständig teurer, Autos werden nicht billger, HiFi, Kleidung, Computer, Teppiche, alles was mir grade einfällt hat eher eine Orientierung nach oben, bzw bleibt konstant im Preis, daher frage ich dich was wird denn billiger?

Hallo!

Welches Produkt wird denn immer billiger frage ich dich?
Lebensmittel werden ständig teurer…

Von welchem Land ist die Rede? Doch nicht etwa von Deutschland? Natürlich gibt es saisonale Preisschwankungen für z. B. Obst und Gemüse. Insgesamt aber haben wir von Ausnahmen abgesehen im Lebensmittelbereich ein stabiles, wenn nicht sogar sinkendes Preisniveau. Diese Aussage gilt für viele Konsumgüter.

… HiFi, Kleidung, Computer

Diese Bereiche gehören zu denen mit heftigem Preisdruck. Wo wird denn da etwas teurer? Bei Pkws ist die Situation ähnlich, obwohl die Vergleichbarkeit durch unterschiedliche techn. Ausstattungen schwierig ist. Den Preisdruck im Automobilsektor erkennt man u. a. an gewährten Preisnachlässen. Wer weniger als 10 bis 15% runterhandelt, macht etwas falsch.

Gruß
Wolfgang

Jeder Unternehmer muss ständig rationalisieren, weil
der Endkunde (also auch Du) sinkende Preise für das gleiche
Produkt erwartet.

Welches Produkt wird denn immer billiger frage ich dich?
Lebensmittel werden ständig teurer,

Von welchem Land reden wir? Deutschland kannst Du mit solch einem pauschalen Urteil sicher nicht gemeint haben.

HiFi,

Kosten Videorecorder immer noch mehr als (umgerechnet) 2000 Mark wie vor 20 Jahren? Wie das mit DVD-Playern oder - Recordern aus? Oder Fernsehern?

Kleidung,

Die Klamotten, die ich seit Jahren kaufe, kosten immer noch das gleich, mit dem Unterschied, daß ich vor 10/20%-Rabattaktionen der Warenhäuser kaum retten kann.

Computer,

Die PCs, die ich in den letzten zehn Jahren gekauft habe, haben alle knapp über 2000 Mark gekostet, nur steht hier inzwischen ein P4 mit 2,irgendwas MHz und 80 GByte Festplatte und kein 486DX40 mit 420 MByte-Festplatte. Ich würde das schon so sehen, daß Computer immer billiger werden.

Teppiche,

*lol*

Gruß,
Christian

Ich antworte mal euch beiden.
Also ich bin erst 24, von daher weiss ich nicht wieviel die Waren vor 20 Jahren bei euch (im Westen?) gekostet haben.
Ich beziehe mich eher auf kurzfristiges, sagen wir seit 5 Jahren.

Sicher gibt es Videorekorder/PCs die vor 5 Jahren up to date waren, aber die sind jetzt nicht mehr zu kaufen oder zum Schleuderpreis, doch zu sagen sie würden dadurch billiger ist wohl übertrieben.

Wenn eine Technik neu auf den Markt kommt ist sie immer teuer, sobald dann eine gewisse Verbreitung und Bekanntheit eingesetzt hat und vor allem die Massenproduktion und der Wettbewerb eingesetzt hat stabiliert sich der Preis auf niedrigerem Niveau.

Den Automarkt brauchte ich zum Glück noch nicht so oft besuchen, von einer Verbilligung würde ich da aber nicht unbedingt reden.
Ändert sich vielleicht nach dem 8000€ Neuwagen aus Bulgarien…

Ach übrigens ja ich rede von Deutschland.

Zu den Lebensmitteln, geht ihr auch mal einkaufen?
Wenn ich vor 3 Jahren am Wochenende einkaufen ging habe ich für mich, meine Freundin, und meine Katzen für 40DM eingekauft wenns mal viel war dann für maximal 60DM, und jetzt unter 40€ wird der Laden nicht verlassen und da halten wir wirklich sehr an uns beim Einkaufen, meistens kostet ein Einkauf über 50€ das sind fast 100DM und ihr wollt mir sagen Lebensmittel werden billiger, ROFL.

Wenn ich von Kleidung spreche dann meine ich nicht die T-Shirts aufm China-Basar, sondern ordentliche Kleidung die auch ne Weile hält.
Und sicher gibt es mittlerweile Rabatte, somit kann man etwas billiger einkaufen, aber grundsätzlich ist doch das Preisniveau unverändert…

Hallo,

Die Automatisierung der Produktion ist hinsichtlich ihrer
Produktivität ausgereizt, folglich wird jetzt der nächste
Kostenblock Lohn angegangen. Die Produktion wandert ab.

Ja, und über die Lohnkostensenkug werden auch unumgängliche Kosten aufgefangen. Deshalb habe ich nie verstanden, wie die Einführung der Ökosteuer Arbeitsplätze schaffen soll. Was tut man denn, wenn man sparen will? Mit Lohnkosten hat man

Unser mittelfristiger Trumpf ist, wir sind auch Markt. Wenn
also wir immer weniger kaufen können und die Länder die
neuerdings Produktions-Löhne verdienen noch nicht genug haben,
siehts gar nicht so toll aus für die Produzierenden und ihre
Umsatzpläne. Folglich wird kein Produzent allzu plötzlich
verschwinden.

Das ist wohl das Dilemma, was scheinbar keiner kapieren will. Jeder Unternehmer will Umsatz machen, verkaufen, was auch immer. Das kann ich aber nur, wenn die Leute auch was im Säckel haben. Ist die Stagnation im Einzelhandel nicht schon ein Zeichen dafür? Da ich nicht zu den Großverdienern gehöre, wo es auf einige Euros hin oder her nicht ankommt, muss ich das, was mir fehlt woanders einsparen. Ich z.B. schiebe einen Autokauf jetzt schon 3 Jahre vor mir her. und wenn ich mirs recht überlege, kommt der sicher nochmal durch den Tüv. Vielleicht sind die Autos ja dann auch billiger. Die Deflation schlägt zu. M.E. sind wir auf einer Abwärtsspirale, was sich mir jetzt auch bestätigt hatte, in einer Wirtschaftsprognose für dieses bzw. nächstes Jahr. Scheinbar wundert sich jeder, ausser ich.

Grüße

Sarah

Hi!

Die Produktion wandert ab.

Und fängt sich damit höhere Transportkosten und Bestandskosten
ein…

So lange es sich rechnet, dass Nordseekrabben zum Pulen nach Marokko verfrachtet und anschließend wieder nach Deutschland transportiert werden,

so lange Schweineschinken aus Bayern nach Norditalien gefahren wird, damit er als „Parma-Schinken“ wieder nach Deutschland zurückkehren kann,

so lange Butter aus Irland nach Süddeutschland gefahren wird,

so lange lebende Tiere quer durch Europa kutschiert werden, nur weil der Schlachthof in 3.000 km Entfernung günstigere Preise anbietet,

so lange Äpfel aus Neuseeland oder Argentinien um die halbe Welt gefahren werden, obwohl in Nachbars Garten mehr als genug davon sind,

[…]

so lange soll mir keiner erzählen, die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland macht aus den Transportkosten ein K.O.-Kriterium.

Grüße
Heinrich

so lange Äpfel aus Neuseeland oder Argentinien um die halbe
Welt gefahren werden, obwohl in Nachbars Garten mehr als genug
davon sind,

Du weißt aber schon, dass gerade zur Apfeltzeit in Neuseeland in nachbars Garten noch nicht viel wächst? Ein Blick auf den Globus, wo Neuseeland liegt, hilft da oft.

Anders formuliert:
Solange es billiger ist, Äpfel aus Neuseeland nach Deutschland zu schaffen, als deutsche Äpfel im Kühlhaus einzulagern…

Dank Neuseeland können wir zweimal im Jahr frische Äpfel essen.

Ich antworte mal euch beiden.
Also ich bin erst 24, von daher weiss ich nicht wieviel die
Waren vor 20 Jahren bei euch (im Westen?) gekostet haben.
Ich beziehe mich eher auf kurzfristiges, sagen wir seit 5
Jahren.

Da kann ich gut vergleichen, weil ich seit ziemlich genau 5 Jahren hier wohne und entsprechend immer in den gleichen Geschäften einkaufe.

Sicher gibt es Videorekorder/PCs die vor 5 Jahren up to date
waren, aber die sind jetzt nicht mehr zu kaufen oder zum
Schleuderpreis, doch zu sagen sie würden dadurch billiger ist
wohl übertrieben.

Wieso? Gleiche Ware für weniger Geld ist doch die Definition von billiger, oder?

Zu den Lebensmitteln, geht ihr auch mal einkaufen?

Ja, ständig. Mein Geschmack ist teurer geworden, aber die Waren, die ich früher gekauft habe, kosten praktisch das gleiche, wenn sie nicht günstiger geworden sind. Gilt eigentlich durch die gesamte Warenpalette. Nicht umsonst geht es dem Einzelhandel so schlecht, weil die Leute nur noch nach dem Preis schauen und nicht nach der Ware. Und so kommt es dann, daß man ganze gebratene Hähnchen für 4 Euro kaufen kann. Die rohen gibts dann mitunter für 1,99.

Wenn ich von Kleidung spreche dann meine ich nicht die
T-Shirts aufm China-Basar, sondern ordentliche Kleidung die
auch ne Weile hält.
Und sicher gibt es mittlerweile Rabatte, somit kann man etwas
billiger einkaufen, aber grundsätzlich ist doch das
Preisniveau unverändert…

Unverändert + Rabattaktionen, und das soll nicht billiger heißen?

Gruß,
Christian

Hi!

Ja, ständig. Mein Geschmack ist teurer geworden, aber die
Waren, die ich früher gekauft habe, kosten praktisch das
gleiche, wenn sie nicht günstiger geworden sind. Gilt
eigentlich durch die gesamte Warenpalette. Nicht umsonst geht
es dem Einzelhandel so schlecht, weil die Leute nur noch nach
dem Preis schauen und nicht nach der Ware. Und so kommt es
dann, daß man ganze gebratene Hähnchen für 4 Euro kaufen kann.
Die rohen gibts dann mitunter für 1,99.

Die Diskussion um „billiger“ oder „teurer“ nur über den Preis funktioniert nicht. Was immer vergessen wird, ist die erforderliche Lohnarbeit, die notwendig ist, um sich das Produkt leisten zu können.

Nehmen wir die ach so teuren Lebensmittel als Maßstab. 1960 kostete ein halbes Pfund Markenbutter (umgerechnet) 83 EuroCents. Heute kostet Butter 102 EuroCents. Fast 23 Prozent mehr. Allerdings musste man 1960 für ein halbes Pfund Butter 39 Minuten arbeiten. Heute hingegen nur 5 Minuten. Das ist etwa ein Achtel!

Ein Kilo Rindfleisch kostete 1960 263 EuroCents, heute 571 EuroCents. Der Preis hat sich mehr als verdoppelt. Rindfleisch ist also enorm teuer geworden. Jedoch musste man 1960 für ein Kilo Rindfleisch über zwei Stunden arbeiten, heute hingegen nur 30 Minuten. Also eine Viertelung der Arbeitszeit.

Einfach Preise von vor zehn Jahren mit den Preisen von heute zu vergleiche, ist also eine unzulässige Berechnungsmethode.

Grüße
Heinrich

Heinrich,

Die Diskussion um „billiger“ oder „teurer“ nur über den Preis
funktioniert nicht. Was immer vergessen wird, ist die
erforderliche Lohnarbeit, die notwendig ist, um sich das
Produkt leisten zu können.

da sind wir uns einig. Meinst Du aber im Ernst, daß ich mir bei einer so leicht zu widerlegenden Behauptung, wie der von WoW, die Mühe mache, die relativen Preise rauszusuchen? Wer behauptet, daß elektronische Geräte in den letzten Jahren teurer geworden sind, der verdient diesen Aufwand nicht.

Wer sich heute beschwert, daß ein Ei eines freilaufenden Huhns 20 Cent kostet, wird sich von dem Hinweis, daß ein Legebatterieei in den 70ern 25 Pfennig kostete und einem gleichzeitigen Hinweis auf die Lohnentwicklung auch nicht beeindrucken lassen.

Also halte ich die Sache im gegebenen Zusammenhang auf einem angemessen niedrigen Niveau :wink:

Gruß,
Christian