Hallo,
die Politik ruft doch seit gut 15 Jahren nach größeren weil angeblich :international schlagkräftigeren Kreditinstituten
Das finde ich noch legitim. Wenn du nicht groß genug bist und
genügend Marktkapitalisierung auf die Waage bringst, wirst du
früher oder später Objekt einer Übernahme.
das war in der Vergangenheit selten ein Argument der Politik und ist es heute im Zusammenhang mit den Landesbanken schon gar nicht. Wenn man Obergrenzen für Kreditinstitute festlegte, wäre das Thema eh vom Tisch.
Größe ist nicht gut. Größe bedeutet Komplexität und Ineffizienz, Risiken und Kosten. Man kann der Ansicht sein, daß ein Industrieunternehmen damit leben kann - ein Kreditinstitut kann es auf Dauer nicht, weil es praktisch nur mit Risiken zu tun hat.
Ich würde mich als
Bundesregierung auch nicht wohlfühlen bei dem Gedanken, daß
größer werdende Teile der Wirtschaft im Land von auswärtigen
KI abhängig werden könnten, auf die im Ernstfall eben nicht
eingewirkt werden kann.
Auf ein privatwirtschaftliches Kreditinstitut kann praktisch auch nicht eingewirkt werden, wenn man mal von aufsichtsrechtlichen Regelungen absieht, die aber auch für ausländische Institute gelten. Schon auf die öffentlich-rechtlichen Institute wird nicht eingewirkt, obwohl es aufgrund der Gesellschafterrolle der öffentlichen Hand möglich wäre.
Sobald ein Laden eine gewisse Größe erreicht hat, muß
umgeschaltet werden vom Unternehmer auf Manager, das ist auch
bei den großen Privatvermögen in den Unternehmerfamilien so.
Und genau deswegen ist Größe schlecht: sobald Management und operatives Geschäft inkl. Mitarbeiter nur noch durch große Reden anläßlich von Betriebsversammlungen und Vorschriften miteinander verbunden sind, wirds problematisch.
Ein Unternehmer weiß, warum Maschinen nicht laufen oder Produkte auf Lager verrotten, weil er mit den Mitarbeitern vor Ort spricht. Ein Manager nimmt entsprechende Berichte entgegen und ordnet Gegenmaßnahmen bzw. Ziele an. Ein Unternehmer spricht mit seinen Kunden und verhandelt über den Preis und die anderen Konditionen. Manager schließen mit anderen Managern Absichtserklärungen ab und überlassen die Umsetzung Leuten, die Umsatzprovision bekommen. Unternehmer sprechen mit ihren Kreditgebern und kennen deren Mitarbeiter seit Jahren, während Manager für ihre Finanzleute Vorgaben machen, nur nach den Konditionen zu entscheiden.
Schlecht, schlecht und nochmals schlecht.
Natürlich gibt es Unternehmen, bei denen die Manager gute Arbeit leisten (d.h. besser als beschrieben), und natürlich schlechte Unternehmer. Beides kann aber auf lange Sicht nur die Ausnahme bleiben (irgendwann kommt die erste Managementgraupe und schlechte Unternehmer sind über kurz oder lang vom Markt verschwunden).
In dem Zielkonflikt Größe vs.
Unternehmertum/Risikoorientierung sehe ich das letztere auf
dem Rückzug und nirgend einen Silberstreif. Die Landesbanken
sollten eigentlich als Regulativ wirken, haben aber eine wie
die andere die ihnen ursprünglich von den Ländern zugedachte
Rolle mißachtet, sind dem Größen- und Ertragswahn erlegen und
haben Geschäftsbank gespielt.
Jede Landesbank hat ihre eigene Geschichte und damit gibts auch verschiedene Ursachen für das Scheitern. Oft waren es die Gesellschafter, die Erträge forderten, diese aber auf normalem Wege nicht ermöglichten, weil sie ihren Landesbanken den flächendeckenden Marktzugang verweigerten. Also betätigte man sich auf den Kapitalmärkten und bewegte Riesensummen mit Minimargen.
Generelles Problem der Landesbanken ist darüber hinaus ihre Nähe zur Politik und ihre Dezentralität. In die Provinz bekomme ich nur gute Leute, wenn ich sie fürstlich bezahle oder eben nicht ganz so gute Leute. Außerdem sitzen auf allen Hierarchieebenen auch heute noch ehemalige Beamte und im Aufsichtsrat (naturgemäß) Vertreter der Gesellschafter - was dann wiederum Politiker und Sparkassenleute sind.
Hauptursache für das aktuelle Problem ist der Wegfall von Gewährträgerhaftung und Anstaltslast. Das noch bestehende AAA-Rating wurde dazu benutzt, sich mit billigem Kapital vollzusaugen. Das wollte investiert werden und so trafen zugekaufte Superinvestmentbänker auf ehemalige Beamte ohne Knowhow, die sich von AAA-Ratings überzeugen ließen. Fertig war die Zeitbombe.
Deren Zusammenlegung und
Konsolidierung würde nicht mehr erzeugen als eine weitere
Entscheidungsebene und Neidreaktionen der meisten
Landesfürsten.
Oder aber die weltgrößte Bad Bank.
Mal abgesehen von den gegebenen politischen Möglichkeiten:
Was wäre von einem vom Einfluß von Gebietskörperschaften
befreiten KI im Eigentum der Sparkassen und
Genossenschaftsbanken zu halten? Das wäre ein geschlossener
Kreis und eine überschaubare Anzahl von Anteilseignern, die
alle einigen Sachverstand mitbringen, nicht vom Größenwahn
befallen sind und mit denen auch keine (freundliche oder
feindliche) Übernahme zu machen ist.
Einfluß wird es immer geben, die Zahl der Gesellschafter wäre nicht überschaubar, Sachverstand würde ich genauso wenig durchgängig unterstellen wollen wie fehlenden Größenwahn.
Gruß
Christian