Hi!
Du meinst also, daß es keine Probleme gibt, wenn ein
Mitarbeiter zwar entsprechend seines Arbeitsvertrages anwesend
ist, ansonsten aber außer Kohlendioxid nichts produziert? Daß
wiederum das Standard in Deutschland sein soll, kann ich mir
nun nicht vorstellen.
Das habe ich nicht behauptet. Ich bin davon ausgegangen, dass ein MA eine bestimmte Aufgabe erledigen soll. Dafür wird er mit X Arbeitsstunden eingeplant, die dann dem Auftraggeber berechnet werden (Festpreis-Vereinbarung). Wenn MA jetzt weniger als die X Stunden braucht, hat er einen „lauen Lenz“. Rein theoretisch könnte er seinem Chef sagen: Arbeit getan, es ist Mittwoch, ich bin kommenden Montag wieder da.
Was sagt Chef? Nix da, du bleibst und sitzt deine Stunden ab, denn sonst hast du auf deiner Stempelkarte Fehlzeiten, die ich nach oben begründen muss, und das ist ein Problem.
Es geht nicht (Wiederholung: nicht) um unproduktives Herumsitzen, sondern um Personaleinsatzplanung mit Projektzielvereinbarung
Ich bin ja kein Fachmann, aber ist die Erledigung eines
Auftrages in 40% der veranschlagten Zeit tatsächlich ein in
relevanter Häufigkeit vorkommendes Ereignis? Ich kenne aus der
Projektarbeit (inkl. IT) nur die Faustformel „tatsächlicher
Bedarf an Zeit und Geld = π * veranschlagter Bedarf an
Zeit und Geld. Planunterschreitungen sind mir noch nie
untergekommen. Sollten drastische Planunterschreitungen bei
Euch die Regel sein, liegt das weniger am Problem der
Arbeitszeitkontrolle und –steuerung sondern an der
Auftragsplanung.
Aus meinen bescheidenen Erfahrungen (Ich war in den
vergangenen Jahren an einer guten Handvoll von EDV-Projekten
als späteterer Anwender beratend beteiligt.) ist es eher so,
daß die Planung wie ausgeführt unter dem tatsächlichen Bedarf
liegt und die Mitarbeiter entsprechend Überstunden schieben
müssen, um die zeitlichen Vorgaben zu erfüllen, wie sie mit
dem Kunden vereinbart wurden.
Nun, bei uns im IT-Bereich gibt es eine Arbeitsrotation. MA ist zuständig für Entwicklung, und nach einer bestimmten Zeit wandert er in die Wartung. Da werden Fehler behoben und geringfügige Programmerweiterungen durchgeführt. Jede dieser Änderungen wird zwangsläufig geschätzt, und in etwa der Hälfte aller Fälle liegen die Schätzungen zu hoch (klar, man ist aus der Erfahrung ein gebranntes Kind, also lieber zu hoch als zu niedrig schätzen). Da der Kunde ein Fixum zahlt, ist es für das IT-Unternehmen egal, ob sein MA die geplante Zeit für die Aufgabe verbraucht oder weniger (nur bei einem Mehrbedarf an Zeit wird die Chefetage gnatzig - logisch!).
Nun könnte der unbedarfte MA denken: Wenn ich meine Arbeit in vier statt in fünf Tage erledige, habe ich einen Tag frei. Und da irrt der MA. Der Chef lässt ihn antreten und so sinnige Aufgaben verhängen wie Kopierpapier stapeln o.ä. Das Problem liegt eben daran, dass nicht die Zielerreichung der Aufgabe der Wertmaßstab ist, sondern die fixierte Wochenarbeitszeit. 38 oder 40 oder 42 Stunden die Woche Anwesenheit lassen sich eben leichter kontrollieren als die Zielerreichung der Aufgabe (der Chef wird sich vermutlich intern anhören dürfen, dass er nicht in der Lage ist, seine MA vernünftig auszulasten - obwohl das nichts mit der Qualität der Arbeit zu tun hat, sondern nur mit der Einschätzung der Aufgabe und der offenkundigen Abwesenheit seiner Untergebenen).
Grüße
Heinrich