Grüß Gott!
Du willst mit deiner erfundenen Geschichte letztendlich die Religionen als dämliche, von Menschen erdachte und unlogische Glaubenskonstrukte hinstellen - und jeder soll dir jetzt quittieren und bescheinigen, dass du Recht hast.
Der Mensch der Neuzeit meint, nur die „heilige Naturwissenschaft“ verkünde als einzige die Wahrheit auf der Welt. Dabei wird ganz außer Acht gelassen, dass die Naturwissenschaft überhaupt nur einen kleinen Teil der gesamten Wirklichkeit als wahr anerkennen will, nämlich nur das, was durch das Raster der Objektivität fällt und was auch systematisch und technisch registrierbar ist.
Ich kann zum Beispiel auch nicht ein Gemälde auf einer Leinwand verstehen, indem ich die Farbe hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung analysiere.
Dabei ist es so, dass die Gestalt, die auf dem Gemälde abgebildet ist, wirklich ist, d. h., sie ist gegenwärtig und im Bewusstsein als Geistesinhalt aufnehmbar, sie hat eine Essenz, sie verkörpert eine Idee. Es ist nicht so, dass erst in unserem Gehirn das Bild entsteht, sondern das Gehirn ist die „Maschine“, die uns das Bild (als Träger einer Wirklichkeit, die unabhängig von uns existiert) ins Bewusstsein ruft und dann psychische Reaktionen hervorruft.
Ich will dir noch einen Tipp geben: Schau’ dir mal den Film „Metropolis“ von Fritz Lang an - das ist einer der besten Filme, die es jemals auf der Welt gegeben hat. Nicht so trivial und uninteressant wie die heutigen amerikanischen Streifen - da hält mich sogar eine Schlaftablette noch besser wach. „Metropolis“ trifft den Nerv der heutigen Zeit - die Thematik ist aktueller denn je. Und dann wirst du vielleicht feststellen können, gemessen an der heutigen Zeit, dass „Rotwang“ (eine Figur, die die Naturwissenschaft in diesem Film verkörpert) heutzutage sehr oft multipliziert ist und auf den Straßen herumläuft. Auf mich zumindest hatte der Film eine bereinigende, klärende Wirkung.
Mit freundl. Grüßen,
Herbert Braunschläger