Die Ungung

Liebe Experten,

die Endung „ung“ macht so manches Verb zum Substantiv, und wieder einmal durchschaue ich die Regeln nicht: Es gibt die Heimsuchung und die Entscheidungsfindung, nicht aber die Suchung und die Findung, wohl aber die Scherung und (laut Maggi-Kochstudio) die Würzung - und mir stellen sich die Federn auf. Wer weiß was?

Danke für jede Antwort!

Hallo drambeldier,

generell kann das -ung jedes Verb zum Nomen machen!

Man nennt die „Ungung“ offiziell: Ableitung oder Derrivation und damit ist nicht nur die Ableitung eines Nomens von einem Verb gemeint, sondern jede Ableitung eines Worts von einem anderen.

Also z. B.:
schön
=> e Schönheit
=> der Schönling
=> schönen
=> die Schönung
=> verschönern
=> die Verschönerung
=> unschön
möglich wäre auch:
schönbar, schönlich, schönhaft, verunschönern, schöneln,
aber die klingen uns irgendwie seltsam, unvertraut, falsch.

Dass die einen akzeptiert und vertraut, die anderen aber falsch klingen, liegt daran, dass die Deutschen in den Jahren, seit deutsch gesprochen wird - und das sind etwa zwölfhundert Jahre, wenn man mit dem Althochdeutschen anfängt - manche Wortbildungen benutzten, andere nicht.
Es ist also der Sprachgebrauch, der uns das eine als richtig das andere als falsche hören lässt.
Und dieser Sprachgebrauch ist zu verschiedenen Zeiten anders und auch in verschiedenen Regionen.
Hier im Westen kennen wir die Abzweigung , im Osten gab und gibt es den Abzweig. Bei uns gibt es im Viertelfinalspiel eine Unterbrechung wegen eines Fouls, das der Schiedsrichter gepfiffen hat, in der Schweiz pfeift der Referee einen Unterbruch.
Und es ist nicht bekannt, warum dies so ist. Meist nicht einmal, seit wann es so ist.
Aber offensichtlich bestand für bestimmte Ableitungen ein Bedürfnis der Sprecher, man brauchte das Nomen für oder in irgendeinen technischen oder kommunikativen Zusammenhang, also bildete man es.
Die Mystiker waren da sehr kreativ: Vergottung, Vergeistigung, Erklärung uvam sind damals entwickelt worden, meist aus dem Lateinischen, weil man eben die theologischen Überlegungen, die philosophischen Gedanken auch ins „geliebte Deutsch übertragen“ wollte.
Für andere Wortbidungen bestand kein Bedarf - oder kein Bedürfnis? - also blieben sie ungenutzt.
Mit „Würze“ allein hätten wir gut leben können, bis das Maggi-Kochstudio meinte, es müsse doch auch „eine Würzung“ geben und du wirst sehen, dass schon viele Fernseher das so sagen, auch wenn Hellseher wie du da schwarz sehen.
Mir liegen die Frühstückscerealien schwer im Magen, obwohl ich noch nie welche gegessen habe.
Bis ins Jahr 1965 - ich zitiere jetzt aus dem Gedächtnis - gab es im Duden nur das Nomen „Düse“; nachdem etwa 1983 „Codo im Sauseschritt zu düsen“ anfing und dies sehr oft wiederholte: „Und ich düse, düse, düse im Sauseschritt und bring die Liebe mit“, und die Radiostationen dies Lied siebenunddreißig Mal pro Tag sendeten, konnten die Mannheimer nicht anders und nahmen es ins Wörterbuch auf.
Regeln und Systematik für die Aufnahme von Neologismen in den alltäglichen Wortschatz sind schwer angebbar.
Die Dudenleute beobachten diese Neologismen, und wenn in viel gelesenen Publikationen über einen längeren Zeitraum so ein Wort mit hoher Frequenz auftaucht, so ist es ein guter Kandidat für die Aufnahme in den „offiziellen deutschen Sprachschatz“, gleich was für ein falscher Fuffziger es auch sein mag.

Ischabisslelangworda!
Gruß Fritz

Hir Fritz,

generell kann das -ung jedes Verb zum Nomen machen!

das ist zwar richtig und trifft’s doch nicht ganz: Ich höre ein Dröhnen, aber verpasse mir eine Dröhnung; das Wohnen ist teuer, die Wohnung ist zu klein - solche Pärchen lassen mich vermuten, dass in dem -ung irgendeine Bedeutung versteckt ist, die sich mir aber entzieht.

Ischabisslelangworda!

Da staunt der zugroaste Allgeier: „worda“ hätte ich als „worra“ ausgesprochen.

Gruß Ralf

Lieber Ralf,
einen

zugroasten Allgeier"

gibt es allenfalls in Bayern. Aber dazu frage doch Uschi. Im Schwäbischen ist das ein

Reigschmeckter!

„worda“

ist allerbestes „Schduagader“ Honoratiorenschwäbisch.

Gruß Fritz

Hallo, Fritz.

Bis ins Jahr 1965 - ich zitiere jetzt aus dem Gedächtnis - gab
es im Duden nur das Nomen „Düse“; nachdem etwa 1983 „Codo im
Sauseschritt zu düsen“ anfing und dies sehr oft
wiederholte: „Und ich düse, düse, düse im Sauseschritt und
bring die Liebe mit“, und die Radiostationen dies Lied
siebenunddreißig Mal pro Tag sendeten, konnten die Mannheimer
nicht anders und nahmen es ins Wörterbuch auf.

An dieser Stelle kann ich meiner Senfgabe Enthaltung nicht Unterdrückung verleihen und verweise auf Calvin (© B. Watterson), der mitteilte, daß er dazu übergegangen sei, Wörter zu verben , also alle Haupt- und Eigenschafts- in Tätigkeitswörter umzuwandeln. Das „Jetten“/„Düsen“ führt er als Beispiel an.

Verben skurrilt die Sprache

und Hinzufügung von Weiterungen erfährt Unterbleibung.

Gruß kw