Hallo
Alle bisher bekannt gewordenen Anzeichen sprechen dafür, dass die schweren Terroranschläge in New York und Washington durch Täter aus dem islamischen Raum durchgeführt wurden. Deshalb liegt es nahe, im Islam eine Erklärung für das erschreckende Tun zu suchen.
Muss man annehmen, dass die Muslime eine besonders gewalttätige Ader besitzen oder gar, dass ihre Religion an sich schon zu Gewalttätigkeit drängt? Bei oberflächlichem Hinschauen mögen solche Schlüsse nahe liegen, obgleich sämtliche Oberhäupter der islamischen Staatenwelt die Anschläge verurteilt haben - mit einer einzigen Ausnahme: Saddam Hussein. Es gab einige Freudendemonstrationen bei Jugendlichen aus den verwahrlosten Unterschichten der Palästinenserlager in Libanon, die natürlich sofort im Fernsehen gezeigt wurden.
Die Täter selbst, wenn sie wirklich aus der Umgebung von Osama bin Laden stammen, würden ihre Untat wohl als „durch den lslam geboten“ rechtfertigen. Sektenartige Strömungen können einen beträchtlichen Fanatismus entwickeln und bis zur Bereitschaft zu Selbstmordanschlägen gehen.
Für den Nahen Osten und die gesamte muslimische Welt ist bezeichnend, dass Religion und Politik viel enger verbunden sind als dies in den europäischen Staaten der Fall ist. Oft ist ein Gottesstaat unter dem islamischen Religionsgesetz das Ziel. Der Selbstmord gilt im Islam aber als eine Todsünde. Dennoch predigen, preisen und veranlassen solche Gruppen Selbstmordanschläge gegen ihre politischen Feinde, weil das Politische ihr Tun viel mehr motiviert als das eigentlich Religiöse.
Nun gibt es in der islamischen Welt ausgesprochene Krisengebiete, in denen die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist und Kleinkämpfe das tägliche Leben bestimmen. In diesen Krisengebieten findet man - wie überall auf der Welt, wo es zu Kämpfen kommt - starke Parteibindungen, die sich leicht zu einer Art Kriegsfanatismus ausweiten.
Es ist gewiss kein Zufall, dass die vermuteten Terroristen und ihre möglichen Hintermänner offenbar eng mit diesen nahöstlichen Krisengebieten zusammenhängen. Afghanistan, Palästina und der lrak sind solche Krisengebiete, heimgesucht von Kämpfen, Elend und wachsender Hoffnungslosigkeit.
Im Irak ist es der amerikanisch-englische Boykott, der bewirkt, dass die dortige tyrannische Regierung sich an der Macht festigt, indem sie „die Amerikaner“ für alles Übel verantwortlich erklärt, das die Iraker befällt. In Palästina herrscht seit September 2000 ein bitterer Kleinbürgerkrieg zwischen Palästinensern und Israeli.
In allen drei Krisenherden haben die Amerikaner eine bedeutende Rolle gespielt. Allen drei Krisengebieten haben die Amerikaner, als alles ganz elend wurde und ausweglos schien, mehr oder minder empathisch den Rücken gekehrt. Sie beschlossen, sie im eigenen Saft schmoren zu lassen. Dadurch werden die Mächtigen weiter verstärkt. Die Leidenden und Unterlegenen aber - das Volk - erblicken in den Amerikanern die wahre und wichtigste Ursache ihres Leidens.
Elendsgebiete mit einer verzweifelten Bevölkerung sind der beste Rekrutierungsgrund für Selbstmordkandidaten, wie man sie für Selbstmordanschläge braucht. US-Vergeltungsmassnahmen, die präzise die Urheber und Drahtzieher der Anschläge treffen, mögen als Abschreckungsmassnahmen angebracht sein. Aber eine dauerhafte Lösung kann nur realisiert werden, wenn die Elends- und Krisenzonen abnehmen statt zu wachsen.
Dazu braucht es politische Mittel: In Palästina einen echten Friedensprozess mit tatsächlich neutralen und objektiven Vermittlern. Im Irak eine Aufhebung des Boykotts, um das Wiedererstehen einer gesunden GeselIschaft zu ermöglichen; dieser Prozess wird allerdings lange dauern und schwierig sein. Europa hat dabei die Aufgabe, seine amerikanischen Bundesgenossen vor grobschlächtigen Aktionen mit dem Vorschlaghammer zu warnen.
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Hallo,
sehr treffend. Ich stimme dir zu. Bis auf:
…US-Vergeltungsmassnahmen, die
präzise die Urheber und Drahtzieher der Anschläge treffen,
mögen als Abschreckungsmassnahmen angebracht sein.
So sehr ich das hoffe, ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Abschreckung minimal ist.
Selbstverständlich muss Strafe sein. (Wenn klare Beweise über die Schuld und nicht nur Verdachtsmomente - wie stark sie auch immer sind - vorliegen.)
Aber die erwünschte Wirkung auf potentielle Terroristen dürfte ausbleiben, ja diese eher noch anstacheln.
Deshalb halte ich die von dir genannten anderen Vorschläge zur weltweiten Entspannung für die einzig effektiven Maßnahmen.
Gruß,
Salzmann
Hallo, Scriptor,
auch ich danke Dir für diese sehr gute Zusammenfassung, möchte aber Salzmanns Einschränkung unterstreichen.
Die Rolle Europas wird es tatsächlich sein moderierend einzugreifen.
Grüße Eckard.
Lieber Scriptor,
nimm Dir ein Beispiel an Gandhi, von ihm stammt der Satz, daß man „Religion und Politik“ nicht trennen kann.
Weißt Du, ich finde, daß jeder verantwortliche, gläubige Mensch sich für das Gemeinwohl verpflichten und einsetzen und sich nicht mit der Rolle als Zuschauer in der letzten Reihe zufriedengeben sollte.
Hast Du den Film „Gandhi“ noch gesehen? Kann ich Dir dringend empfehlen. Einer der wichtigsten Filme des letzten Jahrhunderts.
Philip
Hallo Philip
Ich muss eine kleine Korrektur anbringen:
Gandhi bemerkte kurz vor seiner Ermordung durch einen seiner Glaubensbrüder (Hindu):
LEIDER kann man Politik nicht von Religion trennen. Es macht einen gewaltigen Unterschied in der Aussage aus, wenn die Aussage vollständig wiedergegeben wird. Klassisches Bespiel für eine Manipulation, was ich Dir nicht unterstelle! Er wusst wovon er sprach, hatte er doch mit mit seiner Glaubensgemeinschaft (Hindu) schwere Auseinandersetzungen wegen seinem Einigungskurs mit den Muslimen. Das Nichtgelingen führte schlussendlich zur Trennung Indiens und zur Gründung Pakistans.
Ich halte es absolut mit säkularisierten Staatsordnungen. Die Einmischung und/oder Uebernahme eines Staatsgebildes durch Theokraten hat noch immer ein schlechtes Ende genommen. Iran!!
Die Einmischung von Kirchenvertretern jeder Art in die Politik
finde ich je länger umso mehr als völlig daneben.
Ich fasse nun die Begriffe „Gläubiger“ und „Glaube“ mit Absicht weit.
Meiner Meinung nach, muss ein Mensch nicht gläubig (hörig!?) sein, auch nicht obrigkeitsgläubig(!) um in einer Gemeinschaft ethisch einwandfreie Verantwortung (nicht Macht!) übernehmen zu können.
Glaube jeder Art beinhaltet meiner Meinung nach immer Entmündigung, im schlimmsten Fall Unterjochung weil die Gläubigeng g l a u b e n . (z.B.3.Reich) Glaube bedingt doch immer, das jemand die Machtmittel in der Hand hat, um die „anderen“ zu „überzeugen“, bzw. denen das Gehirn auszusschalten. Mit welchen Mitteln auch immer. Dass dies heutzutage primär in bildungsmässig sehr schlecht entwickelten Staatsgebilden passiert, ist kein Zufall. Wer glaubt in unseren Breiten heute noch an die altbewährten Zuchtmittel Hölle und Fegefeuer?
Diese Antwort wäre eigentlich im Brett „Religion“ besser untergebracht…Trotz totaler Müdigkeit habe mich wieder einmal vergessen!
Gruss
Mäni, der immer n o c h an das Gute im Menschen g l a u b t
Aber die erwünschte Wirkung auf potentielle Terroristen dürfte
ausbleiben, ja diese eher noch anstacheln.
Zumindest wenn man die Schuldigen einfach umbringt. Damit würde man sie nur zu Märtyrern machen.
Über die russische Antiterroreinheit Alpha kursiert das Gerücht, daß sie bei einer Flugzeugentführung die Hintermänner aufgespürt und kastriert haben. Daraufhin wurden die Geiseln sofort freigelassen und seit dem gab es keine weiteren Entführungen. Ich weiß nicht, was an der Geschichte dran ist, aber das könnte funktionieren da es gerade für islamische Fundamentalisten eine erschreckende Vorstellung sein muß, ihre Männlichkeit zu verlieren. Allerdings ist ein solches Vorgehen nicht gerade zivilisiert.