Hallo Barkley,
ich möchte mich mal mit deinen Fragen von einem konservativen Standpunkt auseinandersetzen, auf den ich gerade mal Bock habe.
Ich frage mich, ob der Welt jemals mit Gerechtigkeit gedient
wurde, wenn Unschuldige aus Rache sterben mussten.
Ich frage mich, welchen Grund es für denkende Menschen geben mag, etwas auf die Gerechtigkeitsrethorik von Konfliktparteien zu geben. Es geht nicht um Rache; es geht um Schwächung, Gefügigmachung und Unterwerfung. Der Gedanke der Rache ist ein propa- gandistisches Manöver zur Erzeugung von Respekt- und Gefügig- keitsreflexen.
Es mag dem einen oder anderen noch nicht aufgefallen sein,
dass Terroristen niemals aufgeben, bevor sie ihre Ziele
mit ihrer Gewalt erreicht haben.
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Wer „Terrorist“ ist, kann man noch gar nicht wissen, solange man noch nicht weis, wer gewonnen hat. Und das wissen wir doch gar nicht, oder?
Sie sind nicht von Idealen oder erreichbaren Massstäben
geleitet,
Warum nicht von einem „natürlichem Selbstbehauptungswillen“ für eine Sache durchdrungen, die sie zu der ihren gemacht haben?
sondern nur von Hass.
Hass ist was für Blöde. Wer in „existenziellen Daseinsringen“ bestehen will, darf sein Vermögen, zu töten und zu vernichten nicht abhängig machen, von seinem Vermögen zu hassen. Er muss vielmehr aus einem kühlen Entschluss kalt „seinen Job tun“.
Wer noch hassen muss, hat schon von Anfang an vergeigt. In den Bundeswehrunis gibt es sehr gute Bücher zu diesem feinen aber wohl leider vergessenen Unterschied zwischen Hass und „vernunftentschiedener“ Feindseligkeit.
Sonst würden sie nicht blindwütig töten.
„Blindwütig“? Deutsche in afrikanischer Synagoge; Australier im indonesischen Vergnügungsviertel; die Twintowers in Manhatten; ich finde das nicht so blindwütig, sondern relativ „transkulturell durchdacht“ gezielt. Bei Mitläufern und Handlangern auf den billigen Plätzen mag Hass im Spiel sein; wer aber seine Biografie einem solchen Projekt - verdeckt - widmet, hat „Hass“ längst hinter sich gelassen bzw. spirituell transzendiert; und macht - seinen „Job“.
Können wir so einen Kompromiss finden?
Nein. Entweder die Sache schlafft ab, weil wichtige Ansatzpunkte entfallen oder es gibt einen show-down.
Und das ist auch das, was uns Osama Bin Laden deutlich sagt. Wir
sollen trauern, wir sollen sterben. Das für Dinge, für die
eben jene, die sterben sollen, nicht verantwortlich sind.
Ja, das ist natürlich furchtbar gemein von ihm, aber so macht man das nun mal, wenn man etwas vorhat in der Weltgeschichte. Das feindliche Gefolge wird mit horrenden Konsequenzen für seine Gefolgschaftstreue erschreckt, bzw. „umworben“. Wirklich, man macht das so. Die Gegengiftlosung heisst übrigens „Unsere Ehre heisst Treue“ damit das Gefolge nicht verzage, sondern schön bei der Stange bleibe.
ob wir weiterhin mit der schwachen Selbstermutigung
leben sollen, dass hier schon nichts passieren wird, obgleich
uns von „oberster“ Stelle mitgeteilt wurde, dass wir auf der
Liste stehen.
Ausländische Geheimdienste warnen, dass es schon bald zu
erheblichen Anschlägen kommen könnte, die gezielt auch die
Schwächsten bedrohen.
Wer von uns hat nicht selbst schonmal daran gedacht, was
passieren würde, wenn er oder seine Familie direkt Opfer eines
solchen Anschlages werden sollte? Wir wünsches es uns
gegenseitig niemals wünschen. Aber kann das heissen, dass es
deshalb auch nicht passiert?
Dort wo Hass herrscht, gibt es keine Ursachenbekämpfung.
Wenn es mal nur ein Hass wäre. Doch für das, was ich jetzt mal als „spirituelle Entschiedenheit“ bezeichnen würde, gilt ebenso wie für „Hass“:
- Es gibt Gründe; jedoch
- recht zählebige Gründe
Blinder Hass gegen Unschuldige ist stets unbegründbar.
Er ist meinetwegen bescheuert (Verzeihung, ich wollte ja konservativ argumentieren) aber er ist in den Köpfen der Betreffenden begründet; und zwar ohne Anführungsstriche.
Und die „spirituelle Entschiedenheit“ um die es sowieso eigentlich geht, ist erst recht begründet. In den Köpfen derer, die es betrifft. Jeder kann überprüfen, ob er das nachvollziehen kann und meinetwegen zu dem Ergebnis kommen, dass er es nicht nachvollziehen kann. Aber das sagt nichts aus über die Verhältnisse in den Köpfen derer, die es betrifft. Die haben ein Empfinden von Gründen, welches sogar mit etwas Nachdenken „nachempfindbar“ ist, wenn man sich freilich Mühe zu geben bereit ist.
Und sowas kommt in der menschlichen Natur leider vor.
Es kommt vor, dass Menschen Gründe zum Kampf auf Leben und Tod erblicken. Und es kommt vor, dass Menschen daran scheitern, diese simple Tatsache zu erblicken.
Es gibt Situationen, in denen wir uns an keine Richtschnur
halten können, der uns die Garantie der Sicherheit
gibt, wenn uns unkontrollierbarer Hass entgegen schlägt.
Welches thematische Problem soll neben den sichtbaren grammatikalischen Problemen denn nun aufgeworfen werden?
„Garantiert sicher“ bin ich vor keinem Privatamok und keinem Straßenverkehrsdelikt. Warum sollte ich ausgerechnet vor „Hass“ garantiert sicher sein? Und wieso soll „unkontrollierbarer Hass“ gerade so ein gefährliches Problem sein"? Ich finde „kontrollierten Hass“ im Sinne spiritueller Entschiedenheit viel gezielt-gefährlicher für den, gegen den er sich richtet. Zum Theam „Richtschnüre“ wäre allerdings schon einiges zu sagen und zu machen.
Findet man sich nicht auf einem Irrweg wieder, wenn man
glaubt, durch Ursachenbekämpfung, den internationalen
Terrorismus den Sauerstoff entziehen zu können? Ich glaube
schon.
Die Frage ist so falsch formuliert, dass man sie nur richtig negativ beantworten kann. Besser formuliert, liesse sie sich auch positiv beantworten. Der „Sauerstoff“ des Terrorismus ist die „Belangbarkeit“ Komprommitiertheit und fortdauernde Kompromittierung der westlichen Positionen in der arabischen Welt. Und die müßten das nicht sein. „Gerechtigkeit“ dagegen halte ich für ein „untergeordnetes“ Thema.
- Was sollen wir jetzt machen? Wer ist sich sicher, dass ihm
der Terrorismus keinen persönlichen Schaden zufügen wird?
Niemand ist vor gar nichts sicher; die Frage führt zu nichts.
- Sollen wir unsere Bemühungen der Terrorbekämpfung und
-prävention auf allen Ebenen verstärken, um Terrornetzwerke
nach und nach unbrauchbar zu machen?
Terror ist eher was zum „verhüten“ als zum bekämpfen. Erkannte Ziele können natürlich (unter demütiger Inkaufnahme der üblichen Kollateralschäden; allein das Geschwätz von "Zielgenauigkeit sollte unter Strafe und Regress gestellt werden) bekämpft werden. Doch das Problem sind ja die nicht erkannten Ziele. Und „Ziele“ die zur Selbstvernichtung entschlossen sind, sind naturgemäß recht schwer aufzuklären, was Voraussetzung ihrer Bekämpfbarkeit wäre. Als am 1.9.39 „zurückgeschossen“ wurde, da war das zwar gelogen, aber es war wenigstens klar auf wen. Heute ist es nicht unbedingt gelogen, dafür aber völlig unklar auf wen.
„Terrornetze unbrauchbar machen“… die konservativen Regimes zahlen Schutzgelder, damit es nicht bei ihnen, sondern bei uns Gottlosen knallt. Und der Westen hält diese Regimes für eine Bastion gegen den Fundamantalismus. Mit einem „unbrauchbar machen“ sollte hier vielleicht mal begonnen werden. Doch gerade dabei steht der Westen sich selbst im Weg. Wir alle finanzieren den Terror; an der Tankstelle. So siehts aus mit dem brauchbar machen.
- Sollen wir es mit der Bundesregierung halten, die der
Meinung ist, es sei nicht schlimmer als zuvor und daher müsse
sie die militärischen Finanzmittel, die eigentlich vor noch
einem Jahr für den Anti-Terrorkrieg angedacht waren, um gut
500 Mio verknappen? Ist dies der Beweis dafür, dass man der
Meinung ist, nur weil die Anschläge des 11.09.01 bereits über
ein Jahr zurückliegen, wäre die Gefahr ebenfalls um 50%
zurückgegangen?
Wenn die „militärischen Finanzmittel“ so klug ausgegeben werden, wie diese Fragen gestellt sind, dann sollte man sie vielleicht eher ganz streichen. „Anti-Terrorkrieg!“ „Krieg“ kann man gegen eine erkannte und abgrenzbare Organisation führen; gegen vermutete und ausufernd imaginierte Nebelschwaden kann man nur blind um sich schlagen, um sich am Ende zum Teil des Problems zu mausern.
Das, was die Öffentlichkeit wissen müßte, um sich mit deiner Frage informiert zu befassen, ist leider geheim.
- Oder sollen wir eine vermeintliche Ursachenbekämpfung
unterhalten, mit der wir uns selbst glauben machen wollen, wir
würden damit den Hass der Terroristen beenden; obgleich wir
uns fragen müssen, wo es eine Ursachenbekämpfung überhaupt
geben kann, wenn sich die Gewalt gegen unschuldige Menschen in
unserer Mitte richtet. Ich bin dabei der Meinung, dass
Terroranschläge, die gegen Unschuldige geführt werden,
eigentlich gar keine Ursachenbekämpfung möglich machen.
Unschuldige haben doch nichts getan, was Racheakte „begründen“
könnte. Wo also Ursachenbekämpfung?
Die Naivität dieser Fragestellung finde ich wirkich erschreckend. Die Gründe sind die, aus denen man es für nötig hält, dass man die arabische Welt 1. lieber selbst und 2. ohne westliche Berater zu regieren. „Schuldig“ ist das Feindgefolge natürlich nicht; aber es ist das Feindgefolge und als solches hat es immer Pech und braucht nie auch noch extra „schuldig“ zu sein. „Rache“ ist die Einschüchterungslosung zur Verzagt- und Abspenstigmachung. Zum überlaufen soll man die „Rache fürchten“. So dreht man halt Länder um. Egal ob mit Sempex oder Cruise missles.
Ich beziehe bewusst keine Stellung; interessiere mich aber für
Eure sachliche, ideologiefreie Meinung.
Ich finde, dass du deine „Voreingenommenheit“ (ich weiss gar nicht, wie ich es sagen soll) zu dem Thema so mit der Verkrüppelung deiner Fragestellungen verschränkt hast, dass es einem schon den Atem verschlagen kann. Du formulierst deine Fragen auf der Grundlage von hanebüchend geglaubtem ideologischen Unfug, finde ich.
Es geht mir daher in diesem Falle um uns.
Um niemandem sonst.
Genauso wie den Terroristen. Denen geht es auch um uns. Die wollen, dass wir uns vergangener Einsichten in „Machenschaften der jüdsichen Börsen- und Finanzplutokratie“ besinnen; uns von „liebdienerischer Buckelei gegenüber den Erpressungen der Holocaustindustrie“ „frei“ machen, d.h. Den USA und Israel den Laufpass geben und auf die EU in disem Sinne einwirken und den dann losbrechenden fundamentalistischen Umstürzen in der arabischen Welt neutral bis wohlwollend gegenüber stehen. Das sind doch völlig nachvollziehbare politische Ziele, die man ablehenen oder befürworten kann; aber für die auf jeden Fall auf beiden Seiten noch viele völlig unbeteiligte Menschen sterben werden müssen; und das heißt: getötet werden müssen.
Ich finde es abgrundtief ekelhaft verlogen, der anderen Seite unbegründeten Hass, Mord an Unschuldigen etc. vorzuwerfen. Auch wir werden (kollateral) „morden“ müssen; so ist das nun mal. Und wenn du in einem Einsatz mal über ein Waffensystem oder mehrere gebieten solltest, dann wird dir niemand garantieren können, dass du nur auf TÜV-geprüfte Terroristen „einwirken“ wirst. Es hat keinen Sinn der anderen Seite einseitig ein „Morden“ anzulasten. Man kann meinetwegen zu dem Ergebnis kommen, dass man deren Ziele für ekelhafter hält als die eigenen; nur wenn man irgendwie Stellung bezieht, dann wird man morden müssen.
Man kann natürlich auch zu der Überzeugzung kommen, die eingenen Ziele seien masslos edel, human, gottgefällig, fortschrittlich und menschenfreundlich; nur man wird für sie morden müssen, wenn „es“ denn losgehen sollte. Man wird es, und auch du wirst es nicht anders nennen können, wenn die ersten Bilder von schrappnellzerfetzten und napalmversengten Kinderleichen zu sehen sein werden. Und sie werden zu sehen sein. Da wird Iraqi TV und Al Dschassira für sorgen, es sei denn, der Westen erkennt sie rechtzeitig als „legitimate targets“ wie einst Jamie Shea das Belgrader Fernsehen nannte.
Während wir um unsere Toten trauern
werden, sollen wir an die Toten in Palästina und
Tschetschenien denken, so Bin Laden. In eine gewisse
Schadenfreude gehüllt, bezog er sich damit auch auf die
deutschen Opfer (Kinder, Frauen, Männer) von Djerba.
Ja, so macht man das. Zum Lagerwechseln (bzw. Neutralisierung) schafft man einen Grund, nämlich Angst, Sorge, Feigheit, je nach Geschmack, und liefert das Verdrängungskonzept gleich mit, also dass es einem recht geschah, weil es zuvor der anderen Seite auch geschah und man das jetzt durch Aussteigen beendet. Ist doch einen runde Sache. Wenn man das betreffende politische Konzept nicht will, muss man sagen, dass und warum man das politisch nicht will. Aber nicht einfach dem anderen vorhalten, dass er Druck und Propaganda macht. Das macht der Westen auch.
Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass Soldaten Mörder seien. Ich meine nur, dass Soldaten die zögern, zu Mördern zu werden, ihr Geld nicht wert sind. Hier bei www ein paar sentimentale Altlinke oder Jungspunde abzuwatschen ist das eine; aber z.B. auf Basra „einzuwirken“, das wird das andere sein. Hoffentlich halten dann die Nerven trotz des dürftigen „Feindbildes“.
So sieht das der konservative Sektor des Oberstübchens.
Die anderen musssten sich diesmal zurückhalten.
Grüße,
Thomas