Hai, unmoderierter Peet,
In heutiger „Süddeutschen“ steht ein brillanter Artikel von
Herbert Prantl mit dem oben genannten Titel:
schöner Artikel
Warum wird in Krisenzeiten immer alles falsch gemacht?
Weil in Krisenzeiten der Überlebensroboter in uns wach wird und der hat nunmal nur ein Ziel: ich, ich, ich, alles meins!
Dieser Überlebensroboter ist etwas konservativ - der hat sich mal gerade an das Feuer gewöhnt - und für ihn sind alle, die aus irgendeinem Grund nicht zur eigenen Horde gehören, Feinde, die ihm nur alles wegnehmen wollen. Es ist dabei unerheblich, ob es sich wirklich lebensnotwendige Dinge wie Nahrung und Wasser handelt, oder um eher abstrakte Machtpositionen, wie „Kanzler“…
Dazu kommt, daß der Überlebensroboter eher schlicht gestrickt ist, es gibt für ihn nur schwarz und weiß, nur „wir“ und die Bösen. Damit sind Menschen, die im Überlebensroboter-Modus sind, leicht zu steuern und leichte Beute für Demagogen. Ein solcher Demagoge braucht nur den Eindruck zu erzeugen, daß er (oder sie) zur Horde gehört und muß den „Feind“ irgendwie benennen (je nach politischer Großwetterlage sind das dann eben „die Juden“, „die Schwarzen“, „die Ausländer“, „die Kommunisten“ oder auch „die moslemischen Terroristen“) und schon kann ein Demagoge bequem „seine Horde“ zum „Krieg gegen den Terror“ oder auch gleich zum „totalen Krieg“ aufrufen…
Ist es da wirklich verwunderlich, daß viele Politiker aller Nationen eigentlich ganz zufrieden damit sind, daß in ihrem jeweiligen Volk Unsicherheit herrscht?
Warum ist die Stimme eines Prantl so einsam?
Weil die meisten Menschen „unpolitisch“ sind. Für den größten Teil der Bevölkerung ist Politik doch das, was die Parteien da machen, sie glauben, daß es irgendwie mit ihnen nichts zu tun hätte und wissen oder verstehen nicht, daß ihr alltägliches Handeln, ihre Haltung, schon Politik ist. Das ihre uralten Instinkte sie steuerbar machen.
Lustigerweise scheinen auch die meisten Politiker nicht zu verstehen, daß die Politik nicht irgendein rein Verstand-gesteuertes abgehobenes Spiel nach festgelegten Regeln ist, sondern daß nicht nur sie selbst von steinzeitlichem Verhalten gesteuert werden, sondern auch ihr jeweiliges Volk nicht mit kühlem Verstand, sondern mit den gleichen steinzeitlichen Verhaltensweisen reagiert.
Es gibt einfach nur wenige Menschen, die insinktiven Verhaltensweisen in sich selbst erkennen können und so in der Lage sind, statt des kurzsichtigen Hordenverhaltens („Die sind anders, die müssen verboten/ausgewiesen/abgeschafft werden“), durchdachte und langanhaltende, dafür aber auch langwierige, Lösungen zu präsentieren.
Gruß
Sibylle