Für eine Hausaufgabe muss ich herausfinden welche Formen des
Widerstands Bonhoeffer gegen die Nazis leistete. Ich bin jetzt
auch auf „Innere Emigration“ gekommen. Und meine Frage ist ob
man Bonhoeffer wirklich als inneren Emigranten bezeichnen kann
- schließlich war er auch länger in Amerika.
Sonst hab ich noch gewaltloser Widerstand (sprich: Reden,
Gottesdienste gegen das NS-Regime)und gewaltsamer Widerstand
(jedenfalls indirekt - wegen dem geplanten Attentat.
Vielleicht weiß ja jemand noch eine Form.
Hallo Chris,
„Innere Emigration“ war ja eine eher resignative Haltung und deswegen unpolitisch: Man zog sich zurück, pflegte die Innerlichkeit, die guten Manieren und die Klassiker von Literatur und Musik und litt allenfalls still unter dem Gebrüll und der Anstachelung zum Fanatismus.
Das alles war von Bonhoeffer und seinen Absichten weit entfernt (Ehweden.r stammte aus großbürgerlichem Hause und legte auf gute Manieren durchaus Wert!)
Dass er in Amerika war, ist richtig; ebenso richtig aber auch, dass er, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, dort zu bleiben, wissent- und willentlich nach Deutschland zurückgekehrt ist. Dies gilt übrigens ebenso für seine widerholten Aufenthalte in England nd Schweden.
Zuerst hatte er ganz gewiss keinen gewaltsamen Widerstand im Sinn; dazu war er zu sehr Lutheraner, und die Forderung von Römer 13, der Obrigkeit untertan zu sein, war zu jener Zeit integrativer Bestandteil lutherischer Theolgie. (Die Erkenntnis, dass Rö 13 keine metaphysische Begründung für den Staat liefert, kam erst später und nicht zuletzt durch Bonhoeffers theologische Gedanken.)
Dann aber wurde ihm immer deutlicher klar, dass in gewissen Situationen Widerstand auch zur Gewalt greifen darf. Wichtig ist dabei aber immer das Bewusstsein, dass diese Gewalt Sünde ist. Sie wird nicht durch die Umstände gerechtfertigt, auch nicht durch das Argument, dass damit Schlimmeres verhindert wird. das mag zur Begründung für den Widerstand dienen, eine Rechtfertigung ist es darum nicht.
Bonhoeffer rekurriert in diesem Zusammenhang auf Luthers Satz: Sündigt kräftig, aber glaubt kräftiger! (Peccate fortiter, sed credite fortius!) Das heißt: es gibt Situationen, in denen man - egal, was man tut - nur sündigen kann. Dann soll der Christ mit voller Überzeugung und allem Nachdruck und im Bewusstsein aller Konsequenzen die Sünde begehen, von der er meint, dass sie für alle zum Besten dient.
Er soll sich aber auch bewusst sein, dass diese Sünde ihm das Gericht Gottes auf den Hals zieht. Und der Verurteilung im Gericht Gottes kann er nur dadurch entgehen, dass er Christus als seinen Retter und Erlöser bekennt.
Du siehst, das ist nicht einfach und auch nicht einfach zu haben.
Das ist keine „billige Gnade“.
Deswegen müsste die Sammlung der Briefe, Gedichte, Fragmente aus der Haft in Tegel, die Eberhard Bethge als erster herausgegeben hat, eigentlich nicht „Widerstand und Ergebung“, sondern „Ergebung und Widerstand“ heißen, weil das Bonhoeffers gedankliche und politische Entwicklung besser wiedergibt.
Gruß - Rolf