Dietrich Bonhoeffer & Martin Luther

Hallo Wer-Weiss-Was’ler!

In einem Atikel über Dietrich Bonhoeffer habe ich gelesen, dass „Bonhoeffer begann, an der traditionellen lutherischen Trennung der Reiche des Glaubens und des Politischen zu rütteln.“

Nun meine Frage: Auf welche Aussage Luthers könnte diese Vorstellung zurückgehen? Hatte Luther wirklich das Bedürfnis Staat und Kirche zu trennen? Meint Luther damit, dass sich die Kirche nicht in Staatsangelegenheiten einmischen soll/darf?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten!
Stephan

Servus Stephan,

Nun meine Frage: Auf welche Aussage Luthers könnte diese
Vorstellung zurückgehen?

Prinzipiell sollte „bei Luther“ alles auf die Schrift zurückführbar sein. Zentral geht es hier um Lukas 20,25. Diese - im Original wohl nicht so zentrale - Anweisung hat für Luther enorme Bedeutung gewonnen, als er sich 1525 mit den politischen Folgen seiner theologischen Aktivitäten konfrontiert sah.

Eine ausführlichere Argumentation über Lukas 20,25 hinaus findet man hier:

http://www.luther.glaubensstimme.de/luther43.html

(leider mit einzelnen Tippfehlern)

Hatte Luther wirklich das Bedürfnis
Staat und Kirche zu trennen?

Dieses mit Sicherheit in dieser Form nicht, weil er vielleicht ein kluger Kopf war, aber keinesfalls in Begriffen dachte, die erst 200 - 250 Jahre nach seinem Leben diskutiert worden sind.

Meint Luther damit, dass sich die
Kirche nicht in Staatsangelegenheiten einmischen soll/darf?

Nicht so sehr die Kirche - eher lokale „Gottesstaaten“, wie ihn z.B. Thomas Müntzer, Jakob Hutter sich vorstellten, und religiös-politische Führer wie Florian Geyer.

Schöne Grüße

MM

Hallo Trueffelsau,

könntest Du noch ein bißchen Butter bei die Fische tun und uns erzählen, von dem der Aufsatz stammt, welchen Titel er hat und wo er veröffentlicht worden ist?

Mit Deinen spärlichen Angaben läßt sich nicht so richtig viel anfangen.

Mir fällt die „Zwei-Reiche-Lehre“ ein: Das Reich Gottes und das Reich der Fürsten oder das geistliche und das weltliche Reich.
Diese Konzeption hat Luther aber als einen Teil der politischen Ethik entwickelt, sondern als einen Teil und im Rahmen seiner Rechtfertigungslehre.

Wir dürfen, wenn wir diese Frage behandeln, auch nicht den Umstand außer Betracht lassen, daß Luther die Fürsten als „Notbischöfe“ eingesetzt hat, den weltlichen Herren also durchaus Verfügungsgewalt auch über die Kirche zugestanden hat. Daher stammt die teilweise verhängnisvolle Verbindung von „Thron und Altar“ respective die sehr einseitige und verengte Auslegung des Begriffs der Obrigkeit aus Römer 13.

Du siehst, das ist ein weites Feldund bedarf dringend einer gewissen Präzisierung.

Gruß - Rolf

In meinem Artikel habe ich ein Wort vergessen, und das entstellt natürlich den Sinn des Ganzen.

Es muß natürlich heißen:

Diese Konzeption hat Luther aber NICHT als einen Teil der politischen Ethik entwickelt, sondern als einen Teil und im Rahmen seiner Rechtfertigungslehre.

Vielleicht sollte ich ich doch mal daran gewöhnen, daß man sich, was man geschrieben hat, auch noch anschauen kann, bevor man es sendet.
Aber ich bin von meiner eigenen Perfektion derart überzeugt, daß ich dergleichen nicht für nötig befinde.

Naja!
Gruß - Rolf

1 „Gefällt mir“

OK - es geht um die „Zwei-Reiche-Lehre“. Quelltext bei Luther: „Von weltlicher Obrigkeit…“ In jedem einschlägigen Lexikon (RGG) Zwei-Reiche-Lehre.
Die kann man hier nicht so lang abhandeln, wie es nötig wäre.
Aber kurz: Natürlich geht’s auch um Unterscheidung zw Staat u Kirche. Dann dann mehr noch darum: Jeder (Christ) lebt in beiden Be-Reichen (eigentlich in beiden Beziehungen):

  1. In der Welt = Schöpfung Gottes. Hier soll man vernünftig, mit Gesetzen usw., die Dinge regeln. Auch das Recht mit Gewalt durchsetzen!
  2. Im Bereich des Glaubens = Herrschaft Christi. Hier gilt nur das dankbare Empfangen seiner Erlösungstat.
    Die positive Folge dieser Unterscheidung: Daraus entstand auch die Freiheit der Forschung/Lehre… Aufklärung ff…
    Die negative Folge dieser Unterscheidung wurde die Trennung von weltlich und geistlich: Eigengesetzlichkeit der Welt - zu Weltlichem, Poltitischem, auch zu Sozialem … könne der Glaube nichts sagen --fromme Innerlichkeit. Diese Trennung wurde (z.B. im Zuge der Auseinandersetzung gegen das 3. Reich) von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer und vielen anderen als verantwortungslos angegriffen. Siehe z.B. „Barmer Thesen“, besonders in These 2: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären“.
    Das als kurze Linie von MLuther zu DBonhoeffer.

Basty

ot
Hallo Rolf,

Aber ich bin von meiner eigenen Perfektion derart überzeugt,
daß ich dergleichen nicht für nötig befinde.

Selbsterkenntnis sollte irgendwann der erste Schritt zur Besserung sein…

Naja!

Eben.
MrsSippi

Selbsterkenntnis sollte irgendwann der erste Schritt zur
Besserung sein…

Hello Madam,

ich liebe die Menschen, die einen komplexen psychologischen Sachverhalt auf eine Binsenweisheit zusammenschnurren lassen können.

Das ist zwar nicht immer hilfreich, trägt aber doch hin und wieder zur Erheiterung des einen oder der anderen bei.

Gruß - Rolf

Hallo Trueffelsau,

könntest Du noch ein bißchen Butter bei die Fische tun und uns
erzählen, von dem der Aufsatz stammt, welchen Titel er hat und
wo er veröffentlicht worden ist?

Hallo!

Vielen Dank für Deine/Eure Antworten!
Ich glaube, die Hauptaspekte habe ich verstanden.

Der Artikel stammt, soweit ich herausgefunden habe, aus der Bonhoeffer-Biograpfie von Bethge. Eine genaue Angabe habe ich leider nicht, da ich nur vier Seiten als Kopie bekommen habe.

Danke an Alle!

Der Artikel stammt, soweit ich herausgefunden habe, aus der
Bonhoeffer-Biograpfie von Bethge. Eine genaue Angabe habe ich
leider nicht, da ich nur vier Seiten als Kopie bekommen habe.

Tach Trüffelsau,

kannst Du noch feststellen, welche Seiten das sind?
Dann kann ich nachlesen, sie in den Zusammenhang einordnen und Dir kompetentere Antwort gebe.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,
da muss ich meinen Lehrer fragen. Den sehe ich erst nach den Ferien. Sorry! Ich habe übrigens eine Bibelstelle (Röm 13,1) gefunden, auf die Luther sich evtl. bezieht.
Viele Grüße

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]