Ganz kurz zur Einstimmung, aber das ersetzt natürlich nicht eine umfangreiche Lektüre:
Bonhoeffer war Lutheraner und bezog sich auf Luthers Wort „Peccate fortiter, sed credite fortius“ - Sündigt kräftig, aber glaubt kräftiger!
Luther meine damit, dass es Augenblicke oder Situationen gibt, in den wir gar nicht anders können, als zu sündigen. Wir haben nur die Wahl zwischen zwei Übeln.
Dann sollen wir - nach gründlicher Abwägung und Gewissenserforschung - uns für eine Sünde entscheiden in dem Bewusstsein, dass wir uns durch diese Sünde dem Gericht Gottes und seinem Zorn ausliefern.
Nun kommt aber die Gnade Gottes durch Christus: Christus hat die Sünder erlöst, gerechtfertigt. (Wobei „rechtfertigen“ nicht bedeutet, dass er nachträglich die Begründung dafür liefert, dass unser Handeln richtig war. Denn „rechtfertigen“ hat im juristischen Sprachgebrauch zu Luthers Zeit eine andere Bedeutung, aber das würde hier zu weit führen.)
Und im Vetruaen auf die Gnade Gottes durch Christus hat Bonhoeffer sich zum Widerstand entschlossen.
Die Sammlung seiner Gedanken aus der Tegeler Haft, die Bethge unter dem Titel „Widerstand und Ergebung“ herausgegeben hat, kehrt Bonhoeffers Gedanken eigentlich um: Als guter Lutheraner war er von der Legitimität staatlichen Handelns zutiefst überzeugt, sein Entschluss zum (gewaltsamen) Widerstand reifte erst später in ihm.