Digitales Hörgerät linear oder mit Kompression?

Wer hat hier Erfahrung?
Ich leide seit Jahren unter einer leichten bis mittleren Hörbeeinträchtigung beidseitig.
Im sprachrelevanten Frequenzbereich 0,5 bis 4kHz zwischen 20 u 30 dB.
Trotzdem habe ich ein wirklich starkes „Verstehproblem“ im Gruppengespräch, in Geschäften, Restaurants, Keller, Gewölbe, Bahnhof, Telefon. etc.
Der Hörgeräteakustiker versorgte beide Ohren mit digitalen 6-Kanal-Geräten mit Richtmikrofontechnik, Kompressionsverfahren WDRC u. wahlweise bis zu 4 Programmen.
Ich verstehe mit den Geräten - trotz verschiedenster Feinanpassungsversuche - nicht besser als ohne sie. Ich höre nur mehr und lautere Geräusche - völlig unabhängig von Richtmikro oder nicht :wink:
Das geht allerdings nun schon ein Jahr so.
Es wurde stets auf „Gewöhnungsprozess“ verwiesen.
Meine Fragen:

  1. wann „sticht“ die Einrede „Gewöhnungsprozess“ nicht mehr?
  2. trügt mich mein Eindruck, dass ich offenbar bei Verwendung von nur einem Gerät tatsächlich besser verstehe?
  3. könnte stur lineare Hörverlustausgleichung mit lautstärkeverstellmöglichkeit - aber eben ohne jede sonstige Frequenzkompressionstechnik - helfen?
  4. Oder würde ein wirklich binaurales Hörgerätepaar angesagt sein?
    Wie gesagt, mein Hörgeräteakustiker schiebt alles auf „mangelnde Gewöhnung“.
    Ich hoffe auf freundliche  Erfahrungsweitergabe.

LG
(ver)2felnder

Moin,

eines vorweg:
Es gibt nicht die Schwerhörigkeit. Es gibt zig Varianten.

Meine Fragen:

  1. wann „sticht“ die Einrede „Gewöhnungsprozess“ nicht mehr?

ev. nie

  1. trügt mich mein Eindruck, dass ich offenbar bei Verwendung
    von nur einem Gerät tatsächlich besser verstehe?

Wenn das bei Dir so ist, dann ist das so. Das kannst nur Du beurteilen.

  1. könnte stur lineare Hörverlustausgleichung mit
    lautstärkeverstellmöglichkeit - aber eben ohne jede sonstige
    Frequenzkompressionstechnik - helfen?

Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Bei mir war es genau umgekehrt, die vor Jahrzehnten kriegbaren analogen Geräte haben mir in keiner Weise geholfen, sondern so wie bei Dir beschrieben gewirkt. Jetzt mit digitalen geht es einigermaßen, wenn auch nicht perfekt, warum kommt später.

  1. Oder würde ein wirklich binaurales Hörgerätepaar angesagt
    sein?

Ausprobieren.

Wie gesagt, mein Hörgeräteakustiker schiebt alles auf
„mangelnde Gewöhnung“.

Was auch sein kann:
Es gibt spezielle Arten der Schwerhörigkeit, die sind nahezu unversorgbar, weil sie sich im Hirn abspielen. Das ist teilweise auch bei mir so.
Ich hab da den ganzen diagnostischen Weg hinter mir, mit Untersuchungen der Außen-, Mittel- und Innenohrs, des Hörnervs der Übergabe ans Hörzentrum und einem MRT des Hirns.
Da kann ein spezialisierter HNO oder ein Neurologe was zu sagen, oder HNO-Kliniken von Universitätskrankenhäusern.

Das Spiel kann aber langwierig werden.

Was auch sein kann:
Wenn Deine Schwerhörigkeit schon ‚älter‘ ist, sprich längere Zeit unversorgt war, kann es sein, daß Dein Hirn das Hören ‚vergessen‘ hat. Dieser Vorgang ist leider meist irreversibel.

Gandalf

du wolltest ein Feedback…
@ Gandalf,

du bestehst auf Feedback wie du zu meiner erneuten Frage „Binaurale Kassengeräte“ monierst.
OK - ich wollte dir das eigentlich ersparen.

Moin,

eines vorweg:
Es gibt nicht die Schwerhörigkeit. Es gibt zig Varianten.

ich sprach nirgends davon, dass bei mir „Schwerhörigkeit“ vorläge.

Meine Fragen:

  1. wann „sticht“ die Einrede „Gewöhnungsprozess“ nicht mehr?

ev. nie

das führt dann zu der bekannt großen Zahl der „Nachttischschubladenhörgeräte“…

  1. trügt mich mein Eindruck, dass ich offenbar bei Verwendung
    von nur einem Gerät tatsächlich besser verstehe?

Wenn das bei Dir so ist, dann ist das so. Das kannst nur Du
beurteilen.

Welchen Nutzen hat diese Aussage?
Interessant wäre gewesen - und meine Hoffnung - dass sich User melden, die das ggf. bei sich auch bemerkten.

  1. könnte stur lineare Hörverlustausgleichung mit
    lautstärkeverstellmöglichkeit - aber eben ohne jede sonstige
    Frequenzkompressionstechnik - helfen?

Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Welchen Nutzen hat diese Aussage?
Interessant wäre - und war meine Hoffnung - dass sich User melden, die genau das bei sich auch bemerkt haben

Bei mir war es genau umgekehrt, die vor Jahrzehnten kriegbaren
analogen Geräte haben mir in keiner Weise geholfen, sondern so
wie bei Dir beschrieben gewirkt. Jetzt mit digitalen geht es
einigermaßen, wenn auch nicht perfekt,

Welchen Nutzen hat diese Aussage, dass es bei dir so war, wie üblich?

  1. Oder würde ein wirklich binaurales Hörgerätepaar angesagt
    sein?

Ausprobieren.

Welchen Nutzen hat diese Aussage?

Wie gesagt, mein Hörgeräteakustiker schiebt alles auf
„mangelnde Gewöhnung“.

Was auch sein kann:
Es gibt spezielle Arten der Schwerhörigkeit, die sind nahezu
unversorgbar, weil sie sich im Hirn abspielen. Das ist
teilweise auch bei mir so.
Ich hab da den ganzen diagnostischen Weg hinter mir, mit
Untersuchungen der Außen-, Mittel- und Innenohrs, des Hörnervs
der Übergabe ans Hörzentrum und einem MRT des Hirns.
Da kann ein spezialisierter HNO oder ein Neurologe was zu
sagen, oder HNO-Kliniken von Universitätskrankenhäusern.

Was hat diese „Leidensgeschichte“ mit „Gewöhnung“ zu tun?

Das Spiel kann aber langwierig werden.

Was hat das mit meiner Frage zu tun?

Was auch sein kann:
Wenn Deine Schwerhörigkeit schon ‚älter‘ ist, sprich längere
Zeit unversorgt war, kann es sein, daß Dein Hirn das Hören
‚vergessen‘ hat. Dieser Vorgang ist leider meist irreversibel.

Ich leide nicht unter „Schwerhörigkeit“ - ich habe eine leichte Hörbeeinträchtigung und akustische SprachVerstehProbleme

Alles in allem waren deine Hinweise NICHT hilfreich für mich.

Sorry - Du bestandest auf diesem Feedback.

LG
2felnder

Moin,

ich sprach nirgends davon, dass bei mir „Schwerhörigkeit“
vorläge.

je nuh,
Du schriebst:

Ich leide seit Jahren unter einer leichten bis mittleren Hörbeeinträchtigung beidseitig.

das ist für mich eine Schwerhörigkeit, daher meine Einlassungen.

Wenn sie nicht hilfreich für Dich waren, so hab ich zumindest versucht, Dir eine vernünftige Antwort zu geben.

Was hättest Du denn lieber gehört?"

Gandalf

2 Like

erst lesen, dann schreiben…
@gandalf

Was hättest Du denn lieber gehört?"

Ich begründete mehrfach in etwa so, was ich lieber gelesen hätte:

„Interessant wäre - und meine Hoffnung war - dass sich User melden, die ähnliches bemerkt haben“

LG
2felnder

Moin,

„Interessant wäre - und meine Hoffnung war - dass sich User
melden, die ähnliches bemerkt haben“

und was würde Dir das helfen?
Ziemlich genau gar nichts, weil es eben nicht die Schwerhörigkeit/Hörbeeinträchtigung gibt.

Aber wenn Du mir das nicht glaubst, dann lass es.
Ich rede ja nur aus langjähriger Erfahrung und Freundschaften/Bekanntschaften mit etlichen anderen Schwerhörigen und Freundschaften/Bekanntschaften mit einigen Akustikern.

Gandalf

3 Like

Hallo (ver)2felnder,

Das ganze ist recht kompliziert und man müsste mehr über den Verlauf deiner Fehlhörigkeit wissen. Kann aber auch sein, dass du das selbst lange nicht mitbekommen hast.

Das Gehirn ist plastisch, vereinfacht ausgedrückt lernfähig.

Fehlen jetzt einzelne Frequenzen oder sind bestimmte Frequenzen stark verzerrt, versucht das Gehirn mit den restlichen Informationen Laute zu unterscheiden. Das Gehirn kann dann z.B. tiefere oder höhere Frequenzen beiziehen um Laute zu unterscheiden. Normalerweise blendet das Gehirn viele Frequenzen aus, weil sie zur Erkennung eines Lautes nicht nötig sind. Dadurch werden aber auch Störgeräusche ausgeblendet.
Das kann dann zunächst aber dazu führen, dass je nach Stimmlage des Sprechers, dieser unterschiedlich gut zu verstehen ist.
Andererseits können Störgeräusche weniger gut ausgeblendet werden, da das Gehirn genau auf diese Frequenzen ausgewichen ist.

Um einen Laut zu erkennen, macht das Gehirn eine Spektrumanalyse. Die Lautstärke verteilt über die Frequenz er gibt ein Muster. Das Gehirn hat nun gelernt, welche Bereiche für die Erkennung relevant sind. Ziel der Natur ist es immer mit dem geringsten Aufwand ein Ziel zu erreichen.

Der Akustiker versuch nun meistens als erstes einen möglichst linearen Frequenzgang hin zu bekommen, zumindest was dann an Daten ans Gehirn geleitet wird. Da müsste dann das Gehirn wieder umlernen und Laute wieder „normal“ auswerten, sich also daran gewöhnen. Die Frage ist dabei natürlich auch, wie lange dein Gehirn schon mit den verzerrten Informationen zurecht kommen muss? Je länger dies der Fall ist, umso länger dauert meistens auch das Umlernen. Hinzu kommt, dass sich das Gehirn langsamen Veränderungen leicht anpassen kann, bei schnellen Veränderungen aber eher Chaos entsteht, da die erlernten Muster nicht mehr passen! Als erstes stürzt sich das Gehirn nun auf die offensichtlichsten Muster und dies scheinen bei dir die Hintergrundgeräusche zu sein.

In deinem Fall sollte man versuchen nicht gleich alles zu korrigieren, sondern den Frequenzgang nur mal um 5dB zu verbessern. Dann kann das Gehirn die bestehenden Muster einfacher umlernen, da es noch einen Bezug zu den alten Mustern herzustellen kann. Nach einer Weile korrigiert man dann weitere 5dB in Richtung linear.
Wobei linear auch nicht das Ideal ist, manchmal muss man einzelne Bereiche ganz ausblenden oder mehr verstärken, das ist die Idee hinter den unterschiedlichen Programmen.

Ein weiteres Problem kann auch noch darin liegen, dass du dich zuerst einmal an die geänderte Akustik gewöhnen musst. Theoretisch dürfte es keinen Unterschied machen ob mit oder ohne Hörgerät, wenn dieses gar keine Korrekturen am Frequenzgang vor nimmt. Praktisch kann es aber sein, dass du so schon mehr Probleme hast.

Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass der Akustiker keine technische Messmöglichkeit hat um zu messen, welche Einstellung eine Verbesserung für dich bringt. Da ist eben deine Mitarbeit gefragt. Je weniger du von Akustik verstehst umso schwieriger wird es eben auch, die Relevanten Informationen von dir zu bekommen :frowning:

Wenn du sagen kannst: zwischen 10kHz und 11kHz sind die Störgeräusche 20dB zu hoch, kann der Akustiker dir das schnell und genau einstellen :wink:

Eine andere theoretische Möglichkeit wäre es, eine akustisch schwierige Situation in Labor zu holen und dort zu optimieren. Dazu müsste man aber die Situation aufzeichnen können. Allerdings verändert schon die Aufnahme den Frequenzgang etwas und zudem geht die es höchstens in Stereo, ist also nicht wirklich 3D, sodass das Richtmikrofon nicht wirklich funktioniert.

Die Praxis ist nicht immer einfach, obwohl die Theorie doch so schön wäre…

Ich selbst habe nur einen Tinnitus. Ein Pfeifton so um die 15kHz rum, welcher in etwa die Lautstärke eines normalen Gesprächs hat. Normalerweise kann ich den Ton locker ausblenden. Ich kann mich aber auch auf diesen Ton konzentrieren, dann übertönt er das Meiste. Nur wenn es mir schlecht geht (Krank, Übermüdet, schlechte Verfassung usw.), klappt das mit dem Ausblenden weniger gut.

MfG Peter(TOO)

Servus Peter (TOO),

vor kurzem habe ich einen Beitrag vom ‚Institut der Wissenschaften‘ gelesen, der sich mit einem (für mich völlig neuen und eigenartigen) Therapieansatz beim Tinnitus beschäftigte.
Ich habe Dir hier den Link auf den entsprechenden abstract eingestellt - vielleicht ist es ja nützlich.

http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnins…

Gruß und danke für Deine Beiträge

Kai Müller

Hallo Kai,

Ich habe Dir hier den Link auf den entsprechenden abstract
eingestellt - vielleicht ist es ja nützlich.

http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnins…

Merci.

Ich komme seit etwa 30 Jahren bestens mit dem Tinnitus zurecht. Bei mir laufen halt immer Radio oder TV im Hintergrund, das blendet dann den Ton aus (ist auch ein Therapieansatz).
Aber schlafen tue ich auch in einem ruhigen Zimmer.

MfG Peter(TOO)