Dioxin in Bioprodukten

Hallo,

in „Umwelt und Naturschutz Brett“ steht ein Artikel zu Dioxin (wie und wo können wir Aufmerksamkeit erzielen). Ich zitiere mal kurz aus dem Original Anfangsposting von adidei 18.01.2011:

„Und so sind die Dioxine überall und vor allem in den Produkten, die besonders „Bio-ökologiisch“ hergestellt werden. Man berichtete, daß Bio-Eier aus ökologischer Freilandhaltung der Hühner oft einen höheren Dioxingehalt haben als die Eier von Hühnern aus Boden- oder Käfighaltung und Industriefutter. Das Fleisch von „gesunden“ Kühen, Schafen und Geflügel, die ihr Futter selber auf „gesunden“ Wiesen suchen, darf 3 mal so viel Dioxin enthalten wie das Fleisch von den „verseuchten“ Schweinen.“:

Meine Frage: stimmt das wirklich so?
Ist das wissenschaftlich fundiert bewiesen (Tests usw) und politisch gesetzlich derart definiert?
Wer testet das in welchen Intervallen und Formen und nach welchen Verordnungen im Einzelfall?

Wir halten zB seit ein paar Monaten einige Galloway-Rinder in extensiver Mutterkuh-Haltung, bei uns stand bis jetzt noch niemand der Bodenproben nahm oder unser Zufutter im Winter überprüfte. Uns ist bislang keinerlei Verordnung bekannt geworden, nachdem Futter und Weide diesbezüglich geprüft/getestet/begutachtet werden. Und natürlich verkaufen wir auch das Fleisch irgendwann, der Metzger der das Schlachten dann übernimmt macht doch garantiert keine Tests auf ausgerechnet Dioxin? Wie ist das also beispielsweise mit dem qualitativ hochwertigem und teurem Rindfleisch aus Hobby-Landwirtschaft?

Wer weiß da genaues, möglichst mit Quellen?

Ich hab das hier neu aufgemacht weil ich mich im Brett Umwelt… mit meiner Frage nicht passend aufgehoben fühle

Viele Grüße
Sabine

(Man könnte ja jetzt anmerken: so teures Fleisch ißt man in geringeren Mengen als Fleisch aus Massenproduktion, also darf da mehr drin sein… Dieser Argumentation möchte/kann ich jedoch genauso wenig folgen wie ich glaube das unsere Rinder höher belastet bzw beim Verzehr ungesünder sind als Rinder aus Massenproduktions KZ Haltung. Genausowenig mag ich jedoch Antibiotika im Futtermittel mit Dioxin vergleichen.)

Hallo,

„Und so sind die Dioxine überall und vor allem in den Produkten, die besonders „Bio-ökologiisch“ hergestellt werden. Man berichtete, daß Bio-Eier aus ökologischer Freilandhaltung der Hühner oft einen höheren Dioxingehalt haben als die Eier von Hühnern aus Boden- oder Käfighaltung und Industriefutter. Das Fleisch von „gesunden“ Kühen, Schafen und Geflügel, die ihr Futter selber auf „gesunden“ Wiesen suchen, darf 3 mal so viel Dioxin enthalten wie das Fleisch von den „verseuchten“ Schweinen.“:

Meine Frage: stimmt das wirklich so?

Nein. Für Fleisch aus Freilandhaltung gelten genau die gleichen Grenzwerte wie für Fleisch aus Stallhaltung. Was stimmt ist, dass Biofleisch einen im Durchschnitt etwas höheren Dioxin-Anteil aufweist als Fleisch aus Stallhaltung, weil die Tiere auf der Weide Dioxin aufnehmen, das im Gras enthalten ist und dorthin v.a. über die Luft gelangt.

Dioxin ist aber mehr oder weniger überall enthalten. Auch wenn du Luft einatmest ist da Dioxin drin. Das ist auch nicht weiter schlimm, solange die aufgenommen Mengen nicht zu hoch werden. Und dafür sorgen die Grenzwerte. Für Rindfleisch beträgt dieser Grenzwert z.B. 4,5 pg pro Gramm Fett für Dioxin und dioxinähnliche PCB. Die Werte für Biofleisch lagen z.B. bei einer Untersuchung des Verbraucherschutzministeriums Baden-Württemberg im Durchschnitt bei 2,59 pg und die bei konventionellem Fleisch bei 1,49 pg, was aber in beiden Fällen deutlich unter dem Grenzwert liegt. Lediglich eine Probe überschritt mit 8,36 pg den Grenzwert und das war aber eine Probe aus konventioneller Stallhaltung.

Siehe: Ökomonitoring Baden-Württemberg 2007
http://www.untersuchungsaemter-bw.de/pdf/oekomonitor…

Insgesamt gesehen brauchst du dir deshalb um Dioxin im Fleisch keine Sorgen machen, solange niemand wie in dem aktuellen Fall mehr oder weniger mutwillig Dioxin z.B. ins Futter bringt. Und bei diesen Dingen bist du bei Freilandhaltung auf der sichereren Seite, weil diese wenig bis gar kein industrielles Futtermittel verwenden.

Außerdem weist konventionelles Fleisch abgesehen vom kleinen Plus bei Dioxin ja trotzdem eine ganze Reihe anderer Nachteile auf, wie z.B. eine deutlich höhere Belastung für die Umwelt, einen höheren Wert an Antibiotika-Rückständen usw usf…

(Man könnte ja jetzt anmerken: so teures Fleisch ißt man in
geringeren Mengen als Fleisch aus Massenproduktion, also darf
da mehr drin sein…

Das ist aber keine so abwegige Argumentation, denn gleiches gilt ja für fast alle Dinge: Die Dosis machts. Der Zuckergehalt in Süßigkeiten ist alles andere als gesund. Wenn du aber das aber nur ab und zu isst, dann ist das trotzdem nicht schlimm und es ist nichts dagegen einzuwenden. Wenn man das Zeug aber in rauen Mengen verdrückt, dann ist es ungesund.

So gibt es z.B. Lebensmittel wie z.B. Aale die viel höher mit Dioxin belastet sind. Und wenn du dich nur von Aalen ernähren würdest, wäre das deswegen nicht so gesund. Mit die höchsten Dioxin-Rückstände im Körper weisen so z.B. die Inuit und andere native Bewohner in den Polargebieten auf, da sie sich überwiegend von Fisch und Robbenfleisch ernähren, das eben relativ hohe Dioxinwerte aufweist.

Dieser Argumentation möchte/kann ich
jedoch genauso wenig folgen wie ich glaube das unsere Rinder
höher belastet bzw beim Verzehr ungesünder sind als Rinder aus
Massenproduktions KZ Haltung.

Wie gesagt: Es mag ja sein dass eure Rinder einen leicht höheren Dioxinwert aufweisen als Fleisch aus Stallhaltung. Aber dafür haben sie keine Antibiotika drin, sind tiergerecht gehalten worden usw usf. Das ist insgesamt gesehen immer noch weit besser, v.a. wenn man sich die Zustände in der Massentierhaltung ansieht. Lass dich also nicht verrückt machen. Die Dioxinbelastung ist z.B. insgesamt bei uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgrund der eingeführten Grenzwerte deutlich gesunken.

Neben dem oben verlinkten Bericht sind auch die folgenden Informationen noch sehr aufschlussreich, wenn du dich näher damit auseinandersetzen willst:

Umweltbundesamt: Hintergrundinformation Dioxine, Juni 2010
http://www.umweltdaten.de/chemikalien/dioxine.pdf

Umweltbundesamt: Dioxine, Daten aus Deutschland, 5. Bericht, 2007
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3328.pdf

vg,
d.

Hi,

hier gibt es auch noch gute (komprimierte) Information:

http://www.euleev.de/

Udo Pollmer ist „ebenso bekannt wie streitbar“ und im allgemeinen eher für schärfere Regelungen, also scheint die Dioxin-Geschichte von den Medien schon recht heißgekocht zu sein.

Gruß,
www2011

Die Grenzwerte sind so festgelegt, dass bei einer ordnungsgemäßen Herstellung des betreffenden Lebensmittels dieser Wert unterschritten ist. Man hat also Lebensmittel verschiedenster Art genommen und den durchschnittlichen Dioxingehalt bestimmt. Das ist dann mehr oder weniger der Grenzwert. Diese Grenzwerte haben erst mal nichts mit möglichen gesundheitsschädlichen Mengen zu tun.
Udo Becker