Diplomarbeit II

Hallo,

ich stehe vor einem ähnlichen Problem wie Scrabz weiter unten. Meines ist, dass ich sehr vielseitig interessiert und für alles offen bin. Ich kann mich einfach nicht für ein Hauptfach im kommenden 8. Semester entscheiden. Mir hat bisher mit wenigen Ausnahmen alles im Studium Spaß gemacht. Wenn ich ein Fach wählen müsste, täte es mir sehr leid, dass ich das andere nicht machen kann - eine echte Zwickmühle.

In Frage kommen Molekulare Pflanzenbiologie (Gene und Signale für die Eisenregulation), Molekulare Zellbiologie (Signaltransduktion, mikrobielle und virale Toxine, Proteintargeting etc.), Molekularbiologie (Proteinfaltung, Kernimport/-export, P53 etc.), Biochemie (CYP, Steroidbiosynthese, Ferredoxine), Mikrobiologie (pharmarelevante Monosaccharide, Enzyme des Kohlenhydrat-Sekundärstoffwechsels höherer Pilze u.v.m.) und Pharmakologie (Ionenkanäle, besonders TRP- und L-Typ Ca-Kanäle u.v.m.). Ich könnte mir wirklich vorstellen, in all diesen Fächern meine Diplomarbeit abzulegen und später auch zu promovieren.

Nun versuche ich bei meiner Entscheidungsfindung noch die Berufschancen mit einzubeziehen, die bekanntlich bei den Biologen nicht so extrem hoch sind. Anbetrachts meines fortgeschrittenen Alters (36) muss ich aber sehen, dass ich nach der Promotion auch möglichst schnell unterkomme. Ich schließe zwar einen Arbeitsplatz im Ausland nicht kategorisch aus, würde aber natürlich am liebsten in Deutschland bleiben. Darum meine Frage: Mit welchem der o.g. Fächer hat man als Postdoc eurer Ansicht nach in Deutschland die besten Chancen auf einen Arbeitsplatz?

LG
Huttatta

Morgen!

Du bist 36 und im 8. Fachsemester? Du hast vor, an Dein Studium noch eine Promotion anzuschließen? D. h., Du kommst ungefähr mit 41 oder 42 auf den Arbeitsmarkt.

Sorry, dass ich das so deutlich sagen muss, aber ich fürchte, dass Deine Einstellungschancen in der Forschung der Industrie extrem gering sind, und zwar egal welches Fach Du wählst. Dafür gibt es zu viele hoch qualifizierte Biologen, die 10 Jahre jünger sind als Du.

Mach einfach das, was Dir Spaß macht! Und sperr Deine Ohren möglichst weit nach allen möglichen beruflichen Alternativen auf, die für Dich in Betracht kommen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg :smile:

Michael

Hallo,

tja, das wird schwer werden. Du wirrst in allen Fächen Konkurrenz von deutlch jüngeren Mitbewerbern haben. Auch bei einer universitären Anschubfinanzierung, Forschungsstipendien für Habilitanden usw. ist oft ab 35 Jahren für den Bewerber Schicht im Schacht.

ABER - du schreibst was in deiner ViKa von Webdesign und dass dein PC zu deinen Lieblingsgegenständen gehört… Wenn du in den Bereich Bioinformatik gingest, hättest du wahrscheinlich noch die besten Berufsaussichten. Wichtig ist, dass du programmieren kannst. Die meisten Firmen haben dass Problem, dass sie auf der einen Seite Biologen haben mit wiss. Problemen, die aber nicht wissen, was wie dazu computertechnisch lösbar ist und zum anderen Computerfachkräfte (Mathematike, Informatiker, teilweise auch "Bio-"Informatiker), die die optimalität von Algorithmen herleiten können, aber keine praxisrelevanten Lösungen erarbeiten (weil ihnen das Hintergrundwissen der Praxis fehlt). Oft kommt dabei Software raus, die zwar toll rechnet, aber für den Biologen im Labor umständlich bis unbrauchbar ist (ich spreche aus bitterer Erfahrung). Schlimm ist dann auch, dass die Biologen dann oft nicht verstehen, was die Software falsch macht und die Entwickler nicht verstehen, was sie eigentlich machen sollte…

Für die Schnittstelle braucht’s Leute, die beides können. Ich halte das (noch) für eine Marktnische.

LG
Jochen

Hi Michael,

Du bist 36 und im 8. Fachsemester?

Du hast aber die gesamte ViKa gelesen - oder?!
Denn da steht auch noch, daß er gelernter Fachpfleger ist, somit ein Spätberufener.
Die haben, je nach Qualifikation, auch in der Industrie eine Chance.

Gandalf

Hi Jochen,

Bioinformatik kommt leider nicht in Frage. Der PC ist eher ein Muss, aber weil der Kasten meist macht, was ich ihm sage, mag ich ihn. :wink:

Nein, ich gehöre in ein Labor. Es wäre schön, wenn sich hier was für mich ergeben würde, aber ich bin nicht auf Deutschland fixiert. In anderen Ländern ist die Arbeitsplatzsituation für Biologen ja nicht ganz so grauselig wie hierzulande. Zur jungen Konkurrenz sage ich mal Folgendes: Es wird bei den Bewerbern auch auf die Leistungen/Zensuren geschaut. Falls meine bleiben wie sie bisher sowohl schulisch als auch an der Uni waren, dann wird das für sich sprechen. Und alle Profs sagen stets einhellig: Wer gut ist, bekommt auch was. Also werde ich alles tun, um zu diesen Guten zu gehören. Das ist wohl meine einzige Möglichkeit.

Um aber auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Welchem der im Ursprungsposting genannten Fächer räumst Du die Deiner Ansicht nach besten Chancen ein? Und stimmt es, dass man als Diplombiologe ohne Promotion leichter einen Job bekommt als mit? Dieses Gerücht hält sich seit einiger Zeit hartnäckig, aber niemand, den wir bisher fragten, konnte oder wollte das bestätigen.

LG
Huttatta

Hi Huttatta,

Und alle Profs
sagen stets einhellig: Wer gut ist, bekommt auch was. Also
werde ich alles tun, um zu diesen Guten zu gehören. Das ist
wohl meine einzige Möglichkeit.

Ja, da stimme ich zu. Für Dich spricht auch, dass Du schonmal gearbeitet hast.

Um aber auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Welchem der
im Ursprungsposting genannten Fächer räumst Du die Deiner
Ansicht nach besten Chancen ein?

Biochemie oder Pharmakologie, weil das den direktesten Bezug zur Industrie hat. Das ist aber nur so ein Gefühl und kein Ergebnis einer fundierten Analyse :wink:

Und stimmt es, dass man als
Diplombiologe ohne Promotion leichter einen Job bekommt als
mit?

Das weiß ich nicht. Es kommt natürlich auf die Sparte an. Viele Pharma-Firmen stellen auch als Referent lieber promovierte Leute ein, weil’s beim Kunden besser aussieht. Das macht am Gesamtarbeitsmarkt einiges aus; aber Pharmareferent ist ja jetzt nicht so der Zielberuf, sondern meist eher die Notlösung…

Als Landschaftplaner, Weinbauer (Önologe), Mitarbeiter in der Naturschutzbehörde, Fachgutachter usw. ist wahrscheinlich der „Dr“ eher hinderlich, wobei der Grund - nämlich höhere Gehaltsansprüche - heute ja auch nicht mehr wirklich gegeben ist.

Im Labor ist es schwierig ohne Dr. Die meisten Tätigkeiten sind Routinearbeiten, die unter Anleitung des Laborleiters durchgeführt werden. Das machen Technische Angestellte. Und Laborleiter sind wiederum meist Doktores.

LG
Jochen

Hallo Michael,

Mach einfach das, was Dir Spaß macht!

Mir macht ALLES Spaß, das ist ja gerade mein Problem. :wink:

Und sperr Deine Ohren
möglichst weit nach allen möglichen beruflichen Alternativen
auf, die für Dich in Betracht kommen.

Bevor ich das tue, wandere ich lieber aus. Ein Bisschen schwarzmalen ist zwar angebracht, aber lass es uns bitte nicht übertreiben. Mich würde noch brennend interessieren, welchem der von mir genannten Fächer Du aus Deiner persönlichen Erfahrung heraus die besten Chancen einräumen würdest.

LG
Huttatta

Hallo Huttatta,

Deine Interessen spiegeln weitgehend das wieder was im Arbeitsmarkt nachgefragt wird. Da sehe ich für die von Dir ausgewählten Gebiete keine großen Unterschiede hinsichtlich späterer Berufschancen. Wenn Du Dich nicht für eines der Themen entscheiden kannst empfehle ich Dir einfach mal Kontakt zu den verschiedenen Arbeitsgruppen an Deiner Uni aufzunehmen, bei denen Du Dir vorstellen könntest Deine Diplomarbeit zu machen. Für die Motivation bei der Arbeit ist es auch wichtig wie gut man mit den Kollegen und Profs zurechtkommt. Es kann auch Hilfreich sein eine Arbeitsgruppe bzw. einen Prof zu wählen, der einen gewissen Bekanntheitsgrad und Ansehen in seinem Arbeitsgebiet erworben hat (z. B. wieviel und wo wurde von der Arbeitsgruppe veröffentlicht, wie gut kommen die Doktoranden und Diplomanden später an Jobs?).

Wenn Du in der Forschung bleiben willst geht ohne Doktor gar nichts und wenn Du sowieso promovieren willst ist das Thema der Diplomarbeit von nachrangiger Bedeutung. Man kann im allgemeinen Problemlos das Arbeitsgebiet nach dem Diplom noch ein mal wechseln, vor allem wenn man wie Du es vorhast mit molekularbiologischen oder biochemischen Methoden gearbeitet hat.

Dein fortgeschrittenes Alter wird die Arbeitsuche nicht gerade erleichtern. Ich kann selbst ein Lied davon singen, da ich meinen Doktor erst mit 39 gemacht habe und mich seitdem mit befristeten Drittmittelprojekten über Wasser halte. Vielleicht kannst Du ja Gewinn daraus ziehen schon mal im medizinischen Bereich tätig gewesen zu sein, wenn Du Themem für Deine Diplom und Doktorarbeit wählst, die eine Relevans für die medizinische Forschung besitzen und wenn Du Deine Diplom und Doktorarbeit an medizinischen Instituten durchführst. Dies ist durchaus möglich und üblich.

Gruß
Olaf

Hallo Huttatta!

Zu meiner Person: ich bin ein eigentlich Biologe (dass schreibe ich immer in Anträge und Formulare, wo steht: erlernter Beruf). Ich bin Mitte vierzig, und mache beruflich nicht mehr das, was ich einst in meiner Diplomarbeit untersucht habe. In meiner Diplomarbeit hatte ich eine zoologisch-ökologische Fragestellung (Zoologie war mein Hauptfach). Dann wurde ich Mikrobiologe, dann Gentechniker, dann Chemiker und nun bin ich Qualitätssicherheitsbeauftragter. Ergo: das THEMA des Studiums ist (kann) eher untergeordnetes Kriterium für einen Job sein. Natürlich gibt es viele Menschen, die noch kurz vor der Rente das machen, was sie mal studiert haben, aber das ist die Ausnahme. Wichtig ist: wie ist die Persönlichkeit strukturiert. Wenn man gut drauf ist, kann man jeden Job haben; selbst mit 45 kann man Personalchefs von sich überzeugen, vor allem, wenn es sich um internationale Firmen handelt. Die wollen ihr Produkt verkaufen. Wenn man denen klar macht, daß man das beherrscht, kann man selbst als Anthropologe (das wollte ich früher mal machen) in gut dotierte Jobs gelangen. Die Frage, die man während des Studiums klären muß: will man immer das machen, was man mal studiert hat? Die Leute sind nicht gern gesehen, weil unflexibel. Man darf nie sagen: ich kann das nicht, weil ich es nicht gelernt habe, sondern: ich habe das zwar nie gelernt, aber ich kann es trotzdem.

LGTT

Hallo Huttatta,

kurze Antwort:
da ich ein mikrobiologisches Qualitätskontroll-Labor leite und gerade einen nicht promovierten Mikrobiologen mit Lebenserfahrung suche, ist mein Schnellschuss-Vorschlag klar.

lange Antwort:
Weil es bei der Diplombeit und Doktorarbeit zu viel Frust aufgrund nicht funktionierender Experimente kommt (wenn es einfach wäre, wäre es schon längst bekannt), musst Du unbedingt etwas machen, wo Du Spass daran hast. Wobei es weniger auf das Thema ankommt, als auf das Drumherum. Wenn du gerne Probleme löst/forscht, dann ist es eigentlich egal ob es sich um ATPasen oder um Cytochrome handelt. Viel wichtiger ist das Team: Die Arbeitsgruppe sollte genügend finanzielle Mittel haben und der Prof sollte kein Arsch sein. und man sollte andere Doktoranden und postdocs fragen können.
mach Dir wegen deiens Lebenslaufes keine Sorgen, nicht immer ist der jüngere der Bessere. Wenn in der industriellen Forschung jemand gesucht wird, dann hat derjenige die erste Wahl, der/die GENAU über das gesuchte Thema promoviert hat. z.B. wenn eine Firma jemanden sucht
zum Thema: Kinasen als target der Schädlingsbekämfung von Nemathoden, dann ist derjenge erste Wahl, der genau daran gearbeitet hat. Selten weiss man VOR der Doktorarbeit, was denn in 3-4 Jahren gefragt ist…

und dann solltest Du auf alle Fälle auch die Schweiz und Österreich in deine Wahl miteinbeziehen. mein labor liegt 300m südlich des Rheins, aber für viele Bewerbende dann schon nicht mehr gewünscht…

so weit erst mal
Yps