Hallo!
Ich stehe vor der Entscheidung, wo ich demnächst meine Diplomarbeit schreiben soll.
Zur Wahl stehen Mikrobiologie oder Biochemie, wobei in Osnabrück Mikrobiologie eigentlich fortsetzung der Biochemie mit anderen Organismen (statt E.coli halt Archaen oder so) heißt.
Hinterher würde ich gerne Mikrobiologe werden.
Ich mache gerade mein 6-Wochen-Praktikum in der Biochemie (eigentlich eher in der Biopyhsik), und finde das eigentlich auch sehr spannend,
das Thema ist F-ATPase.
Hier könnte ich auch meine Arbeit schreiben (wenn ich jetzt in den nächsten Wochen nichts groß versaue, wie einen Fermenter platzten lasse, oder die TAs belästige).
Vorteile die ich sehe wären:
- Ich schriebe bei jemandem wirklich kompetenten
- Ich schriebe bei einem sehr prominenten Forscher
- Das Thema ist interessant
- Die Techniken sind wohl universell
- zumindest unter Studenten wird man für schlau gehalten, wenn man in
der Biophysik oder der Biochemie schreibt, und ich hätte
gewissermaßen beides
Ansonsten könnte ich wohl in der molekularen MiBi schreiben, auch wenn ich mich da noch erkundigen muss - Thema wäre entweder auch ATPase, mit etwas Glück auch KDP (Kaliumkanal) bei Archaen und Bakterien.
Interessieren tut mich letzteres mehr, und ich denke, ich hätte gute Chancen da genommen zu werden.
Tja, was soll ich jetzt machen?
Beruflich will ich hinterher lieber in die systematische MiBi, komme ich da rein, wenn ich mein Diplom in Biochemie gemacht habe?
Also, ist es wichtig, das am Schluss auf meinem Zeugniss steht, das ich Mikrobiologie im Diplom gemacht habe?
Viele Grüße, und vielen Dank für jede Antwort!
Ph.
Hallo Ph.,
Hast Du denn schon mal mit den Fachbereichsbetreuern gesprochen? Die koennen Dir da sicher am Besten weiterhelfen.
Im Prinzip spricht nichts dagegen, dass Du Deine Dipl.arbeit in einem nicht-mibi Fach machst/schreibst. Durch die Dipl.arbeit ist man ja nicht auf alle Zeit auf ein Gebiet festgelegt, denn es geht in der Dipl.arbeit ja vor allem um das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens. Ausserdem sind die Grenzen in der Molekularen Biologie mittlerweile eh fliessend. Du solltest also das machen, was Dir im Moment am meisten Spass macht. Bedenke allerdings, dass es durchaus von Nutzen sein kann, wenn Du „den Laden“ schon kennst in dem Du Deine Dr.arbeit anfertigen moechtest. Moeglicherweise kannst Du Deine Dipl.arbeit als Dr.arbeit fortsetzen. Falls Du fuer die Dr.arbeit eh an eine andere Uni willst, dann ist das natuerlich egal.
Also, ist es wichtig, das am Schluss auf meinem Zeugniss
steht, das ich Mikrobiologie im Diplom gemacht habe?
Das kommt wohl auf den AG-Leiter an, bei dem Du Deine Dr.arbeit machen moechtest. Meiner Erfahrung nach kommt es aber eher darauf an, dass Du Interesse und Begeisterung fuer Dein neues Arbeitsgebiet zeigst.
Viel Erfolg,
Marcus
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Hallo!
Nach meiner Erfahrung und der Erfahrung meiner Kommilitonen ist das Thema der Arbeit eher sekundär. Meistens ist man ohnehin ständig mit so kleinen Details beschäftigt, dass das große Ganze in den Hintergrund tritt. Viel wichtiger finde ich folgende Fragen:
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Wie ist das Klima am Institut? Genießt der Chef ein gutes Ansehen bei seinen Diplomanden und Doktoranden oder schimpfen sie nur über ihn? Gibt es Zoff innerhalb der Arbeitsgruppe?
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Welchen Arbeitseinsatz bist Du bereit zu bringen und was wird am Institut erwartet? An manchen Instituten hat man den Eindruck dass die Kaffeepause vom Mittagessen bis zum Feierabend geht. Bei anderen wird man schief angekuckt wenn man am Wochenende nachts um 11 aus dem Labor geht und als Bettlektüre nicht mindestens drei Cell-Paper unterm Arm hat.
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Wie ist das Betreuungsverhältnis? Sind die Diplomanden/Doktoranden Einzelkämpfer oder werden sie (die Diplomanden) systematisch ausgebildet? Gibt es Post-Docs als „Mentoren“?
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Welche Methoden werden in den Arbeiten verwendet. Auf der späteren Suche nach einer Doktorarbeit wirst Du vor allem erzählen müssen, was Du kannst. Wenn Du ein Jahr lang nur sequenziert hast, ist das ein bisschen wenig…
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Wo kommst Du mit den Leuten am besten klar?
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Möchtest Du nach der Diplomarbeit am Institut bleiben oder für die Doktorarbeit was neues suchen? Falls Du ersteres anstrebst, solltest Du schauen, ob das Institut einen guten Namen hat (Veröffentlichungen?) und ob es irgendwelche spannenden Optionen gibt (Kontakt ins Ausland)…
Das Thema Deiner Arbeit ist aus zwei Gründen unwichtig. Erstens sind die genannten Argumente einfach wichtiger. Zweitens werden gute Doktoranden immer eingestellt, egal welchen Hintergrund sie haben. Wenn Du einem Prof darlegen kannst, dass Du der richtige Mann bist, nimmt er Dich auch für eine Promotion in Botanik, wenn Du Chemie studiert hast! (Schlimmstenfalls muss man ein Rigorosum ablegen, aber sicher nicht in Deinem Fall)
Michael
P.S.: Ersetze gegebenenfalls „Diplomand“ durch „Master-Student“.
Hallo!
Ich kann Michael nur VOLL ZUSTIMMEN!
Der zentrale karrieretechnische Punkt in der Diplomarbeit ist das methodische Spektrum (es geht nicht darum, die und das „mal gemacht“ zu haben - die Farge ist: in welche Methoden bist du nach der Diplomarbeit wirklich Experte?).
Eine gute Betreuung ist Gold wert. Frag die derzeitigen Diplomanden nach ihrer Betreuung. Persönlich ist natürlich Spass an der Arbeit und ein gutes Arbeitsklima wirklich wichtig!
Sicher ist eine guter Name im Hintergrund schon bei einer Diplomarbeit ganz nett - aber nicht wirklich wichtig. Das wird erst interessant, wenn du deine Doktorarbeit machst. Da _mußt_ du publizieren, und die Erfahrung lehrt, dass sich Publikationen mit großen Namen unter den Autoren leichter gut publizieren lassen. Hier - in der Dr-Arbeit - wird (neben den Methoden natürlich) auch das wissenschaftliche Thema interessanter. Aber bis dahin ist ja noch Zeit.
Gute Diplomanden können überall promovieren. Dabei ist das Thema und das Institut praktisch egal (wie gesagt: Methoden!). Während die Diplomarbeit noch Teil der Fachbereich-spezifischen Ausbildung ist (als Bio oder Chemie oder Physik usw.), wird die Dr.-Arbeit nur noch unterschieden nach „naturwissenschaftlich“, „gesiteswissenschaftlich“ usw. Daher kann man mit einem naturwissenschaftlichen Diplom in _jeder_ naturwissenschaftlichen Disziplin promovieren.
LG
Jochen