Diskussion um Probiotika bei Autismus

Hallo,
die Diskussion um probiotisch wirkende Bakterien kam schon vor einigen Jahren auf.
Damals habe ich dazu einmal intensiv recherchiert und zwar mit der Frage, ob es hier bereits praktische Anwendungsmöglichkeiten gibt.
Ich bin auch auf bestimmte Mittel gestoßen, allerdings mit einer fremden Indikation und auch nur aus dem Ausland.
Hat sich bei der Behandlung von Autismus irgendetwas seitdem getan? Sind irgendwo bereits Probiotika erfolgreich am Menschen zur Anwendung gekommen?

Hallo,

ich vermute, daß du mit „Ausland“ Länder meinst, die nicht zur EU gehören. Denn in der EU sind derartige unbelegte „Health Claims“ bei Lebensmitteln ohne Wirksamkeitsnachweis untersagt. Und soo viele Aussagen zu gesundheitsfördernden Wirkungen bei probiotischen Lebensmitteln hat die EFSA nicht genehmigt - und schon gar nicht für Autismus.

&Tschüß
Wolfgang

Hallo,

Was willst Du denn bei Autismus behandeln? Autismus ist keine Krankheit im engeren Sinne, die man mit der Einnahme von irgendwelchen Mitteln weg bekommt. Autismus ist eine spezielle Art, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und gewichtet.

Die einzigen beiden Wege, einem Autisten das Leben zu erleichtern ist zum einen, dass sein Umfeld lernt, was Autismus bedeutet und zum zweiten kann eine Verhaltenstherapie einem Autisten (je nach Ausprägung) das Leben mit den Neurotypischen etwas erleichtern.

In wie weit probiotische Lebensmittel die Gehirnstrukturen verändern sollen, und zwar gezielt von einem Autisten hin zu einem neurotypischen Menschen ist mir nicht klar.

Ja, die Produkte dafür findet man im Kühlregal der Supermärkte in Form von probiotischen Joghurts und Drinks.

Grüße
Pierre

Hallo,

jeder ganz normale Joghurt ist genauso probiotisch, auch Sauerkraut, Zwiebeln uvm.
Gartenerde verm. auch.

Gruß,
Paran

@wegfish, vielleicht magst Du auch erklären, was Dir an meiner Argumentation nicht passt, dass Du sie downvotest?!

Grüße

Das ist genau die Einstellung, die weitere Forschung und Wissensgewinn vereiteln würde.
Dogmatische Einstellungen „Autismus ist keine Krankheit und kann auch nicht behandelt werden“ sind wenig konstruktiv. Für die Selbstdefinition Einzelner mögen sie passend und sinnvoll sein, für die Forschung sind sie es nicht.

Da ich schon etwas älter bin, darf ich erinnern: auch in den 50er Jahren glaubte man zu wissen, wie Autismus entsteht, nämlich durch „Kühlschrankmütter“. Das hat man zum Glück inzwischen revidiert. Was ich damit sagen will: JEDE pauschale Aussage, was Autismus ist und wie er entsteht kann in 10 Jahren überholt sein…

Über die Wirkung der Darmbakterien auf Psyche und Gehirnfunktionen gibt es tatsächlich interessante Forschungsansätze, das ist aber zu komplex (auch für mich) um es hier mal eben zu referieren…

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Aber anders herum ist die Abstempelung „Autismus ist eine Krankheit, Autisten sind blöd und behindert und man muss sie mit Psychopharmaka behandeln" (und früher mit Elektroschocks) eine Ausgrenzung durch engstirnige Menschen, bei denen alle anderen Menschen in ein enges Raster passen müssen.

Die derzeitige Forschung geht davon aus, dass Autismus zu 100% seine Ursachen in der Genetik hat. Niemand wird zum Autisten erzogen, niemand wird durch äußere Einwirkungen, Impfungen oder spezielle Lebensmittel zum Autisten gemacht. Entsprechend regt es mich auf, wenn Menschen mit allerhand Kokolores und Quacksalberei Autisten „heilen“ wollen, weil sie ihnen nicht in den Kram passen. Niemand kommt auf die Idee das Down-Syndrom mit Joghurt zu heilen, oder Hochbegabung oder Niedrigbegabung, warum also ausgerechnet Autismus? Also bleibe ich dabei: Autismus ist keine Krankheit, sondern eine persönliche Eigenart.

Neulich las ich den sehr passenden Satz: Autismus ist kein Fehler im Betriebssystem; Autismus ist ein völlig anderes Betriebssystem.

Ja, da hast Du völlig recht. Nur leider konnte bisher kein „probitisches Lebensmittel“ nachweisen, dass es eine irgendwie geartete heilende Wirkung hätte. Erinnern möchte ich hier an den Werbespruch „Actimel aktiviert die Abwehrkräfte", der so auf Grund fehlender Nachweise nicht mehr verwendet werden darf. (Und wenn, würde Actimel wahrscheinlich der Apothekenpflicht unterliegen …) Das gleiche passierte vor Jahren mit Activia von Danone.

Wenn man heute um die Wirkung der Darmbakterien auf die Psyche und andere körperliche Begebenheiten untersucht, verpflanzt man gerne mal Darmflora. Und das zeigt wirklich erstaunliche Ergebnisse. Aber auch hier ist mir bisher nicht bekannt, dass man strukturelle Eigenheiten im Hirn wie eine Autismusspektrum-Störung „kurieren“ konnte.

Grüße
Pierre

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davon war hier aber nicht die Rede, sondern es ging um eine sachliche Nachfrage über den Forschungsstand.

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Und der Forschungsstand Probiotika vs. Autismus ist praktisch nicht vorhanden, mangels Korrelation und Kausalität.

Womit sich der Kreis der Diskussion aus meiner Sicht geschlossen hat - Autismus kriegste (nach derzeitigem Stand der Wissenschaften) nich wech, und probiotische Lebensmittel sind kein Heilmittel.

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Hallo, und was ist hiermit?
Der Darm und die Psyche: http://www.taz.de/!5553683/
und hier:
Probiotika könnten bei Autismus helfen: https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/probiotika-koennten-bei-autismus-helfen-10504/
Den Stamm L. reuteri taucht in einem Artikel auf.

An dieser Stelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56855/Probiotika-lindern-Autismus-im-Tiermodell geht man mit einer vorgestellten Studie von 2013 etwas vorsichtiger um (letzte 2 Absätze).

Und auch die Studie von 2016 wird etwas vorsichtig bewertet: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/68188/Probiotikum-bessert-autistisches-Verhalten-von-Maeusen

Mit anderen Worten, wir haben aus den vergangenen 10 Jahren zwei Studien (zumindest konnte ich auf halbwegs renommierten deutschsprachigen Seiten nur Berichte über diese zwei Studien finden) mit Mäusen, die eine gewisse Korrelation zwischen einem autismusähnlichem Verhalten und dem Fehlen gewisser Darmbakterien aufweisen.

Es findet wohl eine Geburtskohorten-Studie mit fast 110.000 Kindern statt https://www.nature.com/articles/mp2009143. Im Abstrakt der Studie wird erwähnt, dass Autismus wohl die psychische Störung mit der höchsten genetischen Komponente ist, man aber bisher noch keine Marker zum Testen der DNA entwickeln konnte. Umweltfaktoren sind nach dem Abstrakt immer mal wieder als Auslöser im Gespräch, allerdings gelang bisher noch niemandem der Beweis. Über Ergebnisse der Studie konnte ich keine Hinweise finden.

Und zum Bericht in der „Gesundheitshauptstadt“: weiter unten findet man Hinweise zu ähnlichen Beiträgen. Mal vermutet man dort Spiegelneuronen als Auslöser, mal Testosteron.

Wie dem auch sei. Derzeit ist Autismus nicht „heilbar“. Und ich finde das gut so.

Grüße